Chronisches Erschöpfungssyndrom - Heilung ist eine Option!. Gwendolin Reinicke
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Читать онлайн книгу Chronisches Erschöpfungssyndrom - Heilung ist eine Option! - Gwendolin Reinicke страница 4

СКАЧАТЬ mich, was mir denn das Rückgrat gebrochen hätte (warum ich diese Rückenbeschwerden machte, natürlich hatte ich mir das Rückgrat nicht wirklich gebrochen). Mir kam ganz instinktiv ein Erlebnis aus der Kindheit, in der ich Krach mit meinem Vater bekam und vor lauter Wut die Wohnungstür hinter mir zuschmiss. Ich war damals vielleicht 6 Jahre. Mein Vater rannte hinter mir her packte mich und versohlte mir den Hintern und meinte, „Ich habe euch schon tausend mal gesagt, dass bei uns keine Türen geschmissen werden!“. Für mich war das nicht nur ein körperliches Trauma sondern definitiv auch ein seelisches. Mein Vertrauen zu meinem Vater war dadurch gebrochen und es hatte sicherlich noch andere Folgen, aber diese sollen jetzt keine Rolle spielen.

      Meine Aufgabe war es dieses Erlebnis, was ich mit Hilfe von meiner Coaches ganz genau durchgegangen bin aufzuschreiben und dann umzuschreiben. Für mich war es wichtig in der Umschreibung mich aufzurichten und meinem Vater eine Grenze zu setzten und ihm klar zu machen, dass wenn er dass noch einmal machen würde, dass er und ich dann keine Beziehung mehr haben würden.

      Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was sich nach diesem Coaching in nächster Zeit verändern wird. Mir ist zumindest ein ganz wichtiger Aspekt dabei klar geworden, ich habe über die Jahre hinweg unfassbar viel Ärger und Wut angestaut. Durch die Angst es würde etwas schlimmes passieren, wenn ich dieses starke Gefühl zum Ausdruck bringe, habe ich angefangen diese zu unterdrücken. Jetzt will ich wieder in meine Kraft kommen. Ich will lernen meinen Ärger und meiner Wut wieder zeigen zu können oder sie, wenn es die Situation nicht zulässt, anderweitig herauslassen. Ich kann einen Stapel Kissen sehr empfehlen ;)

      Die Beschreibung der Methode ist sehr oberflächlich. Wenn euch das Thema interessiert, dann schaut euch gerne auf YouTube Videos von Clemens Kuby an, lest eines seiner Bücher, wie „Mental Healing“ oder schaut euch auf seiner Website an clemenskuby.com.

      Nun zurück zur Schulzeit. Ich begann in der 10 Klasse ständig Bauch- und Rückenbeschwerden zu machen und bekam irgendwann das bedrückende Gefühl, in diesem schlechten energetischen Zustand meinen Abschluss nicht zu schaffen. Daher beschloss ich, Ritalin zu nehmen – ein starkes Medikament, welches die Konzentration fördert und Menschen mit einer Impulskontrollstörung „ruhigstellt“. Um das Medikament zu bekommen, musste ich mich einem IQ- und einem Aufmerksamkeitstest unterziehen. Zu meinen Gunsten kam bei dem Test eine leichte Aufmerksamkeitsschwäche heraus, sodass ich die Tabletten nehmen durfte. Zunächst war die Wirkung klasse. Ich war super motiviert und konnte mich stundenlang hinter meine Schulaufgaben setzen. Mit dem Medikament erlangte ich erfolgreich meine Mittlere Reife.

      Dann setzte ich das Medikament ab und flüchtete für ein Jahr ins Ausland zum Austausch. Zuerst für vier Monate nach Frankreich, wo ich einmal die Gastfamilie wechselte, weil ich in die eine Familie absolut nicht hineinpasste, danach für 6 Monate nach Australien. Dort habe ich die tollsten und entspanntesten Menschen kennengelernt. Ich sehne mich oft nach der australischen Lockerheit zurück, an der es in Deutschland oft fehlt.

      Auch wenn es mir körperlich nach diesem Auslandsjahr nicht viel besser ging (und ich mir daher sicher war, dass meine Beschwerden nicht allein psychischer Herkunft waren), verschaffte mir das Auslandsjahr und die damit einhergehenden Sprachkenntnisse einen gewaltigen Vorteil in der Oberstufe. Ich wählte Englisch als Leistungskurs, für den ich mich minimal anstrengen musste, und Französisch als mündliches Prüfungsfach. Zwei Fächer, für die ich im Abitur quasi kaum lernen musste.

      In der 11. Klasse begann ich das Medikament wieder einzunehmen. Ritalin, müsst ihr wissen, hat einen Haufen Nebenwirkungen; deshalb darf man es auf keinen Fall unbeobachtet nehmen. Zum Beispiel ist Ritalin appetitmindernd, wodurch ich innerhalb weniger Monate 15 Kilo abnahm. Das stellte für mich zunächst mal kein Problem dar, da ich im Ausland einige Kilos zugelegt hatte. Als mir allerdings auffiel, wie viel ich abgenommen hatte, und ich anfing, mir (schlank wie ich war) zu gefallen, begann ich das Medikament zu missbrauchen, um kein Hungergefühl mehr zu bekommen. Alles, was ich aß, landete schnurstracks wieder in der Toilette. Ich war krank. Ich war tablettenabhängig und bulemisch. Und als würde das nicht reichen, entwickelte ich psychotische Züge. Ich war depressiv, sogar selbstmordgefährdet. Ich wollte mit niemandem etwas zu tun haben und war innerlich total blockiert, sodass ich meine Klausuren eine nach der anderen versemmelte.

      Am Ende des Schuljahres war ich nervlich so am Boden, dass ich mich in eine Klinik einweisen ließ. Ich erzählte nur meinen 3 engsten Freunden, warum ich vorerst nicht mehr zur Schule kam. Dieser Schachzug ließ so viel Spekulationsraum offen, dass, wie ich im Nachhinein erfuhr, die Gerüchteküche über mich nur so brodelte. Auf jeden Fall ging meine Idee – dass niemand von meinem Klinikaufenthalt wissen sollte, damit über mich nicht geredet wird – wohl deutlich nach hinten los. Es mag naiv gewesen sein, aber damals hielt ich es für das Beste. Heute weiß ich, es geht auch anders. Und auch wenn es unangenehm sein mag, aber diese Erfahrung lehrte mich solche Situationen in Zukunft offen zu kommunizieren. Ich sag’s euch, es gibt nichts Schlimmeres, als den fauligen Geruch einer Gerüchteküche auszuhalten oder sich im Nachhinein für irgendetwas zu erklären.

      Wenige Wochen später, als ich mich mitten im Klinikalltag befand, erfuhr ich, dass ich wegen einer Chemieklausur, die ich mit ganzen 0 Punkten abgeschlossen hatte, eine Sonderrunde drehen sollte. Eigentlich hätte ich durch meine Krankheitsgeschichte rechtlich die Möglichkeit gehabt, mich einer Sammelprüfung zu unterziehen, in der der gesamte Chemiestoff der 11. Klasse abgefragt worden wäre. Meiner Schulleiterin hat es allerdings ganz und gar nicht in den Kram gepasst, dass ich den gesamten Notendurchschnitt eines Jahrganges runterzog, also verweigerte sie die Prüfungszulassung. Meine Mutter drehte kurz durch, setzte sich dann aber mit einer Schule in einem kleinen Dorf namens Radeberg bei Dresden – ja, genau dort, wo das Radeberger Bier herkommt – in Verbindung und organisierte mir dort einen Platz in der 12. Klasse. Auf diesen Schachzug hin stimmte meine Schulleiterin dem Test zu, sodass ich 2013 mein Abitur mit einem Schnitt von 2,9 abschließen konnte. Ich finde immer, es gibt eine ziemliche Ambivalenz zwischen meiner Intelligenz und meinen schulischen Leistungen. Mathe fand ich, ebenso wie zu viel Wodka, zum Kotzen. Genauso wie Naturwissenschaften und wenn mir jemand sagte, was ich zu einer bestimmten Zeit zu lernen und zu können habe. Das finde ich im Übrigen immer noch, und deshalb studiere ich auch nicht mehr ;) Keine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Ich funktioniere am besten, wenn man mich in Ruhe wachsen lässt. Dann werde ich zur leistungsfähigsten Version meiner Selbst.

       Gap Year

      Seit meiner Zeit im Kindergarten war es mein innigster Wunsch, Schauspielerin zu werden. Spätestens als ich den Bibi-Blocksberg-Film mit Sidonie von Krosigk schaute, war ich fest entschlossen, irgendwann eine große Filmschauspielerin zu werden. Um meinem Berufswunsch, der Schauspielerei, näher zu kommen, hielt ich es für eine brillante Idee, nach meinem Abitur für ein Jahr in verschiedenen Theatern als Regiehospitantin zu arbeiten. Um es kurz zu erklären: Regiehospitanz bedeutet, du bist der Assistent vom Regieassistent. Der Regieassistent ist sozusagen das „Mädchen für alles“ und die rechte Hand des Regisseurs. Wenn der Regisseur mitten in einer Probe ruft, dass er gerne drei Profistripperinnen auf der Bühne hätte, dann rennt der „Regieassi“ los und telefoniert sich die Ohren wund, um drei Stripperinnen auf die Bühne zu bekommen. Er organisiert eben rund um das Geschehen.

      Ich war dann also die Assistentin vom Mädchen für alles und rannte von Theaterwerkstatt zu Theaterwerkstatt, um Requisiten zu besorgen, kochte Kaffee, machte Notizen, legte Kostüme bereit und und und. Leider, muss ich sagen, brachte mich diese Erfahrung meinem Traum kein Stückchen näher. Im Gegenteil. Viele Schauspieler fand ich super eingebildet, die Regieassistenten machten Dauerstress und strahlten alles andere als Gelassenheit aus. Die Proben empfand ich als einschläfernd und mir gefiel der Ton nicht, der im Theater an den Tag gelegt wurde (um nur ein paar Dinge zu erwähnen, die mir schnell lästig wurden). Eins stand nach dieser Erfahrung jedenfalls fest: Theaterschauspiel, nein danke. Damit hatte ich aber gar kein Problem, denn diese Erkenntnis bekräftigte meine Vorliebe für die Arbeit vor der Kamera.

       Schauspielschule СКАЧАТЬ