Название: Kung Fu Toby
Автор: H. H. T. Osenger
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783967526837
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Damit setzte sich der Zug der Bewaffneten mit der Sänfte in der Mitte wieder in Bewegung, aber sie strebten nun dem rechten Rand der Straße zu und ließen die andere Hälfte frei. Langsam gingen Zhao, Lim und Weng auf der freien Seite weiter, doch behielten sie dabei die Söldner Mo Dengs im Blick. Die starrten feindselig zurück, aber in den Augen und Mienen lag auch Respekt vor den dreien. Die Sänfte war geschlossen, nur der, der darin saß, konnte durch schmale Schlitze hinaus sehen. Sie wussten genau, dass sie von Mo Deng beobachtet wurden. Als sie aneinander vorbei waren blieben die Freunde stehen und sahen dem Zug hinterher.
»Es ist doch immer wieder schön, festzustellen, dass wir bekannt sind«, meinte Zhao zufrieden.
»So ist es«, bestätigte Weng. »Unser Ruf hat uns jetzt eine zeitraubende Rauferei erspart.«
Kaum waren Mo Deng und seine Krieger verschwunden, da füllte sich die Straße wieder mit Menschen, die aus den umliegenden Häusern kamen, gerade so, als würde Wasser aus unzähligen Schleusen laufen. Die Umgebung war blitzschnell wieder belebt. Unter dem Gerede, Gefluche, Lachen und Geschrei der Leute zogen die drei weiter.
Einige Straßenecken weiter begann das Hafenviertel. Von weitem war zwischen den Häusern die dunkel glitzernde Fläche des Meeres zu sehen. Im Licht des Vollmondes, der über der Bucht hing, schaukelten Dschunken und Sampans leicht auf und ab. Aber auch einige fremdländische Schiffe lagen vor Anker. Einige kleine Ruderboote waren zwischen dem Ufer und den Wasserfahrzeugen unterwegs. Seeleute gingen an Land oder kehrten auf ihre Schiffe zurück.
Hier am Hafen war die Mehrzahl der Gasthäuser von schlechter Qualität. Es gab zwar einige gute Restaurants, aber es überwogen die üblen Spelunken. Auch hier waren die drei Freunde bekannt. Kaum hatten sie das Viertel betreten, da huschten bereits einige Gestalten durch die Schatten, um in den umliegenden Häusern zu melden, dass Zhao, Lim und Weng da wären. Wer die drei kannte und ein schlechtes Gewissen hatte, verdrückte sich nun oder sah sich zumindest vor, ihnen nicht zu begegnen.
»Edle Herren, bitte!«, hörten sie eine winselnde Stimme aus der Dunkelheit. »Eine kleine Münze für einen armen Mann, der vor seinem nahen Tod noch einmal seine hungernden Kinder satt sehen will! Bitte, Ihr Herren, eine kleine Münze nur!«
Zhao warf einen Blick auf Lim, der zu schmunzeln begann. Er näherte sich der kaum zu erkennenden Gestalt, beugte sich ihr kurz zu, drückte einen kleinen Gegenstand der Gestalt in die Hand. Dann kam er zurück ins Licht. Aus dem Schatten klang es: »O, ich danke Euch, edler Herr, Eure Güte wird Euch durch die Götter vergolten werden.«
»Die Bande ist in der Kneipe Zur abgewrackten Dschunke«, sagte Lim leise. »Und wir müssen uns vorsehen. Sie haben eine Geisel.«
Zhao spürte, wie ihn bei diesen Worten eine leichte Unruhe überkam. Wen konnten sie als Geisel genommen haben? Und wie brutal waren sie?
Schattenhafte Gestalten huschten beim Näherkommen der Freunde in Winkel von absoluter Finsternis, wo sie nicht mehr zu sehen waren. Zhao spannte alle Sinne an, denn es war nicht auszuschließen, dass ihnen aus dieser Finsternis Gefahr drohte. Irgendeine feige, aber tödliche Waffe konnte plötzlich auf sie zufliegen: Der vergiftete Pfeil aus einem Blasrohr, ein Wurfstern, dessen Zacken nicht weniger gefährlich waren, ein Wurfmesser … Zhao wusste, dass auch seine Freunde wachsam waren. Das war in dieser Stadt die einzige Möglichkeit zum Überleben.
Ohne einen Zwischenfall zu erleben standen sie schließlich vor der Abgewrackten Dschunke. Die Kneipe verdiente den Namen. Das Haus war total herunter gekommen. Innen brannte nur trübes Licht, der Wirt wollte wohl Kerzen sparen. Es stank aus dem Laden nach altem Schweiß, Fusel und dem Rauch von Rauschgift. Ein wirklich übles Loch!
»Ich schlage vor«, sagte Zhao, »dass ich allein rein gehe. Ihr folgt und tut erst mal so, als gehörten wir nicht zusammen.«
Lim schüttelte den Kopf. »Das halte ich für zwecklos. Die da drinnen wissen, dass wir kommen werden. Die weghuschenden Schatten haben denen das längst geflüstert.«
Zhao nickte langsam. Wo Lim Recht hatte, hatte er eben Recht. »Also gut. Gehen wir rein?«
Weng stapfte los und sagte über die Schulter: »Wir gehen rein!«
Die Situation in der Kneipe war im Nu überblickt. Eine Handvoll ausgemergelter Gestalten hockte an oder lag über Tischen, die schmierig und klebrig von verschütteten Getränken waren. Von denen ging keine Gefahr aus. Die waren so voll Alkohol oder anderer Rauschgifte, dass sie nicht angreifen konnten. Sie wären nicht einmal in der Lage gewesen, sich ihrer Haut zu wehren oder auch nur zu fliehen.
Nein, die Gefahr thronte groß, breit und wichtig an einem Tisch, der in der Mitte der düsteren Kneipe stand. Dort saßen fünf Männer und hielten offensichtlich ein Mädchen gegen ihren Willen fest. Dem Mädchen war die Angst anzusehen. Dennoch war sie die schönste Blondine, der Zhao je begegnet war. Die Männer am Tisch aber waren wirklich übel. Der Abschaum der Seefahrer, den das Meer in die Bucht gespült hatte.
Zwei hatten olivbraune Haut und schwarzes Haar. Die anderen drei waren hellhäutig wie Nordmänner. Einer von denen hatte Ohren, die so abstanden, als wolle der Träger dieser Lauschorgane den Wind damit einfangen. Alle waren bewaffnet. Sie machten sich einen Spaß daraus, ihre Dolche in die Tischplatte zu bohren. Der Wirt stand in einem Winkel bei seinen angeschlagenen Fässern und sah so aus, als würde er jeden Moment aus seiner eigenen Kneipe flüchten. Als er der drei Freunde ansichtig wurde, schien er etwas Hoffnung zu schöpfen.
Der Anführer der Gruppe, es handelte sich um den mit den abstehenden Ohren, grinste die drei Freunde bösartig an. »Wenn ihr saufen wollt, müsst ihr euch eine andere Kneipe aussuchen. Die hier ist heute Abend unsere. Jemand anders als wir wird hier nicht bedient.« Und damit warf er einen schiefen Blick auf den Wirt, der sich prompt wieder unbehaglicher fühlte und zu zittern begann.
»Ich habe keine Lust zu Saufen«, antwortete Zhao in ruhigem Ton. »Aber ich habe gehört, dass fünf Dreckschweine ein junges Mädchen gegen ihren Willen festhalten. Habt ihr eine Ahnung, wer das sein könnte?«
Die fünf miesen Kerle begannen ihre Dolche aus dem Holz der Tischplatte zu ziehen. Einer setze die Spitze der Klinge wie spielerisch an den Hals des blonden Mädchens, dessen Atem plötzlich stoßweise vor Angst ging.
»Wenn du nicht augenblicklich unsere Kneipe verlässt, dann zieh ich dir die Haut ab und verstärke die Segel meines Schiffes damit«, fauchte der Anführer. Auch aus den Augen der anderen sprach die pure Brutalität und Mordlust.
Zhao blieb die Ruhe selbst, aber er entgegnete: »Von einer stinkenden Kanalratte wie dir lasse ich mir nichts befehlen.«
Der Anführer sprang wutentbrannt auf. »Wie hast du mich genannt? Sprich dein letztes Gebet, du Stück Dreck!«
Damit stürzte er auf Zhao los und wollte ihm das Messer in den Hals rammen. Aber Zhao wich minimal zur Seite aus, fing mit einer blitzschnellen Bewegung der rechten Hand den Messerarm des Angreifers und setzte einen Hebelgriff an. Sofort fiel die Waffe aus der kraftlos gewordenen Hand. Mit der gleichen Schnelligkeit ließ Zhao die nun unbewaffnete Hand los und schlug gegen den Hals des Gegners. Gleichzeitig hieb er seine Ferse in dessen Kniekehle. Der Kerl mit den Segelohren sackte zu Boden und schnappte СКАЧАТЬ