Название: Marthas Liebschaften | Erotischer Roman
Автор: Aimée Rossignol
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862775385
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Deshalb beschleunige ich meinen Schritt.
Aber sofort holt er auf. »Eben, Martha, du bist müde. Viel zu müde, um zu kochen, und deshalb können wir zu unserem Lieblingsitaliener gehen. Lorenzo fragt immer nach dir. Er würde sich auch freuen, dich wiederzusehen.«
Luc greift nach meinem Arm, doch ich schüttele ihn ab, wobei ich merke, dass meine Bewegung halbherzig ist und mein Widerstand schwindet. Schon lange habe ich keine von Lorenzos Pizzen mehr gegessen und keinen ausgezeichneten Landwein aus der Emilia Romagna aus seinen alten Kristallgläsern getrunken.
»Martha!« Catherines Stimme pikst in meinen Rücken und ich war selten so dankbar, sie zu hören. Rasch drehe ich mich um. »Ah, Catherine, bonjour.«
»Kann ich dich sprechen?« Ihre Augen huschen zwischen Luc und mir hin und her. Ich weiß nicht, wie sie das macht, aber ihr scheint alles zwischen uns sofort klar zu sein.
»Sicher. Entschuldige mich, Luc. Ich habe noch zu tun.«
Catherine schiebt ihre Hand unter meinen Ellenbogen und führt mich wortlos um die nächste Straßenecke, als wäre ich blind. Dort lässt sie mich unvermittelt los und sieht mir kurz in die Augen. Ich schaffe es gerade eben noch, ein »Merci« zu murmeln, dann sehe ich dankbar ihrem blonden Dutt nach, der noch einen Moment lang über den Köpfen der Leute tanzt, bevor er im Gewühl verschwindet.
Sicherlich, sie weiß, dass Luc mein Ex-Mann ist und in groben Zügen auch, was zwischen uns passiert ist, trotzdem bewundere ich sehr, dass sie die Gabe hat, solche komplizierten Situationen im Nu zu durchschauen.
Über ein paar kleine Umwege laufe ich nach Hause und bin erleichtert, dass Luc weder vor der Haustür noch im Treppenhaus auf mich wartet. Im Flur meiner Wohnung lehne ich mich einen Augenblick gegen die Wand, bevor ich aus den Schuhen schlüpfe und meinen Mantel an die Garderobe hänge.
Luc hat schon recht, was meine Wohnung betrifft. Das Hinterhaus in der kleinen Rue de Chrevalout hat seine besten Zeiten hinter sich. Vor mehr als hundert Jahren war das ganze Gebäudeensemble sicher ein wahrer Prachtbau, heute zeugen nur noch die hohen Decken und der Stuck von seiner früheren Eleganz. Waren meine zwei Zimmer sicherlich einmal ein Teil einer viel größeren und herrschaftlichen Wohnung, ist es heute einfach ein verschnittenes kleines Apartment, in das sich nur im Sommer, wenn am Mittag die Sonne am Höchsten steht, ein Strahl Licht ins Wohnzimmer verirrt. Außerdem pfeift durch die morschen Holzfenster oft ein kalter Wind, der sich im Hinterhof heulend fängt. Der Flur, von dem Bad, Schlafzimmer und Wohnzimmer abgehen, knickt hinter dem Wohnzimmer einmal ab, um sinnlos in einer kleinen Fensternische zu enden, während man vom Wohnzimmer aus zwei kleine Stufen überwinden muss, um in die verwinkelte Küche mit dem Erkerfenster zu gelangen. Es ist wirklich keine sehr schöne Wohnung, zumal sie überwiegend mit Sperrmüllfunden und Flohmarkt-Schnäppchen möbliert ist.
Aber es ist meine Wohnung. Die erste Wohnung, die allein mir gehört, gekauft vom Geld, das mir Luc nach der Scheidung überweisen musste. Und endlich auch das Zuhause für den alten Blüthner-Flügel meines Großvaters, den Luc in seiner Wohnung nicht haben wollte. Zwei Flügel bräuchte kein Mensch, er hätte doch schon einen wunderbaren Steinway, hat er immer gesagt, wo solle man auch hin mit dem riesigen Instrument. Aber jetzt steht der Blüthner hier in meinem Wohnzimmer und manchmal, so wie jetzt eben, streiche ich mit den Fingern über das alte Holz und denke an meinen Großvater.
Das hartnäckige Vibrieren meines Telefons reißt mich aus meinen Erinnerungen.
»Martha, du hast mich einfach so stehen lassen!« Luc klingt empört.
»Ich hatte zu tun«, sage ich kühl und schlage in das darauffolgende Schweigen, zwei, drei Tasten leise an.
Blitzschnell wechselt Luc seine Taktik. Er ist ein Meister darin, zwischen Stimmungen hin- und herzuspringen. Himmelhauchjauchzend, zu Tode betrübt und blitzschnell erregt.
»Der Flügel klingt verstimmt. So ist das eben mit solch einem alten Monster. Du solltest Cedric anrufen, meinen Klavierstimmer. Er versteht einfach mehr davon, als dieser Frechat, den du dir immer ins Haus holst.« Jetzt klingt er plötzlich liebevoll besorgt und der leichte Vorwurf in seiner Stimme hat einen neckischen Unterton.
»Ich bin mit Monsieur Frechat überaus zufrieden.« Ein Lächeln huscht über meine Lippen. »Monsieur Frechat kümmert sich hingebungsvoll um das Instrument. Er versteht es wirklich, alle Saiten zum Klingen zu bringen.«
Allerdings versteht er etwas davon und die Erinnerung an seinen letzten Besuch lässt augenblicklich mein Herz ein wenig schneller schlagen. Sind tatsächlich schon wieder drei Monate vergangen? Ich rechne im Geiste nach. Anfang Dezember, pünktlich für die Weihnachtsproben meiner Schüler, hat er Hand angelegt. Ich weiß es noch genau. Er hat ...
»Martha, du erscheinst mir anders als sonst. Ist etwas mit dir?«, unterbricht Luc mein verträumtes Sinnieren.
»Nein, was soll denn sein?«, frage ich schroff zurück.
»Martha!« Lucs Stimme überschlägt sich jetzt fast. »Martha, ich kann es doch hören. Du hast einen Mann, einen Liebhaber, oh, mach mir doch nichts vor! Das ist es also. Ich kenne dich zu gut. Was gibt er dir, was ich dir nicht tausendmal mehr geben könnte?« Anklagend stößt er seine letzten Worte hervor und ich rolle mit den Augen.
»Das geht dich gar nichts an. Selbst wenn es so wäre und ich hätte jemanden, es wäre nicht deine Sache!«
Luc presst einen tiefen Seufzer in mein Ohr. Ich hasse es, wenn er so melodramatisch wird.
»Gib mir eine Chance, Martha, nur noch eine und ich werde dir zeigen, was ich dir für ein Mann sein kann. Erinnerst du dich? Damals, in Rom. Das bin ich. Das waren wir. Das war die Leidenschaft, die du brauchst und die nur ich dir geben kann.«
Rom. Wir kannten uns noch nicht lange und Luc bat mich, ihn zu der Aufführung seiner neuesten Symphonie zu begleiten. Aufgewühlt von seiner Musik, irrten wir in der Nacht nach dem Konzert durch enge Gassen, küssten uns. Erst zart und fast verschämt, dann hungriger und gieriger, bis wir es nicht mehr aushielten und er mich in eine dunkle Toreinfahrt schob, gegen die Wand presste und den leichten Sommerrock anhob, den ich trug.
Sein Begehren hatte mich erregt. Wenn Luc etwas tut, dann nicht halbherzig. Er komponiert ganz und gar und er liebt ganz und gar. Ich kann die Mauer noch in meinem Rücken spüren. Spitzer krümeliger Stein bohrte sich durch die dünne Bluse in meine Haut. Mit einem einzigen Ruck zerriss er meinen feuchten Slip und lachte leise in mein Ohr, als er seine Hand zwischen meine Schenkel schob und mit ihr meinen Saft auffing, bevor er in mich eindrang. Ich hatte die Augen geschlossen und wir blieben eine Weile lang so stehen. Bewegungslos. Er in mir. Für die wenigen vereinzelten Passanten hatten wir sicher ausgesehen, wie ein beliebiges Liebespaar in einer umschlungenen Umarmung. Ein Liebespaar unter vielen in der Ewigen Stadt.
Wir aber waren ganz wir selbst und ganz bei uns. Luc hatte mir seine warme Hand auf den Mund gelegt und mit seinen langen, schmalen Fingern meine Wange gestreichelt, während er mich stieß, mein Stöhnen von seiner duftenden Haut aufgenommen und sicher bewahrt.
Immer und immer wieder. Als Rhythmus unser pochender Herzschlag. Schneller und schneller, wie die Pirouetten der Elevinnen in Madame Blanchards Unterricht. Es schien eine nicht enden wollende Vereinigung zu sein, so, als hätten wir Angst gehabt, uns zu verlieren, würden wir uns lösen.
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