Название: Der Malaiische Archipel
Автор: Alfred Russel Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Путеводители
Серия: Edition Erdmann
isbn: 9783843804233
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Zum Schluss einige Worte über die Regierung von Sarawak. Sir James Brooke fand die Dajaks bedrückt und bedrängt von der grausamsten Tyrannei. Sie wurden von den malaiischen Händlern betrogen und von den malaiischen Häuptlingen beraubt. Ihre Frauen und Kinder wurden oft gefangen und in Sklaverei verkauft und feindliche Stämme erwirkten sich die Erlaubnis von ihren grausamen Beherrschern, sie ausplündern, in die Sklaverei führen und morden zu dürfen. Rechtsprechungen oder Abhilfe von diesen Schädigungen war durchaus unerreichbar. Seit der Zeit, dass Sir James das Land in Besitz nahm, hat das alles aufgehört. Gleiches Recht gilt für Malaien, Chinesen und Dajaks. Die grausamen Piraten von den Flüssen weiter nach Osten wurden bestraft, schließlich in ihrem eigenen Land eingeschlossen und der Dajak konnte zum ersten Mal ruhig schlafen. Sein Weib und Kind waren nun vor der Sklaverei sicher; sein Haus wurde ihm nicht mehr über dem Kopf angezündet; sein Getreide und seine Früchte gehörten nun ihm, und er durfte sie nach Gefallen verkaufen oder verzehren. Und wer konnte wohl der unbekannte Fremde sein, der alles dieses für sie getan hatte und nichts dafür verlangte? Wie war es ihnen möglich, seine Beweggründe zu begreifen? War es nicht natürlich, dass sie anstehen würden, ihn für einen Mann zu halten? Denn für reines Wohlwollen bei großer Macht gab es unter ihnen kein Beispiel. Sie schlossen daher ganz natürlich, dass er ein höheres Wesen sei, das herab auf die Erde gestiegen, um den Betrübten Glückseligkeit zu bringen. In vielen Dörfern, wo man ihn noch nicht gesehen hatte, fragte man mich ganz sonderbar über ihn. War er so alt wie die Berge? Konnte er die Toten nicht ins Leben zurückrufen? Und sie glauben standhaft, dass er ihnen gute Ernten bescheren und ihre Fruchtbäume reichlich tragen machen könnte.
Wenn man sich ein richtiges Urteil über Sir James Brookes Regierung bilden will, so darf man nicht vergessen, dass er Sarawak nur durch die Gunst der Eingeborenen innehielt. Er hatte es mit zwei Rassen zu tun, von denen die eine, die mohammedanischen Malaien, auf die andere, die Dajaks, als auf Wilde und Sklaven, die nur zum Rauben und Plündern gut sind, herabsahen. Er hat in Wirklichkeit die Dajaks beschützt und hat sie unabänderlich als in seinen Augen gleichberechtigt mit den Malaien behandelt; und doch hat er sich die Liebe und Gunst beider erworben. Trotz der religiösen Vorurteile der Mohammedaner hat er sie bewogen, viele ihrer schlechtesten Gesetze und Sitten zu modifizieren und ihr Kriminalgesetz dem der zivilisierten Welt ähnlich zu machen. Dass seine Regierung noch besteht nach siebenundzwanzig Jahren – trotz seiner häufigen Abwesenheit wegen Krankheit, trotz der Verschwörungen der malaiischen Häuptlinge und der Aufstände der chinesischen Goldgräber, die alle mithilfe der eingeborenen Bevölkerung überwältigt wurden, und trotz der finanziellen, politischen und häuslichen Störungen – das ist, glaube ich, nur den vielen bewunderungswerten Eigenschaften zuzuschreiben, welche Sir James Brooke besaß, hauptsächlich aber gelang es ihm dadurch, dass er die eingeborene Bevölkerung durch jede Handlung seines Lebens überzeugte, dass er sie nicht zu seinem Vorteil, sondern zu ihrem Besten beherrschte.
Seit ich dies geschrieben habe, ist sein edler Geist von hinnen geschieden. Aber wenn er auch von denen, welche ihn nicht kannten, als ein enthusiastischer Abenteurer bespöttelt oder als ein hartherziger Despot geschmäht wird, so kommt doch das allgemeine Urteil derer, welche in seinem Adoptiv-Vaterland mit ihm in Berührung standen, seien es Europäer, Malaien oder Dajaks, darin überein, dass Radscha Brooke ein großer, weiser und guter Herrscher gewesen – ein wahrer und treuer Freund, ein Mann, den man wegen seiner Talente bewundern, wegen seiner Ehrlichkeit und seines Mutes achten und wegen seiner echten Gastfreundschaft, seiner liebenswürdigen Gemütsart und seines weichen Herzens lieben musste.
SIEBTES KAPITEL
JAVA
Ich verbrachte drei und einen halben Monat auf Java, vom 18. Juli bis zum 31. Oktober 1861, und will meine eigenen Reisen und meine Beobachtungen über das Volk und die Naturgeschichte des Landes kurz beschreiben. Allen jenen, welche zu wissen wünschen, wie die Holländer jetzt Java regieren und wie es möglich ist, dass sie ein großes jährliches Einkommen herausziehen, während die Bevölkerung sich vermehrt und die Einwohner zufrieden sind, empfehle ich das Studium des vortrefflichen und interessanten Werkes des Herrn Money, »How to Manage a Colony«. Den hauptsächlichen Tatsachen und Schlüssen dieses Werkes muss ich aufrichtig beistimmen, und ich glaube, dass das holländische System das Beste ist, welches angenommen werden kann, wenn eine europäische Nation ein Land, welches von einem betriebsamen, aber halb barbarischen Volk bewohnt wird, erobert oder sonst erwirbt. Bei meiner Schilderung von Nord-Celebes werde ich zeigen, wie erfolgreich dasselbe System bei einem Volk von einem ganz anderen Zivilisationsgrad als derjenige, der Javanern in Anwendung gekommen ist; und jetzt will ich in möglichster Kürze eine Darstellung dieses Systems geben.
Die jetzt auf Java angenommene Art zu regieren ist die, dass man die ganze Reihe der eingeborenen Herrscher beibehält, von dem Dorfhäuptling hinauf bis zu den Fürsten, welche unter dem Namen von Regenten die Häupter der Distrikte von der Größe einer kleinen englischen Grafschaft sind. An der Seite jedes Regenten steht ein holländischer Resident oder Assistentresident, den man als den »älteren Bruder« ansieht und dessen »Befehle« die Form von »Ratschlägen« haben, denen jedoch stets und unbedingt Folge geleistet wird. Neben jedem Assistentresidenten steht ein Kontrolleur, eine Art von Inspektor all der niedrigeren eingeborenen Herrscher, welcher periodisch jedes Dorf im Distrikt besucht, das Verfahren der inländischen Gerichtshöfe prüft, Klagen gegen die Häuptlinge oder andere eingeborene Große anhört und die Regierungs-Plantagen beaufsichtigt. Das führt uns auf das »Kultursystem«, welches die Quelle des ganzen Reichtums ist, den die Holländer aus Java ziehen und welches der Gegenstand vielen Missbrauchs in diesem Land wurde, da es die Kehrseite des »Freihandels« ist. Um seinen Nutzen und seine wohltätigen Wirkungen zu verstehen, ist es notwendig, die gewöhnlichen Resultate des freien europäischen Handels mit unzivilisierten Völkern zu skizzieren.
Eingeborene der Tropen haben wenig Bedürfnisse, und wenn diese befriedigt sind, so sind sie, wenigstens ohne starken Anreiz dazu, abgeneigt, um mehr als das Notwendigste zu arbeiten. Bei solchen Völkern kann man unmöglich eine neue oder systematische Kultur einführen außer durch die despotischen Befehle der Häuptlinge, denen sie zu gehorchen gewohnt sind wie Kinder ihren Eltern. Die freie Konkurrenz von europäischen Händlern aber führt zwei mächtige Beweggründe zur Arbeit ein. Spirituosen und Opium sind eine zu starke Versuchung für fast alle Wilden, um zu widerstehen, und um sie zu erlangen, verkauft er, was er hat, und arbeitet, um mehr zu bekommen. Eine andere Versuchung, der er nicht widerstehen kann, ist der Kredit auf Waren. Der Händler bietet ihm bunte Gewänder an, Messer, Gongs, Kanonen und Pulver und will sich bezahlt machen mit der Ernte, die vielleicht noch nicht gesät ist, oder mit Produkten, СКАЧАТЬ