DER ZEHNTE HEILIGE. Daphne Niko
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Название: DER ZEHNTE HEILIGE

Автор: Daphne Niko

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sarah Weston Abenteuer

isbn: 9783958350663

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СКАЧАТЬ Jahr 320 verbreitet gewesen waren. «Woher haben Sie das?»

      Ejigu war deutlich zufrieden mit sich selbst, dass er ihr Interesse geweckt hatte. «Ist Geheimnis», flüsterte er in pseudoverstohlener Manier. «Aber wenn englische Lady wissen will …»

      Er rieb Zeigefinger und Daumen in der universalen Geste des Geldes aneinander.

      Sarah schüttelte den Kopf und lachte. «Nein, danke, mein Freund. Ich arbeite für eine Universität. Das bedeutet, dass ich kein Geld habe, das ich Ihnen geben könnte.»

      Ejigu musterte sie von oben bis unten. «Das ist eine schöne Uhr», sagte er, während er auf die ramponierte Timex an ihrem Handgelenk deutete. «Sie geben mir und ich bringe Sie, wo Sie diese Dinge finden.»

      «Sie haben mehr von dieser Art gesehen?»

      «Oh, ja, Lady. Viel, viel mehr.» Er weitete die Augen.

      Sarah schmunzelte, um ihm zu zeigen, dass sie das für eine Übertreibung hielt. Sie traute ihm nicht, aber die Scherben interessierten sie genug, um das Ganze einen Schritt weiterzutreiben.

      Die voluminöse äthiopische Dame hinter der Scheibe bellte Sarah an, ihr Gequatsche zu beenden und ihre Bestellung aufzugeben.

      «Hören Sie, ich muss los. Wenn Sie es ernst meinen, treffen Sie mich morgen hier. Sie bringen mich zu Ihrem Fundort, und wenn Ihre Behauptung wahr ist, dann verspreche ich, Sie zu entlohnen.»

      Sie gaben sich die Hand darauf, und Sarah lief zum Bestellfenster.

      ***

      Am nächsten Nachmittag wartete Sarah bei Tigrinya. Ihre anständige englische Erziehung riet ihr, niemals einem Einheimischen zu vertrauen, besonders nicht an einem Ort wie Äthiopien, wo alles für den richtigen Preis gekauft oder verkauft werden konnte. Doch ihre amerikanische Seite fiel genauso schwer ins Gewicht. Nachdem ihre Eltern sich hatten scheiden lassen, war sie mit ihrer Mutter nach New York gezogen und hatte ein Internat in Connecticut besucht. In dieser rücksichtslos wetteifernden Umgebung hatte sie ihre Instinkte geschärft. Sie hatte gelernt, wie man Menschen einschätzte und sie bei ihren eigenen Spielchen austrickste. Diese Raffinesse «made in America» leistete ihr in der Praxis gute Dienste. Ganz bestimmt hatte sie keine Angst vor Ejigu. Sie betrachtete ihn als einen kleinen Gauner, einen Kerl, der auf einen schnellen Dollar aus war und sich dann dem nächsten Handel zuwandte.

      Obwohl sie bezweifelte, dass viel dabei herauskäme, würde sie trotzdem gehen. Die meisten anderen Archäologen – ganz gewiss ihre Kollegen aus Cambridge – würden es niemals in Betracht ziehen, Hinweisen von Eingeborenen zu folgen, welche sie alle als raffgierige falsche Propheten betrachteten. Sie andererseits hatte keine derartigen Vorurteile. Obwohl sie sich darüber im Klaren war, dass neunundneunzig Prozent dieser Versprechungen leer waren, hatte sie ein Gespür für das restliche eine Prozent, und das Leben hatte ihr beigebracht, ihrem Gespür zu folgen.

      Ejigu war pünktlich. Für eine Wanderung angezogen – mit zerrissenen Jeans und schlammverkrusteten Nike-Schuhen mit limonengrünen Schnürsenkeln, die er offensichtlich bei einem Touristen eingetauscht hatte – gesellte er sich zu Sarah an einen hölzernen Picknicktisch unter einem Baum abseits der die Zeit vertrödelnden Einheimischen.

      Sie zündete sich eine Zigarette an und offerierte auch ihm eine. «Also», sagte sie in einem argwöhnischen Tonfall. «Wo gehen wir hin?» Sie sprach amharisch, damit sie nicht für eine unwissende Auswärtige gehalten wurde.

      Ejigu deutete in Richtung der Berge, nördlich des Tals, in dem Sarahs Expedition stationiert war. «Da oben. Nicht einfach zu finden. Sie müssen klettern.»

      Sie klappte ihr tragbares Fernglas auseinander, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Das Gelände, felsig und ausgedörrt, ging langsam in das Vorgebirge über und gipfelte in steilen, von den Winden aufgerauten Felswänden. Auf einer der weit entfernten Klippen stand ein fachgedecktes Steinbauwerk. Sarah konnte es nicht genauer erkennen. «Was ist das für ein Gebäude?»

      Sie kannte die Legende des Klosters. Es war eine der von den neun Heiligen, die das Christentum in Äthiopien verbreitet hatten, gebauten Kirchen. Abuna Aregawi, einer jener Neun, hatte sein Ordenshaus hoch auf eine Klippe gestellt, wo kein gewöhnlicher Mensch es erreichen konnte. Selbst die Mönche, die dort lebten, hatten keinen leichten Zugang. Jedes Mal, wenn sie das Kloster verließen, um Wasser zu holen oder sich auf Meditation zu begeben, mussten sie über ein geflochtenes Lederseil herabsteigen, das von der Felswand herabhing, und auf demselben Weg auch wieder hinauf.

      Die exilartige Lage war nicht unbeabsichtigt; der Ort war dazu bestimmt, von der Welt abgeschieden zu sein. Debre Damo beherbergte wichtige illuminierte Handschriften und fantastische religiöse Gemälde, und die Äthiopier betrachteten diesen Platz als heilig. Sarah hatte ihn schon lange sehen wollen, wusste aber, dass es unmöglich war, denn bis zu diesem Tag war es Frauen nicht erlaubt, in dessen geweihten Bereich vorzudringen.

      «Diese Dinge, ich finde in Höhlen auf der Straße zu Debre Damo», fuhr Ejigu fort. «Es ist sehr reich. Töpferei, Münzen, Glas …»

      «Glas?» Sarah war überrascht. Laut aksumitischer Geschichte waren Glaswaren nicht in Äthiopien hergestellt, sondern vielmehr aus Ägypten und Syrien importiert worden. Sie waren kompliziert zu befördern und sehr teuer und wurden daher nur von den wohlhabenden Klassen verwendet. Derartige Objekte könnten Hinweise auf die schwer auffindbare Grabanlage bieten. Das reizte sie.

      «Ja, gefärbtes Glas», sagte er. «Blau, gelb … Sie werden sehen.»

      Am Ende könnte doch etwas dran sein. «Dann lassen Sie uns gehen.» Sie drückte ihre Zigarette im dünnen Aluminiumaschenbecher aus. «Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.»

      ***

      Nach einer Fahrt Richtung Norden zu den Gebirgsausläufern wanderten sie stetig aufwärts, bis sie das Hochland erreichten. Sarah benötigte keine Pause, hielt aber an, um die Aussicht auf sich wirken zu lassen. Unter ihr, im Süden, lag das Tal der Stelen, wo ihre Kollegen in ihrer Abwesenheit mit den Grabungen fortfuhren. In der Ferne erhoben sich die stummen Ruinen einer antiken Anlage, welche die Einheimischen gerne als den Palast der Königin von Saba bezeichneten, obwohl Archäologen sie auf das siebte Jahrhundert datiert hatten, lange nach Sabas Zeit. Die Äthiopier liebten ihre Legenden und die Wissenschaft konnte ihren Glauben nicht entmutigen. Ein paar hundert Meter über ihrem jetzigen Standpunkt befanden sich die berüchtigten Granitklippen mit ihrem Netzwerk von Höhlen; manche davon natürlichen Ursprungs, manche nicht. Sie war erpicht darauf, sie zu erkunden, bevor das Licht schwand.

      «Die Töpfereien, sie sind in einer Höhle auf dem Gipfel dieses Berges.» Ejigu deutete in die Richtung ihres Ziels. «Kommen Sie. Hier entlang.» Er führte sie über ein Findlingsfeld zu einem schmalen Pfad, der die kahle Klippenwand hinaufführte. Der Weg wand sich um die Felskante und war kaum breit genug, dass ein Mensch darauf stehen konnte. Ein Abgrund auf der anderen Seite fiel steil zu noch mehr Felsen hin herab.

      Daran gewöhnt, immer einen Schritt vorauszudenken, rechnete sich Sarah aus: Wenn sie abrutschte, könnte sie versuchen ihren Fall zu bremsen, indem sie sich an den knorrigen Wurzeln der Kossobäume festhielt, welche dort – unmöglicherweise – zwischen den Steinen wuchsen.

      Ejigu beschritt den Pfad mit der Leichtigkeit eines Menschen, der entweder keine Angst kannte oder das Leben zu gering schätzte. Mit dem Rücken an der Felswand schob er sich Zentimeter um Zentimeter, einen Fuß nach dem anderen, seitwärts wie eine Krabbe nach oben.

      Sarah folgte ihm widerwillig. Schweißperlen bildeten sich jedes СКАЧАТЬ