Название: Vom Beten
Автор: Ole Hallesby
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Klassiker des Glaubens
isbn: 9783417227949
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Ich kann es nicht lassen, die Hilflosigkeit zu unterstreichen; denn sie ist das Entscheidende, nicht nur in unserem Gebetsleben, sondern in unserem ganzen Verhalten zu Gott. Solange wir unsere Hilflosigkeit kennen, kann uns keine Schwierigkeit überraschen, keine Not verwirren, kein Hindernis erschrecken. Wir erwarten nichts von uns selbst und breiten darum alle Schwierigkeiten und Hindernisse im Gebet vor Gott aus. So öffnen wir Gott die Tür und geben ihm die Möglichkeit, seine wunderbare Kraft an unserer Hilflosigkeit zu offenbaren.
2. Glaube
Jetzt komme ich an die zweite Seite der Gesinnung, die Gott anerkennt als Gebet, das zu ihm von der Erde ruft, mit Worten oder ohne Worte. Nur wenn auch sie erfüllt ist, hat unser Herz die Haltung, die Gott als Gebet anerkennt, das zu ihm von der Erde aufsteigt, sei es mit oder ohne Worte. Es steht geschrieben: »Ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen« (Hebr. 11,6). Ja, ohne Glauben gibt es kein Gebet, so groß auch die Hilflosigkeit sein mag. Erst Hilflosigkeit und Glaube vereint bringen das Gebet hervor. Ohne Glauben ist die Hilflosigkeit nur ein nutzloser Notschrei in die Nacht.
Ich brauche den Glauben nur zu erwähnen, und alle Beter wissen, dass wir hier einen der empfindlichsten Punkte des Gebetslebens berühren.
Immer wieder heißt es in der Bibel, dass wir im Glauben beten müssen, wenn wir erwarten wollen, dass wir erhört werden.
»Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein Taten wie die mit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr zu diesem Berge sagt: Heb dich auf und wirf dich ins Meer! So wird es geschehen. Und alles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubt, werdet ihr’s empfangen« (Matth. 21,21-22).
»Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?« (Joh. 11,40).
»Dir geschehe, wie du geglaubt hast« (Matth. 8,13).
»Aber er bitte im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und bewegt wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde. Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen« (Jak. 1,6-8).
Diese Worte haben manchen armen Beter in Verzweiflung gestürzt und ihn so völlig hilflos gemacht, dass es ihm unmöglich schien zu beten. Es ist ja so einleuchtend: Wer zu Gott beten will, muss glauben. Es hieße ja geradezu Gott verspotten, wollte man sich im Gebet an ihn wenden, ohne an eine Erhörung zu glauben.
Wenn sich aber der aufrichtige Beter selbst nach den Worten der Schrift prüft, wird er bald herausfinden, dass es der Glaube ist, der seinem Gebet fehlt. Es steht geschrieben, dass er im Glauben beten soll, ohne zu zweifeln. Aber er tut gerade das Gegenteil. Er zweifelt vor dem Beten, er zweifelt während des Betens, er zweifelt nach dem Beten. Ja, er gleicht unzweifelhaft der Meereswoge, er wird hin und her getrieben von den Winden seiner Zweifel. Ist er es nicht, auf den sich das Schriftwort bezieht: »Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen.«? Er ist in Not, er ist hilflos – und er betet. Aber er bekommt nicht das, worum er bittet, obgleich er oft so inständig bittet, ja, in seiner Not zu Gott schreit, für sich selbst wie für seine Lieben. Nach einem solchen Gebet nährt seine Seele die heimliche Hoffnung: Vielleicht erhört mich Gott dieses Mal? Und er wartet gespannt auf die Antwort. Aber wieder keine Änderung! Und so fällt er das Urteil über sein Gebet: Gott kann ihn nicht erhören, denn er betet nicht im Glauben. Er betet in Zweifeln. Wie sich der Zweifel auch in jedes Gebet hineinbohren kann! Da wird ihm angst und bange vor dem Beten. Er fürchtet, sich gerade durch das Beten zu versündigen. Mein zweifelnder Freund! Deine Sache steht gar nicht so schlecht, wie du glaubst. Du hast mehr Glauben, als du ahnst. Du hast genug Glauben, um zu beten, ja genug Glauben, um erhört zu werden. Der Glaube ist ein seltsam Ding: Oft verbirgt er sich in einer Weise, dass wir ihn weder sehen noch finden können. Dennoch ist er da, und er tut sich kund in ganz bestimmten, unmissverständlichen Kennzeichen. Das wollen wir näher betrachten.
Das Wesen des Glaubens ist, zu Christus zu kommen. Das ist das erste und letzte und sicherste Zeichen, dass der Glaube noch lebendig ist. Ein Sünder hat nichts außer seiner Sünde und seiner Not. Dies hat ihm der Geist Gottes gezeigt. Der Glaube äußert sich nun schlicht und einfach darin, dass der Sünder, anstatt wie früher vor Gott und seiner eigenen Verantwortung davonzulaufen, nun mit aller Sünde und Not in das Licht Christi tritt. Der Sünder, der das tut, glaubt.
Es steht geschrieben: »Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen« (Joh. 6,37). »Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt« (1. Joh. 1,9).
Genau das taten die Menschen, die damals zu Jesus kamen, und zu denen er sprach: »Dein Glaube hat dir geholfen.« Ihr ganzes Tun bestand darin, dass sie zu Jesus kamen und ihre Not vor ihm ausbreiteten, leibliche wie auch seelische Not oder beides.
Merke dir die einfachen, aber unmissverständlichen Kennzeichen eines lebendigen Glaubens: Der Mensch sieht seine Not, gibt seine Hilflosigkeit zu, geht zu Jesus, sagt ihm genau, wie schlecht es um ihn steht, und legt seine Sache in Jesu Hand. Und nun können wir uns selbst sagen, wie viel Glauben wir haben müssen, um zu beten. Wenn wir uns in unserer Hilflosigkeit an Jesus wenden, reicht unser Glaube aus.
Hier können wir deutlich sehen, dass das wahre Gebet wie eine Frucht aus Hilflosigkeit und Glauben erwächst. Die Hilflosigkeit wird in dem Augenblick zum Gebet, wenn du zu Jesus gehst und mit ihm aufrichtig und voll Vertrauen über deine Not sprichst. Und das heißt glauben.
Es liegt im Wesen des Gebets selbst begründet, dass dieser Glaube zum Beten ausreicht. Wir haben ja schon gesehen, dass zum Beten nichts weiter nötig ist, als Jesus die Tür zu öffnen, damit er in unserer Not und Hilflosigkeit seine Wunderkräfte offenbaren kann. Unser Glaube soll Jesus nicht helfen, unsere Bitte zu erfüllen. Jesus braucht keine Hilfe, er braucht nur Zugang. Unser Glaube soll auch Jesus nicht in unsere Not hineinziehen oder sein Interesse und seine Fürsorge für uns erwecken. Sein Auge ruht schon lange auf uns! Er möchte längst hinein in unsere Not, um zu helfen. Aber er kann nicht hineinkommen, bevor wir die »Tür öffnen«, d. h. bevor wir ihm durch Beten Eingang verschaffen, damit er helfen kann.
Den Zustand von Zweifel und innerer Unsicherheit, der dich so oft befallen hat, sowohl vor deinem Gebet wie nach deinem Gebet, hast du Unglauben genannt. Da liegt eine Begriffsverwirrung vor, die leider sehr verbreitet ist und dem Gebetsleben sehr schadet. Unglaube ist etwas ganz anderes als Zweifel. Unglaube ist eine Beschaffenheit des Willens, die darin besteht, dass ein Mensch nicht glauben will, d. h. seine Not nicht sehen und seine Hilflosigkeit nicht zugeben will, nicht zu Jesus gehen und nicht ehrlich und vertrauensvoll mit ihm über Sünde und Not sprechen will. Der Zweifel hingegen ist ein Leiden, ein Schmerz, eine Schwäche, die sich zeitweilig über den Glauben legt. Wir können ihn als Glaubensnot, Glaubensleid, Glaubensschmerz oder Glaubensdrangsal bezeichnen. Diese Glaubenskrankheit kann mehr oder weniger schmerzlich und langwierig sein wie jede andere Krankheit. Wenn wir sie aber als ein Leiden erkennen, das uns befällt, verliert sie ihren beängstigenden und verwirrenden Stachel.
Alle Leiden, die uns befallen, müssen uns zum Guten dienen. So auch dieses Glaubensleiden. Es ist also nicht so gefährlich, wie wir annehmen. Es ist weder für unseren Glauben noch für unser Beten gefährlich. Es dient nämlich dazu, uns hilflos zu machen. Und wie wir schon gesehen haben, ist gerade die Hilflosigkeit die treibende Kraft des Gebets. Nichts fördert unser Gebetsleben mehr als dieses Erlebnis unserer Hilflosigkeit.
Diese letzten Gedanken stehen in scheinbarem Widerspruch zu den angeführten Schriftstellen. Diese stellten kategorisch fest, dass der unter Zweifeln Betende keine Erhörung erwarten kann. Aber man darf diese Worte nicht aus dem Zusammenhang herausnehmen. Wir müssen sie vergleichen mit anderen Stellen der Schrift, die gleiche Gedanken ausdrücken. Einen sehr charakteristischen СКАЧАТЬ