DAS HERZ-SUTRA. Osho
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Читать онлайн книгу DAS HERZ-SUTRA - Osho страница 9

Название: DAS HERZ-SUTRA

Автор: Osho

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия: Edition Osho

isbn: 9783942502870

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СКАЧАТЬ sind diametral entgegengesetzt. Pontius Pilatus glaubt, sie könne nicht beantwortet werden, weil es gar keine Wahrheit gebe; wie also kann man dann antworten? Da sieht man den logischen Kopf, den römischen Kopf. Jesus schweigt nicht, weil es keine Wahrheit gibt, sondern weil die Wahrheit so unendlich ist – sie ist nicht definierbar! Die Wahrheit ist so riesig – unermesslich! Sie lässt sich nicht in ein Wort zwängen, sie lässt sich nicht auf Sprache reduzieren. Sie ist da. Man kann sie sein, aber man kann sie nicht sagen.

      Aus zwei verschiedenen Gründen haben sie sich praktisch identisch verhalten: Pontius wartete nicht erst die Antwort ab, er wusste bereits, dass es keine Wahrheit gibt. Jesus schwieg, weil er die Wahrheit wusste – und wusste, dass sie nicht gesagt werden kann. Es ist Chidvilas, der diese Frage gestellt hat. Die Frage ist absolut triftig. Es gibt keine höhere Frage als diese, denn es gibt keine Religion, die über der Wahrheit stünde.

      Das muss verstanden werden. Die Frage muss analysiert werden. Wenn ihr die Frage analysiert, die Frage selbst zu verstehen sucht, könnt ihr vielleicht einen Einblick gewinnen, was Wahrheit ist. Ich werde es nicht beantworten, ich kann es nicht beantworten. Niemand kann es beantworten. Aber wir können tief in die Frage hineingehen. Indem wir tief in die Frage gehen, wird die Frage langsam verschwinden. Wenn die Frage verschwunden ist, werdet ihr die Antwort finden – dort, im tiefsten Kern eures Herzens, seid ihr Wahrheit, wie könnt ihr sie also verfehlen? Vielleicht habt ihr es vergessen, vielleicht habt ihr es aus den Augen verloren, vielleicht habt ihr vergessen, wie das geht – in sein eigenes Sein, in seine eigene Wahrheit hineingehen.

      Die Wahrheit ist keine Hypothese, die Wahrheit ist kein Dogma. Die Wahrheit ist weder hinduistisch noch christlich noch muslimisch. Die Wahrheit gehört weder dir noch mir. Die Wahrheit gehört niemandem, aber jeder gehört der Wahrheit. Wahrheit heißt – das, was ist: das ist die genaue Wortbedeutung. Es kommt aus einer lateinischen Wurzel: Vera. Vera bedeutet: Das, was ist. Im Englischen gibt es ein paar Wörter, die aus der lateinischen Wurzel Vera stammen: ‚was‘ ‚were‘ – die kommen von vera. Das deutsche ‚war‘ – auch das kommt von Vera … Veraheißt: Das, was ist, uninterpretiert. Sobald sich eine Interpretation einschleicht, ist das, was du weißt, Realität, nicht Wahrheit.

      Das ist der Unterschied zwischen Realität und Wahrheit: Realität ist interpretierte Wahrheit.

      Im selben Moment also, wo du auf „Was ist Wahrheit?“ antwortest, wird Realität draus, ist es nicht länger Wahrheit. Eine Deutung hat sich eingemischt, der Verstand hat sie gefärbt. Und Realitäten gibt es so viele, wie es Köpfe gibt. Es gibt nur Multi-Realitäten – Wahrheit ist eins. Denn Wahrheit wird nur dann erkannt, wenn der Verstand nicht da ist. Der Verstand ist es, der euch von mir getrennt hält, von anderen getrennt hält, von der Existenz getrennt hält. Wenn ihr durch den Verstand schaut, dann ist es der Verstand, der euch ein Bild der Wahrheit geben wird, und es wird nur ein Abbild, ein Foto dessen sein, was ist. Und natürlich hängt das Foto von der Kamera ab, von dem Film, der benutzt wird, von den Chemikalien … davon, wie es entwickelt wurde, wie es abgezogen wurde, wer es gemacht hat. Tausenderlei Sachen treten dazwischen – es wird Realität.

      Auch das Wort ‚Realität‘ hat einen schönen Wortsinn. Es kommt aus der Wurzel Res, was ‚Ding‘ oder ‚Dinge‘ bedeutet. Die Wahrheit ist kein Ding. Ist sie aber erst einmal gedeutet, erst einmal vom Verstand aufgegriffen, definiert, abgesteckt worden, wird sie zum Ding.

      Wenn du dich in eine Frau verliebst, ist eine gewisse Wahrheit da – wenn es dir absolut unbewusst passiert ist, wenn du es in keiner Weise ‚gemacht‘ hast, wenn du nicht gehandelt, nicht manipuliert, wenn du nicht einmal darüber nachgedacht hast. Plötzlich siehst du eine Frau, schaust ihr in die Augen, sie schaut dir in die Augen, und etwas macht klick. Du bist dabei nicht der Macher, es ergreift einfach Besitz von dir, du plumpst einfach da hinein. Es hat nichts mit dir zu tun. Dein Ego spielt keine Rolle, jedenfalls nicht am allerersten Anfang, wenn die Liebe noch jungfräulich ist. In dem Moment ist Wahrheit da, aber völlig ungedeutet. Eben darum entzieht sich die Liebe jeglicher Definition.

      Bald tritt der Verstand auf den Plan, fängt an, alles in die Hand zu nehmen, Besitz von dir zu ergreifen. Du fängst an, von dem Mädchen als ‚deiner Freundin‘ zu denken, du fängst an, ans Heiraten zu denken, du fängst an, von der Frau als ‚deiner Frau‘ zu denken. Nun, das alles sind Dinge: die Freundin, die Ehefrau – das alles sind Dinge. Die Wahrheit ist nicht mehr da, hat sich zurückgezogen. Jetzt werden Dinge wichtiger. Das Definierbare ist sicherer, das Undefinierbare ist unsicher. Du hast angefangen, die Wahrheit zu töten, zu vergiften. Früher oder später wird eine Ehefrau und ein Ehemann da sein – zwei Dinge. Aber die Schönheit ist weg, die Freude ist verschwunden, die Flitterwochen sind vorbei.

      Die Flitterwochen sind exakt in demjenigen Moment vorbei, wo die Liebe zur Beziehung wird. Die Flitterwochen sind sehr kurz, leider; wobei ich nicht von den Flitterwochen spreche, die ihr macht. Die Flitterwochen sind sehr kurz. Vielleicht gab es sie nur für einen einzigen Moment – aber welch eine Reinheit, welch eine kristallklare Reinheit, welch eine Göttlichkeit, welch eine Jenseitigkeit … das kommt aus dem Jenseits, das kommt nicht aus der Zeit. Das gehört nicht dieser profanen Welt an, es ist so etwas wie ein Lichtstrahl, der in ein dunkles Loch fällt. Es kommt aus der transzendentalen Welt. Es ist absolut zutreffend, die Liebe ‚Gott‘ zu nennen. Nirgendwo im gewöhnlichen Leben kommt ihr der Wahrheit näher als in der Liebe.

      Du fragst: „Was ist Wahrheit?“

      Das Fragen muss verschwinden; erst dann erkennst du. Wenn du fragst: „Was ist Wahrheit?“ – was fragst du damit? Wenn ich sage: „A ist die Wahrheit, B ist die Wahrheit, C ist die Wahrheit“, wird das dann die Antwort sein? Wenn ich sage: „A ist die Wahrheit“, dann kann A mit Sicherheit nicht die Wahrheit sein, sondern ist etwas anderes, das ich als Synonym für die Wahrheit gebrauche. Wenn es absolut synonym ist, dann wird es eine Tautologie sein. Dann kann ich auch sagen: „Wahrheit ist Wahrheit“, aber das ist albern, sinnlos. Nichts ist damit gelöst. Wenn es exakt das gleiche ist, wenn A die Wahrheit ist, dann heißt das, dass die Wahrheit die Wahrheit ist. Wenn A etwas anderes ist, nicht exakt die Wahrheit ist, dann verfälsche ich. Dann trifft die Aussage: „A ist die Wahrheit“ nur ungefähr. Und vergiss nicht, da kann es nichts Ungefähres geben. Entweder die Wahrheit ist oder sie ist nicht. Also kann ich nicht sagen: „A ist die Wahrheit.“

      Ich kann nicht einmal sagen: „Gott ist die Wahrheit“, denn wenn Gott die Wahrheit ist, dann ist es wieder eine Tautologie: „Wahrheit ist Wahrheit“. Dann ist damit überhaupt nichts gesagt.

      Wenn Gott etwas anderes ist als die Wahrheit, dann mag zwar etwas damit gesagt sein, aber dann sage ich etwas Unwirkliches. Dann ist Gott eben etwas anderes, wie kann er also die Wahrheit sein? Wenn ich sage, es ist ungefähr, klingt es linguistisch richtig, aber es ist nicht richtig. „Ungefähr“ heißt, da ist eine Lüge, da stimmt etwas nicht. Denn warum sonst ist es nicht hundert Prozent die Wahrheit? Wenn es neunundneunzig Prozent die Wahrheit ist, dann ist etwas da, das nicht die Wahrheit ist. Und Wahrheit und Unwahrheit können nicht zusammen existieren, genausowenig wie Dunkel und Licht zusammen existieren können – denn Dunkelheit ist nichts als Abwesenheit. Abwesenheit und Anwesenheit können nicht koexistieren, Wahrheit und Unwahrheit können nicht koexistieren. Unwahrheit ist nichts als die Abwesenheit von Wahrheit. Es ist also keine Antwort möglich; darum blieb Jesus still.

      Aber wenn ihr es euch mit tiefer Einfühlung anschaut, wenn ihr in die Stille von Jesus hineinschaut, werdet ihr eine Antwort bekommen. Stille ist die Antwort. Jesus sagt damit: „Sei still, so wie ich still bin, und du wirst erkennen“ – ohne es mit Worten zu sagen. Es ist eine Geste, es ist sehr, sehr zenmäßig. In jenem Moment, da Jesus still blieb, kommt er dem Weg des Zen, dem buddhistischen Ansatz, sehr nahe. Er ist ein Buddha in jenem Moment.

      Buddha beantwortete Fragen dieser Art nie. Er hatte eine Liste von elf Fragen. Wo immer er hinkam, machten seine Jünger die Runde und erklärten den Leuten: „Stellt Buddha nie folgende elf Fragen СКАЧАТЬ