Название: Butler Parker Box 9 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740954116
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»Mein lieber Mister Smalden«, sagte Parker, »ich glaube, in Ihnen die Verkörperung des echten Seemannes sehen zu können … Nein, ich möchte mich auf etwas anderes beziehen. Haben Sie schon mal an anderer Stelle und zu einer anderen Zeit solch ein Über-Bord-Gehen erlebt?«
»Selbstverständlich.«
»Ertrank der Unglückliche sofort?«
»Nun, hören Sie mal, Mister Parker …, was Sie da sagen, fällt mir erst jetzt auf … Abgesehen von einem Herzschlag zappelten die Opfer immer noch kräftig im Wasser herum.«
»Neigte Trotters zu einem Herzschlag?«
»Er war erst etwas über dreißig, ein Sportsmann, wie ich festgestellt habe.«
»Er schwamm vielleicht auch, wie …?«
»Allerdings, Sir …, auf Haiti war es. Trotters und ich schwammen nebeneinander her.«
»Mister Smalden, ich danke Ihnen für die freundlichen Auskünfte«, sagte Parker und stand auf. »Ich wünsche Ihnen einen netten Abend … Übrigens, hatte Trotters Feinde?«
»Nein, nicht daß ich wüßte … Er war bei allen recht beliebt.«
»Hatte er sich nicht etwas zu sehr in Miss Talbot verliebt?«
»Aber nein, nicht in Miss Talbot …, in die kleine Grade, aber durchaus im Rahmen des Vertretbaren …«
»Noch einmal, einen netten Abend wünsche ich Ihnen … Den Matrosen Clark finde ich wohl vorn im Logis, nicht wahr?«
»Natürlich …«
Noch bevor Smalden weitere Fragen an Parker richten konnte, war der Butler bereits gegangen. Er achtete nicht weiter auf den Rudergänger, der heftig an seiner Unterlippe kaute und Parker nachdenklich mit Blicken verfolgte, als er dann zur Brückentreppe ging.
Auch Smalden schien von einer mehr als gesunden Neugier gepackt worden zu sein. Er hatte die Funkbude verlassen und trat an das Ruder, ohne aber mit dem Rudergänger zu reden.
Wenig später tauchte der Butler vor ihnen an Deck auf. Mit gemessenen Schritten stakste er hinüber zum Bug, wo sich die Unterkünfte der Matrosen befanden.
»Was wollte der eigentlich?« fragte der Rudergänger seinen Ersten Offizier.
»Wie …?« schrak Smalden zusammen. »Achten Sie auf den Kurs. Ist das ein komischer Heiliger … So was habe ich noch nie erlebt …!«
Butler Parker spürte auch jetzt wieder die Blicke in seinem Rücken. Er spürte, daß seine Taktik richtig war. Er schuf Neugier, Verwirrung und Nervosität. Wer der Mörder auch immer war, er mußte bald spüren und feststellen, daß ein Netz gewoben wurde, in dessen Maschen er sich fangen sollte.
Wie alles an Bord der »Sulla«, so waren auch die Unterkünfte für das seemännische Personal ausgezeichnet hergerichtet worden. Strander hatte auch hier nicht gespart. Als Parker an der Kombüse vorbeikam, die mit allen technischen Einrichtungen ausgestattet war, steckte der Koch seinen Kopf durch die Tür.
»Ich suche den Matrosen Clark«, sagte Parker. »Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
»Clark ist gerade in die Unterkunft gegangen«, erwiderte der Koch. »Gehen Sie den Gang runter, dann kommt eine Biegung nach rechts, dann die zweite Tür links, dort ist der Aufenthaltsraum.«
»Wie schaffen Sie das Essen eigentlich in den Salon?« fragte Parker, der sich ja bekanntlich für alles interessierte.
»Für die Gäste haben wir eine Extraküche«, sagte der Koch. »Sie befindet sich hinter dem Salon …«
»Allen Respekt vor Ihrer Arbeit«, meinte Parker, »übrigens, die Soße heute abend war delikat … Ich habe selten eine ähnliche geschmeckt, nur einmal vielleicht, als ich …, aber das gehört wohl nicht hierher … Sagen Sie, wie heißt noch der Freund dieses Mister Clark …? Mir ist der Name doch völlig entfallen.«
»Meinen Sie Jerry Manners?«
»Richtig …, der Name war mir doch tatsächlich entfallen … Sagen Sie, Manners hat wohl ebenfalls Freiwache, nicht wahr?«
»Das kann ich nicht sagen, Sir …«
»Nun, das ist jetzt auch nicht so wichtig«, meinte Parker freundlich. Er nickte dem Koch in einer Art zu, daß sich der Mann geradezu beschenkt fühlte.
Parker erreichte nach kurzer Wanderung den Aufenthaltsraum des seemännischen Personals. Er öffnete langsam die Tür und sah sich in dem behaglich eingerichteten Raum um. In einer Leseecke saß ein vierschrötiger Mann, der in einem Magazin blätterte.
Als Parker absichtlich in der Tür stehen blieb, sah der Mann automatisch hoch, ließ das Magazin sinken und starrte Parker entgeistert an.
Der Butler sagte immer noch nichts.
»Was wollen Sie …?« fragte ihn Clark kurz angebunden. »Suchen Sie jemand?«
»Habe ich die Ehre mit Mister Clark …?« erkundigte sich Parker und lüftete seine Melone.
»Klar, ich bin Clark …«
Der Mann stand sicherheitshalber auf. Er wußte Parker nicht einzuordnen und wollte wohl später keinen Ärger mit seinem Chef haben.
»Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen«, sagte Parker. »Offen wie ich bin, möchte ich Ihnen gestehen, daß mich eine fürchterliche Neugier hierher zu Ihnen getrieben hat …«
»Wie bitte?« fragte Clark und legte seine Hand hinter das rechte Ohr, als habe er nicht recht gehört. »Was ist …?«
»Ich möchte mich kurz vorstellen«, erwiderte Parker. »Ich bin seit einigen Stunden Gast von Mister Strander … Nun hörte ich da von einem Unfall, der, ich will es ehrlich sagen, auf mich einen recht merkwürdigen Eindruck gemacht hat …«
»Es war ein Unfall«, sagte Clark in einem Ton, als sei er bereits öffentlich beschuldigt worden.
»Sind Sie wirklich sicher, Mister Clark …?« erkundigte sich der Butler. »Ich habe mir sagen lassen, daß Mister Trotters ein vorzüglicher Schwimmer war.«
»Was wollen Sie eigentlich von mir?« fragte Clark aufgebracht. Seine Hände umklammerten die Tischplatte. »Ist es ein Verbrechen, ›Mann über Bord‹ zu rufen?«
»Aber nein …, dafür gebührt Ihnen eines Tages eine Medaille«, antwortete der Butler schnell. »Ich würde mir nur gern erzählen lassen, wie sich alles abgespielt hat … Ich möchte betonen, daß Sie mir selbstverständlich nicht zu antworten brauchen. Ich hätte doch nicht einmal das Recht, daraus Schlüsse zu ziehen.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fragte Clark mit belegter Stimme.
»Das ist schnell erklärt, mein lieber Clark … Ich will nichts anderes als einen Mord aufklären. Dazu brauche ich die Hilfe eines jeden hier an Bord.«
»Mord СКАЧАТЬ