Baltrumer Wattenschmaus. Ulrike Barow
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Читать онлайн книгу Baltrumer Wattenschmaus - Ulrike Barow страница 8

Название: Baltrumer Wattenschmaus

Автор: Ulrike Barow

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839262467

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СКАЧАТЬ der Toten sagen können, noch hatte sich Paul Abarth gemeldet. So hatte er genügend Zeit, seiner Kollegin die Insel zu zeigen. Immer hatte sie ihr Notizbuch dabei und konnte schon so manche Frage daraus streichen. Auch die nach dem Rosengartentor hatte er mit Hinweis auf die unendlich vielen Kaninchen und die hungrigen Rehe beantwortet.

      Zu Anfang hatte er sie nicht richtig einschätzen können. Sie war ein ruhiger, beinahe zurückhaltender Typ, der alles, was er sagte, interessiert aufnahm. Doch manchmal durchbrach sie ihre Zurückhaltung, lachte fröhlich und kommentierte seine Ausführungen unbeschwert und lebhaft. Nur von ihrer Zeit in Barsinghausen schien sie ungern zu erzählen. Er hatte ein, zwei Mal versucht, etwas aus ihr herauszulocken, doch vergebens. Dann hatte er es aufgegeben. Es musste auch nicht sein. Hauptsache, sie kamen in ihrer Zeit auf der Insel miteinander klar.

      »Worüber denkst du nach?«

      Röder zuckte zusammen und hätte sich beinahe mit dem Brötchenmesser in den Finger geschnitten, als Sandra ihn aus seinen Gedanken holte.

      »Ach, ich habe überlegt, was ich Anika noch nicht gezeigt habe. Gestern waren wir auf dem Friedhof und haben uns Kramers Grab angesehen.«

      »Gibt es da schon Neuigkeiten?«, fragte Sandra und schenkte sich einen Kaffee ein. »Ich habe übrigens deine Kollegin gefragt, ob sie bei uns mit frühstücken wollte. Sie hat abgelehnt. Freundlich, aber bestimmt. Ich habe ihr dann nur erzählt, wo sie unseren Laden findet. Falls sie an Biolebensmitteln interessiert ist.«

      »Ich denke, sie braucht ganz viel Ruhe«, erwiderte Röder. »Irgendwas ist mit ihr. Keine Ahnung, was es sein könnte.«

      »Na gut. Ich muss gleich in den Laden, Eva ablösen. Die hat heute schon früh angefangen.«

      »Und es macht dir immer noch Spaß?«, fragte Röder, obwohl ihm die Antwort durchaus bekannt war.

      »Natürlich. Ich habe übrigens eine Bitte. Könntest du heute Nachmittag mal im Laden vorbeischauen? Wir wollen einen Kühlschrank anschließen, und zu diesem Zweck muss ein ziemlich schwerer Schrank umgesetzt werden.«

      »Kein Problem, mache ich gerne.«

      »Übrigens kommt übermorgen Wiebke. Wir wollen die weiteren Liefermodalitäten für das Gemüse besprechen.«

      »Wird mein Freund Arndt auch dabei sein?«

      Sandra schaute ihren Mann etwas verunsichert an und meinte: »Ich denke, der hat anderweitig zu tun.«

      Das war schade. Er hätte ihn gerne wiedergesehen. Aber seit Arndt seinen Dienst als Hauptkommissar bei der Auricher Kripo aufgegeben und sich mit seiner Frau Wiebke einen Bauernhof in der Krummhörn zugelegt hatte, sahen sie sich nicht mehr so häufig. Röders schlechtes Gewissen machte sich bemerkbar. Auch er hätte die beiden auf dem Festland öfter besuchen können. Schließlich fuhren täglich Fähren ans Festland! Sandra hatte es getan, und so war die Zusammenarbeit mit »Kleemanns Hof« und die Idee eines Bioladens auf der Insel entstanden.

      Sein Telefon machte sich bemerkbar.

      Es war Paul Abarth, der ihn aus der Frühstücksbeschaulichkeit holte. »Wilko ist heute unentschuldigt nicht zum Unterricht erschienen.«

      Röder schaute auf seine Uhr. »Der Unterricht hat doch gerade erst angefangen.«

      »Richtig. Aber ich habe mit dem Vater telefoniert. Der Junge ist nicht mehr zu Hause.«

      »Und was sagt die Schwester?«

      »Die liegt laut Auskunft des Vaters mit Erkältung im Bett und weiß nichts.«

      Röder bemerkte große Unruhe in der Stimme des Schulleiters. »Gut. Ich komme mit meiner Kollegin in Kürze bei Ihnen vorbei. Dann sehen wir weiter.«

      Er beendete das Gespräch und unterrichtete Anika. Es dauerte keine fünf Minuten, da stand sie in der Küche vor Sandra und Michael. »Können wir los?«

      Röder stand auf. »Momentchen. Darf ich mir vorher eine Jacke überziehen?«

      »Natürlich, aber wir sollten so schnell wie möglich …«

      »Ich beeile mich.« Er schnappte seine Regenjacke, winkte Sandra zu und folgte seiner Kollegin zum Gartenhäuschen. Er stellte fest, dass sein Vorderreifen ziemlich platt war. Normalerweise überließ er den wechselnden Hilfssheriffs die Fahrzeugpflege, weil er dazu einfach kein Talent – so redete er es sich zumindest ein – und auch keine Lust hatte.

      »Brauchst du eine Luftpumpe?« Anika blickte mit Zweifel in den Augen auf sein Vorderrad. »Aber beeil’ dich.«

      Er stöhnte leicht. Er sah ein, dass er, ohne sein Techniktalent zu zeigen, aus der Nummer nicht wieder rauskam, also pumpte er. Es ging leichter als gedacht. Gleich darauf fuhren sie über den Roten Platz.

      »Gut, dass Sie da sind«, begrüßte Paul Abarth die beiden. Röder konnte ihm ansehen, dass er sich große Sorgen machte.

      »Bitte berichten Sie uns, was genau das Gespräch mit den Eltern gebracht hat.«

      »Setzen Sie sich erst einmal«, erwiderte Abarth, als sie in seinem Büro angekommen waren. »Also ich war da, fand jedoch nur die Mutter vor. Sie hatte keine Ahnung, wovon ich sprach, und beteuerte, dass alles in Ordnung sei. Sie habe nie bemerkt, dass ihr Sohn sich verändert hätte.«

      »Waren die Kinder bei dem Gespräch anwesend?«, fragte Anika.

      »Nein, nicht direkt. Die Tochter war im Kinderzimmer. Der Sohn angeblich bei Nachbarn.«

      »Bei wem genau?«, fragte Anika.

      »Keine Ahnung. In dem Haus sind zwei weitere Eigentumswohnungen. In der einen wohnt Elmar Diesterweg. Der hat sich wohl, wie Frau Jessen berichtete, seinen Lebenstraum mit dieser Wohnung erfüllt. In der anderen lebt Ilona Klinker und manchmal auch ihr Mann.«

      Röder kannte die beiden. Sie hatten viele Jahre eine Pension betrieben, bevor sie sie ihrem Sohn überschrieben hatten. Franz Klinker war seitdem meistens unterwegs, um die Welt zu erkunden. Andere Stimmen sagten allerdings, dass er sich von seiner Frau getrennt habe und deswegen am Festland sei.

      »Aber Nachbarn ist ein weiter Begriff. Wo Wilko zu dem Zeitpunkt genau war, weiß ich nicht.« Paul Abarth fuhr sich durch seine wuscheligen Haare, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Was halten Sie von der Sache?«

      Röder stand auf. »Wir werden der Sache nachgehen. Mal schauen, ob was dran ist. Und Sie möchte ich bitten, mal ganz vorsichtig die Mitschüler aus Wilkos Klasse zu befragen. Es könnte sein, dass er seinen Altersgenossen gegenüber aufgeschlossener war.«

      »Das mache ich gerne. Und – danke.« Auch Anika Frederik und der Schulleiter erhoben sich. »Ich möchte selbst gerne wissen, warum mich die Sache so verfolgt«, sagte er. »Es ist eigentlich nichts passiert. Dumme Sprüche und Fehlstunden hat es bei Schülern gegeben, seitdem Schulen existieren. Natürlich gibt es hier ebenfalls einen bunten Querschnitt von Charakteren. Aber wir leben im Grunde genommen in einer heilen Welt, verglichen mit mancher Großstadtschule. Da fällt es eben mehr auf, wenn ein Kind sich verändert.«

      »Wir melden uns.« Anika und Röder verließen das Schulgebäude genau in dem Moment, als die Glocke klingelte. Röder fühlte sich angenehm in seine Kindheit versetzt. Zumindest an die Grundschule hatte er positive Erinnerungen. Wie hatte die Klassenlehrerin mit dem Dutt СКАЧАТЬ