Es war ein reiches Leben. Arthur Ernest Wilder-Smith
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Название: Es war ein reiches Leben

Автор: Arthur Ernest Wilder-Smith

Издательство: Автор

Жанр: Биографии и Мемуары

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isbn: 9783958932708

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СКАЧАТЬ folgt Hungersnot den Kommunisten. So ging eine ganze Tradition Russlands zugrunde, und die stabilisierende Wirkung der Landbevölkerung verschwand für immer.

      DIE EVOLUTION DER LANDWIRTSCHAFT

      1. Die Technisierung des Landes

      Doch die Zustände meiner Jugend auf der Farm konnten nicht andauern. Die damalige sozialistische Politik sorgte dafür, dass die Landknechte, die früher nicht viel Bargeld verdienten – dafür aber Ware –, mehr Geld bekamen. Für die „Supply Side Economics“ (= Angebotswirtschaft, das heißt alle Waren und Leistungen werden gegen Geld angeboten) musste gesorgt werden. Wenn das Volk Bargeld besitzt, kann die Großindustrie florieren. Aber die englischen Farmer konnten damals die hohen Löhne, die hohen Steuern und den hohen kirchlichen Zehnten nicht bezahlen. So viel Bargeld besaßen sie einfach nicht. Deshalb wurden die Landknechte mit ihren schönen kleinen Häusern und den schönen großen Gärten, mit denen sie sich selbst versorgten, arbeitslos. Der Farmer musste mechanisieren, wenn er überleben wollte. Der Landknecht verdiente in meiner Jugend etwa 18 Schilling pro Woche (damals etwa zwölf RM oder etwas weniger). Er bezahlte fünf Schilling pro Woche für ein nettes Häuschen mit großem Garten, sodass er eigene Kartoffeln, Gemüse, Hühner und Kaninchen besaß. Er bezahlte also etwa 25 Prozent des Lohnes für die Haus- und Gartenmiete! Kann er das heute noch? Dann verboten die englischen Sozialisten den Bau dieser Häuser für Landknechte – der Farmer durfte keine preiswerten Häuser, die für die eigenen Landknechte spezifisch reserviert waren, mehr bauen. Der Landknecht musste auf dem offenen Markt eine Wohnung suchen, was natürlich viel teurer war. Deshalb musste sein Bargeldlohn erhöht werden. Die Parole hieß: Sozialisierung. Der Landknecht musste wie alle anderen Arbeiter werden, so entstand eine einheitliche Steuerquelle! Die Landknechte erhielten nun gesetzlich mehr Bargeld – wenn sie einen Bauern finden konnten, der die erhöhten Löhne bezahlen konnte. So entstand Arbeitslosigkeit bei Arbeitermangel! Billige Häuser mit Garten, Hühnern, Ziegen oder Kaninchen verschwanden vom Markt!

      Mein Vater kam mit den ihm zur Verfügung stehenden Arbeitskräften nicht mehr aus. Für die Pferde brauchte er mindestens drei Landknechte, um nach der Arbeit auch noch die Pferde füttern und abbürsten zu können. Dann musste man neue Hufeisen besorgen, die Fohlen pflegen und einreiten, was viel Lohn kostete. Ein einziger Traktorfahrer konnte die Arbeit von drei Fuhrknechten mit seinen Pferden erledigen. Dazu muss man noch bedenken, dass der Fuhrmann um 14.00 Uhr nach Hause kam, um seine Pferde zu pflegen. Der Traktorfahrer konnte bis 18.00 Uhr pflügen, den Pflug auf dem Feld stehen lassen und mit dem Traktor nach Hause fahren. Um also bei den erhöhten Löhnen durchzukommen, waren die Landwirte zur Mechanisierung gezwungen.

      Nach einigen Jahren standen die Pferdeställe leer, der Fuhrmann lernte um und fuhr Traktor, die Getreidemühle für die Pferde und für die Kühe nebst der alten Dampfmaschine, die die Mühle antrieb, stand still. Eine neue Ära war angebrochen. Bald war das Gut nicht mehr von eigenen Arbeitskräften und eigenem Heu und Getreide abhängig, sondern von teurem Öl aus dem Mittelosten – und der Farmer war nicht mehr von den eigenen Arbeitskräften und dem eigenen Land abhängig, sondern von Ölfinanzen.

      2. Der Dampfpflug und andere Maschinen

      Unsere erste Anschaffung waren Dampfpflüge. Unser Boden bestand aus einem schweren Lehm, der für Weizen sehr gut geeignet war. Aber Fuhrleute und deshalb Pferde waren fürs Pflügen zu teuer geworden.

      Stattdessen bediente man sich nun schwerer Dampfmaschinen, die große Stahlkabelwinden unter dem Boiler aufwiesen. Eine Dampfmaschine stand an einer Seite des zu pflügenden Feldes und die andere an der anderen Seite. Ungefähr ein Kilometer oder mehr lag zwischen den beiden Maschinen. Ein Sechs-Furchen-Pflug wurde ans Kabel befestigt. Die eine Dampfmaschine zog am Kabel und beförderte den Pflug zu sich auf der einen Seite des Feldes. Anschließend zog die andere Dampfmaschine den Pflug zurück zur anderen Seite des Feldes. Dann zog wiederum die andere Dampfmaschine den Pflug zurück zur anderen Seite. Beide Maschinen fuhren einige Schritte vorwärts und der Pflug wurde hin- und hergezogen. Die Dampfmaschine verbrannte Kohle, was damals sehr billig war. Auf diese Weise konnte man ganze Felder gut und billig umpflügen.

      Mit der Zeit aber wurde Kohle teurer, denn die Bergarbeiter verdienten (mit Recht) auch mehr Geld. Für ein Dampfpflugteam brauchte man immer mindestens eine Mannschaft von zwei Dampfmaschineningenieuren, was bei den damaligen Lohnverhältnissen teuer kam. Für Wasser- und Kohleversorgung musste ein dritter Mann dazukommen. Nach einigen Jahren der Dampfmaschinenwirtschaft wagte mein Vater den Schritt in das moderne Zeitalter. Er kaufte zwei „Titan“–Kerosintraktoren.

      Diese großen amerikanischen Maschinen besaßen vier Stahlräder, die derart schwer waren, dass der Boden zitterte, wenn man sie im Hof herumfuhr. An beiden Seiten der Maschine befand sich ein schweres, offenes Schwungrad.

      Um den Motor anzukurbeln, musste man eine große eiserne Kurbel ans Schwungrad anbringen und dann mit Leibeskraft – und etwas mehr dazu – daran drehen. Schlug der Motor zurück, was leicht vorkam, wurde man am Kopf getroffen – was schnell tödlich ausgehen konnte. Sprang er an – die Chancen waren etwas weniger als 50 zu 50! – blieb die Kurbel leicht am Schwungrad hängen und drehte sich ohne Befestigung herum, sodass alle Herumstehenden schleunigst in Deckung gehen mussten. Löste sich die Kurbel dann bei hohen Touren, flog sie im hohen Bogen durch die Luft – oder schlug mit einem dumpfen Knall in den Boden. Gab es eine schmutzige Zündkerze – was recht oft vorkam, explodierten die unverbrannten Gase im Auspuff, und zwar mit einem heftigen Knattern, das man kilometerweit hören konnte.

      Wir kauften damals, wie gesagt, zwei solche Ungeheuer. Damit trieben wir die Getreidemühle, die Dreschmaschine und auch die Kleedreschmaschine an. Für Pflügen, Eggen und Walzen aber musste man besondere Stahlräder montieren. Die Maschinen waren derart schwer, dass sie für unseren Lehmboden nicht viel taugten. Nur wenn der Boden ausnehmend trocken war, konnte man mit diesen Maschinen aufs Land fahren, sonst versank der Traktor im Nu bis zu den Achsen im Schlamm. Innerhalb von einigen Minuten hatten solche Maschinen die Eigenschaft, im Boden vor Vaters Augen buchstäblich zu verschwinden. Dann brauchte es eine Dampfmaschine mit Stahlwinde, um sie wieder herauszuziehen – wobei der alte Fuhrmann lächelnd zuschaute. Mit seinen Pferden passierte so etwas nicht.

      Es war wirklich verwunderlich, dass wir Jungen in diesen ersten Jahren der Mechanisierung nicht mehr Unfälle erlitten. Alles musste ja schleunigst mechanisiert werden, weil die Löhne in die Höhe schnellten – um Steuern für den Staat zu erzeugen! Dabei gab es viel, viel Arbeitslosigkeit! Die Mittel der Farmer reichten nicht aus, um die neuen Löhne zu zahlen. Deshalb musste man sich nach dem „Do it Yourself“-Verfahren helfen. Die Mechanisierung war notwendig, um die nötigste Arbeit zu erledigen. Aber die Maschinen waren noch nicht so entwickelt, dass jeder Landknecht mit ihnen umgehen konnte.

      Autos funktionierten damals ähnlich. Zuerst besaßen wir einen Panhard mit Kettenantrieb, danach einen schönen Cubitt. Aber der graue 1918 De Dion-Bouton übertraf alles. Dieser Wagen war nicht so primitiv. Er schlug nicht zurück, denn ehe man ihn mit der Hand ankurbelte – er besaß sogar einen elektrischen Selbstanlasser, der aber nur bei besonderen Anlässen benutzt wurde, weil er die Batterie rasch erschöpfte –, justierte man per Hand mit einem Hebel am Steuer. Ging der Motor an, justierte man die Zündung mit diesem Hebel nach Bedarf. Wenn man sehr schnell fahren wollte – wir Kinder sind oft mit diesem riesigen Panzer über 100 Stundenkilometer gefahren, was für damalige Verhältnisse als sehr schnell galt –, avancierte man maximal. Damals musste man noch etwas von Maschinen und Motoren verstehen, wenn man ans Reiseziel kommen wollte.

      3. Der neue Humber Snipe

      Onkel Frank war ein guter Freund von uns Jungen. Er kam regelmäßig zu uns nach Cholsey, denn er war auch Freimaurer und lernte freitagabends mit meinem Vater die Logenriten. Vater und Onkel rezitierten ihren ganzen Ritus, nachdem die anderen alle im Bett waren, denn niemand durfte erfahren, was sie aus dem Buch, СКАЧАТЬ