Название: The Trial and Death of Socrates
Автор: Plato
Издательство: Ingram
Жанр: Философия
isbn: 9780486111346
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»Canondah!« sprach er mit milder Stimme.
Das Mädchen stand bereits vor ihm, ihre Hände wie gewöhnlich auf ihren Busen gefaltet. Ein melancholisches Lächeln spielte auf ihren ängstlichen Zügen, und eine Träne perlte über ihre Wangen. Ihre liebenswürdig muntere Laune schien auf immer von ihr geflohen zu sein. Der Vater nahm die beiden Hände des jungen Mannes und, sie auf die Schultern der Tochter legend, übertrug er so seine väterliche Gewalt auf ihn; – dann legte er seine beiden Hände auf ihre Scheitel und sprach:
»Möge der große Geist eure Vereinigung mit vielen tapfern Kriegern segnen!«
»Und soll El Sol sein Weib mit schmerzerfülltem Herzen in sein Wigwam führen?« sprach mild der Bräutigam.
»El Sol ist Canondah teurer, als die Sehnen ihres Lebens; er ist die lieblichste Blume, die ihr Auge je gegrüßt; seine Stimme ist ihren Ohren Musik, und seine Liebe der Born ihres Lebens; aber die Brust Canondahs ist enge und droht zu zerspringen. – Der große Geist flüstert ihr etwas zu, aber sie kann seinem Flüstern keine Worte geben.« Sie sprach diese Worte und faßte dann Rosa beinahe fieberisch an und drückte einen langen Kuß auf ihre Lippen. – Bereits war sie zur Türe hinaus, als sie nochmals zurückeilte und Rosen umfing. »Rose,« murmelte sie mit hohler Stimme, »willst du dem Miko Tochter sein, wenn Canondah nicht mehr ist?«
»Ich will«, schluchzte Rosa.
»Versprichst du mir bei dem großen Geiste, ihn nicht zu verlassen?«
»Ich verspreche es«, schluchzte Rosa stärker.
Der Miko, der schweigend und in Nachdenken versunken gestanden war, machte nun ein Zeichen, und Canondah schwankte ihrem Gatten zu, der sie in seine Arme schloß und mit ihr in das Councilhaus ging, wohin Tokeah vorangeschritten war.
Achtzehntes Kapitel
Mitternacht war vorüber, und Dorf und Flur im tiefsten Schlafe begraben. – Von dem Ufer her stahl sich ein Mann im behutsamen Schritte auf die Hütte des Miko zu; er hatte einen gezogenen Säbel unter dem Arm und blickte, als er zur Laube vor dem Häuschen gekommen war, scheu und bedächtig um sich, dann, sich wendend, war er im Begriffe, ebensostill und leise zurückzukehren, als plötzlich eine Büffelschlinge um seinen Nacken fiel, und er zur Erde geworfen ward, so schnell und unwiderstehlich, daß es mehr das Werk eines unterirdischen, denn eines menschlichen Wesens schien. Der Säbel entfiel seiner Hand, ehe er noch imstande war, ihn seinem Halse zu nähern und so die Schlinge zu zerschneiden, mit der er gefangen war. Das Ganze war mit einer so verräterischen Schnelle und Heimlichkeit vor sich gegangen, daß eine Schar bewaffneter Männer, die näher der Bucht und kaum dreißig Schritte von der Hütte entfernt standen, in gänzlicher Unwissenheit über das Vorgefallene waren. Doch nun brach eine Stimme von unsichtbaren Lippen, die die Toten in ihren Gräbern hätte aufregen können, und die Türe des Councilwigwams flog mit einem gewaltigen Gekrache auf, und mitten unter dem Aufleuchten von Schüssen, die vom Ufer her krachten, stürzte eine kräftige Gestalt aus der Hütte, die etwas Schweres in ihren Armen trug und zwischen den Gebüschen und Hecken verschwand. Eine zweite Stimme ließ sich nun vernehmen, die dem Innersten von tausend Kehlen zu entsteigen schien, und die sich nun in jeder Richtung, jeder Hecke, jedem Gebüsche vervielfältigt hören ließ, so furchtbar rasend, als ob die Dämonen der Hölle losgelassen, in ihren nächtlichen Rasereien tobten. Zu gleicher Zeit begann ein regelmäßiges Pelotonfeuer vom Uferkamme herüberzurollen, und eine Hütte nach der anderen fing an in bläulichten Flammen aufzuflackern, die zitternd und an Ausdehnung gewinnend bald ins hellglänzende Rot übergingen und sich über Dach und Hütte hinlagerten. Mitten in diesem fürchterlichen Aufruhr war nochmals eine Stimme gehört worden, die dem Brüllen des Löwen glich, wenn er raset in seiner höchsten Wut. Es war der Warwhoop El Sols.
Der edle Mexikaner war durch den Nachtgesang seiner geliebten jungen Gattin in Schlaf gelullt worden, als ihn der wohlbekannte Yell weckte. Mit der einen Hand hatte er sein geliebtes Weib erfaßt, mit der anderen sein Schlachtmesser und seinen Stutzen, und dann stürzte er aus der Türe, wo ihn eine Salve von Musketen begrüßte. Der Häuptling fühlte seinen linken Arm durch eine Kugel gestreift, er begann zu zittern, ein leichter Schauer zuckte durch seine Glieder. »Canondah«, murmelte er in heiserem Tone, indem er, gleich einem verwundeten Hirsche, über die Hecken dem Walde zu sprang – »Canondah, fürchte nichts, du bist in den Armen El Sols!«
Sie gab keine Antwort, ihr Haupt war auf ihre Brust gesunken, ihr ganzer Körper fing an krampfhaft zu schlottern und sich zu dehnen; – einen Augenblick schoß der furchtbare Gedanke durch seine Seele – aber es war unmöglich, sein Arm hatte die Kugel aufgefangen; bloß Schlaf und Schrecken hatten sie überwältigt, das Blut, das über ihn geronnen, war aus seiner Wunde geflossen. Noch während er vor seinen verräterisch unsichtbaren Feinden floh, kamen seine heulenden Krieger aus jeder Hütte, jeder Hecke, beinahe instinktartig auf ihn zugestürzt. Ehe er zum Waldesrande gekommen, sah er sich bereits von seinen Getreuen umringt. »Es ist der Seeräuber«, flüsterte er seinem Weibe zu, drückte noch einen Kuß auf ihre Lippen und legte sie sanft auf den Rasen hin, dann in die Mitte seiner Krieger tretend, ließ er den schrecklichen Kriegesruf ertönen. – »Sieh die Treue des weißen Diebes!« indem er auf die im Feuer auflodernden Hütten wies.
Es war ein wild schöner, schauerlicher Anblick; bereits mehr denn dreißig Hütten waren hoch in Flammen aufgelodert und beleuchteten den ganzen herrlichen Ufergürtel; die breiten Flammenstreifen, die durch die Lücken der Zypressen und Mangroven auf den Wasserspiegel fielen, zeigten jede Hütte deutlich im erglänzenden, geröteten Widerschein. Noch immer wurden einzelne Schüsse gehört, und nach jedem flackerte eine Hütte auf. Um den jungen Mexikaner herum war plötzlich eine tiefe Stille eingetreten, bloß von dem Geheule einzelner verspäteter Pawnees und Oconees unterbrochen, die in ihrer Trunkenheit noch nicht wußten, wen sie als ihren Feind zu betrachten hatten.
»Wo ist der Miko?« fragten fünfzig Stimmen. –
Keine Antwort. – Ein weiblicher Angstruf tönte vom Ufer her und verscholl in den Lüften. El Sol war schweigend gestanden, sein Auge auf die brennenden Hütten gerichtet, hinter denen, nahe am Uferkamme, die glänzenden Feuergewehre der Seeräuber deutlich zu ersehen waren. Nicht mehr als fünf Minuten waren verstrichen, seit der erste Yell die Gegenwart von Feinden angezeigt hatte; aber bereits hatte der junge Krieger seinen Plan entworfen, und er gab nun seine Befehle in dem entschiedenen kurzen Tone, der Bewußtsein unbegrenzter Gewalt und zur Gewohnheit gewordenen Gehorsam verriet. Einer der Cumanchees, gefolgt von der Mehrzahl der Pawnees und der Oconees, glitt durchs Gebüsch hin, während er selbst mit den drei übrigen Cumanchees und einer Schar versuchter Pawnees längs dem Waldessaume fortschoß.
Der breite Gürtel, auf dem das Dörfchen zerstreut lag, schwoll unmittelbar am Ufer in einen zweiten, etwas erhöhten Kamm an, der mit Mangroven und Myrtengebüschen überwachsen war, und durch den ein breiter Fußweg mitten hindurch führte. Die Erhöhung über den Gürtel mochte zwanzig Fuß betragen. Dieser Gürtel lief die ganze Länge des Dörfchens hinab, ausgenommen an der Bucht, wo ihn die Natur in einen kleinen Hafen ausgebrochen hatte. Nahe an diesem verriet das Glänzen der Musketen ein starkes Pikett, das wahrscheinlich bestimmt war, die Boote zu bewachen. Dieses Pikett wurde allmählich durch einzelne scharmutzierende Seeräuber verstärkt, die die Hütten in Brand geschossen hatten.
Längs dem bebüschten Gürtel waren mehrere Vorposten aufgestellt, welche die Verbindung zwischen dem Pikett an der Bucht und einem zweiten Posten, der zur СКАЧАТЬ