Название: Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор: Karl Plepelits
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745213409
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Linda drehte ihren Kopf zur Seite, um dadurch Mickey auszuweichen.
Deshalb sah sie nicht, wie ihre Freundin die Wagentür aufriss und sich hinausfallen ließ. Sie hörte nur den gellenden Schrei.
„Verdammt!“, brüllte René und stieg auf die Bremse, dass das Paar im Fond nach vorn flog.
„Du hättest nicht so direkt werden dürfen“, tadelte Mickey. „Die hätten schon noch früh genug erfahren, was wir mit ihnen vorhaben.“
„Blödsinn! Das lahme Getue geht mir auf die Nerven. Ich hole das Miststück zurück.“
Er stoppte den Wagen am äußersten Rand des Highways und sprang hinaus.
Linda Rogers versuchte, die günstige Gelegenheit zu nutzen, während der Buick hielt und sich die beiden Männer um Hazy kümmerten. Sie musste hier heraus, um die Polizei zu verständigen.
Doch Mickey ließ sie nicht allein. Er hielt plötzlich ein Messer in der Hand und hielt ihr die augenscheinlich scharfe Klinge knapp vors Gesicht.
„Wir können uns inzwischen ein paar hübsche Minuten machen“, schlug er heiser vor. „Nur wir drei. Du, das Messer und ich.“
Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Längst hatte sie begriffen, dass diese Kerle nicht mit leeren Drohungen manipulierten. Mickey würde nicht zögern, die Klinge einzusetzen, wenn sie sich wehrte.
„Du kannst mit mir machen, was du willst“, sagte sie matt. „Aber auf den Strich schicken wirst du mich nie. Dazu müsstest du mich in Ketten legen.“
Mickey lachte roh. „Der Vorschlag ist gar nicht so übel. Aber das wird nicht nötig sein. Wir kennen genügend Mittel, um deinen Stolz zu brechen.“
„Meine Knochen vielleicht“, fauchte das Mädchen, „aber niemals meinen Stolz.“
René kehrte zurück. Er trug Hazy McLorne auf der Schulter und warf sie roh auf den Beifahrersitz.
Linda Rogers schrie auf, als sie ihre Freundin sah.
„Ist sie tot?“
„Sieht nicht mehr sehr hübsch aus, die blöde Gans, wie?“, fragte der Wachsblonde gefühllos. „Das hat sie sich selbst zuzuschreiben.“
„Warum hast du sie nicht liegenlassen?“, meckerte Mickey. „Die können wir doch sowieso nicht mehr gebrauchen. Für die zahlt nicht mal mehr ein Puertoricaner einen Dollar.“
„Aber sie ist immer noch hübsch genug, uns an die Bullen verpfeifen zu können“, konterte René.
„Was hast du mit ihr vor?“
„Na, was schon? Die Fische haben schließlich auch Hunger.“
Linda Rogers brach zusammen. Wenn sie bis jetzt noch Hoffnung gehabt hatte, ihr Schicksal ändern zu können, so wusste sie nun mit Sicherheit, dass sie nur zwischen zwei Übeln wählen konnte. Und sie überlegte sich ernsthaft, ob es nicht besser war, sich gleich für den Tod zu entscheiden.
5
Für Bount Reiniger gab es nur noch einen Gedanken: Er musste endlich Jil Fernay fassen.
Dieser letzte sinnlose Mord, dem eigentlich er hätte zum Opfer fallen sollen, hatte das Maß voll gemacht. Fernay war nicht nur ein raffinierter, mit allen Hunden gehetzter Goldräuber, sondern auch ein skrupelloser Killer, dem es nicht darauf ankam, wen seine Kugeln niederstreckten, solange er einen Vorteil dadurch hatte.
Dreimal war er ihm entwischt. Diesmal musste es klappen.
Doch wie immer bestand die Schwierigkeit darin, dass nicht unschuldige Menschen gefährdet werden durften. Die Besucher des Tropical Inn konnte man zwar nicht unbedingt als unschuldig bezeichnen, doch die kleinen Gauner, die Diebe und Hehler, die Schläger und Mugger gehörten zumindest nicht zur Kategorie der Schwerstverbrecher. Jedenfalls noch nicht. Mit dem Überfall auf den Goldtransport vor drei Monaten hatten sie keinesfalls etwas zu tun. Gleichgültig, wie ihr ferneres Leben verlief, ob sie sich für immer krummere Wege entscheiden würden, eine verirrte Kugel bei einem Schusswechsel mit Jil Fernay hatten sie nicht verdient.
Also musste Bount vorsichtig zu Werke gehen. Vor allem durften auch dem schielenden Harry keine Nachteile entstehen.
Der schielende Harry gehörte zu den harmlosen Trickbetrügern. Bount Reiniger hatte ihn vor zwei Jahren aus der Patsche gezogen, als er durch unglückliche Umstände in einen Mordfall verstrickt war und er der schuldigen Bande als Sündenbock gerade recht kam.
Lediglich dem misstrauischen Privatdetektiv, der dem eher einfältigen Gauner dieses raffiniert eingefädelte Verbrechen einfach nicht zutraute, hatte Harry es zu verdanken gehabt, dass ihn nicht nur die Gerichte unbehelligt lassen mussten, sondern vor allem auch die Killerbande, die für eine ganze Reihe von Jahren noch auf die verschiedenen Gefängnisse verteilt sein würde.
Harry verabscheute Polizisten, gleich welchen Dienstranges. Er hatte auch mit privaten Schnüfflern nichts im Sinn. Bount Reiniger hatte er jedoch seit jener Zeit in sein Gaunerherz geschlossen, und der Privatdetektiv, der trotz all seiner berufsbedingten Härte noch immer den Menschen vor den Fall stellte, verdankte ihm bereits manche vertrauliche Information.
So auch diese, dass Jil Fernay ein Auge auf die temperamentvolle Kessy geworfen habe, die sich ihre Sandwiches als Barfrau im Tropical Inn verdiente.
Das Tropical Inn war eine üble Kneipe mit dem Flair des Besonderen. Bei dem Besonderen handelte es sich eben um Kessy, die ihre üppigen Formen freigebig in die Waagschalen des finanziellen Erfolges warf.
Kessy besaß keinen Favoriten. Sie war niemandem Rechenschaft schuldig. Niemand wusste, wie sie das bis jetzt fertiggebracht hatte. Doch es war Tatsache, dass sie ausschließlich in ihre eigene Tasche wirtschaftete, wenn sie sich außer einem vielsagenden Lächeln ein paar Extras entlocken ließ.
Dass Jil Fernay auf Kessy stand, war kein Wunder. Seine Vorliebe für das Wertvolle hatte er oft und gern unter Beweis gestellt. Zuletzt bei dem Überfall auf den Goldtransport der Gold and Diamond Company.
Bei dem Überfall hatte Bount Reiniger ihn nicht erwischen können. Die GDC hatte ihn erst auf die Spur des Gangsters gehetzt, als das Malheur bereits geschehen war. Doch bei Kessy wollte Bount ihn fassen, und dann würde er sich endlich ein paar Tage Urlaub gönnen. June March lag ihm schon seit Langem deswegen in den Ohren.
Dem Detektiv war klar, dass er es keinesfalls auf eine Schießerei im Tropical Inn ankommen lassen durfte. Der Gangster hätte keine Sekunde gezögert, auch Unbeteiligte darin zu verwickeln. Der Mann in der Tiefgarage musste nur deshalb sterben, weil er ihn für seinen Verfolger gehalten hatte.
Bount hatte sich seinen Plan bis in die letzte Einzelheit zurechtgelegt. Es musste alles auf Anhieb klappen. Wenn sich Jil Fernay im Tropical Inn entdeckt sah, würde er unberechenbar werden, und vor allem war dann die einmalige Chance vertan.
Bount Reiniger hatte auf seinen silbergrauen Mercedes 450 SL verzichtet. Der Gangster kannte diesen Wagen von einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd her. СКАЧАТЬ