Название: Shinobi - Dem Untergang geweiht
Автор: Danny Seel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Контркультура
Серия: Shinobi
isbn: 9783749736225
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„Dies kann alles sofort enden. Sagen Sie mir einfach, wo ich Euren Vater finden kann.“
„Niemals!“, brüllte Iemitsu und lief plötzlich mit erhobenem Schwert auf den Fremden zu.
Der Unbekannte wartete bis auf den letzten Moment, bevor er eine Seitwärtsrolle ausführte und mit einem versteckten Tantō, einem Kampfmesser, nach ihm stach. Iemitsu konnte der Klinge knapp noch ausweichen, als der Fremde zu seinem Entsetzen blitzschnell aufsprang und ihn mit einem kraftvollen, vertikalen Hieb von unten angriff. Mühevoll gelang es dem Samurai, den Stoß zu parieren, doch er wurde zurückgeworfen.
Kurzzeitig damit beschäftigt, nicht außer Gleichgewicht zu geraten, sah er, wie sich der Unbekannte so schnell wie der Blitz um seine eigene Achse drehte. Die erzeugte Schwungkraft zu seinem Vorteil nutzend, versetzte dieser seinem Widersacher einen mächtigen Seitwärtstritt in die Seite, der so stark war, dass er einen Holzbalken in tausend Stücke zersplittern könnte. Der Jizamurai stöhnte auf, als er spürte, wie sich eine seiner Rippen brach und ungeheurer Schmerz seinen Körper durchzuckte. Durch die Wucht des Trittes wurde er gegen eine der Papierwände geschleudert, die unter seinem Gewicht nachgab. Hustend versuchte er die Orientierung wiederzuerlangen, als ihm auf einmal bewusst wurde, dass er sein Katana verloren hatte.
Bevor er etwas tun konnte, spürte er, wie ihn zwei Hände am Kragen packten und er hochgehoben wurde, bis sein Gesicht beinahe die Dämonenmaske des Fremden berührte. Obwohl Iemitsu eigentlich ein hervorragender Krieger war, verblassten seine Fertigkeiten im Vergleich zu denen seines Gegners.
„Sagt mir endlich, wo Euer Vater ist“, zischte dieser.
Trotzend sah ihm der Jizamurai direkt in die Augen. „Nur über meine Leiche.“
Ohne Vorwarnung riss der Unbekannte ein Tantō aus seinem Obi, seinem Gürtel, und stieß es in Iemitsus rechten Arm.
„Aaaaaahhhhh!“, brüllte der Letztere auf, als ihn qualvoller, brennender Schmerz durchfuhr.
Auf einmal hob ihn der Unbekannte etwas höher und warf ihn vor sich auf die Tatami, die Matten aus Reisstroh. Aufzuckend, biss sich Iemitsu auf die Lippen und umklammerte die Wunde an seinem Arm, aus der Blut strömte. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie die anderen zwei maskierten Männer interessiert zuschauten.
Der Fremde trat bedrohlich einen Schritt auf ihn zu. „Wo ist Ashida Shinzu?“
Mutig sah Iemitsu zu ihm hoch und schüttelte den Kopf. Der Unbekannte stieß einen langen Seufzer aus und hob erneut sein Messer.
Plötzlich vernahmen sie wütendes Gebrüll. Instinktiv fuhr der Fremde herum und parierte unvermittelt den Hieb seines Angreifers. Seine Lippen kräuselten sich zu einem höhnischen Lächeln, als er feststellte, dass sein Gegner die Frau des Jizamurai war.
Er vernahm einen Schmerzensschrei und sah aus den Augenwinkeln, wie einer seiner Männer fluchend zurücksprang und nach seiner Schulter griff. Der Unbekannte erhaschte lediglich einen kurzen Seitenblick auf den zweiten Angreifer, denn die Frau attackierte ihn nun erneut. Rasch führte sie einen Schwertstoß durch, nach dem Hals ihres Widersachers zielend. Der Fremde wehrte den Stoß mit Leichtigkeit ab und, nach dem Austausch von vier oder fünf weiteren Schwerthieben, entwaffnete er die Frau. Vollkommen ungeschützt stand sie ihm nun gegenüber.
„Kniet Euch dort hin“, befahl der Unbekannte und deutete auf die Strohmatte neben ihrem Mann. Während die Frau vorsichtig tat wie ihr geheißen, wandte er seine Aufmerksamkeit dem zweiten Gegner zu, der seinen Untergebenen verletzt hatte, und welcher jetzt entwaffnet in der Ecke des Zimmers stand. Als er diesen erblickte, schnaubte er amüsiert.
„Du Knirps hast einen meiner Männer verwundet?“, lachte er und sah den Jungen an, der Iemitsus Sohn zu sein schien. Belustigt schaute er zu einem seiner nun verletzten Krieger herüber, der immer noch die Hand auf seine Wunde drückte. Der Blick dieses Mannes deutete auf puren Hass hin, als er den Jungen mörderisch anstarrte.
„Lasst uns in Frieden!“, rief der Junge mit vor Zorn zusammengekniffenen Augen.
Der Fremde sah ihn noch einmal an, bevor er ihm anerkennend zunickte. „Ich bin überrascht, dass du das Geschick und vor allem den Mut hast, einen meiner Männer anzugreifen und sogar zu verletzen.“ Er blickte Iemitsu an, der dem ganzen Vorgang still aber besorgt mit den Augen folgte. „Dein Vater hat dich gut trainiert, Junge … aber gut.“ Er ging einen Schritt auf den Jizamurai zu. „Zurück zum Thema, Samuraisan. Wo ist Ashida Shinzu?“
„Ich werde ihnen nichts verraten!“, rief Iemitsu stur.
„Sie stürzen einfach Ihre gesamte Familie ins Verderben“, seufzte der Unbekannte.
Auf einmal sah Iemitsu, wie der verwundete Krieger auf seinen Sohn Bunjuro zuging.
„Nein!“, rief er. „Lasst meinen Sohn da raus!“
Doch es war zu spät. Der Junge war bereits schockiert aufgesprungen und wollte aus dem Zimmer rennen, doch der Maskierte kam ihm zuvor.
„Neeeeiiiiin!“, schrie die Frau des Jizamurai, als sie sah, wie der Eindringling eine Klinge in die Brust ihres Sohnes stieß. Bunjuro riss weit die Augen auf und blickte seine Eltern ein letztes Mal an, bevor sein Lebensfunke erlosch und er tot zu Boden fiel.
„Nein! Nein, nicht mein Sohn!“, brüllte die Frau und lief zu dem reglosen Jungen hinüber. „Bunjurokun!“, schrie sie, neben ihm auf die Knie fallend, und begann laut zu schluchzen. „Nein! Mein Sohn!“
Iemitsu Kehle verschnürte sich. Er verspürte einen schmerzvollen Stich im Herzen und schloss trauernd die Augen. Der Fremde schien allerdings nichts von all dem mitzubekommen, denn er schaute den Jizamurai erneut an.
„Wie oft muss ich …“ Er brach ab, denn wegen des Geheules der Frau konnte er kaum seine eigene Stimme hören.
Sich an sie wendend, räusperte er sich. „Entschuldigen Sie mich, gnädige Frau, aber könnten Sie bitte etwas leiser trauern? Ich versuche hier gerade ein Gespräch zu führen.“
Die implizite Drohung in seiner Stimme vernehmend, wurde sie etwas leiser, konnte ihr Schluchzen jedoch nicht vollständig unterdrücken.
„Danke“, flüsterte der Fremde, bevor er sich gelassen an Iemitsu wandte. „Wie oft muss ich Sie noch fragen? Wir verschwenden einfach nur Zeit … und Menschenleben.“
Der Jizamurai antwortete nicht sofort. Mit vor Schmerz verengten Augen blickte er seinen Peiniger an. „Weshalb wollt ihr wissen, wo mein Vater ist?“
Der Blick des Unbekannten wurde todernst. „Vor einer langen Zeit überfiel die Armee des Generalen Ashida Shinzu eine Handvoll von Dörfern, obwohl sein Herr nicht den Befehl dazu gegeben hatte. In einem von diesen Dörfern lebte ich.“
Er hielt kurz inne und Iemitsu schluckte, als er den Hass spürte, den dieser Mann ausstrahlte. Er ahnte bereits, was er nun sagen würde.
„Euer Vater“, zischte der Fremde wütend, obwohl es ihm bis jetzt gelungen war, seine Fassung zu bewahren, „hat meine gesamte Familie ausgelöscht, als ich noch ein Kind war! Ich war der einzige Überlebende dieses Massakers. Er hat mein Leben ruiniert! Jetzt ist er an der Reihe …“ Schließlich konnte er sich wieder fassen. „Jetzt aber zurück zu meiner Frage.“
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