Lash (Gefallener Engel 1). L. G. Castillo
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Название: Lash (Gefallener Engel 1)

Автор: L. G. Castillo

Издательство: Tektime S.r.l.s.

Жанр: Современная зарубежная литература

Серия:

isbn: 9788893986458

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СКАЧАТЬ sie das nur könnte. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie in der Lage gewesen war, sich ihrem Alter entsprechend zu verhalten. Während der ersten beiden Jahre am College war sie auf eine Menge Partys der Studentenverbindung gegangen. Aber alles hatte sich in ihrem dritten Jahr geändert, als ihrer Mutter die Diagnose gestellt worden war. Im Gegensatz zu anderen Mädchen ihres Alters war sie nicht daran interessiert, mit Jungen auszugehen, selbst als ihre Mutter sie dazu anspornte. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Mutter hoffte, Naomi würde jemanden finden, auf den sie sich stützen konnte, wenn sie nicht mehr da wäre.

      Nachdem sie gestorben war, hatte Naomi keine Zeit gehabt zu trauern, weil sie zu beschäftigt damit gewesen war, sich um ihren verstörten Vater zu kümmern. Wenn sie ihrer Mutter nicht versprochen hätte, ihren Abschluss zu machen, hätte sie sogar das College verlassen.

      Javier und Chuy unterhielten sich angeregt über das Auto, während sie Richtung Hinterhof gingen. Naomi lächelte. Es schien, als ob es für sie alle aufwärts ginge. Vor einigen Wochen war Javier den Anonymen Alkoholikern beigetreten und hatte aufgehört zu trinken. Er hatte all seine Energie darein gesteckt, mit Chuy den Mustang zu reparieren. Naomi hatte einen neuen Job als Einzelfallhelferin der Kinderschutzbehörde, den sie in zwei Wochen antreten würde. Da sie dann mehr Geld verdienen würde, wäre sie vielleicht sogar in der Lage, Chuy mit der Abzahlung der Hypothek ihrer Großmutter zu helfen.

      »Mijita! Da bist du ja. Was hat denn so lange gedauert?« Naomis Großmutter eilte die Verandatreppe hinab und schlang ihre dünnen braunen Arme um sie.

      »Autsch, Belita«, sagte Naomi. »Du zerquetschst mich ja.«

      Ihre Großmutter – oder Belita, wie sie von allen liebevoll genannt wurde – war winzig, aber kräftig. Sie trug ihr tintenschwarzes Haar kurzgeschnitten. Sie sagte immer, es sei zu heiß für jede andere Länge. Jahre harter Arbeit, die sie auch damit zugebracht hatte, erst ihren Sohn und dann Chuy großzuziehen, hatten ihr wenig Zeit gelassen, sich selbst etwas zu gönnen, besonders wenn es um Kleidung ging. Sollte jemand ihren Schlafzimmerschrank öffnen, hätte er den Eindruck, in die 70er zurückversetzt worden zu sein. Naomi hatte versucht, ihre Großmutter zu überzeugen, von Polyester auf Baumwolle umzusteigen und hatte sogar angeboten, ihr einen neuen Kleiderschrank zu kaufen, aber Belita hatte abgelehnt mit der Begründung, dass ihre Kleider noch völlig in Ordnung seien und eines Tages wieder in Mode sein würden.

      »Ay, Dios mío. Du fährst dieses Ding immer noch. Ich habe dir doch gesagt, du kannst meinen Buick haben.« Belita marschierte an ihr vorbei und warf dem Mototorrad ihren besten bösen Blick zu. »Chuy, kannst du es nicht auf diesem Ding zum Verkauf anbieten… am Computer?«

      »Auf welchem Ding?« Chuy sah verwirrt aus.

      »Cómo se dice?«, murmelte Belita, dann schnipste sie mit den Fingern. »Jetzt erinnere ich mich. Stell es auf Ebaze.«

      »Du meinst eBay. Ja, das kann ich machen.« Chuy sah Naomi mit einem teuflischen Grinsen an. »Oder vielleicht behalte ich es selbst.«

      »Vergiss es! Du stellst mein Motorrad nicht auf eBay.« Naomi gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Ich liebe mein Motorrad.«

      »Genau wie Stacey«, sagte Javier.

      »Was?« Naomi beäugte das Bier, dass er trug und fragte sich, ob er rückfällig geworden war. Sie hatte Alkohol nie besonders gemocht und hatte keinen auf ihrer Abschlussparty gewollt, aber Chuy hatte darauf bestanden und gesagt, dass es ohne Alkohol keine Party sei. Naomi war skeptisch gewesen, aber Chuy hatte versprochen, Javier im Auge zu behalten.

      »Deine Mutter. Du bist genauso stur, wie sie es war. Wenn sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie nicht aufhalten.« Tränen glänzten in seinen Augen und er schluckte. »Sie wäre heute so stolz auf dich.«

      »Ich vermisse sie auch.« Naomi konnte die Male nicht zählen, die sie gewünscht hatte, ihre Mutter wäre da, um den Moment mit ihr zu erleben. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr sie ihrer Mutter ähnelte, bis sie an diesem Morgen den schwarzen Doktorhut aufgesetzt hatte. Sie hatte im Spiegel dasselbe Bild gesehen, wie das, das sie als Bildschirmhintergrund auf ihrem Handy hatte. Der einzige Unterschied war der, dass auf dem Foto rotbraunes Haar unter dem Hut hervorquoll anstelle von Naomis dunklem Haar.

      »Sie hätte es geliebt, dich so zu sehen. So erwachsen. Wenn nur ihre Familie zur Zeremonie hätte herkommen können«, sagte er.

      »Ich habe die ganze Familie, die ich brauche, jetzt hier um mich.« Naomi hatte ihre Familie mütterlicherseits nie kennengelernt, abgesehen von der alljährlichen Postkarte mit einem Foto des gesamten Hamiltonclans vor einem großen Weihnachtsbaum. Es war kein Geheimnis, dass die Hamiltons, eine reiche Familie aus der Gegend um Dallas, die Heirat ihrer Tochter mit Javier nicht gutgeheißen hatten. Dabei musste ihnen bequemerweise entfallen sein, dass ihre Tochter ohne Javiers Nachhilfe-Fähigkeiten niemals ihre naturwissenschaftlichen Fächer bestanden hätte. Naomi vermutete, dass es ihre unerwartete Geburt in Staceys letztem Jahr am College gewesen war und die daraus resultierende Ankündigung, dass Stacey ihren Abschluss nicht machen würde, die die Familie den Durans entfremdet hatten.

      Naomi legte ihrem Vater einen Arm um die Hüfte, während sie in den Hinterhof gingen. Als sie um die Ecke kamen, schmetterten Trompeten los und sie machte überrascht einen Satz nach hinten.

      »Mariachis? Ihr habt Mariachis für mich organisiert?«

      »Es sind die Mariachi Cascabel«, sagte Belita stolz. »Sie sind den ganzen Weg von Laredo gekommen. Es sind die Besten.«

      Tränen brannten in Naomis Augen, während ihre Großmutter und ihr Vater vor Stolz strahlten. Sie wusste, dass eine solche Band wirklich teuer war und dass sie sich das ganz sicher nicht leisten konnten. Es war erst einen Monat her, dass Lalos Vater, der Besitzer der Cruz Moving Company, angeboten hatte, Javier in Teilzeit einzustellen, damit er ihm beim Managen der Firma helfen konnte. Und das einzige Einkommen, dass Belita hatte, war Sozialhilfe.

      »Belita, Dad, das ist zu viel. Ihr hättet nicht – «

      »Keine Klagen.« Belita tätschelte Naomis Hand. »Mach dir keine Sorgen. So teuer war es gar nicht. Außerdem haben alle in der Nachbarschaft was dazugegeben.«

      Naomi drehte sich zu ihren Nachbarn um, die beieinander saßen, sich unterhielten, aßen und tranken. Die meisten von ihnen kannte sie, seit sie ein kleines Mädchen war – wie Lalos Familie, die Cruzes, die an einem der Picknicktische saßen und sich mit einigen ihrer Verwandten aus Los Angeles unterhielten. Die Durans waren ebenfalls alle erschienen und waren sogar aus Laredo angereist, nur um hier sein zu können. College-Abschlüsse waren in ihrer Familie selten und es rührte sie, dass sie alle hier sein wollten, um mit ihr zu feiern. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

      »Du sagst danke.«, sagte Chuy, während er die Einkaufstüten auf einem Picknicktisch in der Nähe abstellte.

      »Das weiß ich.« Sie gab erst Belita, dann ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. »Vielen, vielen Dank.«

      »Chuy, hier rüber, Alter. Bring den Alkohol mit.«

      Naomi sah zu, wie Lalo eine helle Flüssigkeit in den Grill spritzte. Er wischte sich mit einem Papiertuch über die verschwitzte Stirn und stopfte es dann in seine Hosentasche. Lalo war ein großer Fan von XXXL-Hawaii-Hemden und Fajitas. Er war ein lieber Kerl und äußerst loyal. Man konnte ihm blind in allen Dingen vertrauen – außer mit entflammbaren Substanzen.

      »Ihr habt Lalo die Verantwortung für den Grill übertragen? Seid ihr verrückt? Er wird das ganze Viertel in Flammen setzen.« Sie wollte gerade zu ihm eilen, als Belita sie zurückhielt.

      »Warte mal kurz.«, sagte СКАЧАТЬ