Chronisches Erschöpfungssyndrom - Heilung ist eine Option!. Gwendolin Reinicke
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Читать онлайн книгу Chronisches Erschöpfungssyndrom - Heilung ist eine Option! - Gwendolin Reinicke страница 5

СКАЧАТЬ zu realisieren und an der Schauspielschule vorzusprechen. Ich war in vier verschiedenen Schauspielschulen in Deutschland und gab mein Bestes zu „Hamlet“ und „Endstation Sehnsucht“. Ich sang meine selbstgeschriebenen Lieder vor und und und. Aber leider genügte es nicht einmal, um irgendwo in die heiß ersehnte zweite Runde zu gelangen. So ein Frusterlebnis!

      Auch mit der Kritik wusste ich nichts anzufangen. Es wurden Sätze gesagt wie: „Wenn man mit dir redet, dann bist du ganz weich, aber sobald du auf der Bühne stehst, wirst du ganz kalt“ oder „Also was du da machst, das ist weit entfernt von wahrer Schauspielerei, das ist wirklich nicht was für jeden!“ Hä? Was hatte das bitte zu bedeuten? Ich habe einige Jahre gebraucht, um zu verstehen, was mein Problem war. Ich war zu unvorbereitet und selbst nicht von dem überzeugt, was ich auf der Bühne getan habe und vielleicht hat den Dozenten auch meine energetische Ader nicht gepasst. Das hatte zum einen dazu geführt, dass ich mich so stark auf meinen Monolog konzentrierte, dass mein Gesicht total einfror, und zum anderen versuchte ich wahrscheinlich den Mangel an Selbstsicherheit mit einer übertreibenden Darstellung zu kompensieren.

      Tja, ich glaube, inzwischen habe ich verstanden, was die Schule von mir wollte, aber nun will ich nicht mehr und dass ist auch gut so. Mein Weg geht ganz woanders lang.

       Studium

      Nach den verpatzten Versuchen, an einer Schauspielschule genommen zu werden, schrieb ich mich in Riesa, nahe Dresden, für ein duales Studium ein. Eventmanagement sollte es werden. „Klingt megacool!“, fand ich. Eine Freundin, die bereits dort studierte, berichtete mir davon. Vor allem von einer sehr schulischen Unterrichtsform. Das gefiel mir. Kleine Klassen und ein fester Stundenplan. Eigentlich war das Studium nur alibimäßig gedacht, um zwischendurch weiterhin in Schauspielschulen vorsprechen zu gehen. Aber ehe ich mich’s versah, vereinnahmte mich das Studium dermaßen, dass ich kaum noch Raum für Privates hatte. Das Studium an sich gefiel mir eigentlich ganz gut. Die Unterrichtseinheiten waren spannend. Es ging um BWL und VWL, aber auch um Selbstpräsentation und Sozialverhalten. Wir lernten uns zu vermarkten und uns selbst darzustellen, und darin war ich besonders gut. Leider stand für mich ziemlich schnell fest, dass der wichtigste Teil des Studiums, und zwar die Ausbildung in einem Eventbetrieb, nicht für mich als lebenslange Beschäftigung in Frage kam. Der Beruf des Managers besteht zu 80% aus einem Bürojob, in dem man nine to five in einem Büro sitzt und E-Mails beantwortet, Gutscheine ausfüllt oder Zahlen dreht, und 20% bestehen aus dem aktiven Vorbereiten eines Events und Kundengesprächen, bei denen ich allerdings kein einziges Mal dabei sein durfte. Ich ging ein mit dieser Arbeitsweise. Es langweilte mich. Ich machte aus Langeweile mehr und mehr Fehler und wurde immer müder und unzuverlässiger. „Absolut falscher Job Gwendolin!“, dachte ich und zack war ich wieder exmatrikuliert. Ich merkte übrigens schon damals, dass meine Energie nicht in ihrem Zenit stand. Aber gut, das tat sie ja schon seit meiner Rücken- und Reizdarmgeschichte in der 10. Klasse nicht mehr.

      Nach Beendigung des Studiums vergingen keine zwei Wochen, bis ich mit einer Erleuchtung aufwachte. Ich weiß, es klingt schräg, aber es war eben nicht einfach ein Traum oder eine Idee, sondern es ging mir wirklich ein Lichtlein auf. „Ich will Grundschulpädagogik studieren!“ Das ist das Richtige für mich, dachte ich. Ein bisschen studieren und dann dafür sorgen, dass Kinder nicht völlig demotiviert in die weiterführende Schule kommen. Frag mich nicht, warum ich von dieser Eingebung damals so begeistert war. Jetzt fühlt es sich ganz stark so an, als hätte ich mit dieser Idee einfach meine Träume begraben und mich für etwas entschieden, was vielleicht nicht ganz so anstrengend ist wie an einer Schauspielschule genommen zu werden. Ich habe schlicht und ergreifend tiefgestapelt. Das soll nun nicht heißen, dass ich den Beruf des Lehrers nicht wertschätze, nein, im Gegenteil, er ist verdammt wichtig, aber eben nicht das, was mich ausfüllen würde. Schon als Kind fand ich Kinder eher anstrengend. Ich habe mich immer lieber mit Erwachsenen umgeben. Erwachsene können auch anstrengend sein, aber ihnen kann man wenigstens sagen, dass sie für ihr Leben selbst verantwortlich sind. Bei Kindern geht das nicht so einfach. Ich schrieb mich also in Bayern für Grundschulpädagogik ein, weil dort der NC deutlich niedriger war als in Sachsen. Ich bekam tatsächlich einen Platz in Regensburg. Das Studium brach ich dann aus CFS-Gründen aber nach nur einem Semester wieder ab.

      Wie es dann mit mir weiterging, erfahrt ihr im Kapitel „Mein CFSVerlauf“. Aber bevor ich zu meiner eigenen Geschichte komme, möchte ich gerne erst mal beleuchten, was dieses mysteriöse CFS überhaupt ist.

       „Einem CFSler zu sagen, er soll sich nicht so haben und einfach seine ‚Müdigkeit‘ überwinden, ist in etwa das Gleiche wie einem querschnittsgelähmten, im Rollstuhl sitzenden Menschen zu sagen, er solle jetzt trotzdem aufstehen und einen Marathon laufen.“

       DATEN UND FAKTEN ZU CFS

      Wer sich selbst einen Überblick zum Thema CFS verschaffen will, der kann sich gerne mal auf den Webseiten www.mecfs.de und www.faitgatio.de umsehen. Mein Wissen über die Daten und Fakten habe ich unter anderem von diesen Seiten und aus den darin gelisteten Studien.

       Geschichte

      Die ersten Fälle der immer noch sehr unbekannten Krankheit wurden in den 30er Jahren notiert. Im Nachhinein bekam sie den Namen „Epidemic Neuromyasthenia“ (Neuro = Gehirn, Myasthenie = Muskelschwäche).

      Seither tritt der Erschöpfungszustand immer häufiger auf und obwohl die Krankheit eine längere Geschichte aufweist, als man denken würde, ist das Verständnis sowohl auf der gesellschaftlichen als auch auf der wissenschaftlichen Ebene ziemlich klein geblieben.

       Begriffserklärung ME/CFS

      Der Begriff „Myalgische Enzephalomyelitis“ (ME) wurde erstmalig in den 50er Jahren nach einer Epidemie im Royal Free Hospital in London geprägt. Damals erkrankten mehrere hunderte Menschen an einer Art Fieber mit unerklärlichen Schmerzen und neurologischen Erscheinungen. Der Begriff setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern Myalgie, Muskelschmerz, und Enzephalopathie, „Gehirnleiden“ (griechisch: enképhalos, „Gehirn“, altgriechisch: pátheia, „Leiden“). Im Jahr 1988 wurde in Amerika nach einer ähnlichen Epidemie der Begriff Chronic Fatigue Syndrome (CFS) entwickelt.

      Der Unterschied zwischen beiden Begriffen besteht darin, dass bei ME die Myalgien, also die Muskelschmerzen vorhanden sein müssen. CFS hingegen ist ein gröberer, aber auch umfassenderer Begriff und wird im Sprachgebrauch gerne verwendet, weil er einfacher zu erklären, zu merken und auszusprechen ist. Doch Betroffene und Ärzte sind sich über die Verwendung der Begrifflichkeit nicht einig. ME ist etwas spezifischer und wird allein durch die medizinische Begrifflichkeit ernster genommen. Er ist aber leider nicht umfassend genug.

      CFS, zu Deutsch chronisches Erschöpfungssyndrom, ist der allgemeine Begriff für alle Menschen, die unter einer schweren Erschöpfung mit physischen und kognitiven Einschränkungen leiden, die über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten anhalten. Leider wird der Begriff CFS sehr schnell mit einer psychischen Erkrankung wie Burnout verwechselt und ist deshalb auch nicht optimal. 2015 wurde noch der Begriff Systemic Exertion Intolerance Disease (SEID) diskutiert. Übersetzt heißt das so viel wie „Belastungs-Intoleranz-Erkrankung“ Wenn ihr mich fragt, viel zu kompliziert und viel zu oberflächlich. Als hätte man mit CFS eine Allergie gegen Sport oder so. Außerdem treten die Empfindungen ja nicht nur während oder nach Belastung auf, sondern auch im Ruhezustand. Deshalb unangemessen. Mittlerweile wird häufig der Kombinationsbegriff ME/CFS verwendet. Den finde ich gut, aber ich verwende trotzdem gerne das Kürzel CFS, denn ich bin der Meinung, wir brauchen keine schlimm klingende Bezeichnung für die Erkrankung, um ernst genommen zu werden. Viel wichtiger ist, dass die Allgemeinheit besser über CFS Bescheid weiß.

      Ich weiß, dass viele Betroffene das anders sehen und eine Bezeichnung vorziehen, welche die Schwere der Krankheit mehr hervorhebt, weil sie sich hilflos und nicht gehört fühlen, und das kann ich sehr gut СКАЧАТЬ