Название: Die großen Western Staffel 4
Автор: Diverse Autoren
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die großen Western
isbn: 9783740912383
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Sie fütterte die Hühner und ging dann ins Haus, denn zu tun war immer etwas. Und dabei merkte sie auch gar nicht, wie schnell die Zeit verging.
Plötzlich hörte sie Hufschlag.
Ein einzelnes Pferd trottete am Hofrand entlang und näherte sich dem Haus.
Hastig trocknete sie sich die Hände an der Schürze ab. Die drei Farmhelfer waren es jedenfalls nicht. Obwohl sie allmählich da sein mußten. Aber die kamen immer ziemlich laut heran.
Auf dem kurzen Weg zur Tür griff sie nach dem Gewehr ihres Mannes, lud die Volcanic Rifle durch. Mit dem Lauf drückte sie die Tür auf.
Draußen vor der Tür stieg jemand ab, kehrte ihr dabei den Rücken. Er trug eine lange schwarze Jacke. Wie ein Spieler. Oder wie jemand von einem Beerdigungsunternehmen.
Langsam wandte sich der Mann ihr zu. Er lächelte freundlich, mit verhaltenem Ernst. Und er nahm den schwarzen Stetson ab und sagte: »Bin ich hier richtig auf der Rooster-Farm? Mein Name ist Donovan Fairbanks.«
»Mr. Fairbanks?« Ihr kam der Name bekannt vor. Sie hatte ihn schon einmal gehört. Vor langer Zeit.
»Ja –?Fairbanks«, sagte er, lächelte entschuldigend und meinte: »Ich bin so was wie eine zweite Ausgabe von Maverick Rooster, Ma’am. Man nennt uns beide Revolverkönige.«
»Ach, ja! Jetzt fällt es mir ein. Omaha, nicht wahr?«
»Ich glaube, so weit reicht das nicht zurück, Ma’am. Sagen wir mal Dodge City, Abilene, Wichita, El Paso, Santa Fé.«
»Mein Gott! Ja, ich weiß. Sie und Maverick –?beide zusammen unschlagbar! Aber Sie haben nie zusammen mit Maverick gekämpft, immer getrennt. So ist es doch.«
»Richtig, Ma’am. Wenn ich ehrlich sein will, muß ich sagen, daß ich Maverick immer nachgeeifert hatte, und als ich so gut wie er war, wollte ich noch besser sein als er.«
»Und nun weiß keiner so recht, wer der bessere Gunfighter ist?«
»Ja.« Fairbanks blickte umher. »Ist Maverick hier?«
»Nein. Ich weiß nicht, wo er ist, Mr. Fairbanks. Das ist die Wahrheit.«
»Sie sind ganz allein hier?«
»Ja, aber die Jungs kommen gleich –?unsere Helfer auf der Plantage.«
»Dann ist es ja gut.« Fairbanks setzte den Stetson wieder auf. »Ist Maverick vielleicht nach Sundance Corral geritten? Da ist eine ganze Menge mehr los als in Cottonfield.«
»Das ist durchaus möglich. Möchten Sie einen Schluck Kaffee? Und etwas Kuchen vom letzten Sonntag?«
»Danke. Wirklich, sehr nett, aber ich muß weiter. Ist Ihr Mann nicht hier? Ich hätte gern mit ihm gesprochen.«
»Lee ist nach Cottonfield geritten – mit unserem Jungen.«
Sein Lächeln erstarrte. Es war so, als legte sich ein Schatten auf sein Gesicht.
Seine Stimme klang auf einmal spröde: »Sagen Sie, Mrs. Rooster –?Ihr Mann heißt doch Lee?« Als sie verwundert nickte, fragte er weiter: »Und Lee und Maverick sind doch Zwillinge, nicht wahr?«
»Ja. Und Benjamin war der Jüngste.« Sie wollte lächeln, doch als sie seinen veränderten Gesichtsausdruck sah, erschrak sie. »Was ist?«
»Wann ist er losgeritten?«
»Heute morgen, kurz vor Sonnenaufgang.«
»Dann wird er jetzt Cottonfield erreicht haben! Mein Gott – das darf nicht wahr sein. Man kann Lee doch mit Maverick verwechseln, wenn man die beiden nicht kennt! Ist es so, Ma’am?«
»Ja, auf den ersten Blick, aber dann –« Sie brach ab. Ihre braunen Augen wurden groß und starr. »Warum fragen Sie? Sagen Sie etwas!«
Er zog sich in den Sattel und winkte beruhigend ab.
»Das sag’ ich Ihnen später, Ma’am. Regen Sie sich nicht auf. Es ist alles in Ordnung. Ich muß nur weiter. Grüßen Sie Maverick von mir.«
Im Galopp trug ihn das Pferd vom Hof und über die Felder.
Obwohl der Kirchturm von Cottonfield zu sehen war, waren es viele Meilen bis dorthin.
Um diese Zeit war Lee Rooster bereits in Cottonfield – und es war heißer Vormittag in der kleinen Stadt.
Und die »wilden Engel« waren noch immer da und warteten auf Maverick Rooster!
*
Sie ritten langsam die knochentrockene Straße hinauf.
»Ich weiß, was du da im Leinenbeutel hast, Dad«, sagte Cal grinsend. »Zwei Colts und ein Gurt mit Halftern. Wem gehören die Colts?«
»Deinem – verdammt, sei nicht so neugierig!« grollte Lee Rooster. »Mußt du alles wissen, he? Die Eisen gehören Marshal O’Bowie, klar? Und ich bring’ sie ihm. Er hat sie mal vergessen bei uns. Als du gerade mal wieder geangelt hast.«
»Das kannst du mir nicht erzählen, Dad!« entgegnete Cal und grinste unverschämt. »Ich glaub’ dir nicht! Wetten, daß das deine Eisen sind? Du willst sie mir nicht zeigen, weil ich sie dann gern mal in die Hand nehmen würde.«
Der Farmer Rooster blickte kurz zum Saloon hinüber. Dort an Fenster und Schwingtür waren fremde Gesichter zu sehen. Junge Gesichter, glatt und starr, gebräunt, und das Gesicht eines älteren Mannes, bärtig und verkniffen.
Rooster beachtete die Gesichter nicht weiter, Cal war ihm wichtiger. Er mußte ihm antworten.
»Deine Hände sind es gewohnt, hart zu arbeiten, Cal. Ich kann dir nur raten, keine Colts anzufassen! Dann passiert noch einmal etwas. Man glaubt, daß einem die Colts genau in die Hände passen. Man spürt ihr Gewicht und bekommt das Gefühl der Überlegenheit. Dann will man es ausprobieren. Zuerst schießt man auf leere Flaschen – und irgendwann vielleicht auf Menschen.«
Cal grinste nicht mehr. Er merkte seinem Vater an, daß ihn irgendwas Bitteres bewegte. Während sie auf das Office des Town Marshals zuhielten, fragte Cal, schon etwas bedrückt: »Das ist dir passiert, Dad – und Onkel Maverick. Stimmt das?«
»Ja.«
Mehr sagte Lee Rooster nicht. Sie hatten das Backsteinhaus erreicht. Da Willobie nicht heraustrat, stieg Lee Rooster ab und warf Cal den Zügel zu.
»Warte hier, Cal.«
Dann ging er hinein. Suchend sah er sich um. Schnarchtöne ließen ihn in eine der geöffneten Zellen gehen. Hier lag William O’Bowie selig schlafend auf der harten Pritsche.
»Willobie?« säuselte Lee Rooster grinsend. »Dickerchen? Rate mal, wer hier ist!«
Willobie öffnete zunächst ein Auge, blinzelte ihn an und seufzte. Dann erhob er sich und schüttelte die Körpermassen hin und her wie ein nasser Hund das Fell.
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