Название: Der Bitcoin-Standard
Автор: Saifedean Ammous
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная прикладная и научно-популярная литература
isbn: 9783982109527
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Die Verkäuflichkeit eines Guts im Laufe der Zeit bezieht sich auf seine Fähigkeit, den Wert für die Zukunft zu bewahren, wodurch der Besitzer in der Lage ist, Vermögen aufzubewahren. Dies ist zugleich die zweite Funktion des Geldes: die Speicherung von Wert. Damit ein Gut im Laufe der Zeit verkaufsfähig bleibt, muss es immun gegen Fäulnis, Korrosion und andere Arten des Verfalls sein. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass jeder, der dachte, er könne sein Vermögen langfristig in Fisch, Äpfeln oder Orangen sichern, seine Lektion auf die harte Tour lernen musste und vermutlich sehr wenige Gründe hatte, sich um die langfristige Sicherung seines Vermögen Gedanken zu machen. Die physische Unversehrtheit im Laufe der Zeit ist jedoch eine notwendige, aber unzureichende Voraussetzung für die langfristige Verkäuflichkeit, da es sein kann, dass ein Gut erheblich an Wert verliert, selbst wenn sein physischer Zustand unverändert bleibt.
Damit das Gut seinen Wert behält, ist es ebenso notwendig, dass das Angebot des Guts nicht zu stark zunimmt, solange es dem Inhaber gehört. Ein gemeinsames Merkmal aller Geldformen im gesamten Lauf der Geschichte ist die Existenz irgendeines Mechanismus, der die Produktion neuer Einheiten des Guts einschränkt, um den Wert der bestehenden Einheiten zu erhalten. Die relative Schwierigkeit, neue Geldeinheiten zu produzieren, bestimmt die Härte des Geldes: Geld, dessen Angebot schwer zu erhöhen ist, wird als hartes Geld bezeichnet, während weiches Geld eine Art von Geld ist, dessen Angebot sich leicht vergrößern lässt.
Wir können die Härte des Geldes verstehen, indem wir uns zwei verschiedene Größen verdeutlichen, die mit der Bereitstellung eines Guts zusammenhängen: (1) Der Bestand, der das vorhandene Angebot des Guts darstellt, bestehend aus allem, was in der Vergangenheit produziert wurde, abzüglich allem, was verbraucht oder zerstört wurde und (2) der Neuzugang, der die zusätzliche Produktion darstellt, die im kommenden Zeitraum stattfindet. Das Verhältnis zwischen Bestand (Stock) und Neuzugang (Flow) ist ein zuverlässiger Indikator für die Härte eines Gutes, welches als Geld genutzt wird, und wie sehr es dazu geeignet ist, eine monetäre Rolle zu spielen. Ein Gut, das ein niedriges Stock-to-Flow-Verhältnis hat, ist eines, dessen vorhandenes Angebot drastisch erhöht werden kann, wenn Menschen es als Wertanlage nutzen. Ein derartiges Gut würde vermutlich kaum seinen Wert halten können, wenn es als Wertanlage verwendet würde. Je höher jedoch das Stock-to-Flow-Verhältnis ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Gut seinen Wert im Laufe der Zeit behält und somit dauerhaft verkaufsfähig bleibt.3
Würde man eine harte Währung mit einem hohen Stock-to-Flow-Verhältnis als Wertanlage wählen, dann würde der Aufkauf einer solchen Währung und dessen Aufbewahrung die Nachfrage erhöhen, was zu einem Anstieg des Preises führen würde, was wiederum die Produzenten dazu anregen würde, mehr davon zu produzieren. Da jedoch der Neuzugang im Vergleich zum bestehenden Angebot gering wäre, ist es unwahrscheinlich, dass selbst ein starker Anstieg der Neuproduktion den Preis deutlich drücken würde. Wenn man hingegen beschließt, sein Vermögen in weichem Geld mit einem niedrigen Stock-to-Flow-Verhältnis zu lagern, wäre es für die Produzenten dieses Guts unsinnig, sehr große Mengen davon zu produzieren, weil dies den Preis drücken, das Gut entwerten, das Vermögen der Sparer enteignen und die Verkäuflichkeit des Guts im Laufe der Zeit zerstören würde.
Ich nenne das gerne die Falle des weichen Geldes: Bei allem, was als Wertanlage verwendet wird, erhöht sich das Angebot, und alles, dessen Angebot leicht erhöht werden kann, wird den Reichtum derjenigen zerstören, die es als Wertanlage verwenden. Die logische Folge dieser Falle ist, dass alles, was erfolgreich als Geld verwendet wird, über einen natürlichen oder künstlichen Mechanismus verfügen muss, der den Neuzugang des Guts zum Markt einschränkt und seinen Wert über die Zeit aufrechterhält. Damit folglich etwas eine monetäre Rolle übernehmen kann, muss es kostspielig in der Produktion sein, denn sonst zerstört die Versuchung der billigen Geldproduktion den Reichtum der Sparer und den Anreiz, in diesem Medium zu sparen.
Wann immer eine natürliche, technologische oder politische Entwicklung zu einer schnellen Angebotserhöhung des monetären Guts führt, wird das Gut seinen monetären Status verlieren und durch andere Tauschmedien mit einem zuverlässigeren hohen Stock-to-Flow-Verhältnis ersetzt werden, wie im nächsten Kapitel besprochen wird. Muscheln wurden in einer Zeit als Geld verwendet, als sie schwer zu finden waren, und lose Zigaretten werden als Geld in Gefängnissen verwendet, weil sie schwer zu beschaffen oder zu produzieren sind. Mit den nationalen Währungen verhält es sich ebenso: Je geringer die Steigerungsrate des Angebots ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Währung von Einzelpersonen gehalten wird und ihren Wert im Laufe der Zeit behält.
Als die moderne Technologie den Import und Fang von Muscheln einfach machte, wechselten die Gesellschaften, die sie verwendeten, zu Metall- oder Papiergeld, und wenn eine Regierung das Angebot ihrer Währung vergrößert, wechseln ihre Bürger zu Fremdwährungen, Gold oder anderen zuverlässigeren Geldwerten. Das zwanzigste Jahrhundert hat uns leider eine enorme Anzahl solcher tragischen Beispiele geliefert, insbesondere aus Entwicklungsländern. Die monetären Medien, die am längsten überlebt haben, sind diejenigen, die sehr zuverlässige Mechanismen bieten, um ihr Angebotswachstum einzuschränken – mit anderen Worten: hartes Geld. Zwischen den monetären Medien herrscht jederzeit ein lebendiger Wettbewerb, dessen Ausgang durch die Auswirkungen der Technologie auf das unterschiedliche Stock-to-Flow-Verhältnis der Wettbewerber vorgegeben ist, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird.
Während es den Menschen im Allgemeinen freisteht, beliebige Waren als Tauschmittel zu verwenden, ist es in der Realität so, dass diejenigen, die hartes Geld verwenden, im Laufe der Zeit am meisten davon profitieren, da ihr Tauschmittel aufgrund des vernachlässigbaren neuen Angebots nur wenig an Wert verliert. Diejenigen, die sich für weiches Geld entscheiden, müssen wahrscheinlich mit einem Wertverlust rechnen, wenn das Angebot rasch wächst und somit der Marktpreis sinkt. Sei es durch weitblickende rationale Berechnung oder aufgrund der zurückliegenden harten Lektionen der Realität. Die Mehrheit des Geldes und des Reichtums wird sich auf diejenigen konzentrieren, die sich für die härtesten und verkaufsfähigsten Formen des Geldes entscheiden. Doch die Härte und Verkäuflichkeit der Güter selbst ist nicht etwas, das im Laufe der Zeit festgeschrieben bleibt. Mit den technologischen Fähigkeiten der unterschiedlichen Gesellschaften und Epochen hat sich auch die Härte der unterschiedlichen Geldformen und damit ihre Verkäuflichkeit geändert. Tatsächlich wurde die Wahl, welches Geld das Beste ist, immer von den technologischen Voraussetzungen der Gesellschaften bestimmt, die die Verkäuflichkeit verschiedener Güter definieren. Daher gehen österreichische Ökonomen bei ihrer Definition von solidem Geld selten dogmatisch oder objektivistisch vor, da sie es nicht als ein bestimmtes Gut oder eine Ware definieren, sondern als Geld, das frei auf dem Markt von den Menschen, die mit ihm handeln, gewählt wird, ihnen nicht durch Zwangsbefugnisse auferlegt und dessen Wert durch Marktinteraktion und nicht durch staatliche Auferlegung bestimmt wird.4 Der marktwirtschaftliche monetäre Wettbewerb ist gnadenlos effizient bei der Produktion von solidem Geld, da er nur jenen, die das richtige Geld wählen, erlaubt, im Laufe der Zeit einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens zu erhalten. Eine Regierung muss einer Gesellschaft das härteste Geld nicht aufzwingen. Die Gesellschaft wird es lange vor der Regierungsbildung entdeckt haben, und jede staatliche Einmischung, wenn sie denn Wirkung zeigen sollte, würde nur dazu dienen, den Prozess des monetären Wettbewerbs zu behindern.
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