Название: Anwaltshure Band 4 | Erotischer Roman
Автор: Helen Carter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Anwaltshure 2020
isbn: 9783750711747
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Jetzt musste ich meinen Kopf senken, denn ich würde seinen forschenden Blicken nicht standhalten.
»Du hattest keine Ahnung, dass er eine andere fickt. Und mehr noch … Dass er ihr ein Kind macht …«
Ich schloss meine Augen, um den Schmerz zu ertragen, den jenes schlichte Aussprechen der Tatsachen in mir auslöste.
»Willst du ihn mit ihr teilen oder willst du ihn ihr wegnehmen?«
»Weder noch«, sagte ich leise.
»Du kannst beides.«
»Ich werde weder das eine noch das andere tun«, wiederholte ich. Ärger stieg in mir auf.
»Spielst du die Moralische oder gibst du einfach nur kampflos auf?« Da war er wieder, jener überhebliche Alexander, der mich mit ein, zwei wohlgesetzten Phrasen auf die Palme bringen konnte.
»Ich gebe nicht kampflos auf. Aber ich habe auch nicht vor, sein Glück zu zerstören.«
Lachend warf er den Kopf in den Nacken. Sein Haar rauschte über seinen Rücken und er trat kopfschüttelnd ans Fenster. »Emma … Heilige Emma sollte ich wohl eher sagen. Deine Show hier könnte aus ›Casablanca‹ stammen.« Er stieß die Luft schnaubend durch die Nase. »Nun gut. Wenn du beschlossen hast, die Märtyrerin zu spielen und dich selbst auf dem Altar der Selbstlosigkeit zu opfern, will ich dich nicht beeinflussen. Du wirst dir so lange in dieser Rolle ebenso gefallen wie leidtun, bis du begreifst, was du da zerschlagen hast … Das ist lächerlich!«
Die Tür öffnete sich und die Dienerin trat ein. Vor ihm niederkniend, schob sie die Stiefel über seine Füße, erhob sich wieder und wartete, bis Alexander an ihr vorbeigegangen war und den Raum verlassen hatte.
Zeit für einen NeuAnfang
Alexanders Worte lauerten in meinem Herzen wie wilde Hunde. Wieder und wieder liefen sie in einer Art Endlosschleife durch meinen Kopf.
Heilige Emma – bis du begreifst, was du da zerschlagen hast …
Tief in mir wusste ich, dass er recht hatte. Und dennoch sagte mir mein Verstand, dass ich jenen Gefühlen niemals nachgeben durfte, die mich so machtvoll vor sich hertrieben. Es konnte, es durfte, Derek nicht für mich geben. Würde ich nur einen Schritt zu weit in seine Richtung tun, würde ich uns beide vernichten. Der Schmerz, den diese Erkenntnis in mir hervorrief, diesen Schmerz musste ich niederringen. Musste ihn aus meinem Herzen reißen.
Ich wanderte sinnlos durch meinen Tag. Beobachtete die Menschen vor meinem Fenster, wie sie durch den Schnee stapften. Die dicken Schneekissen, die von den dürren Ästen rutschten und mit dumpfem Ton zu Boden fielen.
Als ich meinen Computer einschaltete, um mein E-Mail- Postfach durchzusehen, geschah es mehr aus Langeweile als aus Interesse. Umso mehr überraschte es mich, als ich einen neuen Brief entdeckte, der von Alexander stammte. Er hatte mir noch nie geschrieben.
Mit schneller schlagendem Herzen öffnete ich die Post.
Du brauchst dringend eine Auszeit. Danach hörst Du bei McLeod auf und gründest einen Escort-Service!
Du verdienst Geld und kannst Kunden haben, wann immer Du willst. Wenn Du geeignete Mädchen suchst, kann ich Dir behilflich sein. Stell Dich endlich auf Deine eigenen Beine! Verlass Dich nicht mehr auf andere. Kappe die Taue und hinaus mit Dir auf die offene See!
Alexander
Man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er lange um den heißen Brei redete! Ich sah mich bereits im dunkelblauen Chanel-Kostüm an einem gläsernen Schreibtisch sitzen und die Buchhaltung überprüfen.
War das wirklich eine Option? Mich von meinem alten Leben verabschieden? Suchte ich zuerst auch hundert Einwände gegen Alexanders Idee, spürte ich doch unter jenen Schichten des Widerspruchs eine gewisse Sympathie für seinen Vorschlag. Eine neue Perspektive. Vielleicht war es wirklich Zeit für einen Neuanfang.
Mein Weg führte mich automatisch zu meinem Briefkasten, so wie jeden Tag. Während ich mit einem Lächeln auf den Lippen mich immer mehr mit dem Gedanken an einen Neuanfang anfreundete.
Als ich den Brief, den ich aus meinem Briefkasten zog, in den Händen hielt, wusste ich sofort, was da drin stand. Heiße Flammen züngelten von den Buchstaben und es war mir nur allzu klar, dass sie mich verbrennen würden, wenn ich sie sah.
Ich schloss die Augen, schob den Daumen unter die Lasche und riss den Umschlag auf. Entschlossen zog ich die dicke Karte heraus und öffnete die Augen. Elegant geschwungene schwarze Buchstaben schlugen mir entgegen:
Mr. und Mrs. George McLeod, O.B.E. würden sich sehr über die Ehre Ihrer Anwesenheit anläßlich der Vermählung ihres Sohnes Derek mit Miss Laura Anne Edwards freuen.
Diese findet am 3. Januar in der St. George´s Chapel,
Windsor, statt.
Um Antwort wird gebeten.
Die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen. Sie zerflossen wie Tinte im Herbstregen. Wieder und wieder wanderten meine Blicke über diese Zeilen. Unmerklich begannen meine Hände zu beben. Ich blinzelte, um wieder klar sehen zu können.
Schlicht, elegant, nicht zu sexy
In Paddington Station herrschte die übliche wochentägliche Betriebsamkeit. Man eilte zum Zug oder zur Tube. Der Boden war überzogen mit schmutzigem Schneematsch, den die Reisenden von der Straße unablässig hereintrugen.
In den Läden waren die Weihnachtsdekorationen verschwunden und hatten den Glückwünschen für ein gutes neues Jahr Platz gemacht. Der übliche Versuch, die Kunden in Kauflaune zu halten, und das, obwohl sie bereits für Weihnachten genug Geld ausgegeben hatten.
Ich war auf dem Weg nach Knightsbridge. Nachdem ich aus der Tube ausgestiegen war, wanderte ich mehr oder minder ziel- und lustlos an den Schaufenstern von Nobelboutiquen und Kaufhäusern vorbei. Selten genoss ich es so wenig, ein Kleid kaufen zu müssen. Ohne jede Inspiration stand ich vor den blankpolierten Türen von Harrod’s. Hier würde ich sicher fündig werden.
Der livrierte Türsteher öffnete für mich und ließ mich eintreten. Als ich aber die Trauben von Touristen sah, die sich an den Ständern vorbeidrückten, hatte ich plötzlich keine Lust mehr. So suchte ich mir eine kleine Boutique, in der ich schon öfter etwas Nettes erstanden hatte. Die Inhaberin erkannte mich sofort und begrüßte mich warmherzig. Sie war eine äußerst attraktive Mittfünfzigerin. Das glatte schwarzbraune Haar hatte sie straff nach hinten gekämmt, wo es im Nacken von einer breiten Spange gehalten wurde. Sie trug einen cremefarbenen Rollkragenpullover aus Kaschmir, dazu eine passende Holzperlenkette in Herbsttönen, die die Farben ihrer Hose aufnahmen.
»Miss Hunter … Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich brauche etwas für eine Hochzeit.«
Sie blickte leicht verwundert. »Ähm … Brautmoden führe ich leider nicht.«
Es fühlte sich an, wie ein leichter Schlag in die Magengrube.
»Nein«, fasste ich mich so schnell als möglich, »… ich bin lediglich Gast.«
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