Название: Eisblumen
Автор: Karl Eitljörg-Scholz
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783962298715
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Und nirgendwo Hilfe? Doch, eine gibt es – raste die Botschaft wie ein Flammenmeer durch Täler, Städte, Almen, Höfe und Bergeshöhen.
„Heiliges Herz Jesu“ hilf und beschütze unsere Heimat. Lass unser Tirol dir empfohlen sein.
Und so gelobte der Landtag 1796 alljährlich dieses Fest feierlich zu begehen.
Ja, so war es dann auch. Das Land hat diesen Hilferuf nie vergessen und tausende Segensfeuer zum Dank, bezeugen jährlich am „Hl. Herz-Jesu-Sonntag“ ihren Glauben.
Alle Jahre wieder, wenn die Dämmerung hereinbricht und über Gipfeln und Graten noch ein letztes, zartes Licht steht, erglühen schlagartig unzählige Feuersymbole mit dem Herzen und Kreuz Christi. Lobpreis und Dank sprühen mit den Funken zum Himmel. Es ist der Moment, da auch die ersten Sterne aufleuchten, als sei es eine himmlische Botschaft der Erwiderung.“ „Und?“, will Herr Kühnert wissen, „sehen das auch die jungen Leute so? Diese mühsame Vorbereitung, das Holz auf die Berge. Wenn es der Traktor nicht mehr schafft mit Händen und Seil auf die Felsen. Da könnte man schon verstehen, dass die Bereitschaft dazu abnimmt.“ „Keineswegs“, sagt Martin überzeugt. „Die Bereitschaft ist immer noch groß. Wenn auch die spirituelle Begeisterung nicht mehr dieselbe Tiefe hat, so ist dies mehr der Tradition und dem Erlebniswert geschuldet.“ Der Schatten des Gipfelkreuzes war länger geworden und mahnte zum Aufbruch. Es ist einer der Tage, der für beide viel zu früh zu Ende geht. Den Blick ins Tal könnte man noch stundenlang genießen. Obwohl die Alpenflora mit Almrausch und Alpenrosen längst verblüht ist, das monotone Bimmeln der Kuhglocken von den Almen herauf verstummt ist, um dem heiligen Almfrieden zu weichen.
„Es hat schon was für sich, dein Südtirol“, wendet sich Kühnert Martin zu, während er sich zum Aufbruch fertigmacht.
„Wie es ja auch in Eurer heimlichen Hymne – Wohl ist die Welt so groß und weit … so treffend schön besungen wird.“ „Ja wirklich“, meint Martin. „Jedoch die ehrlichste, letzte Strophe steht in keinem Text und singen nur wir, wenn uns das Herz aufgeht.“ Und plötzlich erhebt er sich und seine sonore Stimme erklingt unterm Gipfelkreuz seines Weisshorns.
„Drum auf und stoßt die Gläser an es gilt der Heimat mein, die Berge hoch, das grüne Tal – mein Mädel und der Wein.
Und wenn einmal – so leid’s mir tut, mein Lebenslicht erlischt, freu’ ich mich, dass der Himmel auch, schön wie die Heimat ist!“
Und während ein sachter Nordwind vom Schlern her die letzten Töne in die Berge trägt, fühlt Kühnert plötzlich die kräftige Hand Martins auf der Schulter.
„Das, lieber Herr Notar, habe ich Ihrer Frau, Ihrer lieben Helga gewidmet!“ Er drückt seinem väterlichen Freund innig die Hand und wendet sich talwärts, der Gurdin-Alm zu.
Wortlos folgt ihm Kühnert und ist froh, dass Martin nicht merkt, wie ihm einige dicke Tränen über die Wangen rollen.
DIE REISE
Schneller als befürchtet war der spannende Moment des Aufbruchs gekommen. Der große Lebenstraum des Martin Völler sollte seinen Anfang nehmen.
In der Nacht hatte es geschneit. Nicht ausgiebig, aber genug, um dem Advent seine erwartungsvolle Stimmung zu verleihen.
Leichte, flaumige Flocken rieselten über das Tiersertal und verwandelten es wie schon ersehnt in eine romantische Bilderbuchlandschaft. Die Pfarrkirche mit einem weißen Zuckergusshäubchen, umgeben von lichterglanzgeschmückten Häusern, aus denen es schon verführerisch nach Lebzelt, Zimt und Kloatznbrot duftete.
Martin, in warmer Lodenjacke gehüllt, stapft hinauf zur Ahornrast. In nachdenklicher Stimmung versunken, fegt er den Schnee von der Bank, um noch einmal an seinem geliebten Refugium zu verweilen.
Einmal noch.
Den Blick hinauf in den Rosengarten, grüßt er sie alle noch einmal, seine vertrauten Gipfel und Türme. Wenn sie auch in der grandiosen, hochalpinen Gletscherwelt des Karakorum, die ihn erwartet, verschwindend gering erscheinen. Vergessen werde ich euch nicht, sinnt er vor sich hin. In meinem Herzen seid ihr ja mit dabei.
Es gibt kein Zurück mehr und mit Hirn und Seele ist er ja doch schon unterwegs. Fühlt es mit allen Sinnen und geht im Geiste nochmals in aller Ruhe sein hoffentlich perfekt geplantes Vorhaben durch.
Morgen in aller Herrgottsfrühe wird er schon im Zug nach München sein Frühstück hoffentlich genießen können. Zwei bis drei Tage sich Zeit nehmen für Verhandlungen mit TV-Kanälen über eine neu geplante Staffel unter dem Titel “Himmel über Südtirol“, mit 8 Folgen und Mitarbeit im Drehbuch. Darauf freut er sich besonders, wenn auch Drehbeginn und Location noch ausgehandelt werden müssen.
Besprechungen im Alpenverein für seinen Karakorum-Trip sowie eine Autogrammstunde in einigen Pilgerbüros für seinen neu erschienenen Band „Bergwandern plus“.
München via Frankfurt mit der Lufthansa nach Südamerika. Im Anflug nach Santiago de Chile den ersten Blick auf die atemberaubende Gletscherwelt der Anden mit ihren kühnen Sechstausendern werfen. Und er weiß, das Herz wird ihm höher schlagen, wenn er einige davon endlich vor sich hat.
Die Air-New-Zealand-Maschine nach Australien wird er vor Ort buchen, wie es ja sein Time-Management vorsieht.
Auf diesen rein privaten Trip über den endlosen Pazifik, an das andere Ende der Welt, freut er sich wie ein Kind aufs Christkind. Dient dieser Stopp in Australien doch dazu, ein langjähriges, oftmaliges Versprechen einzulösen, seinen wahren Seelenfreund endlich zu besuchen.
Mark Pirker. Herr über eine Flotte von 800 Campern und Wohnmobilen in Cairns an der Ostküste Australiens am großen Barrier Riff.
Mark hatte er auf ganz zufällige Art in Bozen kennengelernt.
Ein sonniger Sommertag war’s. In einer dringenden Angelegenheit hetzte er von Tiers nach Bozen. Stress pur, jedoch mit sehr positivem Verlauf. Gut gelaunt gönnte er sich in seinem Stamm-Café in den Lauben ein kühles Bier.
Zufällig vernahm er am Nebentisch ein sehr angeregtes Gespräch, wo es zwischen Serviererin, die er gut kannte, und einem Gast scheinbar um die Frage ging, wo denn der gute „Ötzi“ in Bozen zu finden sei.
„Ich kann Ihnen keinen besseren Rat geben, als diesen Herrn hier zu fragen“, deutete die Serviererin auf Martin.
Und Mark kam, stellte sich freundlich vor und nahm an seinem Tisch Platz.
So haben sie sich vor Jahren kennen und im wahren Sinne des Wortes schätzen gelernt.
Sein Vater, ein geborener Bozener, wanderte in den kargen Nachkriegsjahren nach Australien aus, um einen Job zu finden, wie es damals viele junge Männer taten. Als gelernter Kfz-Mechaniker fand er Arbeit in einem Wohnmobil-Verleih, der damals durch den aufstrebenden Tourismus schon boomte, bedingt durch die endlosen Entfernungen der Ausflugsziele.
Tüchtig, wie er war, kam es durch Drängen seiner späteren Schwiegereltern zur Hochzeit mit ihrer einzigen Tochter.
Mit viel Unternehmergeist und Geschick baute er den Betrieb ständig weiter СКАЧАТЬ