Название: Arabella
Автор: Hildegard Maas
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783962298791
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Da sah sie plötzlich zwei Mädchen, die exakt gleich aussahen. Träumte sie, sah sie jetzt doppelt, hatte sie einen Sonnenstich? Arabella rieb sich die Augen, schloss sie, öffnete sie wieder. Nein, die beiden waren ohne Zweifel da. Wie war das denn möglich? Sie kam einen Schritt näher. Die beiden hatten rötliche Haare, die zu ganz vielen kleinen Zöpfen geflochten waren. Sie waren übersät mit Sommersprossen, hatten beide einen hellblauen Badeanzug an, trugen um das rechte Handgelenk ein kleines, mittelbraunes Lederarmband mit einem kleinen silbernen Stern drauf. Die beiden Mädchen unterhielten sich über irgendetwas, das Arabella aber nicht verstehen konnte. Sie hörte irgendetwas von Clown … und Vorstellung … und morgen Nachmittag … und lustig …, aber sie konnte sich keinen Reim drauf machen. Arabella blieb vor den Mädchen stehen und schaute ihnen zu. Sie hatten eine Sandburg gebaut und verzierten diese gerade mit wunderschönen Muscheln und Steinen, die sie um sich herum fanden. Sie schienen sehr beschäftigt und versunken in dem, was sie taten.
Arabella trat ein bisschen näher heran, sodass ihr Schatten auf die Sandburg fiel. Die beiden Mädchen schauten auf. Die eine der beiden fragte neugierig: „Hey, wer bist Du denn? Wieso bist Du so blau?“, wollte sie wissen. Die andere sagte nichts. Sie guckte aber auch sehr freundlich und auch sehr neugierig. „Hey“, sagte Arabella und stellte sich erst mal vor: „Ich heiße Arabella, ich war mal ein blauer Luftballon und nun bin ich so, wie ich bin.“ Das musste erst mal reichen, fand sie. Mehr wusste sie eigentlich auch nicht zu sagen. „Und wer seid Ihr beiden? Und wieso seht ihr genau gleich aus?“, fragte sie. Die beiden Mädchen kicherten und hielten sich beide Hände gegenseitig zum Abklatschen entgegen. Sie setzten sich im Schneidersitz vor Arabella hin „Also“, sagte wieder das Mädchen, das schon mal geantwortet hatte, „ich bin Katharina und das ist Pauline“, sie deutete auf das andere Mädchen. „Wir sind Zwillinge und für die meisten sehen wir genau gleich aus; das tun wir aber gar nicht in Wirklichkeit. Pauline hat z. B. zweihundertsiebenundfünfzig Sommersprossen und ich habe zweihundertvierundfünfzig. Pauline ist zwei Minuten jünger als ich. Ich male gerne und lese gerne und erzähle gerne. Pauline rechnet gerne und spielt Klavier. Sie ist eindeutig besser im Hochsprung, aber Sport machen wir beide gerne und viel. Ach ja, und Eis und Pfannkuchen mit Apfelmus sind unsere absoluten Lieblingsessen. Ja und unsere Lieblingsfarbe ist blau – alle Blaus, die es gibt.“ Katharina machte eine kurze Pause, dachte kurz nach und sagte dann: „So, nun weißt Du fürs Erste eigentlich schon das Wichtigste über uns.“
„Und meine Lieblingszahl ist die 7! Katharina weiß ihre Lieblingszahl noch nicht, sie kann sich nicht entscheiden“, meldete sich nun Pauline erstmals zu Wort. „Ja, stimmt, das hatte ich vergessen“, sagte Katharina nickend. Puh, das waren aber viele Informationen auf einmal. Arabella war fast schwindelig. Aber sie fand es schön, sich mit den beiden zu unterhalten. „Setz Dich doch zu uns“, forderten Katharina und Pauline sie jetzt auf, „du kannst uns helfen die Burg weiter zu bauen. Bis morgen muss sie fertig werden, übermorgen fahren wir nämlich nach Hause.“
„Ach wirklich?“ Arabella setzte sich und war ein bisschen enttäuscht. Gerade hatte sie Freunde gefunden und schon waren sie wieder weg. „Wieso fahrt Ihr denn nach Hause? Wo wohnt Ihr denn? Und wieso bleibt Ihr nicht hier wohnen? Hier ist es doch schön“, fragte sie verwundert. Wieder kicherten Katharina und Pauline, jetzt etwas lauter als vorhin. „Unsere Ferien sind zu Ende. Wir müssen nächste Woche wieder zu Schule.“ Wieder führte Katharina das Wort. Das war wohl so bei den beiden, dachte Arabella, aber beide schienen zufrieden damit. „Hmm, aha, darum also …, aber eine Schule gibt’s doch auch hier.“ Arabella bohrte weiter. „Ja klar, überall gibt es Schulen!“ Pauline meldete sich jetzt doch zu Wort: „Aber man geht doch immer zur Schule da, wo man auch am meisten wohnt. So ist das bei allen.“ Ja, das machte wohl Sinn, fand Arabella. „Und wo wohnt Ihr, wenn Ihr nicht hier seid?“, fragte sie die beiden. „Auf dem Festland in einer ziemlich großen Stadt mit Hochhäusern und U-Bahnen und vielen Menschen“, sagte Pauline. „Ist es schön da?“, fragte Arabella neugierig.
„Ja, schon“, antwortete Katharina, „es gibt jeden Tag viel zu gucken und zu sehen, immer was Neues. Es gibt viele Kinder, mit denen wir uns treffen und spielen können“…
„Aber auch nur wenn wir Zeit dafür haben“, unterbrach Pauline sie seufzend. „Ja, aber das geht schon ziemlich oft“, sagte Katharina schnell. Sie hatte jetzt keine große Lust an Zuhause und an die Schule und all das zu denken. Und sie wusste auch, dass Pauline eigentlich viel lieber auf der Insel bleiben würde. Daher wechselte sie schnell das Thema und fragte: „Sag mal, hast Du auch schon was gehört von einem Clown, den es hier auf der Insel geben soll? Er ist total berühmt und macht die lustigsten Vorstellungen, die man sich vorstellen kann. Er ist sogar in unserer Stadt bekannt, da war er wohl mal vor ganz vielen Jahren. Jetzt soll er hier wohnen und gibt ab und zu Vorstellungen. Aber wir haben ihn noch nicht gefunden, obwohl wir schon die ganzen drei Wochen, die wir hier sind, nach ihm suchen. Jetzt wird es wohl auch nicht mehr klappen.“ Sie wurde etwas traurig.
Das merkte Pauline sofort, denn sie sagte schnell: „Den finden wir, wenn wir ihn finden sollen, so ist es meistens nämlich, dass man etwas findet genau zu der Zeit, wo man es braucht. Und ich brauch jetzt dringend ein Eis und da vorne seht ihr – Tadaaa – kommt der Eiswagen um die Ecke, so ist das im Leben.“ Sie zeigte triumphierend nach links, wo der Eiswagen langsam klingelnd um die Ecke auf die Promenade bog. Sie hielt wieder ihre Hand Katharina zum Abklatschen hin und stand auf. „Los, kommt ihr eingerosteten Gestalten.“ Katharinas Gesicht hellte sich sofort auf. Die beiden schienen sich wirklich gut zu kennen. Vielleicht war das bei Geschwistern so, dachte Arabella. „Los, nun macht schon“, Pauline wurde ungeduldig. Die drei standen auf, klopften sich den Sand von Händen Bauch und Beinen ab und machten sich gemeinschaftlich in Vorfreude auf ein riesengroßes Eis auf den Weg zum Eiswagen.
Katharina und Pauline nahmen Arabella in ihre Mitte. Alle drei fassten sich an den Händen. Arabella war sehr glücklich. Sie hatte Freunde und war auf einer wunderschönen Insel und ging jetzt zum Eisessen, besser konnte das Leben eigentlich nicht sein, fand sie. Darüber, dass die beiden schon morgen ihren letzten Ferientag hatten, dachte sie jetzt erst mal nicht weiter nach.
Kapitel 9
„Wie alt seid Ihr beiden eigentlich“, fragte Arabella, den Zwillingen zugewandt. Sie standen ziemlich am Ende einer langen Schlange, die sich vor dem Eiswagen gebildet hatte, im Schatten eines Baumes. „Wir sind sieben und werden in 2 Wochen acht“, sagte Pauline diesmal schneller als Katharina. Aber es ging ja auch um Zahlen, vielleicht deshalb. „Ich werde aber 2 Minuten früher acht als Du“, sagte Katharina jetzt mit einem Grinsen im Gesicht und hüpfte auf einem Bein vor ihrer Schwester hin und her, „und das wird unser ganzes Leben so sein.“
„Ja das stimmt, aber dafür kriegst Du später auch 2 Minuten früher Falten als ich“, lachte Pauline. Jetzt mussten beide lachen und die Frau, die vor ihnen in der Warteschlange stand, lachte auch. „Na, ihr habt ja Probleme“, sagte sie zu den Zwillingen. Da tönte es plötzlich laut über den Strand: “Der Onkel von Katharina und Pauline möchte bitte aus dem Onkelspieleparadies beim Bademeister abgeholt werden.“ Die Stimme kam aus einem Mikrofon und war an allen Ecken des Strandes zu hören. Katharina und Pauline schauten sich an. „Och nee, nicht schon wieder.“ Es kam wie aus einem Mund. „Onkel Robert ist immer so voll peinlich“, sagte Pauline. „Was machen wir denn jetzt.“ Sie waren jetzt an zweiter Stelle vor dem Eiswagen.
Die Frau, die vorhin mit ihnen gelacht hatte, bestellte gerade zwei Eis mit je 5 Kugeln und musste mit dem Eisverkäufer diskutieren, der meinte, fünf Kugeln würden nicht in eine Waffel passen. Ein bisschen dauerte es also offensichtlich noch, bis sie ein Eis bekamen, da weder der Eisverkäufer noch die Frau einsehen СКАЧАТЬ