Название: Marthas Liebschaften | Erotischer Roman
Автор: Aimée Rossignol
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862775385
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Luc hat genau das später einmal bei einem Essen mit Freunden gesagt. Wenn es beim Sex nicht mehr um den Akt an sich geht, sondern nur noch um die Erleichterung des Kommens, dann ist die Liebe dahin. Ich weiß nicht, wie ich dazu stehe. Ich weiß nur, dass ich alles an der Liebe liebe und dass Luc mir das verleidet hat mit seinem Verrat.
Rom. Ja, ich erinnere mich gut. Zu gut vielleicht.
»Au revoir, Luc.« Ich lege auf und er ruft nicht wieder an, aber einzig und allein, weil er glaubt, seinen Worten so mehr Bedeutung zu verleihen und mit stetem Tropfen den kalten Stein meines Herzens doch auszuhöhlen.
Ich nehme ein Glas aus dem Schrank und gieße mir Rotwein ein, dann wähle ich Monsieur Frechats Nummer. Die Erinnerung an Rom hat etwas in mir geweckt. Verlangen und Begehren.
Monsieur Frechat meldet sich nach dem zweiten Klingeln und hastig schlucke ich den Wein hinunter.
»Madame Pelletier hier.« Ich warte einen Moment.
»Ah«, sagt er und nichts weiter. Vielleicht lächelt er.
»Mein Flügel ist arg verstimmt. Wann hätten Sie Zeit für mein Instrument?«
»Einen Moment bitte, Madame Pelletier.« Ich kann hören, dass er in seinem Kalender blättert und ich glaube zu hören, dass er einen Finger befeuchtet, um das Papier besser zu greifen.
»Bedauerlicherweise kann ich Ihnen vor Ende nächster Woche keinen Termin anbieten. Würde Ihnen Donnerstag, fünf Uhr passen?«
Er hat nicht vergessen, dass Donnerstag der einzige Wochentag ist, an dem ich nachmittags keine Schüler habe und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Ich atme lautlos und lasse mir einen Augenblick Zeit.
»Ja, ich sehe gerade, das passt recht gut. Soll ich Ihnen noch einmal sagen, wo ich wohne?«
Jetzt kann ich ihn schlucken hören.
»Danke, Madame, ich habe Ihre Adresse.«
»Gut, dann bis Donnerstag.«
»Au revoir, Madame Pelletier.«
»Au revoir, Monsieur Frechat.«
Ich trinke noch einen großen Schluck Rotwein und überlege, was ich beim letzten Mal trug. Das rote Spitzenset. Der BH mit den schmalen Trägern. Genau. Und darüber mein schwarzes Etuikleid mit dem Wasserfallausschnitt. Mittlerweile haben wir Frühling und mir ist danach, etwas zu kaufen. Ich will etwas Neues, Schönes. Nur für diesen Donnerstag. Nur für Monsieur Frechat und mich.
Und so endet der Tag vor meinem kleinen Laptop mit dem Besuch diverser Online-Shops. Zu teuer, nicht schön, wunderbar, aber unbezahlbar, geht so, wäre machbar.
Ich schlafe schließlich am Küchentisch ein, wache gegen zwei Uhr morgens mit Rückenschmerzen wieder auf und krieche ins Bett.
Sonntag
Am Sonntag erwache ich, leider viel zu spät, vom Gesang eines tapferen Vögelchens, das wohl irgendwo auf dem Dach sitzt. Ich dusche, stürze im Stehen einen Milchkaffee hinunter und beiße zweimal in ein mittlerweile labberiges Croissant. Ich schaffe es trotzdem, kurz vor zehn in Lucs Wohnung zu sein.
Jedes Mal, wenn ich die Tür hinter mir schließe, denke ich, dass dies auch lange mein Zuhause gewesen war und finde es seltsam, dass mich nichts mehr so richtig daran erinnert.
Wenigstens hier hält sich Luc immer akribisch an unsere Absprache, die da lautet, dass er nicht da ist, wenn ich Elvira den Haushaltsplan der kommenden Woche hinlege, mich um die Post kümmere und Lucs Terminplan aktualisiere.
Wahrscheinlich hat er Angst, er müsste in Zukunft ohne meine Organisation auskommen, würde er unvermutet auftauchen oder einfach in der Wohnung bleiben, und damit hat er durchaus recht. Für gewöhnlich schicke ich ihm eine Nachricht, wenn ich in die U-Bahn steige und die zwei Stationen zu unserer alten Heimat fahre und dann verlässt er das Haus. Wahrscheinlich bummelt er durch einen Park oder frühstückt irgendwo.
Im Gegensatz zu meiner Wohnung fällt hier die Morgensonne in die Küche. Sie wird um das Haus herumwandern und am Nachmittag den kleinen Salon bescheinen, den Luc als Komponierzimmer nutzt und später auf dem Balkon stehenbleiben, bevor sie untergeht. Das hat mir immer gefallen, den ganzen Tag der Sonne zu folgen und im Sommer abends mit Luc auf dem Balkon zu sitzen, während unter uns die Stadt leuchtet und in den Straßencafés die Menschen draußen sitzen.
Der alte Parkettboden knarrt bei jedem Schritt, während ich die Post auf den Tisch in der Küche lege und als Erstes die Gießkanne mit Wasser fülle. Wie immer braucht der Ficus einen großen Schluck. Leider haben weder Luc noch Elvira ein Händchen für Pflanzen.
Danach sortiere ich Rechnungen, bezahle sie online an Lucs Computer und lege persönliche Post auf einen kleinen Stapel. Ein Brief von Solange ist dabei. Ich ziehe scharf die Luft ein und drehe ihn unschlüssig in der Hand. Ich könnte ihn öffnen und sagen, es wäre ein Versehen, ich hätte ihn mit einer Rechnung verwechselt, aber wie glaubwürdig wäre das? Ausgerechnet Solanges Brief. Vielleicht wäre es so abwegig, dass es schon wieder realistisch ist? Am Ende entscheide ich mich dagegen und lege ihn zu den anderen Briefen. Es geht mich nichts an. Trotzdem versetzt mir der Gedanke, dass sie und Luc immer noch Kontakt haben, einen kleinen Stich.
Später ordne ich Lucs Noten und Notizen, ergänze seine Termine um den neuen Besuch beim Zahnarzt und erinnere Elvira daran, das Wohnzimmer gründlich zu reinigen, nachdem der Schornsteinfeger da war.
Jedes Mal nehme ich mir vor, das Schlafzimmer nicht zu betreten und jedes Mal drücke ich doch die Klinke hinunter. Meist kurz bevor ich gehe. Ich bleibe in der Tür stehen und sehe wieder, was ich damals sah: Luc und Solange.
Auch heute mache ich zwei Schritte auf das Bett zu, hebe das Kopfkissen an und presse es mir ins Gesicht. Tief sauge ich Lucs Duft ein. Niemals wieder wird ein Mann für mich so gut riechen, denke ich. Am meisten fehlt mir dieser Duft. Und auch heute sammele ich danach vom Boden ein paar herumliegende Kleidungsstücke ein und werfe sie in den Wäschebeutel im Bad, bevor ich gehe.
Noch während ich auf den schönen alten Aufzug warte, der sich in der Mitte des Hausflures durch die gewundenen Treppen langsam nach oben schiebt, klingelt mein Telefon, und die schlichte Melodie hallt unschön von den Wänden.
»Madame Pelletier?«, fragt eine junge männliche Stimme.
»Qui, wer ist da?«
»Excusezmoi, mein Name ist Audric Brunault. Sie sind doch Klavierlehrerin, oder?«
»Qui, aber ...« Weiter komme ich nicht.
»Ich möchte Stunden nehmen«, unterbricht er mich hastig.
»Sie selbst?«
»Aber ja, Madame. Sehen Sie, ich hatte als Kind Stunden, aber ich glaube, ich habe schon alles wieder vergessen.«
Ratternd schiebe ich das Metallgitter beiseite und trete in die Kabine des Aufzuges.
»Ich unterrichte keine Erwachsenen, es tut mir leid.« Ich lege auf. Nein, nein. Keine Erwachsenen. Oh, ich habe es versucht, aber nein. Das funktioniert nicht.
Kinder sind unkompliziert. Sie üben oder sie üben nicht, СКАЧАТЬ