Ohne die Tat ist alles nur Geplapper. Galsan Tschinag
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Название: Ohne die Tat ist alles nur Geplapper

Автор: Galsan Tschinag

Издательство: Bookwire

Жанр: Общая психология

Серия:

isbn: 9783958833081

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СКАЧАТЬ UND IHR BLAUSTEISSIGEN, REINBLÜTIGEN EDELMONGOLEN, VERWANDT AUF BLUT UND KNOCHEN MIT DEM MÄCHTIGEN, GOTTGLEICHEN DSCHINGIS KHAN, WAS MACHT IHR?

      Nur, Beweise wachsen nicht in der Steppe, um sie zu finden, muss man sein Hirn, seine Muskeln anstrengen. Ich, von Anfang an kein Freund des Mundwerks, sondern der Tat, habe bisher zumindest so ehrlich wie auch beschwerlich versucht, mein Hirn anzustrengen, um unter Beweis zu stellen, dass auch unsereiner in der Lage ist, der Menschheit eine Kleinigkeit an geistiger Nahrung beizusteuern. Habe Bücher geschrieben. Nun, da ich meinte, die Vergreisungsbazillen werden eines baldigen Tages auch in meinen Schädel Eingang finden, habe ich mir längst andere Beschäftigungen nebenher ausgesucht, um die allgemeine Not lindern zu helfen.

      Spielerei? Gedankenspielerei, die ich absichtlich betreibe, um die edel-stolzen Nachkommen des Dschingis Khan zu necken und zu wecken: Ich, Nachkomme eines eroberten und bis auf den heutigen Tag unterstellten Randvolks, mache dieses und jenes zum Wohle der Mongolei, und ihr blausteißigen, reinblütigen Edelmongolen, verwandt auf Blut und Knochen mit dem mächtigen, gottgleichen Dschingis Khan, was macht ihr? Was leicht nach Angeberei klingt, nicht wahr?

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      Doch es war bei weitem nicht das Schärfste. Das Schlimmste, das so manchen Stolzen bis zum Aufschrei verletzen könnte, kommt noch. Allein, wer mich da etwa des Größenwahns bezichtigen will, der hat nicht nur mich, sondern auch seine eigene göttliche Verwandtschaft nicht verstanden. Hier ist es schon, die Himmelsakupunktur, so zu verstehen: Ich will den Himmel von der Erde aus akupunktieren, um ihn zu gesunden.

      ÜBER DER MONGOLEI LIEGT EINE UNSICHTBARE BLOCKADE VON NUKLEARMÜLL.

      Die Russen haben auf ihrem Versuchsgelände in Semipalatinsk, wie man hört, 476-mal Kernwaffen gezündet. Zwar Tausende von Kilometern entfernt, aber im Abwinde der Giftstrahlen sitzen wir. Und die Chinesen betreiben ihre Kriegsspiele auch gleich nebenan, in Lobnuur, was dicht an der mongolisch-chinesischen Grenze liegt. Und in der Mongolei sind eigene Urantagebaue, deren Halden einfach in der Steppe herumliegen. Was heißen will, wir sind samt der Erde unter uns und dem Himmel über uns den Nuklearstrahlen ausgesetzt. Von den Beschwerden der Lebewesen infolge dieser Verseuchung spricht man öfters. Von denen der Erde und des Himmels weniger. Aber wir wissen, sie sind davon mit betroffen. Mein Beweis: die Dürre, die unser Land im letzten halben Jahrhundert plagt, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer schlimmer. Nun will ich dem kranken Vater Himmel zu Hilfe kommen, indem ich die 20 mächtigen Edelstahlrohre meines Regengeräts, das mich Geld und Schweiß gekostet hat, von der Erde aus auf ihn richte, mit dem damit verbundenen strömenden Wasser einenWirbeleffekt erzeuge und so das unsichtbare Gift heruntersaugen lasse. Das Ergebnis: Die Wolkenblockade bekommt an 20 Stellen kleine Poren und diese wachsen, an allen Rändern abbröckelnd, zu immer größeren Löchern. Irgendwann bricht die Mauer in sich zusammen.

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      DA FINDEN DIE WOLKEN DER OZEANE AUCH DEN EINGANG IN DEN HIMMELSRAUM ÜBER DER MONGOLEI.

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      VATERS UND MUTTERS SEGEN

      Am Morgen des Tages, als ich die Heimatecke verließ, bekam ich von meinen Eltern meine Aufgabe in meinem Leben zugewiesen.

      „Gakaj ist unser Kind“, sagte mein Vater mit Blick auf den drei Jahre älteren Bruder, der neben mir saß und friedlich kaute, „und so wird er sich auch um uns kümmern. Dich aber“, und er schaute mir fest in die Augen, „entlassen wir, auf dass du weiterkommst, mehr lernst und auch mehr auf dich nimmst als er und jedes andere Geschwister. Denn du bist des Volkes Kind, und so sind dir der Altai, die Jurte und der Stamm Vater und Mutter.“

      „Seit Generationen, zumindest soweit unser kurzes Gedächtnis zurückreicht, sind deine Vorfahren die Stütze des Volkes an den fünf Flüssen gewesen“, meldete sich meine Mutter, die links von meinem Vater einen halben Hintern weiter zum Herd saß, „und es hat seinen Kopf mit den vorausschauenden Augen und der Entscheidung fällenden Zunge immer in eurer Sippe gesehen.“ Darauf hatte ich nichts zu erwidern.

      In unserer Sprache brauchen Worte Stille, um anzukommen. Mit der Zeit waren sie erst einmal an mich gerichtet, und ich war achtzehn Jahre alt.

      „Die Karawane“ – Prolog

      MEINE VORBILDER

      Die große Frau Pürwü, meine Schamanin, wird mir immer Vorbild bleiben. Sie ist mein Leuchtstern. Jeder, der aus seinem Leben etwas machen will, sollte sich solche leuchtenden Sterne suchen.

      Ich habe mir zeitlebens immer mächtige Vorbilder zugelegt, wie den großen Universalisten Goethe, den berühmten sperrigen tauben Beethoven und unseren heiligen Berg Haarakan, den Unnennbaren. Dann habe ich diese Dreiheit um weitere Geschwister-Glieder erweitert und zu einer schier unübersichtlich großen Geisterfamilie ausgebaut. Zu ihren markantesten Mitgliedern gehören der liebe Buddha, der arme Jesus, die kleine Jeanne d`Arc, der große Gandhi, der gütige Albert Schweitzer, der geniale Albert Einstein, der göttliche Mozart und viele, viele andere. Das sind alles Geister, die nicht nur über die menschlichen Grenzen Hinausgegangen sind, sondern auch mit mir, dem Irrenden und Suchenden im Grenzgebiet zwischen Hellsinn und Wahnsinn, irgendwie verwandt erschienen. So göttlich groß sie sich mir als Geister auch gebärdeten, herz- und nierennah waren sie mir als Menschen. So zum Beispiel der Wunderknabe aus Salzburg. Das vom Schöpfer zerbrechlich gebaute, ständig kränkelnde Genie hatte schon sehr frühzeitig so Gewaltiges erschaffen, als wenn ein höheres Wesen ständig auf ihn geschaut und über seine zarten Fingerchen jene überirdischen Melodien wie aus einem Füllhorn heruntergeschüttet hätte.

       die große Pürwü,

       der universelle Goethe,

       der sperrige Beethoven,

       der heilige Berg Haarakan,

       der liebe Buddha,

       der arme Jesus,

       die kleine Jeanne d`Arc,

       der große Gandhi,

       der gütige Albert Schweitzer,

       der geniale Albert Einstein,

       der göttliche Mozart

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      Obwohl er ein Drittel seiner kurzen Lebenszeit auf Reisen vergeuden und auch ein Großteil der restlichen Jahre, mit Chinin vollgestopft, gegen Fieber und Schwäche ankämpfen musste, hat er es vermocht, was Bleibendes zu erschaffen und den Gipfel des Ruhmes zu erklimmen. Wenn er bei all den Widernissen es geschafft hat, warum soll ich kerngesunder Mensch es in meiner so reichlich vorhandenen Zeit nicht schaffen? Und wer so lebt, wie ich gerade lebe: ständig vor sich einen der höchsten und schönsten Berge der Erdkugel, und dieser bewacht von zwei Genies, Beethoven und Goethe, alle drei in Atemnähe und Blickkontakt, dann muss derjenige schon СКАЧАТЬ