Название: Butler Parker 123 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740922153
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»Lassen Sie das gefälligst«, raunzte sie ihn unwillig an. »Ich bin doch keine alte Frau.«
Sie wuchtete sich aus dem Wagen und marschierte zum Eingang hinüber, wo sie von ihrem Gastgeber bereits erwartet wurde. Butler Parker setzte sich wieder zurück ans Steuer und fuhr sein hochbeiniges Monstrum zu den Stallgebäuden, wo die übrigen Wagen standen.
Er war in angenehmer Stimmung, was wohl mit den drei Postsäcken und der recht schweren Holzkiste zusammenhing, die sich in seinem Besitz befanden.
*
»Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten, Mister Parker«, sagte Chief-Inspektor Garron, ein schlanker, etwa fünfundvierzigjähriger Mann, der wirklich nicht wie ein Kriminalist aussah. Er gab sich höflich und gelassen, doch seine Augen verrieten ihn. Es waren graue, hellwache und prüfende Augen.
»Meine bescheidene Wenigkeit steht Ihnen selbstverständlich zur Verfügung«, antwortete Josuah Parker. Er deutete auf einen der Sessel in der kleinen Wohnung, die sich über der Sammelgarage von Waldon Castle befand. Er war hier sehr bevorzugt von Lady Simpsons Gastgebern einquartiert worden.
»Ich muß noch mal auf den Raub zurückkommen, Mister Parker«, meinte der Chief-Inspektor, während er sich setzte. »Sie sind schließlich der einzige Augenzeuge, den wir haben.«
»Ein äußerst glücklicher Umstand, der meine bescheidene Person an den Tatort führte«, sagte Parker und nickte zustimmend.
»Sie könnten die Personen beschreiben?«
»Nur recht oberflächlich, Sir, wie ich gestehen muß. Ich befand mich in einer Streßsituation, wie man heutzutage zu sagen beliebt.«
»Aber es waren ein Mann in Armeeuniform und eine Frau, die ein schwarzes Trikot trug, nicht wahr?«
»Dies entspricht den Tatsachen, Sir.«
»Die Gesichter der beiden Personen waren maskiert?«
»Der angebliche Colonel hatte sein Gesicht geschwärzt, die junge Dame trug eine Art Wollmützentarnung.«
»Ich kann Ihnen nur gratulieren, Mister Parker«, schickte der Chief-Inspektor voraus und lächelte andeutungsweise. »Es ist Ihnen immerhin gelungen, einer Gangsterbande zu entwischen.«
»Ich bin mir dieses glücklichen Umstandes wohl bewußt, Sir«, gab Parker zurück.
»Sie haben sich sogar sehr profihaft geschlagen.«
»Sie schmeicheln einem müden, alten und relativ verbrauchten Mann, Sir.« Parker schlug seine Augen bescheiden nieder.
»Sie flüchteten mit einem der Armeefahrzeuge.«
»Das war der Fall, Sir. Der Rückweg zu meinem Privatwagen war mir leider abgeschnitten worden.«
»Auf der Ladefläche dieses Armeewagens haben Sie nicht zufällig irgend etwas entdeckt?«
»Versetzen Sie sich in die Lage eines gehetzten Mannes, Sir«, bat Josuah Parker treuherzig. »Von Angst gepeinigt und geschüttelt, erlaubte ich mir, ausschließlich an schnelle Flucht zu denken. Hätte sich auf der Ladefläche denn etwas befinden müssen?«
»Vielleicht, Mister Parker, vielleicht auch nicht.«
»Ich möchte nicht kritisieren, Sir, aber eine erschöpfende Antwort scheint das meiner bescheidenen Ansicht nach nicht zu sein.«
»Reden wir Klartext, Mister Parker.« Der Chief-Inspektor räusperte sich nachdrücklich.
»Sie haben einen interessierten Zuhörer vor sich, Sir.«
»Die Beute wurde sichergestellt!« Garron nickte. »Die Gangster sind durch Ihr Auftauchen nachhaltig gestört worden. Nach der Schießerei setzten sie sich ab und ließen alles am Bahndamm zurück. Sie ahnten wohl, daß sie mit ihrer Millionenbeute nicht weit kommen würden.«
»Ich möchte mich erkühnen, Sie zu beglückwünschen, Sir.«
»Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken, Mister Parker.«
»Sie spannen mich geradezu auf die Folter, Sir.«
»Ein Drittel der gestohlenen und aus dem Zug geschafften Beute fehlt.«
»Sie sehen meine bescheidene Wenigkeit erneut bestürzt, Sir.«
»Nicht genau ein Drittel. Nach unseren Ermittlungen müssen die Täter Banknoten und Goldbarren im Werte von rund zweihunderttausend Pfund beiseite geschafft haben.«
»Ein erkleckliches Sümmchen, wenn ich es so ausdrücken darf, Sir.«
»Ein Vermögen, Mister Parker! Wir fragen uns nun, wo dieses Geld geblieben sein könnte.«
»Diese Ihre Fragestellung ist durchaus verständlich und drängt sich einem förmlich auf, Sir, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
»Sie wissen nicht zufällig, wo diese zweihunderttausend Pfund sein könnten?«
»Man wird sie versteckt haben, Sir.« Parker sah den Chief-Inspektor beflissen an. »Ja, von diesem Denkansatz würde ich ausgehen, wenn ich mir diesen Rat erlauben darf.«
»Es handelt sich um drei prall gefüllte Postsäcke mit Banknoten und einer Holzkiste, die mit Goldbarren gefüllt ist.«
»Schon allein von den Dimensionen her, Sir, ließe sich diese Restbeute ganz sicher nicht durch die Polizeisperren bringen.«
»Das finde ich auch, Mister Parker. Diese drei Postsäcke und die Holzkiste befanden sich nicht zufällig auf der Ladefläche des Armeewagens, mit dem Sie flüchteten?«
»Sie halten mich einer Unterschlagung für fähig, Sir?« Bestürzung war in Parkers Frage.
»Ich frage nur, Mister Parker.«
»Lassen Sie es mich folgendermaßen ausdrücken, Sir«, antwortete Butler Parker gemessen. »Als ich den Wagen bei den Behörden ablieferte, war die Ladefläche leer.«
»Und ich fragte, ob sie vorher beladen war.« Chief-Inspektor Garron ließ nicht locker. »Falls das nämlich so war, Mister Parker, würden die geflüchteten Gangster alles daransetzen, sich wenigstens diese zweihunderttausend Pfund zurückzuholen.«
»Menschlich durchaus verständlich, Sir.« Parker nickte langsam.
»Diese Gangster werden vor Mord und Folter nicht zurückschrecken.«
»Daran sollte man in der Tat stets denken.«
»Sie wissen also nichts von den drei Postsäcken und der Holzkiste, Mister Parker?«
»Doch, natürlich, Sir.«
»Aha.« Chief-Inspektor Garron nickte zufrieden und sah den Butler erwartungsvoll an.
»Sie sprachen ja gerade davon«, erklärte Parker, worauf Garrons Gesicht sich leicht verfinsterte. Er hatte eine andere Antwort erwartet. »Trauen Sie meiner bescheidenen Wenigkeit СКАЧАТЬ