Название: Vom Beten
Автор: Ole Hallesby
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Klassiker des Glaubens
isbn: 9783417227949
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Hier haben wir ein typisches Beispiel für zweifelnden Glauben. Der Zweifel geht hier, wie er es in der Regel zu tun pflegt, in zwei Richtungen: Teils betrifft er Gott, teils betrifft er den Glauben. Der Mann sagt genau, was er empfindet: »Wenn du etwas kannst, dann erbarme dich unser und hilf uns!« Es ist ihm also nicht ganz sicher, ob Jesus helfen kann. Als Jesus diesem Zweifel mit dem scharfen Wort vom Glauben begegnet: »Ob ich etwas kann? Alles ist möglich dem, der da glaubt«, da bricht der Mann zusammen. Er erkennt die Wahrheit in Jesu Wort, gleichzeitig aber auch seinen mangelhaften Glauben. In diesem Augenblick steht für ihn alles auf dem Spiel. Und er weiß keinen anderen Rat, als genau zu sagen, wie Glaube und Zweifel in seinem Herzen miteinander ringen: »Ich glaube, Herr; hilf meinem Unglauben!« Es ist charakteristisch, dass er den Ausdruck Unglauben gebraucht. Er selbst beurteilt seinen Zweifel als Unglauben. Es ist immer so, dass der aufrichtig Gläubige sich streng und unbarmherzig beurteilt. Aber Jesus beurteilte diesen zweifelnden, schwankenden und unsicheren Glauben anders. In Jesu Augen ist das Glaube. Das geht schon daraus hervor, dass Jesus den Knaben heilte. Denn wäre dieses Zweifeln beim Vater Unglaube gewesen, hätte er die Heilung nicht ausführen können (V. 23). Noch klarer wird dieser Gedanke in Mark. 6,5-6 ausgesprochen: »Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun … und er wunderte sich über ihren Unglauben.«
Sieh hier, wie schwach, unsicher und zweifelnd der Glaube sein kann! Beachte auch, wie der Glaube im Augenblick des Gebets sich selbst als Unglauben verurteilt. Und doch war Glaube vorhanden. Er hat ausgereicht, um es Jesus möglich zu machen, eine seiner wunderbarsten Heilungen zu vollbringen. Die Jünger hatten an diesem besessenen Knaben nichts ausrichten können.
Und wie ist es zu erklären, dass ein Mensch mit einem so schwachen, unsicheren und zweifelhaften Glauben Erhörung und Hilfe finden konnte? Er fand den richtigen Weg. Er ging zu Jesus. Er klagte ihm sein Leid. Klagte ihm auch seine Not um den Glauben, und wie er voller Zweifel sei.
Durch den Einblick, den wir nun in das Wesen des Gebets und des Glaubens gewonnen haben, wird unser Gebetsleben zweifellos einfacher und leichter werden.
Zunächst ist uns klar geworden, dass Gebetserhörungen nicht von unseren Gefühlen oder Gedanken vor, während oder nach dem Gebet abhängig sind. Das Beispiel des unglücklichen Vaters in Mark. 9 zeigt uns das deutlich. Seine Gefühle waren bestimmt unter Null vor, während und nach dem Gebet. Die Lage schien aussichtslos. Die Jünger hatten zu heilen versucht, aber es war ihnen nicht gelungen. Dann kam Jesus. Und er sagte das strenge Wort vom Glauben. Ob der arme Mann, als er in seiner Not die Worte ausrief: »Ich glaube, Herr; hilf meinem Unglauben!«, nicht alles für verloren angesehen hat? Seine Gedanken waren bestimmt nicht erhebender als seine Gefühle. Von diesen Gedanken hören wir etwas in den Worten »Wenn du etwas kannst«. Er war also durchaus nicht sicher, ob Jesus mehr erreichen würde als seine Jünger. Und als er durch Jesu Worte verstand, dass es auch auf ihn selbst ankam, auf seinen Glauben, wurde er noch verzweifelter. Er wusste genau, dass er innerlich zwischen Glauben und Unglauben hin und her schwankte.
Ja, das ist etwas für uns; wir machen genau die gleichen Erfahrungen, wenn wir beten. Wir schwanken auch zwischen Zweifel und Glauben hin und her. Wir sind durchaus nicht sicher, ob wir richtig beten, ob wir um etwas nach Gottes Willen bitten. Und selbst wenn wir überzeugt sind, dass wir um etwas nach Gottes Willen bitten, sind oft so wenig Ernst und Bereitschaft in unserem Gebet, dass wir aus diesem Grunde an der Erhörung zweifeln, ja wir empfinden es beinahe als einen Spott gegen Gott, mit solcher Gesinnung überhaupt zu beten.
In solcher Zeit ist es gut zu wissen, dass unser Glaube ausreicht, wenn wir mit unserer Not zu Jesus gehen, um sie ihm darzubringen. Und wenn in unserem Herzen viel Zweifel und wenig Glaube sind, können wir es genauso machen wie der Vater, der zu Jesus kam: Wir können damit anfangen, ihm von unserem Zweifel und unserem schwachen Glauben zu erzählen.
Dann wird es uns schon leichter und wir beten zuversichtlicher. Ich brauche mich nicht anzupassen, indem ich etwa versuche, meinen Glauben zu forcieren oder den Zweifel aus dem Herzen auszutreiben; beides wäre aussichtslos. Ich habe vielmehr erkannt, dass ich mit jeder Sache zu Jesus kommen kann, wie schwierig sie auch sei – ich brauche mich nicht von meinen Zweifeln und Glaubensschwächen abhalten zu lassen; ich sage ihm nur, wie schwach mein Glaube ist. Damit habe ich Jesus mein Herz geöffnet, und nun beginnt er, mein Gebet zu erhören.
Die Schwierigkeiten des Betens
Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.
Beten heißt, unsere Herzen für Jesus öffnen. Und Jesus ist alles, was wir Sünder in Zeit und Ewigkeit brauchen. »Er ist uns von Gott gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung« (1. Kor. 1,30). Hier haben wir die biblische Ansicht über den Zweck, den Platz und die Bedeutung des Gebets in dem göttlichen Erlösungsplan. Jesus sagte einmal: »Ohne mich könnt ihr nichts tun« (Joh. 15,5). Er wusste, wie buchstäblich wahr dieses Wort ist, wie völlig hilflos wir ohne ihn sind. Aber gleichzeitig sagte er: »Bittet, so wird euch gegeben« – alles, was ihr braucht, und mehr. Und er wurde nicht müde, uns zum Gebet einzuladen, anzuregen, aufzumuntern, zu ermahnen, ja, es uns zu befehlen. Die vielen und verschiedenen Aufforderungen der Bibel zum Beten werfen in ihrer Gesamtheit ein besonderes Licht auf das Gebet. Sie zeigen uns, dass das Beten der Pulsschlag im Leben des erlösten Menschen ist.
Hier möchte ich gern einige Gebetsaufforderungen anführen, die Gott selbst an uns richtet: »Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!« (Matth. 7,7-11).
»Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren« (Joh. 15,7).
»Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden« (Phil. 4,6).
Allein diese drei Schriftworte erscheinen mir ausreichend, um klarzumachen, wie Jesus das Gebet sieht. Wenn ich es mit meinen Worten ausdrücken soll, würde ich ungefähr so sagen: Jesus geht hin zu dem Sünder, weckt ihn aus seinem Sündenschlaf, bekehrt ihn, vergibt ihm alle Sünden und macht ihn zu seinem Kind. Er nimmt ihn an seine starke, durchbohrte Hand und sagt: »Nun will ich den ganzen Weg mit dir gehen und will dich sicher in den Himmel bringen. Wenn immer du in Schwierigkeiten und Angst kommst, sage es mir sofort. Ich will dir, ohne dir etwas vorzuwerfen, alles geben, was du brauchst und mehr, jeden Tag und jede Nacht, solange du lebst.«
Mein Freund, glaubst du nicht auch, das war es, was Jesus eigentlich meinte, als er uns das Gebet gab? So sollen wir es gebrauchen. Und so will er auf unser Bitten antworten, mit gnädiger, überfließender Erhörung. Beten sollte das Mittel sein, wodurch ich unablässig alles, was ich bedarf, erhalte, es sollte meine tägliche Zuflucht, mein СКАЧАТЬ