Название: Butler Parker Classic 37 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker Classic
isbn: 9783740963286
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»Wer hat angerufen?« erkundigte sich Mike Rander, nachdem der Butler aufgelegt hatte. »Etwa schon wieder Leutnant Madford?«
»Der Anrufer meldete sich nicht, sondern legte nach dem hergestellten Kontakt sofort wieder auf, Sir.«
»Falsch verbunden wahrscheinlich«, sagte Mike Rander und widmete sich wieder seinem Diktat. Er sah allerdings irritiert hoch, als Parker stumm und mahnend vor dem großen Arbeitstisch stehenblieb.
»Ist noch was?« fragte der junge Anwalt.
»Dieser gerade erfolgte Anruf, Sir, ließ mich das werden, was man stutzig nennt.«
»Ich sagte doch schon, irgendeine falsche Verbindung.«
»Durchaus möglich, Sir, das räume ich ohne weiteres ein. Es könnte sich aber auch um diesen Steve Bradsen gehandelt haben!«
»ich hab s geahnt, daß Sie auf diesen Gangster noch mal zu sprechen kommen«, meinte der Anwalt seufzend. »Also sagen Sie schon, was Sie auf dem Herzen haben!«
»Vielleicht wollte Mister Bradsen sich nur vergewissern, daß er Sie und meine bescheidene Wenigkeit zu Hause antrifft, Sir.«
»Okay, angenommen, das stimmt, Parker. Was wollen Sie dagegen tun?«
»Man könnte und müßte gewisse Vorkehrungen treffen, Sir.«
»Und wie sollen die aussehen, Parker?« Durch Mike Randers Stimme klang Ungeduld.
»Das weiß ich leider noch nicht, Sir. Aber wenn Sie erlauben, werde ich mir darüber einige Gedanken machen.«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Parker!« Rander lächelte versöhnlich, »aber ich glaube nach wie vor, daß Sie auf dem Holzweg sind. Übrigens, seit wann befindet sich Bradsen denn auf freiem Fuß?«
»Seit etwa 22 Uhr, Sir. Zeit genug, um hierher nach Chikago zu gelangen.«
»Okay, kümmern Sie sich um die Vorkehrungen, ich um meinen Schriftsatz, Parker!«
Josuah Parker deutete eine kleine Verbeugung an und verließ das Arbeitszimmer seines jungen Herrn. An der Tür blieb er noch einmal kurz stehen und sah sich prüfend um.
Das breite, niedrige Fenster des Penthouse ging auf den Michigansee hinaus. Und von dort drohte gewiß keine Gefahr. Das Penthouse befand sich ja immerhin auf dem Dachgarten eines massigen Bürohauses, dessen obere Etage von Mike Rander als Anwaltsbüro eingerichtet worden war.
Unter diesem Büro gab es Dutzende von Firmen. Nachtsüber war der riesige Block so gut wie leer.
Parker schloß leise die Tür hinter sich und betrat die große Wohndiele. Von hier aus zweigten die einzelnen Räume ab. Das Penthouse, praktisch ein sehr geräumiger, einstöckiger Bungalow auf dem Dach des Bürohauses, enthielt zwei getrennte Wohnteile. In dem einen Teil wohnte Mike Rander, im zweiten Teil hatte Parker sich wohnlich eingerichtet. In seinem Trakt befand sich auch seine Bastelstube, wie Mike Rander dieses laborähnlich eingerichtete Arbeitszimmer nannte. In dieser erstklassig eingerichteten Werkstatt befaßte der Butler sich mit seinen mehr als originellen Experimenten, die alle darauf hinausliefen, den Gangstern das Leben besonders schwer zu machen.
Parker holte sich ein starkes Fernglas, das für die Nacht eingerichtet war. Damit bewaffnet trat er hinaus auf den großen Dachgarten und suchte die nähere Umgebung ab.
Tief unter ihm, auf der Lincoln Park Avenue, brandete der Verkehr, der selbst um diese Zeit niemals einschlief. Jenseits der Avenue türmten sich die Hochhäuser der riesigen Stadt auf, die sich gegen den Widerschein der eingeschalteten Reklamen und Beleuchtung wie Schattenrisse abhoben.
Drohte von dort irgendeine Gefahr?
Parker nahm seine Ermittlungen sehr genau.
Er wanderte auf dem Dachgarten umher und versuchte sich in die Gedankenwelt jenes Mr. Steve Bradsen zu versetzen. Er fragte sich, wie er als Bradsen handeln würde. Welche Möglichkeiten boten sich ihm dann, möglichst risikolos zu töten?
Plötzlich blieb der Butler stehen.
Mit bloßem Auge kaum zu erkennen, stand jenseits der breiten Avenue ein schlanker, turmhoher Baukran, dessen Ausleger über einem im Bau befindlichen Parkhochhaus stand.
Parker taxierte die Entfernung. Vom Dachgarten bis hinüber zum Baukran mochten es hundert Meter sein. Das kleine Krähennest, in dem tagsüber der Kranführer saß, befand sich ungefähr auf der Höhe des Dachgartens.
War es möglich, daß Bradsen sich dort etwa eingenistet hatte? Mit einem guten Gewehr war die Distanz zwischen Dachgarten und Kran gut zu überbrücken. Im Grunde war es sogar eine Kleinigkeit, wenn man ein Zielfernrohr benutzte.
Parker nahm das schwere Nachtglas hoch und suchte das Stahlfiligran des schlanken Krans genau ab. Von unten führte eine Steigeleiter hinauf in das Krähennest. Ein schwindelfreier Mensch konnte sich auf dieser Steigeleiter mühelos bewegen.
Parkers Nachtglas suchte das Krähennest besonders eingehend ab. Erleichtert ließ Parker dann das Glas wieder sinken. Die verglaste Kanzel des Krans war leer.
Anschließend wanderte der Butler durch das Penthouse und suchte nach besonders gefährdeten und neuralgischen Punkten. Nach wenigen Minuten hatte er sie gefunden. Vom Kran aus waren die Küche, das Badezimmer, die Wohndiele und der Ankleideraum Mike Randers einzusehen. Da der Butler die Gewohnheiten seines jungen Herrn besonders gut kannte, traf er also seine Vorkehrungen.
Er schraubte sämtliche Glühbirnen in diesen betreffenden Räumen so weit heraus, daß sie beim Betätigen der Schalter nicht mehr aufglühten. Mike Rander pflegte besonders verschwenderisch mit dem Licht umzugehen und hielt kaum etwas von sichthindernden Vorhängen. Bisher war das auch nicht notwendig gewesen, denn die Räume der Dachgartenwohnung konnten normalerweise kaum eingesehen werden.
Nach diesen Sicherheitsvorkehrungen verschwand der Butler in seiner »Bastelstube« und öffnete dort den Waffenschrank, der fast die ganze Länge des Zimmers einnahm. Fein säuberlich aufgereiht, bot sich dem Auge ein Waffenarsenal, um das ihn ein Waffenhändler mit einiger Sicherheit beneidet hätte. Parker entschied sich nach einigem Suchen für einen Remington-Repetierer, Kaliber 22. Er trug diese Kugelbüchse, die selbstverständlich mit einem handlichen Zielfernrohr versehen war, hinüber in die Küche und schob das Fenster hoch. Bei einem eventuellen Zwischenfall wollte er keine Zeit verlieren.
Danach sorgte er dafür, daß dem Mörder auch ein Ziel zur Verfügung stand.
Parker brauchte in seiner erstklassig eingerichteten Werkstatt nicht lange nach den Einzelheiten zu suchen. Er montierte ein leichtes Holzgestell in der Form eines Kreuzes. Darüber zog er einen Kittel. Mittels einiger Putzlappen formte er dann so etwas wie einen Kopf. Dieses ausgeputzte Gestell trug er hinüber in den Baderaum und baute es hart vor dem Fenster auf, dessen Scheibe aus verständlichen Gründen aus Milchglas bestand. Anschließend drehte er eine der Glühbirnen wieder so weit ein, daß sie vom elektrischen Strom erfaßt und erhellt werden konnte.
Nun kam alles darauf an, ob der Mörder das tat, womit der Butler fest rechnete.
Mike СКАЧАТЬ