Название: Butler Parker 147 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740934392
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Mike Rander, für den Parker vor Jahren bereits als Butler gearbeitet hatte, war nach längerem Aufenthalt in den USA nach London zurückgekehrt und von Lady Simpson, seiner mütterlichen Freundin, sofort wieder vereinnahmt worden. Mike Randers Anwaltskanzlei befand sich in der Curzon Street. Als Verwalter des immensen Vermögens der Lady Simpson besaß der Vierzigjährige die besten Eigenschaften.
»Sie zögern mit einer Antwort?« wunderte sich Mike Rander, als Parker nicht sofort antwortete.
»Lady Lancing machte auf meine bescheidene Wenigkeit nicht den Eindruck einer Dame, die unter Halluzinationen leidet«, gab Butler Parker gemessen zurück.
»Eine Boa, die nachts in ein Schlafzimmer kriecht, Parker! Ich möchte Sie doch bitten!« Mike Rander schmunzelte.
»Darf ich an gewisse Fälle erinnern, Sir, in denen gerade Schlangen eine wichtige Rolle spielten?« fragte Parker. »Gewisse Kriminelle arbeiten recht gern mit Reptilien, da sie sicher sein können und dürfen, daß damit Paniken und Nervenzusammenbrüche ausgelöst werden.«
»Die Urangst des Menschen vor der Schlange, wie?« Rander zuckte die Achseln.
»Möglicherweise ist diese Angst auch nur anerzogen, Sir.«
»Wie auch immer, Parker. Warum sollte man Lady Simpsons Freundin eine Boa ins Haus geschickt haben? Und falls ja, wie ist das Biest wieder rausgekommen?«
»Lady Lancing wurden bisher noch nicht mit Geldforderungen bedacht, wenn ich darauf hin weisen darf, Sir.«
»Was nicht ist, kann schließlich noch werden. Lady Lancing ist eine reiche Frau.«
»Man sollte vielleicht einen ersten Kontakt mit Chief-Superintendent McWarden aufnehmen«, schlug der Butler vor, »es könnte durchaus sein, daß die Polizei bereits ähnliche Beobachtungen gemacht hat.«
»Sollte man tun, Parker. Nehmen Sie das in die Hand, Sie haben einen guten Draht zu McWarden und...«
Mike Rander sprach seinen Satz nicht zu Ende und sah zur Tür der Bibliothek, die gerade geöffnet wurde. Kathy Porter trat ein, Lady Simpsons Gesellschafterin und Sekretärin. Sie war etwa achtundzwanzig, schlank, etwas über mittelgroß und hatte ein exotisch geschnittenes Gesicht. Ihr Haar war kastanienbraun mit einem gewissen Rotstich. Kathy Porter war eine rassige Erscheinung, schien dies aber keineswegs zu wissen. Auf den ersten Blick vermutete man ein recht scheues Reh, doch dieses Reh konnte sich in Sekunden in eine wilde Pantherkatze verwandeln.
»Ich muß stören«, sagte Kathy Porter und hielt einen braunen Umschlag hoch, »das hier ist mit der Morgenpost gekommen. Ich finde, daß es sich nicht mehr um einen bösen Scherz handelt.«
»Um was geht es denn?« Mike Rander ging der jungen Dame entgegen und nahm den Umschlag in die Hand. Er zog einen Bogen Papier hervor, dann ein Foto, das mit einer Polaroidkamera aufgenommen worden war.
Auf dem Bild war der mächtige dreieckige Kopf einer Boa zu sehen, die gerade eine weiße Laborratte verschlang. Es war kein schöner Anblick!
*
Kenneth Coldy bewohnte in Harrow einen kleinen Landsitz, der von einer hohen Hecke umgeben wurde. Der etwa fünfzigjährige, mittelgroße, bekannte Makler hatte Büros in der City von London. Coldy war Junggeselle aus Neigung, verließ am frühen Morgen sein Haus und ging zur Doppelgarage, die in einem ehemaligen Kutscherhaus eingerichtet war. Der Mann, der Golf spielte und die Jagd liebte, machte einen vorsichtigen, fast nervös-ängstlichen Eindruck. Seine Haushälterin, die ihn beobachtete, nahm mit Staunen zur Kenntnis, daß Coldy auf den üblichen Weg verzichtete, der an einem hohen Strauch vorbeiführte. Kenneth Coldy beschrieb einen weiten Bogen und blieb einen Moment vor der geschlossenen Garage stehen. Er schaute sich nach allen Seiten um, bevor er sich bückte und die Verriegelung aufsperrte.
Nachdem er das Schwingtor hochgedrückt hatte, betrat er fast zögernd den dunklen Raum und eilte zum Lichtschalter. Er wollte so schnell wie möglich in seinen Wagen steigen und die Tür hinter sich zuschlagen. Es gab da einige Dinge, die ihn mißtrauisch gemacht hatten, Dinge, über die er weder mit seiner Haushälterin noch mit seinen Angestellten sprechen konnte.
Als das Licht brannte, atmete der dann erleichtert auf. Die Garage schien unverdächtig, alles in bester Ordnung uu sein. Er ging schnell zu seiner Rover-Limousine, setzte sich ans Steuer und sorgte erst mal dafür, daß die Tür versiegelt wurde. Dann griff er nach dem Lederetui, in dem sich der Zündschlüssel befand und... hörte plötzlich hinter sich ein Geräusch, das ihn lähmte. Coldy blieb unbeweglich sitzen, spürte aber, daß von seiner Stirn augenblicklich Schweißtropfen perlten.
Sekunden später passierte es dann...
Über seinen Kopf hinweg schlang sich ein armdicker, schlauchartiger Gegenstand zielsicher um seinen Hals. Kenneth Coldy schrie auf, griff automaisch nach diesem Gegenstand und hörte dann ein fast giftiges Zischen. Rasend schnell wurde der eben noch etwas schlaffe Schlauch hart und würgte ihn. Coldy brüllte und krallte seine Finder in diesen immer härter werdenden Ring, der ihm den Atem nahm. Der Mann keuchte, warf sich zur Seite, riß und zerrte an diesem Gegenstand und hörte das fortwährende Zischen hinter sich. Wenig später schwanden ihm die Sinne. Er wurde ohnmächtig, seine Hände lösten sich von dem Gebilde, das ihn gewürgt hatte. Kenneth Coldy rutschte über das Schaltgestänge seines Wagens und blieb regungslos liegen.
Wie lange er gelegen hatte, konnte ihm später erst die Haushälterin sagen. Es waren fast zehn Minuten gewesen. Coldy hörte im Erwachen aus seiner Bewußtlosigkeit ein forderndes, hartes Pochen gegen die Scheibe, öffnete zögernd die Augen und holte dann hechelnd Luft. Er griff nach seinem Hals, erinnerte sich plötzlich, was passiert war, richtete sich auf und brauchte wertvolle Zeit, bis er endlich den Türverschluß öffnen konnte. Coldy fiel förmlich aus dem Wagen, kollerte auf den Zementboden der Garage und schmetterte dann die Tür zurück ins Schloß.
»Sir, was ist passiert?« fragte die Haushälterin, eine ältere, derbe Frau, die sich um ihn bemühte.
»Weg, nichts wie raus«, stieß der Makler mit heiserer Stimme hervor, »schnell, Mrs. Neiler!«
Er kümmerte sich nicht weiter um sie, raffte sich auf und stolperte zum Ausgang. Als er das Freie erreichte, knickten seine Beine ein, er fiel auf die Knie, drückte sich mit den Handflächen vom Kies ab und lief weiter. Erst vor der Haustür blieb er stehen und sah sich nach seinem dienstbaren Geist um.
»Was ist denn, Sir?« fragte Rose Neiler, die ihm folgte.
»Nichts, Mrs. Neiler, nichts«, behauptete Kenneth Coldy, »schnell ins Haus! Schließen Sie ab, legen Sie die Kette vor!«
»Sind Sie angegriffen worden?« Rose Neiler war nicht ängstlich.
»Abschließen, abschließen, beeilen Sie sich doch! Alle Fenster zu!«
Kenneth Coldy schleppte sich in die Wohnhalle und ließ sich in einen Sessel fallen. Er nickte dankbar, als die Frau ihm gerade einen Drink reichte. Der Makler wollte gerade trinken, als das Telefon läutete.
»Nein, nein, ich werde abheben«, sagte Coldy und stemmte sich aus dem Sessel. Er zögerte einen Moment, bevor er den Hörer aus der Gabel nahm, um seinen Namen zu nennen. Er hörte zu, wich dem Blick seiner Haushälterin aus und erklärte nach einigen Augenblicken, er sei überzeugt worden und ginge auf die Bedingungen ein. Dann ließ er den Hörer aus der Hand fallen, schleppte sich zurück zum Sessel СКАЧАТЬ