Название: Anwaltshure Band 4 | Erotischer Roman
Автор: Helen Carter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Anwaltshure 2020
isbn: 9783750711747
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Selten hatte ich es so bedauert, dass ein Kunde ging, wie in jenem Moment, als er – wieder zurück in seiner perfekt sitzenden Uniform – mit einem leidenschaftlichen Kuss mein Apartment verließ.
Noch lange nachdem die Limousine vom Parkplatz gerollt war, und sich in den abendlichen Verkehr eingefädelt hatte, stand ich am Fenster und sah ihm hinterher. Ein seltsam melancholisches Gefühl erfasste mich bei dem Gedanken, dass ich einen Kunden nie mehr wiedersehen würde.
Stilles EinVernehmen
Der Schneefall hatte innerhalb von einem Tag London zuerst in ein Wintermärchen verwandelt und dann in ein Schneechaos. Das Einzige, was noch reibungslos zu funktionieren schien, war das Telefon.
Ich hatte nicht schlafen können, sondern rauchend im Wohnzimmer gesessen und der Zeit beim Vorübergehen zugeschaut. Die Lichter der Stadt und der weiße Schnee hatten den Raum mit genug Helligkeit erfüllt, dass ich alles sehen und mich in den Anblick meines Gartens vertiefen konnte, dessen Umrisse mittlerweile von einer dicken Schneedecke unkenntlich gemacht worden waren.
Da ich normalerweise keine Anrufe mitten in der Nacht erhielt, zuckte ich heftig zusammen, als es plötzlich neben mir läutete. Mein Herz begann augenblicklich wild zu pochen und kalter Schweiß brach aus meinen Poren. Nächtliche Anrufe bedeuten nur sehr selten Gutes und so rechnete ich augenblicklich mit einer Hiobsbotschaft. Meine Gedanken rasten an den Reihen jener Menschen vorbei, die mir lieb und wichtig waren. In Sekundenbruchteilen ordnete ich die unterschiedlichsten Überlegungen, wer einen Unfall gehabt haben könnte.
Mit bebender Hand nahm ich den Anruf entgegen. Ich wusste, meine Stimme würde unsicher klingen und so sagte ich nur »Ja?«
»Miss Hunter.« Es war eine Feststellung.
»Master Alexander möchte morgen mit Ihnen um dreizehn Uhr im La Calèche speisen. Sie haben Zeit?«
Die Stimme kam mir seltsam bekannt vor, und in Zusammenhang mit Alexander, war mir augenblicklich klar, wer mich da zu nachtschlafender Zeit anrief, um mir eine Lunch-Einladung zu überbringen. Und ich war mir ebenso sicher, dass diese Dame den Gedanken maßlos genoss, mich aus dem Tiefschlaf gerissen zu haben. Dennoch war es meine spontane Erleichterung, dass niemandem ein Unglück widerfahren war, die mich beinahe heiter »Ja« antworten ließ.
»Gut. Der Master erwartet Sie!«
Ich legte auf.
Alexander … Der Fürst der Finsternis! Unter all meinen exzentrischen Kunden nahm er mit Sicherheit eine Spitzenposition ein. Groß, mit trainiertem Körper und rabenschwarzem Haar bis zu seinem Hintern, lebte er mit seiner Dienerin oder Sklavin, in einer alten Villa in Highgate.
Diese Villa war etwas ganz Besonderes. Betrat man sie, so hatte man das Gefühl, sich im neunzehnten Jahrhundert zu befinden. Durchschritt man aber eine bestimmte Tür im Obergeschoss, entstieg man scheinbar einer Zeitmaschine, die einen direkt ins Mittelalter versetzte.
Alexander war ein imposanter Mann, beeindruckend in jeder Hinsicht. Geistreich, sexy. Und er tat aus Prinzip nie das, was man von ihm erwartete. Seine erotische Vorliebe bestand in ausgeprägten BDSM-Praktiken, bei denen ich ihm aber gleich bei meinem ersten Besuch einen herben Schlag verpasste, als ich mich weigerte, eine Auspeitschung vorzunehmen. Scheinbar von meiner Ablehnung beeindruckt, entwickelte er eine gewisse Sympathie für mich, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
Ich entschied, mich für unser Essen nicht ganz so extravagant zu kleiden, sondern eher damenhafte Eleganz an den Tag zu legen und wählte ein cremefarbenes Shiftkleid mit einer imposanten Brosche an der Schulter. Es hatte Dreiviertelärmel und einen kleinen Gehschlitz hinten. Dazu gab es einen passenden Mantel mit einem kleinen Pelzkragen, der perfekt zu dem herrschenden Wetter passte. So ergab ich das perfekte Abbild damenhafter Eleganz.
Als ich mich nun vor meinem großen Spiegel betrachtete, musste ich schmunzeln, denn meine Wahl war ein kleiner frecher Stich gegen Alexander, der schwarzes Leder und Latex bevorzugte.
***
Dass dies von Erfolg gekrönt war, erkannte ich, als man mich an seinen Tisch im La Calèche führte und ich sah, wie sein dezentes Lächeln ein wenig in Schieflage kam, als seine Augen an mir auf und ab wanderten.
Sein langes, rabenschwarzes Haar hatte er streng zurückgekämmt und hinten zu einem langen Pferdeschwanz zusammengenommen. Im ersten Moment war ich erschrocken, denn ich hatte befürchtet, er habe es abgeschnitten.
Nie zuvor hatte ich ihn außerhalb seiner Villa gesehen, und es kam jetzt einem kleinen Kulturschock gleich, als er – aus seiner mittelalterlichen Burg entstiegen – sich unter normale Menschen begab.
Dennoch schien er jene Aura zu haben, die ihn so faszinierend machte. Sie umgab ihn, wie ein Kokon. Und so verwunderte es mich auch nicht, dass er sich jetzt, anstatt mir die Hand zu geben oder mich auf die Wangen zu küssen, lediglich leicht verbeugte.
»Wie schön, dass du die Zeit gefunden hast, mich zu treffen.« Sein Lächeln glich dem eines Raubtieres, das bemüht war, sein Opfer in Sicherheit zu wiegen. Er deutete auf den Stuhl, der seinem gegenüber stand und ich setzte mich, nachdem der Kellner ihn etwas zurückgezogen hatte.
»Eine Einladung von dir kann man nicht ausschlagen«, erwiderte ich mit süffisantem Lächeln.
Wir wählten unsere Speisen und den Wein.
»Ich hörte, du hattest eine nicht ganz einfache Zeit …«, sagte Alexander.
Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Jays wundervolles Gesicht tauchte aus dem Nebel meiner Erinnerungen auf. Die wallenden blonden Locken … Plötzlich fürchtete ich, keinen Bissen mehr runterzukriegen, denn heiße Tränen stiegen in meinen Augen auf. Innerlich fluchend, wunderte ich mich, dass ich ausgerechnet jetzt und hier die Fassung zu verlieren drohte.
Sein Blick bohrte sich stechend in mich hinein. Doch dann legte er plötzlich seine Hand auf meine. Ich zuckte leicht zusammen ob der unerwarteten Nähe und der sanften Wärme.
»Es tut mir leid«, sagte er leise und ich wusste, dass er es ehrlich und aufrichtig meinte. Doch gerade diese Erkenntnis förderte meine Selbstbeherrschung nicht gerade. Also biss ich schmerzhaft auf meine Unterlippe.
»Und wie ist es dir so ergangen?«, sagte ich in etwas aufgesetztem Plauderton.
»Nun, ich kann nicht klagen.« Alexander reckte sich etwas, lehnte sich dann zurück und drehte mit ausgestrecktem Arm sein Glas um dessen eigene Achse.
»Ich habe es etwas vermisst … dich zu ficken.«
»Das lässt sich ändern«, erwiderte ich mit Blick auf sein perfekt geschnittenes Gesicht, das in den Katalog jedes erstklassigen Herrenausstatters gepasst hätte.
»Wir könnten nach dem Essen einen Drink bei mir nehmen«, schlug er vor.
Ich war alles andere als abgeneigt. Gerade wollte ich zustimmen, als der Kellner mit dem ersten Gang kam. Er stellte unsere Teller elegant und mit einem kleinen Schwung vor uns ab und wünschte »Bon Appetit!«
Es war Alexander, der den Mann zuerst bemerkte, der an unseren Tisch getreten war und stumm auf uns niederblickte, als sei er ein Soldat, der darauf wartet, dass ihm sein Vorgesetzter seine Aufmerksamkeit schenkt.
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