Butler Parker 147 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Название: Butler Parker 147 – Kriminalroman

Автор: Günter Dönges

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Butler Parker

isbn: 9783740934392

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СКАЧАТЬ die Flucht schlagen zu können. Ja, sie rechnete sich augenscheinlich Chancen aus, ihren dicken Leib wenigstens um das Beinpaar dieses schwarz gekleideten Mannes rollen zu können, um ihn auf diese Art und Weise aus dem Gleichgewicht zu bringen.

      Der mächtige Kopf der Boa schoß blitzartig vor und verwandelte sich förmlich in einen Rammbock. Gleichzeitig schnellte der Leib der Würgeschlange peitschenartig zur Seite und wurde zu einer Art Lasso, das sich um Parkers Beine wickeln sollte. Doch es kam alles ganz anders. Ein Butler Parker war nicht der Mann, der sich in Verlegenheit bringen ließ.

      Mit der Spitze seines Universal-Regenschirms zielte Parker nicht weniger genau und blitzschnell auf den breiten Kopf des Reptils. Die Boa zuckte fast angewidert zurück und legte sich auf den Rücken. Dann scharrte und schob sie den Kopf über den Belag des Fußbodens und versuchte, den kleinen, durchaus nur oberflächlichen Einstich zu verwischen.

      »Lassen Sie das Tier in Ruhe«, rief Mandy Brock, wie die Artistin hieß. In ihrer Stimme war deutlich Besorgnis zu vernehmen, »bitte, lassen Sie meine Boas in Ruhe...«

      »Möglicherweise sollten Sie sich in diesem Sinn auch mit den Schlangen verständigen«, gab Josuah Parker zurück und verfolgte den Rückzug der Tiere. Die kleinere der beiden Schlangen hatte von sich aus auf jeden zusätzlichen Angriff verzichtet und beeilte sich, ins schützende Halbdunkel zu gegangen. Die große Boa war noch schneller. Sie hatte ihre Lektion gelernt und drückte sich unter die Couch. Von dort war dann hin und wieder nachhaltiges Niesen und Zischen zu vernehmen.

      »Angst scheinen Sie nicht zu haben, Ar. Parker«, stellte Mandy Brock fest und zeigte sich endlich in voller Lebensgröße. Sie war eine langbeinige, gertenschlanke Frau von höchstens dreißig Jahren, die attraktiv aussah. Sie trug einen leichten Schminkmantel und in Tuch, das sie um ihr langes, blondes Haar geschlungen hatte.

      »Sie sehen meine bescheidene Wenigkeit tief beeindruckt«, erwiderte der Butler, »darf ich mir gestatten, Sie zu diesen Boas zu beglückwünschen?«

      »Was haben Sie mit den Tieren gemacht?« Mandy Brock schien ungehalten.

      »So gut wie nichts, Miß Brock«, antwortete Parker, »es bedarf wohl einer großen Überwindung, mit diesen Boas allabendlich aufzutreten, oder sollte ich mich irren?«

      »Man muß sehr aufpassen, Mr. Parker. Haben Sie die beiden anderen Schlangen gesehen?«

      »Inzwischen schon«, lautete die Antwort des Butlers, »ein Exemplar hat sich auf der Gardinenstange wohnlich eingerichtet, das zweite Tier hängt im Garderobenständer, wenn ich so sagen darf. Ich möchte betonen, daß dies alles nicht dekorativ aussieht.«

      »Sie interessieren mich, Mr. Parker«, gestand Mandy Brock, »ich habe selten einen Menschen erlebt, der so wenig Angst vor Schlangen hat wie Sie.« »Eine Frage der Haltung und Selbstherrschung«, faßte Josuah Parker zustimmen, »können wir möglicherweise jetzt zu einem kleinen, informativen Gespräch kommen, Miß Brock? Ich möchte mein mehr als bescheidenes Wissen über Schlangen erweitern.«

      »Ich weiß, mein Agent hat mich informiert. Wollen Sie etwa auch eine Schlangennummer herausbringen? Eine Begabung dafür haben Sie mit Sicherheit.«

      »Sie beschämen und beglücken zugleich meine bescheidene Wenigkeit«, bedankte sich Parker für das Kompliment und begab sich zur nahen Tür. Seine stets hellwachen Sinne hatten ein Geräusch auf dem Korridor mitbekommen, das seiner Ansicht nach nicht ganz regulär sein konnte.

      Agatha Simpson, Kathy Porter und Mike Rander befanden sich zu dieser Zeit in einer Großhandlung für exotische Tiere. Die Firma, die einen guten Namen hatte, gehörte einem gewissen Charles Haggan, der von Zeit zu Zeit als Tierfänger unterwegs war.

      Charles Haggan war etwa fünfzig und wirkte so trocken wie ein Bankbuchhalter, fand Mike Rander insgeheim. Haggan war klein, rundlich und trug eine dickglasige Brille. Es war kaum vorstellbar, daß gerade dieser Mann sich in den Dschungeln des Amazonas auskannte wie in seiner Westentasche. Noch weniger nahm man ihm ab, daß er sich ausgerechnet auf den Fang von Schlangen spezialisiert hatte.

      Er hatte seine Besucher im Büro seiner Tierhandlung bei den Victoria Docks empfangen und führte sie über eine eiserne Wendeltreppe in die Lagerräume für Exoten. Seine Bewegungen waren erstaunlich geschmeidig und schnell.

      »Sie werden sich wundern, Mylady, was für besonders hübsche Würgeschlangen ich habe«, meinte Charles Haggan begeistert, »ich habe gerade erst wieder eine Sendung erhalten.«

      »Gibt es hübsche Würgeschlangen?« fragte die ältere Dame.

      »Aber natürlich, Mylady«, redete Haggan sich in Begeisterung, »sie gehören mit zu den schönsten Tieren, die ich kenne. Denken Sie nur an die einmalige Geschmeidigkeit dieser Körper, dieses Gleiten, diese Kraft und diese höchst sensitiv ausgebildeten Sinne.«

      »Sinne?« schaltete der Anwalt sich ein, »sind die Schlangen nicht so gut wie blind?«

      »In gewissem Sinn schon, Mr. Rander«, bestätigte Haggan und führte seine Gäste in ein Gewölbe, in dem eine feucht-warme Atmosphäre herrschte, »die Augen der Schlangen sind nicht besonders ausgebildet. Die Tiere können gerade so etwas wie Umrisse erkennen, aber das ist es nicht, was ich meine. Ich denke da an die Wärmefühligkeit und an die Sinnesorgane, die auf die feinsten Erschütterungen spezialisiert sind. Ein Jagdhund ist dagegen direkt stumpfsinnig.«

      »Aber einen Jagdhund kann man dressieren«, warf Kathy Porter ein, »eine Boa dagegen nicht.«

      »Ist das richtig, Haggan?« wollte die Lady wissen. Sie stand inzwischen vor einem großen Terrarium, in dem einige Boas es sich bequem gemacht hatten. Die Reptilien lagen entweder auf dem Boden oder hingen wie schwere Trauben in einigen Astgabeln.

      »Dressieren kann man Schlangen natürlich nicht«, lautete Haggans Antwort, »was wieder für den gesunden Instinkt dieser Tiere spricht, nicht wahr? Aber wenn man die Verhaltensweisen kennt, kann man sich natürlich darauf einstellen.«

      »Gibt es überhaupt so etwas wie eine Killer-Boa?« Agatha Simpson begutachtete das nächste Terrarium, das wesentlich feuchter eingerichtet war und so etwas wie eine kleine Wasser- und Sumpfstelle enthielt. Hier waren zwei Anakondas untergebracht, jede gut und gern fünf Meter lang.

      »Ist das nicht wunderbar?« freute sich Haggan.

      »Gibt es Killer-Boas?« wiederholte Lady Agatha ihre Frage, »kann man eine Schlange darauf abrichten, Menschen anzugreifen und zu Tod zu würgen?«

      »Eine schwierige Frage.« Charles Haggan rückte sich die Brille zurecht. »Ich möchte in etwa zustimmen, gleichzeitig die Frage aber auch wieder verneinen.«

      »Präziser kann kaum eine Auskunft sein«, fand Lady Agatha grollend.

      »Ich weiß«, entschuldigte sich Haggan, »eine Schlange, gleich welcher Art, greift nur an, wenn sie hungrig ist. Hat sie ihre Beute geschlagen, braucht sie Tage bis Wochen, um in aller Ruhe zu verdauen. Denken Sie nur daran, daß eine Anakonda – um ein Beispiel zu nennen – mit einem Wasserschwein oder Tapir wochenlang zu tun hat.«

      »Ich spreche von Menschen, auf die man Boas ansetzen kann, Mr. Haggan«, erinnerte die Detektivin streng.

      »Vorausgesetzt, man läßt eine Würgeschlange entsprechend lange hungern«, erklärte Haggan weiter, »vorausgesetzt, man kennt sich mit Schlangen besonders gut aus, dann wäre es unter Umständen vielleicht möglich, solch ein Reptil auf ein menschliches Opfer zu hetzen. Doch dazu bedarf es besonderer Voraussetzungen.«

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