Название: Butler Parker 147 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740934392
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Der Polizeiarzt, ein sehr nüchtern aussehender Mittfünfziger, ließ sich auf keine Einzelheiten ein. Er konnte nur mitteilen, daß Reginald Cattler erwürgt worden war. Er sprach von einem schlauchartigen Gebilde, das um Cattlers Hals gelegen haben mußte.
»Könnte es sich um eine Boa gehandelt haben?« fragte Mike Rander.
»Durchaus«, lautete die Antwort, »aber festlegen kann ich mich natürlich nicht. Ich muß mir die Würgemale erst genauer ansehen.«
»Cattler ist aber eindeutig erwürgt worden?« wollte McWarden wissen.
»Fragen Sie mich das nach der Autopsie«, gab der Polizeiarzt zurück, »falls es aber eine Boa gewesen ist, frage ich mich, wieso das Reptil angegriffen hat. Cattler scheint doch geschlafen zu haben.«
Der Polizeiarzt deutete auf das zerwühlte Bett.
»Auch an Sie die Frage, Doc: Kann man eine Schlange dressieren?«
»Kaum«, gab der Arzt zurück, »aber mit Sicherheit will ich das nicht ganz ausschließen. Ich bin kein Reptilien-Fachmann.«
»Wenn Sie erlauben, werde ich mich jetzt dieser Frage widmen«, entschuldigte sich Parker, »Schlangen der Größe, wie sie auf dem Foto zu sehen sind, dürften meiner bescheidenen Ansicht nach nicht in jedem Haushalt zu finden sein.«
»Das fehlte noch«, gab Mike Rander zurück und schüttelte sich, »bevor ich mich heute abend ins Bett lege, werde ich alles gründlich durchsuchen. Ich habe keine Lust, von einer Boa überrascht zu werden. «
*
»Wenn es erlaubt ist, möchte ich Ihnen einen wunderschönen Tag entbieten, Madam«, sagte Josuah Parker, nachdem er die Tür zum Apartment geöffnet hatte. Er lüftete grüßend seine schwarze Melone und schaute wachsam und erwartungsvoll zugleich in den Wohnraum, der verdunkelt war.
»Treten Sie nur näher, Sir«, erwiderte eine etwas hart klingende Stimme, »warten Sie einen Moment, ich ziehe mir schnell etwas über.«
»Sie, Madam, hatten die Güte, meine Wenigkeit empfangen zu wollen, Sie bestimmen also über meine Zeit«, gab Parker zurück und entdeckte auf dem Teppich eine seiner Schätzung nach etwa vier Meter lange Boa, die ihn interessiert zu betrachten schien und hoffnungsfroh züngelte.
Parker war ein höflicher Mensch, bedachte auch die Boa mit einem Gruß und ließ sie nicht aus den Augen. Sie sah ihn sicher nur in vagen Umrissen, da die Augen einer Schlange nicht besonders gut ausgebildet waren, doch sie nahm seine Wärmeausstrahlung mit Gewißheit wahr und versuchte sich einen Eindruck von dem Besucher zu machen. Sie bewegte sich träge auf ihn zu und züngelte noch intensiver.
»Haben Sie Angst vor Schlangen?« fragte die Frau aus dem halbdunklen Zimmer. Die Besitzerin der Stimme hielt sich im Badezimmer auf, wie Parker inzwischen herausgefunden hatte.
»Meine Wenigkeit steht Reptilien mit einer gewissen Reserve gegenüber, wenn ich es so ausdrücken darf«, erwiderte der Butler und hakte seinen altväterlich gebundenen Regenschirm sicherheitshalber vom angewinkelten linken Unterarm.
»Ich komme sofort, Mr. Parker«, hieß es weiter, »noch einen Augenblick, bitte.«
»Mit einer Panik meinerseits dürfte kaum zu rechnen sein«, entgegnete Josuah Parker und betrachtete den mächtigen Kopf der Boa, die sich immer interessierter und näher heranschob. Das Züngeln verstärkte sich. Das Reptil schien Gefallen an Parker gefunden zu laben.
Der Butler war inzwischen zu einem Ergebnis gekommen. Das Reptil war gut und gern fünf Meter lang und ein besonders schönes Exemplar seiner Gattung. Parker wußte inzwischen, daß die Besitzerin der Stimme ihn mit Sicherheit beobachtete. Sie wollte wohl herausfinden, wie er auf Schlangen reagierte.
Es gab da nämlich noch ein zweites Reptil, das sich in sein Blickfeld schob. Diese Boa mochte etwa einen Meter kürzer sein, hatte jedoch immer noch eine bemerkenswerte Größe. Die zweite Boa kam unter einer Couch hervor und wollte den Anschluß nicht versäumen. Sie beeilte sich, ihre Vorkriecherin einzuholen.
Die erste Boa befand sich nur noch einen Meter entfernt von Parkers linkem Schuh. Der Butler, der von den wahren Absichten der Würgeschlange natürlich nichts wußte, brachte die Spitze seines Universal-Regenschirms in eine gewisse Abwehrstellung, unternahm jedoch nichts, um die Neugier des Reptils zu stoppen.
»Noch einen Augenblick, Mr. Parker«, wiederholte die Frau, »ich bin gleich soweit.«
»Man sagte meiner Wenigkeit, Sie besäßen insgesamt vier Boas«, antwortete Parker.
»Das ist richtig«, lautete die Antwort, »sie haben gerade ihre Freistunde, Mr. Parker.«
»Meinem Blick bieten sich im Augenblick nämlich nur zwei Schlangen«, erwiderte Parker.
»Dann müssen die beiden anderen wohl hinter Ihnen sein«, vermutete die Artistin, die Parker hier aufgesucht hatte. Der Butler nahm diesen Hinweis ungerührt zur Kenntnis und dachte nicht daran, sich ängstlich und blitzschnell umzuwenden. Er blieb gelassen stehen und beobachtete die Aktivitäten der beiden Boas. Sie befanden sich nun dicht vor seinen Schuhspitzen und trafen Anstalten, eine erste Umschlingung der Beine des Butlers vorzunehmen. Josuah Parker wich keinen Zentimeter zurück und staunte über die Dicke der Schlangenleiber. Die Tiere schienen übrigens gefüttert worden zu sein, wie er bemerkte. Die Schlangenkörper zeigten Ausbuchtungen, die der Größe eines Kaninchens entsprachen.
»So, jetzt bin ich soweit, Mr. Parker«, teilte ihm die Frau mit, »ich hatte mich nämlich hingelegt. Sie wissen, ich habe am Abend und gegen Mitternacht je eine Vorstellung, und die sind sehr anstrengend.«
Die beiden Boas zogen inzwischen ihre Kreise um Parkers Beinpaar und schienen sich in Spiellaune zu befinden. Parker hatte dagegen im Grund absolut nichts einzuwenden, doch er wollte nicht als Spielmaterial dienen.
Unmerklich für die beiden Boas und auch für die Artistin irgendwo im Halbdunkeln hatte Parkers schwarz behandschuhte Hand nach einer kleinen Spraydose gegriffen, die kaum größer war als ein normales Wegwerf-Feuerzeug. Parker ließ seine rechte Hand sinken und bedachte die Schlangen mit je einer Dosis.
Das Resultat war frappierend!
*
»Du lieber Himmel«, entsetzte sich die Artistin und kam schnell aus dem Baderaum. Sie blieb wie angewurzelt stehen und sah auf die beiden Boas. Eine von ihnen, das kleinere Exemplar, nieste im wahrsten Sinn des Wortes, und zwar derart heftig, daß ihr mächtiger Kopf gegen den Boden krachte.
Die zweite Boa zischte beeindruckt, um dann krampfartige Zuckungen zu produzieren. Aus ihren Augen rannen dicke Tränen. Dann hob das Reptil den Kopf und... nieste ebenfalls. Sie besorgte das mit einem Nachdruck, der einer kleinen Explosion gleichkam. Auch ihr Kopf schlug auf den Boden. Die Schlangenleiber entrollten sich und gaben Parkers Beinpaar umgehend frei. Das kleinere Reptil schielte aus tränengefüllten Augen beleidigt auf den Butler, um sich dann hastig zurückzuziehen. Das größere Exemplar hingegen schien eine gewisse Güterabwägung vorzunehmen und fragte sich offensichtlich, ob es einen Sinn habe, die schwarz bekleidete Gestalt anzugreifen. Das Reptil zischte deshalb sehr ungehalten, zeigte seine Fangzähne und wollte Eindruck schinden. Butler Parker aber blieb unbeeindruckt.
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