Vom Beten. Ole Hallesby
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Название: Vom Beten

Автор: Ole Hallesby

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Klassiker des Glaubens

isbn: 9783417227949

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СКАЧАТЬ ist es einleuchtend, dass ein Kind Gottes Jesus keine größere Sorge machen kann, als das Beten zu versäumen. Denn dadurch schaltet es die Verbindung mit dem Erlöser aus, und sein inneres Leben muss konsequenterweise verwelken und verkrüppeln, so wie es bei den meisten von uns der Fall ist. Viele versäumen das Beten in solchem Maße, dass ihr geistliches Leben langsam erstirbt. Ich verstehe darum die bittere Sorge, die aus Gottes Herzen kommt, wenn er zu uns sagen muss: »Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet« (Jak. 4,2). Er hat alles, was wir bedürfen, und nichts möchte er lieber, als seine Gaben an uns weitergeben. Wir aber bitten nicht. Wir haben keine Zeit, sagen wir. Oder wir vergessen es. Die Folge ist, dass wir in unserem Heim und in der Gemeinde wie Krüppel umhergehen, geistig verhungert und entkräftet, so dass wir kaum Kraft haben, auf eigenen Füßen zu stehen, geschweige denn gegen die Sünde anzukämpfen und dem Herrn zu dienen.

      Ich habe viel gesündigt gegen meinen himmlischen Vater, nachdem ich bekehrt war, und habe ihm viel Sorgen gemacht in all den 25 Jahren, die ich mit ihm lebe. Aber ich erkenne nun, dass die größte Sünde nach meiner Bekehrung, das, womit ich Gott am tiefsten betrübt habe, die Vernachlässigung meines Gebets war. Denn diese Vernachlässigung ist die Ursache meiner übrigen Versündigungen und Unterlassungen. Die zahllosen Gelegenheiten des Gebets, die ich ungenutzt vorübergehen ließ, die vielen Erhörungen, die mir zugedacht waren, wenn ich nur gebetet hätte, je mehr ich in die heilige Welt des Gebets hineinsehen darf.

      Warum gelingt den meisten von uns das Beten so schlecht? Diese Frage bewegt mich, seit ich durch Gottes Gnade zu beten anfing. Und ich denke, wir werden uns ohne weiteres zugestehen, dass Beten eine schwierige Sache für uns ist. Und zwar liegt die Schwierigkeit in der Ausführung des Gebets. Wir empfinden es als Anstrengung.

      Dass der natürliche Mensch das Beten als eine Anstrengung empfindet, ist nicht so sonderbar, denn »der natürliche Mensch vernimmt nichs vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit« (1. Kor. 2,14). »Fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott« (Röm. 8,7).

      Der natürliche Mensch kann wohl einen Drang zum Beten fühlen, beispielsweise wenn er in Not ist oder gerade in einer religiösen Stimmung. Aber in ein regelmäßiges und tägliches Gebet kann er nicht einwilligen. Er findet es vielmehr unverständlich, dass Gott so viel Gewicht auf das Beten zu legen scheint. Er führt viele Gründe an, warum er nicht so oft betet, wie die meisten Priester oder Prediger verlangen. Er sagt zu sich selbst: Der Herr erwartet gewiss nicht von einem gesunden, arbeitsfreudigen Menschen, dass er so viel von seiner kostbaren Zeit mit Beten verbringen soll. Besonders in unserer modernen Zeit, wo jedermann so beschäftigt ist. Ob der Herr nicht arbeitende Hände höher bewertet?

      Der natürliche Mensch betrachtet das Beten als eine lastvolle Aufgabe. Eine Bürde, welche darum die meisten natürlichen Menschen ganz liegen lassen. Andere nehmen sie auf sich und beten jeden Tag ein bisschen. Aber sie empfinden es als eine harte Forderung und tun es nur, weil der Herr so genau damit ist und es durchaus haben will. Dass so die Gesinnung des natürlichen Menschen ist, wundert uns nicht. Hingegen wundert es uns sehr, dass wir so viel von dieser Gesinnung auch unter gläubigen Christen antreffen, jedenfalls bei vielen unter uns.

      Bei der Bekehrung werden wir zu einem innigen und eifrigen Gebetsleben angeleitet. Die Stunde des Gebets ist die wunderbarste Stunde des Tages. Aber nach einer längeren oder kürzeren Zeit fängt das Gebet an, Schwierigkeiten zu machen. Es wird schwer und anstrengend. Die aufrichtige Seele hält zwar fleißig und treu am Gebet fest. Aber sie muss sich oft dazu zwingen. Das Gebet, der freie, frohe und dankbare Umgang der begnadeten Seele mit Gott ist eine Pflichtsache geworden, die mehr oder weniger pünktlich je nach Charakter- und Willensstärke ausgeführt wird.

      Je anstrengender das Gebet wird, desto leichter versäumen wir es. Und bald zeigen sich die unseligen Folgen; zwar nicht sofort, aber desto unwiderstehlicher. Die zunehmende weltliche Gesinnung, die uns mehr und mehr Gott gegenüber fremd werden lässt, führt dazu, dass wir immer weniger Dinge mit ihm zu besprechen haben. Wir entwickeln einen Geist des Widerspruchs, der ständig Vorwände und Entschuldigungen findet für die Vernachlässigung des Gebetslebens. Unser inneres Leben beginnt zu erlahmen. Der Schmerz über ein Leben in Sünde wird nicht mehr so brennend empfunden wie vorher, denn die Sünden werden Gott nicht mehr in ehrlichem Bekenntnis vorgelegt. Eine weitere Folge hiervon ist, dass unser Blick verschwommen wird und wir nicht mehr klar unterscheiden können zwischen dem, was Sünde ist und was nicht. Man kämpft wohl gegen Sünden an, aber in eben demselben Sinne wie es Weltmenschen tun; das heißt, man meidet die Sünden, die gefährliche Folgen haben, vom Standpunkt ihrer Konsequenzen aus gesehen!

      Sein Ansehen als Christ möchte man aber nicht gern missen. Darum versucht man, solange es nur angeht, den weltlichen Sinn zu verbergen. Im Gespräch und auch im gemeinsamen Gebet erliegt man der Versuchung, Worte zu gebrauchen, die ohne innere Wahrheit sind. Diese leeren Worte und das ganze unechte Wesen legen sich erdrückend auf den kleinen Rest von Gebetsleben, der im Herzen übrig geblieben ist.

      Alles das sind die Folgen davon, dass das Gebetsleben langsam einschläft. So geht es vielen Gläubigen.

      Diese traurigen Erfahrungen in Verbindung mit dem Gebet, die ich mit vielen anderen teile, haben mir viel Veranlassung zum Nachdenken gegeben.

      Einige meiner Gedanken darüber will ich hier wiedergeben.

      Ich habe mich gefragt, ob nicht die meisten Schwierigkeiten beim Beten darauf beruhen, dass wir es falsch machen. Das Gebet ist ein feines und empfindliches Instrument. Es richtig zu gebrauchen, ist eine große, eine heilige Kunst. Keine menschliche Kunst reicht an die Kunst des Betens heran. Alle anderen Künste beruhen auf großen, angeborenen Fähigkeiten, erfordern umfangreiche Kenntnisse und eine Menge Geld, um die oft lange und kostspielige Ausbildung zu bestreiten. Mit der Kunst des Betens verhält es sich, Gott sei Dank, nicht so. Sie beruht weder auf großen angeborenen Fähigkeiten noch auf vielen Kenntnissen noch auf Geld. Auch der Unbegabteste, der Ungelehrteste und der Ärmste kann diese heilige Kunst ausüben. Aber auch diese Kunst stellt ihre Bedingungen. Wesentlich sind diese beiden: Übung und Ausdauer. Ohne Übung wird kein Christ ein Beter werden. Und Übung wird nicht ohne Ausdauer erlangt.

      Es muss wohl für die meisten von uns nötig sein, die oben genannten traurigen und schmerzlichen Erfahrungen des Gebetslebens selbst zu machen. Sie bilden einen Teil der Übung, welche die Voraussetzung für jedes entwickelte Gebetsleben ist. Ich glaube, daher sollten wir nicht allzu düster auf diese schmerzlichen Erfahrungen blicken. Sie sind uns sicherlich nützlicher als wir ahnen. Aber sollen sie uns zum Nutzen sein, dann kommt es zuerst darauf an, dass wir wahrhaftig bleiben und nicht anfangen zu pfuschen, d. h. unser schwaches Gebetsleben zu entschuldigen und zu verteidigen. Sondern wir müssen unser Unvermögen einräumen und zugeben, dass wir hier vor einer Aufgabe stehen, die unsere Kräfte völlig übersteigt.

      Sich im Gebet wie in seinem Element zu bewegen, täglich mit willigem Geist, mit Freude, mit Dank und Verehrung zu beten, ist etwas, das weit über menschlichem Vermögen und menschlichen Kräften liegt. Dazu ist täglich ein Wunder Gottes nötig. Und das Wunder besteht darin, dass wir den Geist des Gebets bekommen. Nur dieser Geist kann uns beten lehren. Durch das Wort der Schrift und den täglichen Gebrauch des Gebets gibt er uns Übung und heilige Einsicht in Leben und Gesetz des Gebets, und das erst macht uns zu wirklichen Betern. Nach und nach überzeugt er uns durch das Wort von den Fehlern, die wir beim Gebrauch des Gebets machen. Er zeigt uns, dass es diese Fehler sind, die das Beten so anstrengend für uns werden lassen. Er zeigt uns den eigentlichen Sinn des Gebets, und wie wir es brauchen sollen. Auf diese Weise bekommen wir nach und nach Übung.

      Es ist genau wie bei jedem anderen Arbeitsgerät, das wir gebrauchen. Es macht uns Mühe, solange wir es auf falsche Weise gebrauchen. Und auch der Nutzen ist gering. Hierzu ein Beispiel: Ein Mensch bekommt zum ersten Mal einen Spaten in die Hand, er gebraucht ihn nach eigenem Gutdünken, setzt ihn aber verkehrt auf. Nach einer Stunde Arbeit würde er bestimmt sagen: »Das ist aber anstrengend, mit einem Spaten zu arbeiten; СКАЧАТЬ