Название: Der Bitcoin-Standard
Автор: Saifedean Ammous
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная прикладная и научно-популярная литература
isbn: 9783982109527
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Muscheln sind ein weiteres monetäres Tauschmittel, das an vielen Orten der Welt, von Nordamerika bis Afrika und Asien, weit verbreitet war. Historische Darstellungen zeigen, dass die am besten handelbaren Muscheln in der Regel diejenigen waren, die seltener und schwerer zu finden waren, da diese mehr wert waren als die leicht auffindbaren.3 Einheimische und frühe europäische Siedler verwendeten häufig Wampum-Muscheln aus den gleichen Gründen wie bei den Akori-Perlen: Sie waren schwer zu finden, was ihnen ein hohes Stock-to-Flow-Verhältnis verlieh, möglicherweise das höchste unter den damals verfügbaren langlebigen Gütern. Muscheln hatten jedoch mit den Akori-Perlen gemein, dass sie nicht einheitlich waren, was ein erheblicher Nachteil war, da die Preise und Wechselraten dadurch nicht so einfach gemessen und einheitlich ausgedrückt werden konnten. Dies stellte einen enormen Nachteil für das Wirtschaftswachstum und den Grad der Spezialisierung dar. Europäische Siedler erkannten ab 1636 Muscheln als gesetzliches Zahlungsmittel an. Da jedoch immer mehr britische Gold- und Silbermünzen nach Nordamerika strömten, wurden diese aufgrund ihrer Einheitlichkeit als Tauschmittel bevorzugt, was eine bessere und einheitlichere Preisnennung ermöglichte, wodurch sie besser handelbar waren. Da fortschrittlichere Schiffe und Technologien eingesetzt wurden, um Muscheln aus dem Meer zu ernten, war das Angebot irgendwann so sehr aufgebläht, dass nach einiger Zeit ihr Wert und ihre Handelbarkeit stark sanken. Im Jahr 1661 verloren Muscheln schließlich ihren Status als gesetzliches Zahlungsmittel und letztlich ihre monetäre Funktion.4
Dieses Schicksal ereilte das Muschelgeld nicht nur in Nordamerika; immer dann, wenn die Gesellschaften, die Muscheln als Zahlungsmittel verwendeten, Zugang zu einheitlichen Metallmünzen erhielten, übernahmen sie diese Währung und profitierten davon. Die industrielle Revolution mit ihren mit fossilen Brennstoffen betriebenen Schiffen machte es zudem immer einfacher, Muscheln im Meer zu ernten, den Produktionsfluss zu erhöhen und somit das Stock-to-Flow-Verhältnis binnen kurzer Zeit zu verringern.
Andere antike Geldformen waren Rinder, die wegen ihres Nährwerts geschätzt wurden, da sie zu den wertvollsten Besitztümern gehörten die man besitzen konnte. Zudem konnten die Rinder aufgrund ihrer Mobilität auch ortsunabhängig verkauft werden. Rinder spielen auch heute noch eine monetäre Rolle, da viele Gesellschaften sie für Zahlungen, insbesondere als Mitgift, verwenden. Da Rinder jedoch sperrig und eigentlich nicht teilbar sind, waren sie noch nie besonders gut geeignet, um die Probleme der Teilbarkeit in verschiedene Skalierungen zu lösen, und so existierte neben dem Vieh eine andere Form von Geld: das Salz. Salz ließ sich gut für eine lange Zeit aufbewahren und konnte in jedes beliebige Gewicht unterteilt werden. Diese historischen Fakten sind in der englischen Sprache noch immer ersichtlich, da das Wort pecuniary (finanziell) von pecus, dem lateinischen Wort für Rinder, abgeleitet ist, und das Wort salary (Gehalt) von sal, dem lateinischen Wort für Salz.5
Mit der rasch fortschreitenden Technologie, insbesondere im Bereich der Metallurgie, wurden bessere Geldformen entwickelt, die anstelle der oben genannten Tauschobjekte und Artefakte eingesetzt wurden und diese schnell ersetzten. Als Tauschmittel erwiesen sich diese Metalle im Vergleich zu Muscheln, Steinen, Perlen, Rindern und Salz als überlegen, da sie zu einheitlichen, höchst wertvollen kleinen Einheiten verarbeitet werden konnten, die sich viel leichter transportieren ließen. Ein weiterer Nagel im Sarg des Artefaktgeldes war die industrielle Nutzung von Brennstoffenergie aus Kohlenwasserstoff. Dadurch konnte man die Produktionskapazitäten deutlich erhöhen und eine schnelle Steigerung des neuen Angebots (Flow) dieser Artefakte ermöglichen. Dies bedeutete, dass jene Geldformen, die bis dahin aufgrund ihrer schwierigen Produktion ein hohes Stock-to-Flow-Verhältnis aufwiesen, eben jenes verloren. Mit modernen Brennstoffen aus Kohlenwasserstoff könnten Rai-Steine leicht abgebaut, Akori-Perlen für sehr geringe Kosten hergestellt und massenweise Muscheln mit großen Schiffen gesammelt werden. Sobald diese Gelder ihre Härte verloren, erlitten ihre Besitzer eine erhebliche Vermögensenteignung, wodurch das gesamte Gefüge ihrer Gesellschaft auseinanderbrach. Die Häuptlinge der Yap-Inseln, die O’Keefes billige Rai-Steine ablehnten, verstanden, was die meisten modernen Ökonomen nicht begreifen: Ein leicht zu produzierendes Geld ist als Geld wertlos, und eine weiche Währung macht eine Gesellschaft nicht reicher, sondern im Gegenteil, sie macht sie ärmer, indem der hart verdiente Wohlstand gegen eine weiche Währung, die sich leicht produzieren lässt, zum Verkauf gestellt wird.
1Die Geschichte von O’Keefe inspirierte 1952 Laurence Klingman und Gerald Green zum Schreiben eines Romans namens Seine Majestät O’Keefe – König der Südsee, der 1954 zu einem Hollywood-Blockbuster mit Burt Lancaster in der Hauptrolle wurde.
2Um ihre Gewinne zu maximieren, füllten die Europäer die Rümpfe ihrer Schiffe mit großen Mengen dieser Perlen, was auch dazu diente, das Schiff auf seiner Reise zu stabilisieren.
3Nick Szabo, Shelling Out: The Origins of Money. (2002) Erhältlich bei http://nakamotoinstitute.org/shelling-out/
4ebd.
5Antal Fekete, Whither Gold? (1997). Gewinner des Internationalen Währungspreises 1996, gesponsert von Bank Lips.
KAPITEL 3
MONETÄRE METALLE
Als wir unsere technischen Fertigkeiten zur Produktion von Gütern immer mehr verbesserten und anfingen, immer mehr Metalle und Rohstoffe zu nutzen, begann zugleich die Massenproduktion zahlreicher Metalle, da es hierfür eine starke Nachfrage gab. Dadurch wurden sie hochverkäuflich und geeignet für die Verwendung als Geldmedien. Die Dichte und der relativ hohe Wert dieser Metalle machten es im Vergleich zu Salz oder Rindern einfach, sie zu bewegen, wodurch sie standortunabhängig gut handelbar waren. Die Produktion von Metallen war anfangs sehr mühsam, weshalb man ihr Angebot nicht ohne weiteres kurzfristig erhöhen konnte. Dies bescherte ihnen jedoch eine gute langfristige Verkäuflichkeit.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Haltbarkeit und den physikalischen Eigenschaften sowie ihrer relativen Häufigkeit auf der Erde, waren einige Metalle wertvoller als andere. Eisen und Kupfer konnten aufgrund ihres relativ hohen Vorkommens in zunehmenden Mengen produziert werden, waren jedoch korrosionsanfällig. Bestehende Lagerbestände wurden durch zusätzliche Produktionsmengen gewissermaßen überflüssig und verloren ihren Wert. So kam es, dass diese Metalle einen relativ niedrigen Marktwert entwickelten und deshalb für kleinere Transaktionen verwendet wurden. Seltenere Metalle wie Silber und Gold hingegen waren langlebiger und weniger anfällig für Korrosion oder Zerstörung, was sie im Laufe der Zeit besser verkäuflich und gut als längerfristigen Wertspeicher nutzbar machte. Da Gold praktisch unzerstörbar war, wurde es uns Menschen möglich, Werte über Generationen hinweg aufzubewahren und langfristig zu planen.
Zunächst wurden Metalle in Bezug auf ihr Gewicht ge- und verkauft,1 aber mit der Zeit wurde es möglich, einheitliche Münzen zu prägen und diese mit ihrem Gewicht zu beschriften. Dadurch wurden sie besser handelbar und man ersparte den Besitzern, die Metalle jedes Mal wiegen und ihnen einen Wert beimessen zu müssen. Die drei Metalle, die für diese Rolle am häufigsten СКАЧАТЬ