Eisblumen. Karl Eitljörg-Scholz
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Название: Eisblumen

Автор: Karl Eitljörg-Scholz

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Жанр: Контркультура

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isbn: 9783962298715

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СКАЧАТЬ im Spiegelbild der Fensterscheiben selbst kaum.

      Ausgefranzter Strohhut, dunkle, tropentaugliche Sonnenbrillen, weißes Yacht-T-Shirt, dunkelblaue Bermuda-Short, in der seine kräftigen, sehnigen Beine gut zum Vorschein kommen und den weichen Ledersandalen auch noch eine exklusive Note geben.

      Über der Schulter noch einen Mini-Lederseesack für das Handling von Stadtplänen, Reiseführer, Handy, Leica-Kamera und Sonstiges für unterwegs.

      Eine zusätzliche Shorts und zwei Hawaii-Hemden. Ein buntes mit Tiare- und Bougainvillea-Muster und ein zweites mit Gauguin-Motiven.

      In diesem Outfit könnte man auf Anhieb annehmen, einen Globetrotter vor sich zu haben, der soeben seine sündteure Yacht im Hafen verstaute, um in der Südsee einfach so nebenbei einen kurzen Stopp einzulegen.

      Wen wundert´s, dass sich auch so manche Südseeschönheit ganz spontan nach ihm umsieht.

      Endlich vor einem Bistro ein tahitianisches Ehepaar mit Kokosnüssen, die sie geschickt öffnen und mit Trinkhalm anbieten. Auf Wunsch auch mit ein wenig Eiswürfeln, die Martin freundlich verweigert. Aus guten Gründen, wie er aus bösen Erfahrungen eben weiß. Trotzdem ist die Kokosmilch kühl und schmeckt typisch nach Südsee. Wie wohl kein anders Getränk zu dieser Zeit in diesem Umfeld.

      Die Mittagssonne knallt unbarmherzig auf die Hafenpromenade, die Luft ist aufgeheizt und ein Schattenplatz ist gefragt.

      Martin findet diesen auf einer einladenden Bank unter einem mächtigen, ausladenden Hibiskus-Strauch mit schönem Blick auf das Meer bis hin zum Außenriff, wo die Gischt in den Himmel schießt.

      Schiffe aller Kaliber, wohl aus allen weltweiten Routen, passieren endlich die sehnlichst erwartete Einfahrt in den Hafen und bilden ein sehr stimmungsvolles Bild.

      Mit welchen Erwartungen und Südseeträumen, soweit es Kreuzfahrten sind, werden sie wohl nach Tahiti kommen? Frachtschiffe mit Matrosen, monatelang auf See, sich auf den Hafen freuend. Abenteurer und Aussteiger mit kühnen Hoffnungen, gut betuchten Kreditkarten oder blank wie eine Kirchenmaus.

      Alles nichts Neues in diesem verlockenden Winkel der weiten Welt.

      Martin schließt die Augen. Mein Gott, nie hätte er geahnt, dass es auch ihn einmal hierher verschlagen würde. Tahiti.

      Was ist er, der Mythos der Droge Südsee, dem die Menschheit immer schon verfallen war? Kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe sieht es eben so:

       „… man sollte oft wünschen, auf einer der Südseeinseln als sogenannter Wilder geboren zu sein, um nur einmal das menschliche Dasein, ohne falschen Beigeschmack, durchaus rein zu genießen.“

      Man schreibt das Jahr 1767, als Captain Samuel Wallis seinen Fuß für die englische Krone auf Tahiti setzt und jährlich darauf Luis Bougainville für Frankreich.

      Gerade seine aufsehenerregenden Berichte über das ungezwungene, paradiesische Leben dieser Inseln im ewigen Sommer war für Europa wohl pure Sehnsucht auf der Suche nach dem Paradies auf Erden.

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      Und wieder vergeht ein Jahr als endlich Captain James Cook, schon vorgewarnt, auf seiner ersten Pazifikreise auf Tahiti aufkreuzt. Allerdings als englischer Sir und lediglich besessen mit Forschungsaufgaben über den Pazifik, dem stillen Ozean.

      Europa ist also auf diese Inseln im Südpazifik aufmerksam geworden. Die Missionary Society London sendet die ersten Missionare, um das heidnische Treiben auf den Inseln zu beenden, arrangiert sich mit der königlichen Herrscherdynastie Pomare zur Einführung christlicher Normen, was bis zum Verbot der freizügigen polynesischen Tänze führt, ohne zu bedenken, dass man ihnen damit auch eine festgefügte, gewachsene Kultur raubt.

      1880 dann wird Tahiti schlussendlich französische Kolonie. Zwanzig Jahre nach Cook, beauftragt die englische Krone keinen Geringeren als den in die Geschichte eingegangenen Kapitän William Bligh, ehemals Schiffsoffizier unter Cook, mit besonderer Mission nach Tahiti.

      England benötigt dringend Nahrungsmittel für die Sklaverei auf ihren westindischen Kolonien und Captain Cook war es, der dazu den Rat gibt, doch Brotfruchtsetzlinge von Tahiti zu holen, die dortselbst zuhauf gedeihen.

      Die unheilvolle Mission, eine der abenteuerlichsten Seefahrten der Menschheit, ist eröffnet. Der Mythos „Die Meuterei auf der Bounty“ nimmt seinen Anfang.

      Der Keim vom Südseeparadies war gesät. Ein Bazillus, der um die Welt geht.

      Es ist der 27. Oktober 1789, als Captain Bligh mit der Bounty in Tahiti vor Anker geht. Die Crew steht an der Reling und ist sprachlos über die paradiesische Offenbarung der Natur. Fünf Monate führt seine Besatzung ein ausschweifendes, paradiesisches Leben. Sie sammeln Brotfruchtsetzlinge, plantschen in der Lagune, laben sich in der Mittagshitze mit Kokosnüssen, abends verwöhnen sie die Insulaner mit gewürztem Schweinefleisch, das in Erdlöchern mit heißen, ausgelegten Steinen, mit Bananen und Palmblättern überdeckt gegart wird.

      Ein flammender Abendhimmel, die singenden Seiten einer Ukulele im Fackelschein an der Lagune und ferne Trommeln des Inselritus bilden den paradiesischen Rahmen.

      Vor allem jedoch ist es die Sanftmut und Freizügigkeit der Frauen, der aufreizende und schamlose Umgang der blutjungen Mädchen in ihrer angeborenen, polynesischen Schönheit; er entspricht durchaus ihrem Kulturempfinden und Liebesleben. Es war das Paradies.

      Liebende Paare bilden sich, Cliquen entstehen, da und dort Streit und Eifersucht. Kapitän Bligh hat alle Hände voll zu tun, um mithilfe des König Teina alles im Griff zu haben. Trotzdem nimmt er seinen zweiten Offizier Fletcher Christian immer mehr in die Mangel und Verantwortung. Rügt ihn öffentlich in seinem unbeherrschten Jähzorn und drängt die Mannschaft immer heftiger auf baldmöglichste Abreise.

      Randvoll ist sie, die Bounty, mit Brotfruchtsetzlingen und Kokosnüssen, als Abschiedsgeschenk Teinas, als es dann endlich so weit ist. Rührende Abschiedsszenen der Mannschaft von ihren Geliebten, wobei einige sogar in den Busch fliehen, um auf der Insel zu bleiben. Bligh lässt sie mithilfe der Eingeborenen wieder einfangen und in Ketten legen.

      Dann geht es schnell, als an einem herrlichen Tropenmorgen, den 5. April 1790, die Bounty die Segel setzt und aus der Lagune gleitet.

      Es ist ein bewegter Abschied. König Teina und seiner Frau Iddia rollen dicke Tränen über die Wangen. Die Mannschaft steht geschlossen an der Reling und winkt ihren zurückgebliebenen, geliebten Südseemädchen und Freunden, die ihnen so unvergesslich ans Herz gewachsen sind.

      Eine milde Morgenbrise wiegt die Palmenwipfel, die das Letzte sind, was von „Otaheite“ (Tahiti), durch die tränenden Augen der Männer noch zu sehen ist. Aber auch die Insulaner blicken der Bounty wehmütig nach, bis sich ihre weißen Segel im Morgendunst des weiten Pazifik verlieren.

      „Ia orana“, rufen sie ihnen nach. „Lasst euch lange leben!“.

      Jedoch die Bounty hörte ihren Ruf nicht mehr … und auch der Himmel nicht …

      Auf dem spiegelglatten Pazifik unter sengender Südseesonne, nimmt die Bounty Kurs auf die Freundschaftsinseln Torfu und Tongapatu.

      Es ist nicht die übliche Athmosphäre an Bord eines Dreimasters von Kommandos, Befehlsstimmen und das stete „Aye, aye, Sir“.

      Ruhig, einem Geisterschiff СКАЧАТЬ