Название: Wenn Sie Sich Verstecken Würde
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9781640297814
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„So spontan auch wieder nicht“, kicherte Allen. „Wir reden schließlich schon seit ungefähr einem Monat davon.“
Allen setzte sich Kate gegenüber und breitete seine Arme nach Michelle aus. Sie kannte sein Gesicht gut genug und ging wieder in die Krabbelposition. Sie kam auf ihn zu und gurrte dabei die ganze Zeit. Versonnen beobachtete Kate die Szene und versuchte sich zu erinnern, wann ihr Herz zum letzten Mal so voll Glück gewesen war.
Während sie die beiden beobachtete, aß sie ihr Abendessen. Michelle schaukelte sich weiter vor und zurück, und Allen feuerte sie an.
Als Kates Telefon klingelte, blickten alle drei in Richtung des Handys. Selbst Michelle erkannte den Klingelton und streckte die Ärmchen danach aus, während sie sich auf der Decke in eine sitzende Position begab. Kate schnappte sich das Telefon vom Tisch, in der Erwartung, dass Melissa anrief, um zu sehen, wie es Michelle ging.
Aber es war nicht Melissa. Auf dem Display stand ein anderer Name: Duran.
Als sie den Namen sah, war Kate innerlich zerrissen. Ein Teil in ihr war aufgeregt, dass sie vielleicht bei einem Fall helfen sollte. Doch der andere Teil, der sich im gegenwärtigen Moment befand, wollte das Gespräch nicht annehmen. Während es natürlich möglich war, dass Duran nur anrief, weil er eine Frage hatte oder es um eine Recherche ging ‒ etwas, das während der letzten Monate immer öfter vorgekommen war ‒ war ihr klar, dass es sich ebenso um etwas Dringendes und Zeitaufwändiges handeln konnte.
Kate sah, dass Allen sich schon dachte, wer anrief. Vielleicht hatte die Unentschlossenheit in ihrem Gesicht sie verraten.
Pflichtbewusst nahm sie den Anruf entgegen, stolz, dass sie noch beim FBI dabei war, obwohl sie auf die siebenundfünfzig zuging.
„Hallo, Director“, sagte sie, „was verschafft mir die Ehre?“
„Guten Abend, Wise. Also … wir haben ein Problem, nicht weit entfernt von dort, wo Sie leben. Ein Doppelmord und eine vermisste Person. Alles derselbe Fall. Es sieht nach einer Kleinstadt aus ‒ sogar so klein, dass das Police Department vor Ort zugibt, nicht recht darauf vorbereitet zu sein. Weil es hier auch um eine vermisste Person geht ‒ die Vermisste ist ein fünfzehnjähriges Mädchen ‒ möchte ich, dass Sie und DeMarco den Fall leise und ohne viel Aufhebens aufklären, und zwar bevor die Medien davon Wind bekommen und uns die Arbeit unnötig erschweren.“
„Gibt es schon Einzelheiten?“, fragte Kate.
„Nicht viele. Was ich bisher weiß, ist das Folgende.“
Während sie Director Duran zuhörte, der darlegte, warum er anrief und was er von ihr erwartete, betrachtete sie Allen und Michelle mit traurigem Blick.
Nach drei Minuten war das Gespräch beendet. Sie legte das Telefon weg und ertappte Allen dabei, wie er sie anblickte. Ein müdes, verständnisvolles Lächeln lag auf seinem Gesicht.
„Vielleicht versuchen wir es an einem anderen Wochenende mit den Weingütern und dem Bed and Breakfast?“, sagte sie.
Er lächelte traurig und wandte sich dann ab.
„Ja, vielleicht“, meinte er.
Er starrte aus dem Fenster, als könne er dort die Zukunft sehen, und Kate sah klar seine Unsicherheit. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie wusste ja selbst nicht einmal, wie ihre Zukunft aussah.
Aber eines wusste sie mit Sicherheit: dass da draußen jemand tot war, und sie würde verdammt nochmal herausfinden, wer dafür verantwortlich war.
KAPITEL ZWEI
Obwohl Kristen DeMarco erheblich jünger war als Kate (sie war letzte Woche erst siebenundzwanzig geworden), betrachtete Kate sie nicht als ein junges Ding. Selbst in Anbetracht der Aufregung, die sie aufgrund des neuen Falls empfand, konnte sie die Lage mit Logik und anhand der Fakten objektiv betrachten.
Genau das tat sie jetzt, als sie und Kate auf dem Weg in die Kleinstadt Deton in Virginia waren. Kate war nie in Deton gewesen, hatte aber davon gehört: es war eine von vielen ländlichen Ortschaften, die an der Grenze von Virginia nach West Virginia lagen.
Anscheinend wusste auch DeMarco, dass der Ort nichts weiter als ein Fleck auf der Landkarte war. Sie klang zwar aufgeregt, als sie die Einzelheiten des Falls darlegte, aber es schwang keine Dringlichkeit oder Erwartung mit.
„Vor zwei Tagen besuchte ein Pastor aus Deton abends das Haus der Fullers. Er sagte der Polizei später, dass er mehrere alte Bibeln von Wendy Fuller, der Ehefrau, abholen wollte. Als er ankam, öffnete ihm niemand die Tür, aber er konnte den Fernseher von drinnen hören. Er probierte die Haustür, fand sie unverschlossen und rief ins Haus hinein, um sich bemerkbar zu machen. Der Pastor sagte aus, dass sich noch nasses Blut auf dem Teppich befand. Er ging ins Haus, um der Sache auf den Grund zu gehen, und fand beide, Wendy und Alvin Fuller, tot vor. Von der fünfzehnjährigen Tochter Mercy war nicht auffindbar.“
Hier hielt DeMarco einen Moment inne und blickte von der Akte auf, die sie aus Washington DC mitgebracht hatte. „Macht es dir etwas aus, dass ich das hier mache?“
„Den Fall erörtern? Nein, keineswegs.“
„Ich weiß, es ist irgendwie unprofessionell, aber es hilft mir, die Details besser zu behalten.“
„Es ist nicht unprofessionell“, sagte Kate. „Früher habe ich immer ein Aufnahmegerät bei mir gehabt. Ich habe genau das getan, was du gerade tust, und die Aufnahme immer dabei gehabt. Also bitte, mach weiter. Die Details, die Duran mir übers Telefon gegeben hat, waren bestenfalls spärlich.“
„Der gerichtsmedizinische Bericht besagt, dass die Todesursache multiple Schusswunden waren, stammend von einem Remington Jagdgewehr. Der Vater hatte zwei, die Mutter eine Schusswunde, aber sie wurde auch geschlagen, wahrscheinlich mit einem Gewehrkolben. Das örtliche Police Department hat das Waffenregister überprüft und bestätigt, dass der Ehemann, Alvin Fuller, registrierter Jäger war und im Besitz eben jener Waffe. Aber sie wurde nirgendwo am Tatort gefunden.“
„Also hat der Mörder ihn mit seiner eigenen Waffe getötet und sie dann gestohlen?“, fragte Kate.
„Sieht so aus. Abgesehen von diesem Bericht hat das örtliche Police Department nichts gefunden, und das State Police Department hat auch keine echten Spuren gefunden. Nach den Aussagen von Freunden und Familie waren die Fullers gute Menschen. Der Pastor, der die Leichen entdeckte, sagte, sie waren fast jeden Sonntag in der Kirche. Er wollte Bibeln bei den Fullers abholen, um sie an Missionare auf den Philippinen zu schicken.“
„Gute Menschen umgeben sich allerdings nicht immer mit guten Menschen“, gab Kate zu bedenken.
„Aber in einem solchen Ort … da kennt jeder jeden. Da niemand Beweise oder eine Theorie zu haben scheint, erscheint es mir möglich, dass der Killer von außerhalb kam.“
„Das ist möglich“, meinte Kate. „Jedoch glaube ich, dass die Tatsache wichtiger ist, dass ein fünfzehnjähriges Mädchen spurlos verschwunden ist. Die Leute im Ort werden annehmen, dass das Mädchen entführt wurde. Aber wenn wir diesen Kleinstadt-Filter beiseite lassen und nicht annehmen, dass jeder ein guter Mensch ist, was für Theorien haben wir dann?“
„Dass СКАЧАТЬ