EscortLady | Erotischer Roman (Erotik, Erotikroman, Erotik ab 18 unzensiert, sinnlich und heiß). Clarissa Thomas
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      »John. Einfach nur John. Und für Tagträume bleibt mir keine Zeit, ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben. Glauben Sie mir: Ich weiß, was ich will.«

      Ich wagte einen kleinen Vorstoß. »Und das wäre?«

      »Das sind Sie.«

      Ich biss mir auf die Unterlippe. Hatte ich nicht genau das beabsichtigt? So viel Mühe hatte ich darauf verwandt, ihm meine äußerlichen Vorzüge zu präsentieren, seine und meine Fantasie immer weiter befeuert, nur um jetzt einen Rückzieher zu machen? Ganz bestimmt nicht.

      »Das trifft sich gut«, entgegnete ich, wobei es mir immer schwerer fiel, die Maskerade der Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten.

      »Meine Schicht dauert bis zweiundzwanzig Uhr. Treffen wir uns im Anschluss?«

      »Ich hole Sie ab.«

      »Einverstanden. Warten Sie hinter dem Gebäude.«

      Es kam mir so vor, als hätte ich gerade eine Verschwörung angezettelt ... Es fühlte sich gut an, ein böses Mädchen zu sein.

      »Wie heißen Sie überhaupt?«

      Ich wollte ihm nicht meinen richtigen Namen verraten, also dachte ich an meine jüngste Vorlesung, in der Shakespeares Hamlet im Mittelpunkt gestanden hatte.

      »Ophelia«, antwortete ich schließlich und verschwand mit dem Geschirr in der Küche, eifrig bemüht, meinen Hintern bei diesem Abgang hübsch schwingen zu lassen. Etwas Derartiges war mir noch nie passiert. An Gelegenheiten hatte es nicht gemangelt, oft genug waren Männer mit ziemlich eindeutigen Absichten an mich herangetreten, doch nie zuvor hatte ich mich auch darauf eingelassen.

      Salvatore, unser Chefkoch, hatte eine Flasche Merlot geöffnet, um damit eine Sauce au vin rouge zuzubereiten. Als er mich sah, bot er mir spontan ein Glas an. Dankend nahm ich an und spürte sofort, wie der letzte Rest Nervosität einer ungeduldigen Vorfreude wich. Doch was, wenn meine Hoffnungen enttäuscht werden würden? Vielleicht hatte längst etwas anderes Johns Aufmerksamkeit erweckt. Warum sollte er noch zwei Stunden warten, bis er sich in eine Seitengasse schleichen und eine Aushilfskellnerin treffen würde?

      ***

      John hielt sein Wort.

      Als ich nach dem Ende meiner Schicht aus dem Personal­eingang trat, stand sein Wagen bereits davor. Er stieg aus, wir küssten einander kurz auf die Wange, dann öffnete er mir die Beifahrertür.

      »Wie aufmerksam von Ihnen«, quittierte ich seine Geste.

      »Sie werden bald lernen, dass Höflichkeit nur eine meiner vielen Qualitäten ist.«

      John startete den Motor, der wie eine gut abgerichtete Raubkatze mit geschmeidigem Schnurren reagierte. Der Wagen kostete wahrscheinlich mehr als mein gesamtes Studium. Die verschwenderische Eleganz der Ausstattung streckte sofort ihre ledernen und verchromten Arme nach mir aus.

      »Schnallen Sie sich besser an«, sagte John, als mich die Beschleunigung bereits in den unverschämt bequemen Sitz presste.

      Wir bogen auf die Ausfahrtstraße und fuhren, immer ein wenig über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, in den Teil der Stadt, der hauptsächlich den Wohlhabenderen vorbehalten war.

      Er fuhr schnell, aber nicht riskant. Überhaupt wurde ich das Gefühl nicht los, dass er in jeder Sekunde alles unter Kontrolle hatte. Sein Blick war konzentriert, seine Energie ganz auf einen bestimmten Punkt gerichtet.

      Ohne Frage, John war ein Alphatier.

      Er sprach eine tief in mir verborgene Seite an, eine Seite, die unter unzähligen Schichten Erziehung und Gesellschaft geschlummert hatte und sich nur allmählich den Weg an die Oberfläche meines Willens erkämpfte. Etwas Urzeitliches lag darin, etwas Wildes. Dieser Mann konnte auch Mammuts jagen und Säbelzahntiger erlegen.

      Mike mit seiner postmodernen Aufgeklärtheit würde über mich den Kopf schütteln. Dass ich angetan war von diesem archaischen Krieger und dem Gefühl der Macht, das er ausstrahlte ... Doch zum ersten Mal war mir Mike völlig egal. Es gelang mir, den Gedanken an ihn loszulassen, dem Lichtspiel der vorüberziehenden Laternen zu folgen und meine Hand wie selbstverständlich auf Johns Knie zu legen. Die Begeisterung für das Neue hatte gewonnen. Es war ein Sieg über den Alltag, über alles, was bisher gewesen war.

      Ich wusste, dass ich mit John niemals eine Beziehung haben würde. Dass es nichts anderes gab als diese Nacht und unsere einzige Verbindung darin bestand, einander Vergnügen zu schenken – und genau das war es, was ich wollte. Einmal die Leichtigkeit genießen, von der mir Emma so unverblümt erzählte, einmal selbst die Ruchlosigkeit erleben, in einem fremden Bett zu erwachen.

      Die Fahrt war zu kurz, um mich längeren Gedanken hinzugeben. Mit einer entspannten Drehung parkte John den Wagen direkt vor einem Haus, das einem Katalog für postmoderne Architektur entsprungen sein könnte. Glas und Stahl dominierten die Konstruktion, allerdings ohne kalt oder steril zu wirken.

      »Hier wohnen Sie?«, fragte ich.

      Woraufhin John erwiderte: »Ja, ich habe das Anwesen vor kurzem gekauft. Eigentlich ist es zu groß für mich allein, aber man gewöhnt sich daran.«

      Ich trat über die breite Schwelle. Kurzzeitig verließ mich mein Mut, als sich die Tür hinter mir schloss. Ich fühlte mich ausgeliefert, spürte, dass es von hier an nur einen Weg gab und ich ihn gehen musste, ganz egal, wohin er mich führen würde.

      John bemerkte den Wechsel meiner Stimmung.

      »Ist alles in Ordnung?«

      Ich nickte tapfer, aber wenig überzeugend. Er trat auf mich zu und schloss mich in seine Arme.

      »Du bist bei mir, alles ist gut«, hörte ich seine Stimme ganz nah an meinem Ohr. Und so banal wie seine Worte sein mochten, waren sie in diesem Moment genau das, was ich brauchte. Ich sog den verführerischen Duft seines After-Shaves ein, rieb mich an seiner markanten Wange, bewegte mich langsam, aber unaufhaltsam auf seinen Mund zu. Als unsere Lippen einander fanden, war ich für ein paar Sekunden wie gelähmt. Erst Johns Zunge brachte das Leben in mir zurück.

      Er brauchte nicht zu wissen, dass er erst der zweite Mann in meinem Leben sein würde. Er mochte sich über mich, die junge Kellnerin, die direkt nach dem Ende der Schicht in seinen schicken Wagen stieg, seinen Teil denken.

      John führte mich an der Hand die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer. Über dem Bett hing ein Gemälde von Richard Gerhardson, meinem Lieblingsmaler.

      »Ist das ein Original?«

      »Es würde von sehr schlechtem Geschmack zeugen, eine Kopie aufzuhängen. Besonders an diesem Ort, der doch der aufrichtigen Sinnesfreude vorbehalten ist.«

      Er sagte es mit einem ironischen Unterton, der meine Vorstellungskraft befeuerte und in mir Bilder ausschweifender Lust provozierte. Wie viele Frauen hatte John hier schon geliebt? War ich eine Nummer von vielen? Ahnte er auch nur, welch erlesener Schatz ihm da direkt in die starken Hände gefallen war?

      Nur wenige Wochen zuvor hätte ich ihn kaum eines Blickes gewürdigt, so sehr in dem Glauben, dass Herz und Körper stets die gleiche Sprache sprechen. Doch als Johns Arme mich von hinten umschlangen, seine Finger erst meinen Hals, dann mein Dekolleté streichelten, da begriff ich endgültig, dass manchmal einfach СКАЧАТЬ