Название: Butler Parker 185 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740962449
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Cleveland hingegen war mittelgroß, wirkte gegen Longless aber fast schmal und hilfsbedürftig. Er sah aus wie ein großer, netter, legerer Junge, dem man den Killer auf keinen Fall abnimmt.
»Klar findet ’ne Party statt«, sagte Cleveland geduldig, »aber nicht unten in der Pinte, sondern oben auf dem Schloß. Und wir werden uns den Sonderpreis holen …«
»Sonderpreis, Clevie!?«
»Als Schloßgespenst«, präzisierte Cleveland, »dazu brauchen wir die Laken. Hast du schon mal ’n Geist gesehen ohne weißen, wallenden Kittel?«
»Mensch, Clevie, du bist einsame Klasse«, lobte Longless, »das muß ich unbedingt mal Daddy schreiben.«
»Du kannst ihm das schon übermorgen sagen, Junge. Dann sind wir nämlich wieder in Chikago und kassieren unsere Prämie.«
Longless befaßte sich mit den Oberbetten und Laken, während Cleveland seine Schußwaffe und den dazugehörigen Schalldämpfer prüfte. Er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er sah sich außerstande, noch länger mit Longless zusammen zu sein. Der Junge war zwar, rein menschlich gesehen, ein netter Trottel, doch als Partner in diesem gefährlichen Job war er ein glatter Versager, ohne jede Veranlagung.
Seitdem Cleveland mit Longness Naivität ansteckend wirkte. Cleveland spürte, daß er sich seit Tagen weit unter seiner normalen Form befand.
Aber das sollte sich jetzt nachdrücklich ändern.
Cleveland wollte sich nicht mehr ablenken lassen. Oben im Schloß warteten die Opfer auf ihn, Opfer, die sein mehr als angeschlagenes Selbstbewußtsein wieder aufrichten sollten.
*
»Ich erlaube mir, Sir, Ihnen eine ausgesprochen gute Nacht zu wünschen«, verabschiedete sich Josuah Parker von seinem Herrn, verbeugte sich knapp, aber sehr höflich und schritt dann gemessen zur Tür.
»Gute Nacht, Parker«, meinte der Anwalt lächelnd, »und sollte sich das Schloßgespenst zeigen, dann kommen Sie ruhig bei mir vorbei. Ich werde Ihnen dann … Moment, was war das!?«
Die Frage war nicht unberechtigt.
In Randers Worte hinein war das dumpfe Dröhnen eines gewaltigen Schlages zu hören, der die schwere Tür im Rahmen erzittern ließ. Parker, schon fast an der Tür, blieb stehen und sah sich nach Rander um.
»Wenn Sie gestatten, Sir, werde ich mich sofort vergewissern«, sagte Parker dann, »es scheint sich um eine ungemein nachdrückliche Form des Anklopfens gehalten zu haben!«
Er ging schnell auf die Tür zu, trat etwas zur Seite und klinkte sie dann auf. Sie schwang zur Seite und gab den Blick frei auf ein riesiges Henkerbeil, dessen Schneide tief im Türholz steckte.
»Falls mich nicht alles täuscht, Sir, dürfte es sich hier um den immerhin ungewöhnlichen und origienellen Gruß des Schloßgespenstes handeln.«
Während Parker noch redete, faßte er nach dem Stiel und versuchte die Axt aus dem Türholz zu ziehen. Es gelang ihm nur sehr mühsam. Parker mußte sehr viel Kraft aufwenden.
»Dieses Gespenst, Sir, muß offensichtlich über erstaunliche physische Kräfte verfügen«, stellte der Butler dazu fest. Er hatte es inzwischen geschafft und das überdimensional große Beil aus dem Holz gezogen. Er reichte es seinem jungen Herrn.
»Bennie …!?« fragte Rander spontan und nachdenklich zugleich.
»Diese Möglichkeit sollte man keineswegs ausschließen«, antwortete Josuah Parker. »Was allein die Körperkräfte anbelangt, Sir, dürfte diese Vermutung zur Sicherheit werden lassen …«
»Oder vielleicht Sir Arthur, der sich einen Jux gemacht hat?«
»Auch in diesem Fall möchte ich nicht widersprechen«, antwortete Parker. »Sportlich dürften beide Schloßherren sein, wie ich am Rande feststellen möchte …«
Parker hatte seinen Satz noch nicht ganz beendet, als er erneut unterbrochen wurde.
Durch den langen und düsteren Korridor, der wieder völlig normal und harmlos aussah, erklang ein langgezogener, gellender Schrei, der durchaus geeignet war, das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.
Parker und Rander sahen sich betroffen an.
»Beeilung, Parker«, stieß Mike Rander hervor, »unser Typ wird verlangt!«
*
Dieser gellende Schrei war nicht nur von Rander und Parker gehört worden.
Longless hatte ihn ebenfalls gehört und war sofort sicherheitshalber in die Knie gegangen.
Womit Cleveland, der knapp hinter ihm war, natürlich nicht gerechnet hatte. Er stolperte über Longless und schlug der Länge nach zu Boden. Er landete in einem sperrigen Strauch und war äußerst schlechter Laune, als er sich wieder erhob.
»Hast du gehört?« fragte Longless junior, als Cleveland wieder neben ihm stand und sich einige Zweige aus dem Hemdkragen zupfte.
»Ich hab ja keine Bohnen in den Ohren«, schnaufte Cleveland gereizt.
»War richtig unheimlich«, stellte Longless weiter fest, »im Schloß muß was passiert sein.«
»Du hast wieder mal sagenhaft schnell geschaltet«, sagte Cleveland mißmutig, »los, weiter!«
»Ins Schloß?«
»Hast du ’nen besseren Vorschlag?«
»Wir könnten vielleicht wieder zurück ins Dorf, Clevie …«
»Und Parker und Rander?«
»Die sind vielleicht schon hops gegangen, Clevie, wie!« Longless sah seinen Lehrmeister aus kleinen, hoffnungsfrohen Augen an.
»Möglich, aber das will ich selbst sehen«, antwortete Cleveland in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, »komm, weiter, Longie!«
Sie huschten näher ans Haus heran und bauten sich neben einem Fenster, das zur großen Wohnhalle gehörte, auf. In den bleiverglasten Scheiben gab es ein Stück mit Normalglas, durch das man in die große Schloßhalle hineinsehen konnte. Cleveland orientierte sich, während Longless junior wachsam und nervös das Gefühl hatte von tückischen Augen beobachtet zu werden.
*
»Wo bleibt denn das Verbandszeug«, fragte Sir Arthur scharf und ungeduldig. Er kümmerte sich um seinen älteren Bruder, der wie ein Häufchen Unglück auf einer Stufe saß und sich die linke Schulter hielt. Dann wandte er sich an Rander, der seitlich neben ihm stand. »Was sagen Sie denn dazu, Mister Rander?«
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