Название: Der exzellente Butler Parker 22 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740953263
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»Wir kommen auch nicht gerade aus ’nem Mädchen-Pensionat«, entgegnete der Tischgast. »Ich meine, hier kann man ja wohl mal offen reden, oder?«
»Man wird mit letzter Sicherheit nichts gegen Sie verwenden, Mister Lemmick«, versicherte Parker dem Breitschultrigen. »Sie haben von einem gewissen John McGivern gehört?«
»Klar doch, der soll als Zeuge in ’nem Mordprozeß aussagen, oder?«
»Ein Prozeß, in dem es im Grund um die Mafia geht. Der Beschuldigte soll den Betreiber eines illegalen Wettbüros erschossen haben.«
»Herrn Birnay«, bestätigte der selbständige Handelsagent und nickte. »Natürlich ist er umgelegt worden, weil er sich nicht vereinnahmen lassen wollte.«
»Der Beschuldigte heißt...«
»... Marty Stillson«, wußte der Breitschultrige prompt zu sagen, »und der ist ganz klar ein Mafia-Mann. Der hat einige Jahre in den Staaten gelebt und ist vor ’nem halben Jahr nach London zurückgekommen.«
»Mylady nimmt zur Kenntnis, daß Sie ungemein gut informiert sind, Mister Lemmick.«
»Das weiß nicht nur ich, das wissen wir alle hier«, antwortete der Handelsagent und lächelte flüchtig. »Stillson ist ein besonders harter Typ, der alles auf Vordermann bringen soll.«
»Er dürfte nicht allein stehen, Mister Lemmick«, vermutete der Butler.
»Der is’ dabei, sich ’ne schlagkräftige Truppe aufzubauen«, berichtete der Breitschultrige weiter, »und er kann verdammt gut zahlen. Ich wette, daß bereits ’ne Menge Leute für ihn arbeiten, die aber vorerst mal den Rand halten und das verschweigen.«
»Die Mafia will demnach also das unterwandern, was man gemeinhin die Szene nennt?«
»Was will die? Ach so, jetzt kapier’ ich.« Dan Lemmick lächelte wieder flüchtig. »Klar, die wollen uns aushöhlen. Aber wir werden verdammt gut aufpassen.«
»Mylady beschäftigt eine Frage«, schickte der Butler in gewohnt höflicher Form voraus, doch er kam nicht mehr dazu, die Frage fortzusetzen.
»Und ob mich eine Frage beschäftigt«, erklärte die ältere Dame geistesgegenwärtig. »Ich erwarte darauf eine Antwort, junger Mann.«
»Mylady fragt sich, warum die Mafia nicht für klare Verhältnisse sorgt, was den Zeugen John McGivern betrifft«, fuhr Parker fort. »Falls Mister McGivern das sprichwörtliche Zeitliche segnen würde, könnte er unmöglich Mister Marty Stillson belasten.«
»Dann wissen Sie nicht, wer McGivern ist«, entgegnete Lemmick.
»Mylady und meine Wenigkeit warten auf einen entsprechenden Hinweis, Mister Lemmick.«
»John McGivern ist der jüngere Bruder von Hale McGivern, der drüben in den Staaten ein Spitzenmann der Mafia sein soll. Die hier werden sich hüten, so ’ne Nummer aus dem Verkehr zu ziehen. Sie können sich ja denken, was das in den USA für ’nen Wirbel geben würde.«
»Falls Sie erlauben, Mister Lemmick, möchte meine Wenigkeit Sie auf einen Wirbel hinweisen, der in wenigen Minuten hier seine Spuren hinterlassen wird.«
»Wirbel? Hier? Wieso?« Lemmick blickte den Butler verständnislos an.
»Es erschienen gerade zwei neue Gäste, die sich für diesen Tisch hier zu interessieren scheinen, Mister Lemmick.«
»Lady, drücken Sie mir den Handbeutel noch mal auf die Nase«, verlangte Lemmick umgehend. »Ich kann mir keinen Ärger leisten.«
»Sie möchten noch mal meinen Pompadour kennenlernen?« erkundigte sich die ältere Dame erfreut.
»Und zwar ganz schnell, Lady«, wiederholte Lemmick.
»Nichts lieber als das.« Agatha Simpson kam dem Wunsch umgehend und sehr realistisch nach.
*
Die Nase des Dan Lemmick hatte sich neu orientiert und nach links bewegt. Lemmick saß völlig konsterniert erneut auf dem nicht gerade sauberen Fußboden und fingerte erneut an seinem Riechorgan. Er hatte eindeutig nicht mit der Konsequenz der älteren Dame gerechnet. Was sie tat, besorgte sie stets sehr gründlich.
»Das ist für Ihre Beleidigungen, junger Mann«, herrschte Agatha Simpson den Breitschultrigen an. »Eine Lady Simpson läßt sich so etwas nicht bieten.«
Parker interessierte sich nicht weiter für Dan Lemmick, der sich gerade ein Alibi verschafft hatte. Parker hatte seinen Universal-Regenschirm ein wenig gehoben. Die Spitze des Regendaches hatte er durch kurzes Wegdrücken seitlich kippen lassen. Nur ein aufmerksamer Beobachter hätte feststellen können, daß dadurch so etwas wie eine Mündung sichtbar geworden war.
Die beiden neuen Gäste im Pub hatten sich kurz orientiert, dabei tauschte einer der beiden schlanken und mittelgroßen Männer einen schnellen Blick mit einem der Gäste am Tresen. Dieser Mann war untersetzt, dicklich und hatte ein gerötetes, rundes Gesicht. Butler Parker nahm diesen Blickkontakt zur Kenntnis und prägte sich das Aussehen des Dicklichen genau ein.
Die Neuankömmlinge schoben sich durch den Pulk der Gäste vor dem Tresen und nahmen Kurs auf den Tisch, an dem Lady Agatha und Parker saßen. Dan Lemmick hatte sich in den Hintergrund zurückgezogen und ließ sich von einigen Freunden betreuen.
Parker handelte. Ihm kam es darauf an, die Dinge nicht eskalieren zu lassen. Man befand sich immerhin in einem Lokal, in dem Mylady und er Fremdkörper waren. Ein Umschlagen der Stimmung konnte jeden Augenblick erfolgen.
Der Butler drückte auf einen unterhalb des Schirmgriffs versteckt angebrachten Knopf und gab damit einen Blasrohrpfeil frei, der kaum länger und dicker war als eine normale Stricknadel. Oben am Schaft gab es bunte Federn, die zur Stabilisation des kleinen Flugkörpers dienten.
Angetrieben wurde der Blasrohrpfeil von komprimierter Kohlensäure, die aus einer entsprechenden Druckpatrone stammte. Sie war im unteren Teil des bleigefüllten Bambusgriffs untergebracht. Parker hatte sich diese seltsame, aber ungemein effektive Konstruktion ausgedacht und sie in seinem privaten Labor gebaut.
Unhörbar jagte der Pfeil durch die Luft und landete im rechten Oberarm des ersten Neuankömmlings, der zusammenzuckte, als wäre er von einem elektrischen Schlag getroffen worden. Der Mann blickte auf die schmerzende Stelle und sog dann scharf die Luft ein. Solch ein Geschoß kannte er wahrscheinlich nur vom Hörensagen und dachte sicher gleich an einen Giftpfeil.
Der zweite Neuankömmling war natürlich aufmerksam geworden, blickte auf das bunt gefiederte Ding im Oberarm seines Begleiters und erschien etwas ratlos. Dann drehte er sich wieder um und maß Lady Simpson und Butler Parker, die ausgesprochen unbeteiligt und friedlich am Tisch saßen. Parker hatte seinen unverdächtigen Regenschirm längst wieder abgesenkt.
Der Getroffene hatte sich endlich überwunden und den Pfeil aus dem Oberarm gezogen. Er hielt ihn in einer Mischung aus Ekel und Anklage hoch.
»Hoffentlich ist das kein Giftpfeil?« machte Josuah Parker sich bemerkbar. »Falls dem so sein sollte, müßten Sie unbedingt einen entsprechenden Arzt aufsuchen und sich ein Gegengift verabreichen lassen.«
»Gi... Gi... Giftpfeil?« stotterte der Betroffene und hechelte.
»Wenn СКАЧАТЬ