Physiologie der Ehe. Оноре де Бальзак
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Название: Physiologie der Ehe

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014742

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СКАЧАТЬ lache wer kann! Den Anker gelichtet! Die Segel gehißt! Ihr kennt den kleinen runden Punkt, von dem ihr abfahrt. Das ist ein großer Vorteil, den wir vor vielen Büchern voraushaben.

      Und wenn wir nun einmal eine Vorliebe dafür haben, beim Weinen zu lachen und beim Lachen zu weinen, wie der göttliche Rabelais beim Essen trank und beim Trinken aß – wenn wir die Manie haben, auf ein und derselben Seite von Heraklit und Demokrit zu schreiben, weder stilgerecht noch in ausgeklügelten Sätzen zu schreiben – daß keiner von der Mannschaft sich erlaube, darüber zu brummen! ... Herunter vom Deck, ihr alten Köpfe mit Fallhüten auf, ihr Klassiker in Windeln, ihr Romantiker in Leichentüchern! – Vorwärts! Komme, was da will!

      Alle diese Leute werden uns vielleicht vorwerfen, wir machten's wie gewisse Menschen, die mit lustigem Gesicht sagen: »Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen – da werden Sie aber lachen!« Als ob es sich um etwas zum Lachen handelte, wenn man von der Ehe spricht! Erraten Sie denn nicht, daß wir diese als eine leichte Krankheit ansehen, der wir alle unterworfen sind, und daß dieses Buch die Monographie besagter Krankheit ist?

      »Aber Sie selber, Ihr Schiff oder Ihr Buch sehen aus wie jene Postillione, die bei der Abfahrt mit der Peitsche knallen, weil sie Engländer im Wagen haben. Sie werden noch keine halbe Meile in gestrecktem Galopp gefahren sein, so werden Sie schon absteigen, um einen Strang wieder in Ordnung zu bringen oder Ihre Pferde verschnaufen zu lassen. Warum die Trompete blasen, ehe der Sieg erfochten ist?«

      Ei, liebe Pantagruelisten! Heutzutage genügt es, nach einem Erfolg zu streben, um ihn zu erhalten; und da schließlich große Werke vielleicht nichts weiter sind als langatmig ausgeführte kleine Ideen, so sehe ich nicht ein, warum ich nicht versuchen sollte, Lorbeern zu pflücken – wär's auch nur, um damit die scharfgesalzenen Schinken zu umkränzen, die uns helfen werden, mit wackerem Durst den Topf leer zu schlürfen. – Einen Augenblick noch, Lotse! Ehe wir abfahren, wollen wir noch eine kleine Definition geben: Leser, wenn ihr von Zeit zu Zeit, wie in der Welt, in diesem Werk den Worten ›Tugend‹ oder ›tugendhafte Frauen‹ begegnet, so soll unter dieser Tugend nichts weiter verstanden sein, als jene mühselige Leichtigkeit, womit eine Gattin ihr Herz einem Gatten bewahrt – es sei denn, daß das Wort in einem allgemeinen Sinn angewandt werde: diese Unterscheidung ist dem natürlichen Scharfsinn eines jeden anheimgestellt.

      Ehestatistik

      Seit ungefähr zwanzig Jahren beschäftigt sich die Staatsverwaltung mit der Untersuchung, wie viele Hektare Wald, Wiesen, Weinberge, Brachland der Boden Frankreichs enthält. Aber sie ist auch dabei noch nicht stehen geblieben, sie hat Zahl und Art des Viehstandes festgesetzt. Die Gelehrten sind noch weiter gegangen: sie zählten die Klafter Holz, die Kilogramme Rindfleisch, die Liter Wein, die Kartoffeln und die Eier, die in Paris verzehrt werden. Aber niemand ist bis jetzt auf den Gedanken gekommen, zur Ehre der Ehe oder im Interesse der Leute, die sich verheiraten wollen, oder zum Nutzen der Moral und der Vervollkommnung menschlicher Einrichtungen die Zahl der anständigen Frauen festzustellen. Wie? Auf eine Anfrage würde das französische Ministerium antworten können, es habe soundso viel Soldaten unter den Waffen, soundso viel Spione, soundso viel Beamte, soundso viel Schüler – und über die tugendhaften Frauen nichts? Wenn ein König von Frankreich den Einfall bekäme, sich seine erhabene Lebensgefährtin unter seinen Untertaninnen zu suchen, dann könnte die Regierung ihm nicht einmal die Herde weißer Schafe bezeichnen, unter denen er seine Wahl zu treffen hätte? Sie wäre genötigt, eine Art von Rosenmädchen-Preisbewerbung auszuschreiben – und das wäre ja lächerlich.

      So wären also die Alten unsere Meister in politischen Einrichtungen so gut wie auf dem Gebiet der Moral? Die Weltgeschichte lehrt uns, daß Asverus, als er unter den Töchtern Persiens eine Frau nehmen wollte, Esther wählte, die tugendhafteste und schönste. Seine Minister mußten also notwendigerweise irgendein Verfahren ausfindig gemacht haben, um von der Bevölkerung den Rahm abzuschöpfen. Unglücklicherweise hat die Bibel, die sonst in allen Eheangelegenheiten sich so klar ausdrückt, es unterlassen, dieses Gesetz der ehelichen Auslese uns mitzuteilen.

      Versuchen wir, da die Regierung sich über diese Frage ausschweigt, die Lücke auszufüllen, indem wir die Verhältnisse des weiblichen Geschlechts in Frankreich zahlenmäßig feststellen. Wir wenden uns damit an die Aufmerksamkeit aller Freunde der öffentlichen Moral und rufen sie als Richter über unser Verfahren an. Wir werden versuchen, in unsern Schätzungen nicht kleinlich und in unsern Folgerungen möglichst genau zu sein, weil wir wünschen, daß das Ergebnis dieser Untersuchung allgemein anerkannt werde.

      Man rechnet im allgemeinen die Einwohnerzahl Frankreichs zu dreißig Millionen.

      Einige Naturwissenschaftler meinen, die Zahl der Frauen übersteige die der Männer; da aber viele Statistiker der entgegengesetzten Ansicht sind, so bedienen wir uns der Wahrscheinlichkeitsrechnung und nehmen die Zahl der Frauen zu fünfzehn Millionen an.

      Von dieser Gesamtsumme ziehen wir zunächst ungefähr neun Millionen Geschöpfe ab, die auf den ersten Anblick eine ziemlich große Ähnlichkeit mit der Frau zu haben scheinen, die aber eine tiefer eindringende Prüfung uns zurückzuweisen nötigt.

      Nämlich:

      Die Naturforscher sehen im Menschen nur eine einzige Gattung der Ordnung Zweihänder, die von Duméril in seiner ›Analytischen Zoologie‹, Seite 16, aufgestellt ist und welcher Bory-Saint-Vincent, angeblich um sie zu vervollständigen, noch die Gattung Orang glaubte hinzufügen zu müssen.

      Wenn diese Zoologen in uns nur ein Säugetier sehen, das zweiunddreißig Wirbel, ein Zungenbein und mehr Gehirnwindungen hat als irgendein anderes Tier; wenn für sie in dieser Ordnung keine andern Unterschiede bestehen, als die durch klimatische Einflüsse hervorgerufenen, die zur Einteilung in fünfzehn verschiedene Rassen führten, deren wissenschaftliche Namen ich nicht anzuführen brauche – so muß auch der Physiologe das Recht haben, nach gewissen Abstufungen der Intelligenz und nach gewissen moralischen und pekuniären Daseinsbedingungen seine Arten und Unterarten aufzustellen.

      Nun bieten allerdings die neun Millionen Wesen, um die es sich hier handelt, auf den ersten Anblick alle dem Menschengeschlecht zugeschriebenen Merkmale: sie haben das Zungenbein und den Jochbogen. Es sei also den Herren vom Zoologischen Garten erlaubt, sie zur Gattung Zweihänder zu rechnen; aber daß wir in ihnen Frauen sehen sollten – das wird unsere Physiologie niemals zugeben!

      Für uns und für die, denen dieses Buch zugedacht ist, ist eine Frau eine seltene Spielart der Gattung Mensch, und ihre hauptsächlichsten physiologischen Merkmale sind folgende:

      Wir verdanken diese Abart der besondern Sorgfalt, die die Menschen, dank der Macht des Goldes und der moralischen Wärme der Kultur, auf ihre Aufzucht haben verwenden können. Man erkennt sie im allgemeinen an der Weiße, Reinheit und Weichheit der Haut. Sie hat eine angeborene Vorliebe für eine köstliche Reinlichkeit. Ihre Finger mögen nichts anderes berühren als glatte, weiche, duftende Gegenstände. Wie das Hermelin stirbt sie zuweilen vor Schmerz, wenn sie ihr weißes Kleid besudelt sieht. Sie liebt es, ihre Haare zu strählen, sie betäubende Düfte aushauchen zu lassen, ihre rosigen Nägel zu bürsten, sie mandelförmig zu beschneiden, oftmals ihre zarten Glieder zu baden. Nachts ist ihr nur das weichste Daunenlager behaglich, tags nur ein gut gepolsterter Diwan; daher bevorzugt sie denn auch von allen Lagen die horizontale. Ihre Stimme ist von einer durchdringenden Süße, ihre Bewegungen sind anmutig. Sie spricht mit einer wunderbaren Leichtigkeit. Sie widmet sich keiner mühevollen Arbeit; und trotzdem, trotz ihrer anscheinenden Schwäche gibt es Lasten, die sie mit einer fabelhaften Leichtigkeit zu tragen und zu bewegen weiß. Sie flieht den Glanz der Sonne und schützt sich davor durch sinnreiche Vorrichtungen. Gehen ist für sie eine Anstrengung. Ißt sie? Das ist ein Geheimnis. Teilt sie die Bedürfnisse der andern Menschenrassen? Das ist ein Problem. Überaus neugierig, läßt sie sich leicht von jemandem fangen, der ihr auch nur die geringste Kleinigkeit zu verbergen weiß – denn СКАЧАТЬ