Die Luft streifte kühl ihr offenes Dekollete und es wurde ihr peinlich bewusst, dass es ein Leichtes war, den Stoff wegzuschieben und ihre Brüste freizulegen. Noch schlimmer, die Kerle hatten gewiss vor, sie auszuziehen und zu vergewaltigen, und dann würden sie ihr die Kehle durchschneiden – andererseits, warum hatten sie es dann nicht längst schon getan? Warum erst die lange Fahrt?
Als man ihren knappen Rock hochschob und ihren Slip bis zu den Kniekehlen herunter zog, geriet sie in Panik und begann zu wimmern.
»Scht, per favore – keine Angst, Signorina. Niemand Ihnen etwas tut. Beruhigen sich. Bitte.« Vicky zitterte am ganzen Leib. Tränen schossen ihr in die Augen und bahnten sich unter dem Tuch den Weg über ihre Wangen. Sie bekam kaum noch Luft durch die Nase.
Jemand strich ihr sanft über die Oberarme. »Ruhig, nur Pipi machen, hier im Wald. Es geschieht Ihnen nichts. Gehen Sie runter in die Hocke und machen Sie.«
Die Stimme klang beruhigend und glaubwürdig. Vicky versuchte tief durchzuatmen und ging langsam in die Hocke. Sie schwankte ein wenig auf ihren hochhackigen Schuhen, sank in dem weichen Boden mit den Absätzen ein und es dauerte einen Moment, bis sie ihre Scham überwand und es ihr trotz der übervollen Blase gelang, sich zu erleichtern.
»Va bene.« Der Mann half ihr aufzustehen, und zog sie wieder sorgfältig an.
»Du nicht schreien, du nicht sprechen, verstanden?«, sagte er mit italienischem Akzent. Vicky nickte. Er nahm ihr die Handschellen ab und löste vorsichtig das Klebeband von ihren Lippen. Dann fühlte sie, wie jeweils ein breiter Riemen um ihre Oberschenkel gelegt wurde. »Einsteigen.« Er drückte ihren Kopf und ihre Schulter herunter und Vicky tastete nach dem Sitz. Ihre Handgelenke wurden in Schlaufen gefesselt, die sich an den Gurten ihrer Oberschenkel befanden. Immerhin war es bequemer als zuvor, aber Vicky war nur allzu bewusst, dass man sie gegen ihren Willen mitnahm.
»Bitte, lassen Sie mich doch gehen. Was wollen Sie von mir?«
Ein Finger, der nach Zigarettentabak roch, presste ihre Lippen zu. »Pssst, Signorina, kein Wort, per favore.«
Der Sicherheitsgurt wurde ihr angelegt und eine Decke über den Beinen ausgebreitet. Niemand, der ins Auto hereinschaute, würde also die Fesseln sehen. Alles wirkte annähernd normal. Dann erst nahm man ihr die Augenbinde ab. Sie blinzelte ein paar Mal, ehe sie wieder klar sehen konnte.
Das Auto befand sich auf einem Parkplatz am Rande der Autobahn, eher eine Notausfahrt. Aus dem angrenzenden Wald trat soeben ein großer kräftiger Mann, der noch dabei war, seine Hose zu schließen. Er schaute kurz in ihre Richtung. Bitte, komm näher, schau doch her, fällt dir nichts auf?, flehte Vicky stumm. Doch der Mann wandte sich ab und ging zu seinem Lastwagen.
Einer der Entführer erklärte Vicky, es würde ihr nichts geschehen, vorausgesetzt sie verhielte sich ruhig. Ihr Herz klopfte bis zum Anschlag. Wirre Gedanken rasten durch ihren Kopf und ihr war fast schlecht vor Angst.
Nun war es soweit. Vicky stand in einem üppig mit Antiquitäten ausgestatteten Büro. Sie war erst wieder richtig zu sich gekommen, nachdem sie schon die ersten Häuser der Stadt passiert hatten. Irgendwie hatte sie den Verdacht, in dem Mineralwasser, dass man ihr von Zeit zu Zeit zu trinken gegeben hatte, war ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel gewesen, da sie sich benommen fühlte und ihr immer wieder die Lider zugefallen waren. Es fiel ihr schwer, sich auf einen Punkt zu konzentrieren. Mehrere Wandlampen tauchten das Zimmer mit der hohen, von Stuckornamenten verzierten Decke in ein helles aber durchaus angenehmes Licht.
»Unser Auftrag ist ausgeführt, Patrona. Hier ist sie.«
Eine etwas korpulente, aber gut gekleidete ältere Dame kam auf Vicky zu. Ihre grau melierten, in zartem Violett getönten Haare waren hoch toupiert und gaben ihr in Kombination mit einem dunkelblauen Kostüm und einer goldumrandeten Designerbrille ein strenges, Respekt gebietendes Aussehen. Die Falten um ihre Augen und ihre Mundwinkel ließen Vicky vermuten, dass sie auf die siebzig zuging.
»Was soll ich hier? Lassen Sie mich sofort frei. Sie haben kein Recht, mich festzuhalten!« Vicky fand, es war an der Zeit, ihrem Missfallen lautstark Ausdruck zu verleihen. Da man sie bislang weder vergewaltigt noch umgebracht hatte, würde man es wohl kaum jetzt tun. Zumindest hoffte sie das. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln.
Die Dame, die einer der Entführer mit Patrona angesprochen hatte, ignorierte Vickys Protest. Sie umrundete die junge Frau, die in der Mitte des Zimmers stand, seelenruhig, musterte sie noch mal vor ihr stehend kritisch von oben bis unten und gab dann einem der beiden Männer einen Wink.
»Zieh sie aus, Tomaso, damit ich sie inspizieren kann.« Sie hatte italienisch gesprochen, dennoch hatte Vicky aufgrund der Geste die Bedeutung der Worte verstanden.
»Sind Sie verrückt? Was soll das alles – es muss sich um eine Verwechslung handeln! Ich will sofort –«
Der Blick der Patrona traf sich mit ihrem. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Vicky bekam weiche Knie.
»Ich protestiere. Lassen Sie mich gehen!« Vicky merkte, dass sie die Fassung verlor, wie ihre Stimme schriller wurde und überschnappte.
»Du hast hier gar nichts zu melden, meine Süße. Bring sie zum Schweigen, Stefano.«
Für eine Frau klang die Stimme der Patrona ungewöhnlich tief und samtig. Sie machte eine Handbewegung, die ihre Worte unterstreichen sollte, und der Mann namens Stefano ging auf Vicky zu, packte sie fest am Kinn, erstickte damit jegliche Gegenwehr, spreizte gegen ihren Willen ihren Mund auf und schob ihr einen ballförmigen Knebel zwischen die Zähne. Vicky begann panisch zu würgen. Der Knebel schob ihr die Kiefer auseinander und sie hatte Angst, sie würden ihr dabei ausgerenkt werden.
»Beruhige dich, dir geschieht nichts. Ruhig durchatmen«, befahl Stefano.
Vicky wollte sich aber nicht beruhigen. Sie schrie abwehrend in den Knebel, als sie merkte, dass beide Männer nach dem Stoff über ihren Schultern griffen und versuchte erfolglos auszuweichen. Aber Stefano hielt sie an den Armen fest, während Tomaso das Oberteil so grob von ihren Schultern zerrte, dass der Stoff dabei zerriss. Er musterte ungeniert Vickys bloße Brüste, dann lachte er amüsiert über ihren durch den Knebel gedämpften Aufschrei. »Stillhalten, Bella.«
Vickys Panik wurde unerträglich. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie trug keinen BH unter ihrem Kleid und die streng auf den Rücken gebundenen Arme verstärkten das Hervortreten ihrer wohlgeformten Rundungen. Unwichtige Gedanken schossen ihr durch den Kopf, während sie von den drei fremden Menschen gemustert wurde. Alles an ihrem Körper war perfekt, ihre Haut gepflegt, alabasterweiß und seidenweich. Sollte ihr das etwa zum Verhängnis werden? Was hatten sie mit ihr vor?
Vicky brannten die Augen von den Tränen, die nun ihre Wangen hinab liefen und das unerträgliche Gefühl der Verlorenheit noch mehr verstärkten. Sie wollte endlich eine Aufklärung, was das alles sollte. Vielleicht war dies die stille Rache einer betrogenen Ehefrau, dann würde sie sich dafür entschuldigen. Wenn man ihr nur diese verdammten Fesseln und den Knebel abnehmen würde.
Die Patrona hatte ihre erste Inspektion beendet, nickte zufrieden, musterte Vickys verzweifelte Miene mit einem zynischen Zucken um die Mundwinkel und kommentierte knapp: »Sie wird einen guten Preis einbringen, einen sehr guten sogar.«
Wie bitte, wollte man sie etwa СКАЧАТЬ