Название: Arabella
Автор: Hildegard Maas
Издательство: Автор
Жанр: Контркультура
isbn: 9783962298791
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„Ja, recht hast Du, mein lieber Kollege Huflattich.“ Antonius blieb vor der Küchenbank stehen und reichte erst Anastasia und dann Arabella die Hand. Sehr höflich und zurückhaltend war er, stellte Arabella erfreut fest. Solche Menschen waren ihr lieber als die, die sofort mit der Tür ins Haus fielen und sich aufdrängten. „Darf ich mich mit auf die Bank setzen?“, fragte er Arabella. „Ich liebe Küchenbänke und zu Hause habe ich keine. Also setze ich mich auf jede Küchenbank, die ich finden kann“, grinste er freundlich. Arabella rutschte schnell zur Seite und machte Platz für Antonius. Viel Platz brauchte er nicht, weil er ja so dünn war. Theobald stand in der Küche und schaute erwartungsvoll von einem zum anderen. „Ja, also was machen wir denn jetzt in dieser fröhlichen Runde“, freute er sich, „ich denk, wir spielen eine Runde Mensch-ärgere-Dichnicht oder was meint Ihr?“ Es herrschte eine kurze Verlegenheitspause. Arabella runzelte die Stirn. „Ich glaube, die beiden Herren sind aus einem bestimmten Grund hier und sicher im Moment nicht, um Mensch-ärgere-Dich-nicht zu spielen“, sagte sie streng. „Schon vergessen? Anastasia hat ein dickes Knie!“, erinnerte sie Theobald. Der kratzte sich am Kopf und sagte leicht verlegen: „Aber ja, natürlich habe ich das nicht vergessen. Wie könnte ich so etwas vergessen; ich wollte nur zu Beginn die Stimmung etwas auflockern … ja und ich wollte mal testen, ob die beiden noch wissen, warum sie hier sind“, fügte er schelmisch hinzu. „Ja, schon klar.“ Arabella winkte ab. „Antonius, ich darf doch Antonius und Markus sagen, oder?“ Antonius und Markus nickten freundlich und zustimmend. „Passt auf, ich mache Platz und koche Kaffee, und Du und Markus Ihr werft mal einen Blick auf Anastasias Knie. Es ist noch ein bisschen dicker als heute Morgen, scheint mir, und ein bisschen blau ist es auch“? Es ist ja fast so blau, wie ich bin, dachte sie und sprang von der Bank, nicht ohne vorher einen Blick auf den Boden geworfen zu haben, um sich zu vergewissern, dass Goethe sich da nicht irgendwo herumtrieb.
Auf ein nochmaliges Zusammentreffen mit diesem Kater konnte sie vorerst verzichten. Verächtlich dachte sie, dieser überhebliche Kater konnte von ihr aus bleiben, wo der Pfeffer wuchs! Sie machte sich daran, Kaffee zu mahlen und Wasser in den Kessel zu füllen. Indessen machten sich Markus und Antonius Gedanken über Anastasias Knie. Sie tasteten ab, bewegten es hin und her unter heftigen Schimpftiraden von Anastasia. „So ein Quatsch … Aua, lasst das doch mal, das tut weh und hilft nicht weiter … ,nein, nein ich kenne mein Knie am besten selbst … das geht alles von alleine wieder weg … so eine dumme Pute, wie ich bin, muss eben für ihre Dummheit gerade stehen …“ Sie lamentierte und lamentierte in einem fort und sah dabei so zerknirscht aus, dass alle vier sich bald nicht mehr halten konnten vor Lachen. Markus und Antonius hatten ihre Untersuchung bald beendet, besprachen sich kurz leise und nickten. „Theobald, wo ist denn der Quark, den ich in Eurem Einkaufswagen heute Mittag gesehen habe?“ Markus schaute sich fragend um. „Im Kühlschrank“, antwortete Arabella. Theobald hatte es, wen wundert es, vergessen. Er suchte den Quark im Wohnzimmer. Arabella rollte die Augen. Mannomann, wo sollte das nur hinführen mit Theobald. Da musste man sich dringend etwas überlegen, dachte sie sich. „Her damit“, sagte Markus, „und zwei oder drei Leinentücher brauchen wir auch.“ Er krempelte sich die Ärmel seines gestreiften Hemdes hoch. Theobald schaute Anastasia fragend an. Die hatte sich ihrem Schicksal ergeben. Mit Quarkwickeln war sie einverstanden, die wollte sie ja sowieso machen. „Leinentücher sind dort oben im Küchenschrank“, sagte sie zu Theobald, „nimm die untersten, die sind schon alt.“ „Eine große Schüssel brauchen wir auch“, sagte Antonius. Bald füllten die beiden den Quark in die Schüssel, rührten ihn zu einem Brei und strichen dann den Quark auf ein zusammengefaltetes Leinentuch. Daraus formten sie fachmännisch einen Wickel, den sie um das verletzte Knie banden. Das zweite Leinentuch banden sie noch darüber.
Sie arbeiteten schweigend rasch und Hand in Hand. Zufrieden betrachteten sie anschließend ihr Werk. „So, nun gibt’s noch ein paar Arnikatropfen“, sagte Markus, „und dann müssen wir abwarten.“ Sofort machte sich eine angenehme Kühle in Anastasias Knie breit. Entspannt lehnte sie sich wieder an. Kerzengerade und angespannt hatte sie nämlich die ganze Zeit während der Untersuchung gesessen. Kaffeeduft zog durch die Küche. Arabella hatte noch Schokoladenplätzchen im Kühlschrank gefunden. Nun stellte sie Kaffeetassen, Kaffee und Plätzchen auf den Tisch, holte Milch aus dem Kühlschrank und setzte sich zu Anastasia auf die Bank. Antonius nahm natürlich auch wieder seinen Platz auf der Bank ein. Markus nahm den großen Lehnstuhl von vorhin und Theobald den Stuhl am Fenster. So saßen sie in gemütlicher Runde. Die Sonne schien angenehm warm in die Küche. „Ich danke Euch, dass Ihr da seid“, sagte Anastasia nun. Sie war jetzt wirklich froh über die Hilfe. „Entschuldigt meine anfänglichen Schimpftiraden, aber ich …“
„Ach, papperlapapp. Das ist schon in Ordnung“, fielen ihr Markus und Theobald ins Wort „Wir kennen Dich ja nun lange genug, und wissen wie störrisch Du sein kannst“, lachten sie, „aber Du bist die allerallerbeste Oma auf der ganzen Welt“, fügte Theobald hinzu. Anastasia war sehr gerührt und wischte sich heimlich eine Träne aus dem Auge. Es war wirklich schön, fand Arabella. Geborgenheit, Liebe und echte Zuneigung gab es hier und das fühlte sich richtig gut an. Nach dem Kaffee verabschiedeten sich Antonius und Markus. „Wir müssen jetzt noch zu einem anderen Hausbesuch“, erklärte Antonius, „aber auf dem Rückweg nachher schauen wir gerne noch mal rein, wenn’s Dir recht ist, Anastasia? Denn, wenn das Knie dann immer noch so dick geschwollen ist, sollten wir besser doch mal eine Röntgenaufnahme im Krankenhaus machen lassen.“ Anastasia zog ärgerlich die Stirn in Falten. „So weit kommt das noch“, begann sie schon wieder zu schimpfen. Arabella, Theobald, Markus und Antonius konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das werden wir nachher schon sehen, dann ist das Knie wieder tipptopp. Ja, ja, Ihr werdet es schon sehen“, bekräftigte Anastasia ihre eigenen Worte. „Nun macht aber, dass Ihr weiterkommt, Ihr beiden“, sagte sie zu Markus und Antonius. „Ihr könnt gerne nachher wiederkommen. Dann essen wir zusammen Pfannkuchen mit Apfelmus, wenn ihr mögt.“
„Oh, was für rosige Aussichten.“ Markus und Theobald rieben sich in Vorfreude auf das angekündigte Festmahl die Bäuche. Antonius nickte freundlich. Arabella fragte sich, wer wohl die Pfannkuchen und das Apfelmus zubereiten sollte. Markus und Antonius waren gegangen und sie räumte den Tisch ab. Theobald legte sich in den Liegestuhl im Garten für ein nachmittägliches Nickerchen und Anastasia hatte sich ebenfalls für ein kleines Schläfchen auf der Küchenbank zurückgelehnt.
Arabella war nicht müde. Sie hatte Lust auf einen Strandspaziergang. Warum eigentlich nicht, dachte sie. Sie nahm vorsichtshalber den Schal aus der Garderobe, den Theobald ihr gestern umgelegt hatte, und verließ leise das Haus. Kurz überlegte sie, einen Zettel mit einer Nachricht auf den Küchentisch zu legen, aber da sie ja noch nicht wusste, wohin sie ging, konnte sie das ja auch nicht schreiben. Sie war schon fast an der Haustür, da kamen ihr doch Bedenken. Anastasia und Theobald würden sich vielleicht Sorgen machen, wenn sie nicht da war, wenn sie aufwachten. Also gut, dachte sie, und schrieb auf einen Zettel: „Ihr Lieben, ich, Arabella, bin spazieren gegangen – bis gleich!“ So, das musste reichen. Sie wollte sich ja auch nur kurz die Beine vertreten, die Insel erkunden und frische Luft schnuppern. Das war ja schnell erledigt. Sie ging durch die Haustür und freute sich auf ihren Ausflug. Leise fiel die Tür ins Schloss und frohen Mutes machte Arabella sich auf in Richtung Strand.
Kapitel 8
Sie wollte direkt zum Strand, und zwar zu der Stelle, an der sie mittags die vielen Kinder gesehen hatte. Da war es lustig und schöne Musik hatte gespielt. Ja, genau dort wollte sie hin! Summend ging sie den schmalen Holzpfad entlang, der direkt zu der Stelle führte, wo sich viele Menschen aller Altersgruppen tummelten. Es war eine schöne, kleine Bucht, in der man in Ruhe schwimmen konnte, auch wenn man es noch nicht so gut konnte, aber natürlich auch, wenn man es schon perfekt konnte. Manche tauchten auch und zwei Jungen СКАЧАТЬ