Название: Die großen Western Staffel 4
Автор: Diverse Autoren
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die großen Western
isbn: 9783740912383
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Er kniete neben dem Toten nieder, drehte ihn halb herum und ließ ihn wieder zurücksinken.
»Jose«, sagte er, »der junge Mexikaner. Rosannas Freund. Mein Gott, wie konnte es dazu kommen?«
Donovan Fairbanks ging an den Gehsteig heran und setzte einen Fuß auf die Kante.
»Er kam aus dem Office. Mit dem Colt da. Und er wollte auf mich schießen. Warum, weiß ich auch nicht.«
Der Sheriff löste den Colt aus der Hand des Toten, betrachtete die Waffe und sagte: »Sie gehörte einem der Banditen, die Rooster erschoß.«
»Ich verstehe nicht, was er damit wollte.« Fairbanks blickte suchend umher. »Wo ist denn Rooster? Den Schuß hat er garantiert nicht überhört. Der hört einen Floh husten.«
»Mister Rooster ist weggeritten«, sagte der Telegrafist und drängte sich durch die Gaffer nach vorn. »Er macht einen Spazierritt, sagte er. Mehr weiß ich nicht, Sheriff, aber wenn du mich fragst, ob er zurückkommen wird, dann kann ich dir darauf antworten: Nein. Rooster ist für immer weggeritten.«
Niemand beobachtete das Mädchen Rosanna. Weinend ging es zurück zum Saloon.
Fairbanks zog den Telegrafisten beiseite und sprach mit ihm.
Der Tote wurde in die Sargtischlerei getragen.
Am frühen Morgen war auch Fairbanks verschwunden.
*
»Cal?«
Kaum hörbar wehte die Stimme der Mutter vom Farmhaus herüber.
Der junge Caleb Rooster hörte die Stimme nicht. Gedankenversunken saß er am Ufer und sah auf den über dem Wasser tanzenden Korken.
»Cal, kommst du?«
Der schlanke Jüngling in der viel zu weiten, derben Farmershose rührte sich nicht. Flimmernd stach Sonnenschein durch die Baumkronen und ließ sein blondes Haar glänzen.
Kein Fisch hatte bisher angebissen. Aber Cal dachte auch nicht ans Angeln. In Gedanken war er auf fernen Prärien und in nie gesehenen Städten.
Wind raunte in den Bäumen. Der Wasserspiegel glättete sich, als der Wind erstarb, und wurde zu einem Spiegel, der den letzten Sonnenschein in gleißenden Reflexen auf Cals Gesicht warf. Geblendet schloß er die gelblich-braunen Augen.
»Caleb! Zum Donnerwetter, Junge – wir warten mit dem Essen!«
Da sprang er auf, packte die Angelrute, holte die Schnur ein, legte alles unter einen Uferstrauch und lief los. Durch die Schatten des Baumgürtels. Hinaus auf den Feldweg, der zum elterlichen Farmhaus führte.
Weit dehnten sich weißblühende Baumwollfelder. Am Horizont ragte der hölzerne Turm der Kirche von Cottonfield empor.
Von dorther kam ein Reiter.
Der Farmer Lee Rooster saß mit seiner Frau Arlene und dem siebzehnjährigen Caleb schon länger am Tisch, als der Reiter eintraf.
»An Sie, Mrs. Rooster –?nehme ich an. Sie sind im ganzen Conuty die einzige Lady, die Arlene heißt.«
»Komm, setz dich, iß was mit uns«, lud der Farmer den Postreiter ein.
»Das würde ich wirklich zu gern tun, Lee – aber da kommt ein riesiges Unwetter auf uns zu. Ich will versuchen, vorher wieder in Cottonfield zu sein.«
»Ist was los in der Stadt? Gibt’s was Neues?«
»Nein, nichts. Alles träumt so vor sich hin. Nur drei Fremde sind abgestiegen. Ich glaub’, Revolvermänner. Die werden bestimmt nach dem Unwetter wieder verschwinden.«
Lee Rooster nickte, füllte dem
Postreiter ein Glas mit Brandy und stieß mit ihm an. Dann ritt der Mann auch schon davon.
Arlene Rooster saß still am Tisch. Das Telegramm lag auf ihrem Schoß. Ihre braunen Augen leuchteten warm und glücklich.
»Was ist denn, Mam?« fragte Cal. »Hast du ’ne reiche Erbschaft gemacht, oder…«
»Cal«, rügte Lee Rooster, beugte sich vor und betrachtete seine reife, noch immer sehr schöne Frau. »Arlene, würdest du uns verraten, wer dir ein Telegramm geschickt hat?«
Da reichte sie ihm das Telegramm und sagte: »M –?C –?R. Die Jagd ist aus. O mein Gott.«
Hastig erhob sie sich, konnte die Tränen nicht länger zurückhalten und lief in den Schlafraum.
»MCR?« Cal blickte den Vater an. »Heißt das nicht Maverick C. Rooster?«
»Ja, Caleb –?es ist von deinem Onkel Maverick.«
Draußen krachte es. Eine Windbö ließ die Fensterläden klappern, rüttelte an der Tür.
»Kommt er zu uns?« Cals Wangen begannen zu glühen. Er merkte nicht, wie draußen das Unwetter losging, wie Baumwollblüten wie flockiger Schnee an den Fenstern vorbeiwirbelten.
»Ja.« Lee Rooster war richtig erschüttert. »Viele Jahre hat Maverick nach einem Mann gesucht. Jetzt hat er ihn gefunden. Großer Gott, wie viele Jahre seines Lebens sind dabei draufgegangen.«
Verständnislos sah Cal ihn an. Kein Wunder, denn Cal wußte von alledem nichts. Er wußte nichts vom erschossenen Benjamin, seinem jüngsten Onkel, und nichts vom wahren Dasein des Mannes, der zu einer Legende geworden war. Ja, er wußte noch nicht einmal etwas von dieser Legende.
Maverick hatte es so gewollt.
»Mam sagte was von einer Jagd, Dad. Ich versteh’ das alles nicht.«
»Wir auch nicht so recht, Cal. Da mußt du M.C.R. fragen. Er wird bald hier eintreffen. So ein Telegramm ist lange unterwegs. Manchmal ist ein Reiter schneller.«
*
Über Cottonfield röhrte das Unwetter.
Scharfer Wind peitschte Regenschauer gegen die Häuser. Wasser schlug von den Dachkanten. Erde schwemmte weg.
Polternd kamen die drei Fremden in nassen Mänteln in den Saloon. Feuchtwarme Luft beschlug die Fenster. Lampen flackerten, obwohl es Tag war.
Einige Einwohner saßen an den Tischen. Die Theke war frei. Daran bauten sich die Fremden auf. Bärtige hagere Männer, deren Bewaffnung den neugierigen Blicken verborgen blieb. Bis zu den Stiefelschäften reichten die Mantel hinunter. Von den Stetsons schwappte Wasser.
»Sauwetter«, sagte einer zum Saloonbesitzer, rieb sich das unrasierte Kinn und stützte den Ellbogen auf. »Drei Whisky. Wenn’s draußen feucht ist, muß es drinnen naß werden.«
»Scheißlangweilig hier«, dehnte der zweite und sah umher. »Ein paar Figuren, nichts weiter – und das soll die Stadt sein? Kann ich nicht glauben!«
»Vermieft ist sie«, sagte der dritte grinsend, »mieft nach alten Knochen, die noch rumspazieren. Und hier СКАЧАТЬ