Название: Shinobi - Dem Untergang geweiht
Автор: Danny Seel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Контркультура
Серия: Shinobi
isbn: 9783749736225
isbn:
Plötzlich hörte er, wie sich die Tür hinter ihm schloss. Instinktiv drehte er sich um, bereit sein Leben zu verteidigen. Doch niemand war da. Panik stieg in ihm auf und er wollte gerade die Tür öffnen, um seine Wachen zu alarmieren, als er auf einmal eine Stimme hinter sich vernahm.
„Ich habe Sie schon erwartet, Ashidasama.“
Schwer atmend vor Angst, fuhr Iemitsu blitzschnell herum, wobei er sein Schwert direkt vor sich hielt. Der Anblick, der sich ihm bot, brachte beinahe sein Herz zum Stillstand. Ein furchteinflößender Dämon, mit knallrotem Gesicht und Hörnern auf der Stirn, in einem einfachen grauen Kimono, ein Gewand aus Baumwolle, starrte ihn höhnisch grinsend an.
Unmöglich, dachte der Jizamurai und jeglicher Mut verließ ihn.
„Setzen Sie sich“, forderte ihn der Dämon gelassen auf. „Wir haben einiges zu besprechen.“
Erst jetzt stellte Iemitsu fest, dass sein Gegenüber kein Dämon war, sondern lediglich nur eine Maske trug, denn beim Sprechen verzog sich kein einziger seiner Mundwinkel. Etwas ermutigt, aber immer noch in Alarmbereitschaft versetzt, schluckte der Jizamurai seine Furcht hinunter.
„Was wollen Sie von mir?“, verlangte er.
Mit Ausnahme seiner Augen, die Iemitsu abschätzend musterten, blieb der Fremde vollkommen bewegungslos.
„Beantwortet mir lediglich nur eine einzige Frage und ich bin nie hier gewesen.“
„Und wie lautet die Frage?“, wollte der Jizamurai wissen.
Misstrauisch verengte er die Augen und sah sich eilig um, um weitere „Dämonen“ ausfindig zu machen, die sich womöglich in diesem Gebäude versteckt hatten. Der Blick des Unbekannten, der vorher aufgrund Iemitsus Reaktion auf Befriedigung gedeutet hatte, wurde todernst.
„Wo befindet sich Euer hinterhältiger Vater?“
Der Jizamurai versteifte sich unverzüglich. Sein Vater war früher mal ein mächtiger General gewesen und hatte sich viele Feinde gemacht, die seinen Tod herbeiwünschten. Dies hatte er zwei seiner Charaktereigenschaften zu verdanken: seiner Ambition, die ihm dazu verholfen hatte, ein General zu werden noch bevor er dreißig war, sowie seine übertriebene Rücksichtslosigkeit, die vielen Menschen das Leben gekostet hatte. Tatsache war, dass er bis ins Mark unbarmherzig gewesen war, als er den Befehlen seines Herrn Folge geleistet hatte. Es gab insgesamt mehrere Anschläge auf sein Leben und er hatte deshalb beschlossen, auf die Insel von Shikoku auszuwandern, um dort anonym seinen Ruhestand zu verbringen. Wenn dieser Fremde wissen wollte, wo sich sein Vater aufhielt, dann konnte dies nur eines bedeuten: Er wollte sein Leben auslöschen.
„Ich weiß es nicht“, log Iemitsu. „Verlassen Sie nun gefälligst mein Anwesen!“
Seufzend schüttelte der Unbekannte den Kopf. „Das war Ihre Entscheidung.“
Ohne dass Iemitsus Augen die Bewegung verfolgen konnten, griff der Fremde nach einem Gegenstand in seinem Kimono, den er blitzschnell auf den Boden vor sich warf. Ein lauter Knall ertönte und Rauch strömte aus dem Objekt heraus, sodass es innerhalb von wenigen Sekunden das gesamte Zimmer füllte.
Hustend trat Iemitsu einen Schritt zurück, ohne die Augen von seinem Gegenüber zu lösen, um ihn bloß nicht aus dem Blick zu verlieren. Er wollte sich gerade auf ihn stürzen, als ihn ein Schrei innehalten ließ.
„Aaaaahhhh!“
Es war eine seiner Mägde! Kaum war dies geschehen, vernahm er weitere Schreie seiner Diener, schnell gefolgt von Alarmrufen, Schmerzenssowie Todesschreien seiner Wachen und dem Klirren von aufeinanderprallenden Klingen.
Der Jizamurai weitete entsetzt die Augen. „Wie konnten Sie es bloß wagen?!“, brüllte er sein Gegenüber an, bevor er sich geschwind umdrehte und auf die Tür zustürmte, um herauszufinden, was dort vor sich ging.
Plötzlich und wie aus dem Nichts sprang eine flinke Gestalt, von den horizontalen Balken über ihm, herunter und griff ihn mit einem Schwert an. Von der unerwarteten Attacke überrascht, aber von seinem Instinkt gesteuert, rollte Iemitsu zur Seite und parierte den Stoß, der seiner Brust galt. Der Angreifer, dessen Gesicht von einer ähnlichen abscheuerregenden Maske bedeckt wurde, sprang nach rechts und übte einen weiteren Hieb aus, nach den Nieren stechend.
Iemitsu schwang sein Katana nach unten und, sobald die beiden Klingen aufeinandertrafen, versetzte er seinem Gegner rasch einen Vorwärtstritt in den Bauch. Aufstöhnend, schwankte dieser einen Schritt zurück und der Jizamurai führte einen blitzschnellen horizontalen Schwertstoß von rechts durch. Der Eindringling konnte den Hieb gerade noch rechtzeitig blockieren, wurde jedoch von der Wucht des Hiebes gegen die Wand geschleudert.
Diesen Augenblick ausnutzend, riss Iemitsu die Tür auf und rannte heraus. In seinem Garten herrschte purer Chaos. Diener liefen schreiend davon, während Männer mit weißen Dämonenmasken die Wachen angriffen, von denen bereits zwei tot am Boden lagen. Zufällig nahm er eine Bewegung am Hauptgebäude wahr und sah, wie einer dieser Eindringlinge sich in sein Haus hineinschlich.
Iemitsu erstarrte. Dort war seine Familie. Ohne auf die vielen Angreifer achtzugeben, rannte er an einigen der Kämpfenden vorbei, eilte über die Brücke und stieß schließlich durch die halb geöffneten Eingangstüren ins Hauptgebäude herein.
„Tamiko!“, rief er suchend, als er durch das große Eingangszimmer lief. „Bunjurokun, Rinchan, wo seid ihr?“
Hastig raste er einen Korridor entlang und rannte in ein Zimmer hinein.
„Tamiko? Rinchan? Bunjurokun?“, wiederholte er, diesmal jedoch leiser, als er bemerkte, dass der Raum leer war.
Plötzlich spürte er eine Bewegung hinter sich. Bedenkenlos drehte er sich um und parierte den Schwerthieb eines der maskierten Männer. Dennoch musste er zurückweichen, als dieser einen diagonalen Stoß von oben nach unten exekutierte. Konternd zielte Iemitsu nach dem Haupt seines Widersachers, doch der Letztere duckte sich, sodass die Klinge nur eines der Hörner seiner Dämonenmaske abhackte. In einer gebückten Position warf sich dieser auf den Jizamurai.
Instinktiv sprang Iemitsu zur Seite und schlug horizontal nach dem Rücken des an ihm vorbeilaufenden Kriegers, dessen flinkes Manöver versagt hatte. Vor Schmerz nach Luft schnappend, taumelte der Letztere ein paar Schritte vorwärts. Der Jizamurai blickte über die Schulter auf seinen Gegner und schmunzelte leicht. Er hatte ihn am Rücken erwischt.
Verwundet, aber immer noch kampfwillig, wandte sich der Maskierte dem Samurai zu. Er schien zu wissen, dass seine Kampffertigkeiten denen seines Widersachers, der ein überdurchschnittlicher Kämpfer war, unterlegen waren, dennoch wies sein Blick auf eine feste Entschlossenheit hin. Aufmerksam musterten sich die beiden Krieger gegenseitig und beobachteten jede Bewegung ihres Gegenübers.
Plötzlich stürzten sie sich gleichzeitig aufeinander und übten beide diagonale, niederschmetternde Stöße aus. Iemitsu hörte, wie sich Stoff zerriss und eine Klinge Fleisch durchdrang. Beide blieben nahezu reglos nebeneinander stehen. Ihre Blicke trafen sich ein letztes Mal, bevor der Maskierte leblos am Boden zusammensackte, wobei sein marineblauer, aufgeschnittener Kimono die Todeswunde preisgab.
„Ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt“, vernahm der Jizamurai die Stimme des Unbekannten mit der roten Maske hinter sich.
Alarmiert drehte er sich um und sah, wie dieser, flankiert von zwei seiner СКАЧАТЬ