Название: Geheime Begierde | Erotischer Roman
Автор: Amy Walker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862776313
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»Was ist, Annabell? Habt ihr Probleme?«
Natürlich durchschaut meine Mutter mich sofort. Schon als Kind konnte ich selten ein Geheimnis vor ihr wahren. »Es läuft momentan nicht besonders gut«, murmle ich. Meine Mutter legt mir sanft die Hand auf den Arm und etwas in mir zerbricht. Ich hatte nicht vor, ihr von meinen Sorgen zu berichten. Ihre mitfühlende Geste fühlt sich jedoch gut an. Meine Gedanken müssen einfach raus.
»Sven hat auf der Arbeit so viel zu tun, dass er fast jeden Tag später heimkommt, und wenn er dann endlich da ist, streiten wir uns. Es ist wie verhext. Ich freue mich auf ihn, doch kaum steht er vor mir und macht den Mund auf, könnte ich ihm ins Gesicht springen. Ich weiß auch nicht, warum ich so empfindlich bin, aber ich habe ständig das Gefühl, dass ich nichts richtig machen kann.«
»Ist doch klar, du hast in deine neue Rolle noch nicht richtig hineingefunden. Man sagt ja immer, dass das beim ersten Kind am schwersten ist.« Meine Mutter legt mir den Arm um die Schultern und mustert mich forschend. »Oder ist da noch mehr?«
Leonie schaut mit ernsten Augen zu mir auf, als wolle sie mich fragen, ob ich lieber zurück in mein altes Leben wolle. Das schlechte Gewissen regt sich wieder in mir. Sie ist ein geliebtes Kind, unser beider Wunschkind. Ihr ergeht es anders als mir, als ich ein Baby war. Ich schüttle abwehrend den Kopf. Wie konnte ich nur so unbedacht meine Gefühle hinausposaunen? »Sven ist nicht wie Papa.«
»Das weiß ich doch …« Trotz der Überzeugung, die sich hinter ihren Worten verbirgt, klingt meine Mutter erleichtert. Kein Wunder. Was sie in ihrer Ehe erlebt hat, wünscht sich keine Mutter für ihr Kind. Ich habe meinen Vater nie richtig kennengelernt, aber was ich von ihr über ihn weiß, reicht aus, um froh darüber zu sein. Zwanghaft, kontrollsüchtig, jähzornig. Und als sie genug davon hatte, jede Handlung von ihm kontrollieren zu lassen und jedes Abweichen von seinen Erwartungen zu rechtfertigen, um nicht seine Wut auf sich zu ziehen, hat er seine Sachen gepackt und uns verlassen. Sie war ihm nicht perfekt genug, ich war es nicht … Wir haben ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Nur zu meinem Geburtstag schreibt er mir jedes Jahr eine Karte, was ich aber mehr seinen Zwängen zuschreibe als seiner Zuneigung.
»Wo liegt dann das Problem?«, hakt meine Mutter nach.
Ja, wo liegt es überhaupt? »Unser Alltag ist zu voll geworden«, antworte ich nachdenklich. Meine Mutter legt fragend die Stirn in Falten.
»Ich meine, Leonie beansprucht mich voll und ganz, was ja auch in Ordnung ist, sie ist ein Baby … Aber ich schaffe es kaum, daneben auch noch den Haushalt zu führen. Für Sven bleibt da unterm Strich nicht genug übrig.«
Meine Mutter lächelt und setzt Leonie auf ihrem anderen Bein ab, weil sie ständig nach meinen Haaren greifen will und dabei fast von ihrem Schoß fällt. »Sven ist also eifersüchtig?« Versonnen schüttelt sie den Kopf. Sie kennt ihn gut genug, um zu wissen, wie intensiv er ist und wie hart es für ihn sein muss, nur noch an zweiter Stelle zu stehen. »Dann wird er wohl lernen müssen, hintanzustehen. Ihr wollt bestimmt noch mehr Kinder«, sagt sie tatsächlich trocken.
Doch irgendwas daran passt mir nicht. Sven ist ja bereit zurückzustecken und bietet mir sogar seine Unterstützung an. Ich reibe mir über die Schläfen, um die aufsteigenden Kopfschmerzen zu verdrängen. Sven und ich sehen uns mehr denn je, wir haben eine wundervolle Tochter, sind alle kerngesund und stehen finanziell nicht unter Druck. Was verdammt noch mal stört mich also so, stört Sven so, dass es unsere Beziehung derart belastet?
»Es liegt nicht nur an ihm. Mir gefällt es genauso wenig, wie sich unsere Beziehung durch Leonie verändert hat. Ich meine, er fehlt mir. Selbst wenn er da ist, haben wir kaum Zeit füreinander.« Das wir fehlt mir. Sven und Annabell, das Paar. Es tut gut, das mal auszusprechen, aber es macht mich auch traurig. Ich habe mir so sehr ein Kind gewünscht und war völlig verzweifelt, als es über ein Jahr gedauert hat, bis Leonie entstanden ist, und jetzt bin ich unzufrieden? Ich schüttle verzagt den Kopf.
»Ich bin einfach eine schlechte Mutter. Oberflächlich gesehen kümmere ich mich gut um die Kleine, aber wenn man genauer hinschaut …«
Die Mimik meiner Mutter wird weich. »Euch fällt die Decke auf den Kopf? Dann schaut zu, dass ihr rauskommt – ohne Leonie. Es ist völlig in Ordnung, mal Zeit für sich zu brauchen.« Vielsagend zieht sie ihre Augenbrauen in die Höhe. Mir ist klar, was sie mir damit anbietet. Es ist schließlich nicht das erste Mal. Aber kann ich das? Kann ich mich überwinden, die Kleine in andere Hände zu geben?
In den letzten neun Monaten ist sie zu meiner Dauerbegleitung geworden und ich habe sie nie länger als eine Stunde abgegeben, und dann auch nur an Sven. Bereits bei dem Gedanken daran, allein mit Sven loszuziehen, fühle ich mich unvollständig. Mein Magen rebelliert, am liebsten würde ich mich übergeben, um dieses widerwärtig zwiespältige Gefühl loszuwerden.
Irgendetwas muss sich ändern, hallen Svens Worte laut in meinen Ohren wieder. Ich nicke langsam und schaue meiner Mutter fest in die Augen. »Würdest du Leonie mal für ein paar Stunden zu dir nehmen?« Auch wenn es im Moment nicht immer so erscheinen mag, liebe ich Sven, und ich muss verdammt noch mal endlich damit anfangen, an unserer Partnerschaft zu arbeiten.
»Aber natürlich!« Meine Mutter dreht Leonie auf dem Schoß zu sich herum und knuddelt sie. Die Kleine quietscht fröhlich und zwickt ihrer Oma in die Nase. »Wir würden schon zurechtkommen, nicht wahr Süße? – Wie du ja jetzt weißt, habe ich jede Menge Zeit am Wochenende«, sagt sie zu mir, ohne den Blick dabei von ihrer Enkelin zu nehmen.
Ich atme tief ein und aus. Es ist einfach nötig. Nicht darüber nachdenken, Augen zu und durch. »Wie wäre es gleich mit nächstem Samstag?«
***
Als wir wieder zu Hause ankommen, fühle ich mich um Längen besser. Tatkräftig stürme ich in das Büro, in das Sven sich nach dem Mittagessen wieder verzogen hat. Ich kann es gar nicht erwarten, ihm von meinen Plänen zu berichten. Er sitzt wieder an seinem Ballerspiel und dreht sich nicht mal nach mir um.
»Halt dir den nächsten Samstag frei«, fordere ich ihn auf, kaum dass ich die Tür aufgestoßen habe.
»Mache ich doch sowieso, damit du in Ruhe einkaufen gehen kannst«, erwidert er säuerlich. Ein zufriedenes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Das fühlt sich so verdammt gut an, ihm einen Schritt voraus zu sein. »Diesmal werden wir gemeinsam einkaufen gehen, nur wir zwei. Besser noch: Wir können machen, was wir wollen, denn ich habe mit meiner Mutter vereinbart, dass sie auf Leonie aufpasst. Wenn es gut läuft, dann haben wir den ganzen Tag für uns.«
Stille.
Dann dreht Sven sich ganz langsam auf dem Schreibtischstuhl zu mir herum. Seine Augen kneift er misstrauisch zusammen. »Ist das dein Ernst? Was ist aus deiner Philosophie geworden, die Kleine vor dem Kindergartenalter bei keinem anderen als mir zu lassen?«
Mein Lächeln verwandelt sich in ein genugtuendes Grinsen. »Hab ich durch eine neue Philosophie ersetzt: Eltern brauchen auch mal Zeit für sich, und das, ohne ständig auf Abruf zu sein. Außerdem ist meine Mutter ja auch Teil dieser Familie, ich habe meine Grenzen also nur etwas erweitert. Was hältst du davon?«
Sven betrachtet mich nachdenklich und verschränkt die Arme vor der Brust. Er scheint mir nicht über den Weg zu trauen. »Wenn du das wirklich durchziehst, finde ich, dass das ziemlich gut klingt.« Er kann jedoch nicht vor mir verbergen, dass seine Augen erfreut blitzen. Das kann ich zumindest kurz sehen, ehe er mir wieder den Rücken zudreht.
Kapitel 3 Shopping mit gewissen Vorzügen
Samstagmorgen, СКАЧАТЬ