Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie Horn
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Название: Mami Staffel 5 – Familienroman

Автор: Eva-Marie Horn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740920852

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СКАЧАТЬ wußte der junge Sportlehrer etwas.

      *

      Jens war mieser Stimmung, als ihn Gudruns Anruf erreichte. Zunächst vermutete er, daß es Heidi wäre, die ihn anrief. Deshalb wollte er gar nicht an den Apparat gehen. Heidi würde ihm vermutlich nur mitteilen, daß sie jetzt mit Bulli zusammen war, und daß sie sehr glücklich miteinander waren. Auf diese Information konnte Jens verzichten.

      Die Trennung von Heidi schmerzte ihn nicht so sehr, mehr trauerte er dem Verlust seines Jobs nach. Die Kinder zu unterrichten, hatte ihm Spaß gemacht, aber er war wohl für diesen Beruf zu empfindsam. Eine neue Anstellung würde er ohnehin nicht bekommen, weil man den Vorfall, der eigentlich ganz falsch dargestellt war, in seinen Papieren vermerken würde. Die Kollegen, die schon zuvor sein gutes Verhältnis zu den Schülern gestört hatte, benahmen sich ihm gegenüber wenig kameradschaftlich. Sie hielten ihn für schuldig, ohne sich die Mühe zu machen, Tatsachen zu berücksichtigen.

      Enttäuscht war Jens und verbittert. Deshalb wollte er auch mit niemand reden.

      Erst als das Telefon anhaltend läutete, griff er widerwillig zum Hörer. Er war überzeugt davon, im nächsten Moment Heidis zwitschernde Stimme zu hören.

      Doch dann war es eine Anruferin, die er zunächst gar nicht einordnen konnte. Ihre Stimme klang erregt. Sie sprach hastig. Dazwischen war keuchendes Atmen zu hören.

      Jens dachte an einen Irrtum, bis er den Namen ›Conny‹ vernahm. Jetzt war ihm plötzlich alles klar. Das war die Mutter seiner kleinen Schülerin, die ihn da um Hilfe bat. Jens mochte nicht fragen, weshalb sie sich nicht an ihren geschiedenen Mann wandte, mit dem sie sich doch, nach den Aussagen des Kindes, wieder gut verstand.

      Der vom Dienst suspendierte Lehrer lauschte angestrengt. Er konnte sich gut vorstellen, in welcher Aufregung sich Connys Mutter befand.

      »Wo können wir uns treffen?« fragte er nur und war sofort bereit, Frau Eschenbach zu unterstützen. »Villa Eschenbach«, wiederholte er die Information, legte auf und verließ eilig das Haus.

      »Noch keine Nachricht?« fragte er, als er Connys Mutter am Gartentor traf. Sie hatte dort auf ihn gewartet.

      Sie schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe bei der Polizei die Nummer meines Handys hinterlassen. Auch Conny kennt sie. Bin also jederzeit erreichbar. Was kann man nur sonst noch tun? Wo soll man suchen? Ich bin völlig durcheinander.« Es war inzwischen dunkel geworden. Im Licht der Straßenlaterne wirkte Gudruns Gesicht noch bleicher, fast weiß, wie aus Marmor gemeißelt.

      Trotzdem erschien die junge Frau Jens noch reizvoller als bei der ersten Begegnung. Doch für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit. Es ging um das Leben des Kindes. Jedes Minute konnte kostbar sein.

      »Wir fahren jede Straße ab und jeden Weg. Steigen Sie ein«, drängte Jens.

      Gudrun war froh, daß ihr jemand die Entscheidung abnahm. Die Angst um Conny beherrschte sie so sehr, daß sie zu keiner klaren Überlegung fähig war.

      Langsam ließ Jens sein Auto durch die Vorortstraße rollen. Vor einer Grünanlage mit hohen Bäumen und dichten Hecken hielt er an. »Ich laufe mal durch«, meinte er und bemühte sich um einen ganz normalen Ton. Seine Absicht mißlang gründlich. Rauh und kratzig hörte sich seine Stimme an. Daß auch seine Knie zitterten, konnte Gudrun nicht sehen, wohl aber ahnen. Es war ein Trost für sie, daß da jemand war, der ihr Leid teilte, der ihre Sorge verstand.

      »Ich komme mit.« Gudrun stieg aus, preßte die Arme an den Körper und steckte die Hände in die Hosentaschen. Ihr war kalt, obwohl es der bisher wärmste Abend dieses Frühlings war.

      Was würden sie finden? In panischer Furcht dachte Gudrun an eine kleine, leblose Gestalt zwischen den Zweigen blühender Sträucher. Diese Vorstellung konnte sie kaum ertragen. Ihr war, als könnte sie nicht mehr atmen, als müsse ihr Herzschlag aussetzen.

      Stumm liefen sie nebeneinander, und Gudrun war froh, diesen Weg nicht alleine machen zu müssen. Hinter jeden Busch schauten sie, unter jede Bank.

      Doch außer einigen Plastiktüten und Bierdosen fanden sie nichts. Die Ungewißheit wurde zu einer kaum erträglichen Belastung.

      »Wir finden Conny«, versuchte Jens die nervöse Mutter zu trösten. Glauben konnte er an diese Aussage auch nicht. Das Kind wurde einfach schon zu lange vermißt.

      »Wenn ihr etwas zugestoßen ist, will ich nicht mehr leben. Ohne das Kind ist für mich alles sinnlos. Was ich auch tue, ich denke dabei immer an meine Kleine.« Gudrun weinte.

      Jens hätte sie gerne getröstet, doch er steuerte inzwischen wieder den Wagen und hielt zusätzlich noch nach einem kleinen Mädchen Ausschau.

      Entdecken konnte er allerdings nur einige Spaziergänger, die gemütlich durch die Straßen schlenderten.

      Vor der Fußgängerzoge stellte Jens sein Fahrzeug erneut ab. Wieder gingen sie nebeneinander, liefen immer schneller. Manchmal blieben sie stehen, um Passanten nach einem Kind zu fragen, blond und zierlich, neun Jahre alt. Doch niemand hatte Conny gesehen. Jede Tiefgarage und jede Unterführung kontrollierte Jens. Dabei wurde es immer später, immer weniger Leute waren unterwegs.

      Allein hätte Gudrun vielleicht aufgegeben, doch Seeger war unermüdlich. Keinen Augenblick lang ruhte er sich aus. Die Angst um das Kind trieb ihn vorwärts. Hoffentlich fanden sie Conny rechtzeitig!

      Sie hatten bereits alle Haupt- und Nebenstraßen, Parks und Plätze abgesucht, als das Handy, das Gudrun in der Tasche trug, surrte.

      Mit zitternden Fingern nahm sie es heraus, zog die Antenne hoch und meldete sich. Ihre Stimme versagte, ihr Herz schlug wie wild. Mit angehaltenem Atem lauschte sie. Erwidern konnte sie nichts, schloß nur erschöpft die Augen.

      Jens, der sie ängstlich beobachtet hatte, fragte bang: »Und?«

      »Conny ist auf dem Polizeirevier!« Gudrun wußte selbst nicht, wieso sie plötzlich wieder die Kraft hatte, diesen Satz zu formen. Im nächsten Moment knickten ihre Knie ein.

      Sie wäre aufs Pflaster gesunken, hätte Jens sie nicht behutsam aufgefangen.

      »Gott sei Dank!« ächzte er erleichtert und drückte Gudrun freudig an sich.

      »Ich bin so froh«, flüsterte sie, die Arme um seinen Hals schlingend. »Sie ist gesund, alles wird gut.«

      Daß sie mitten in der Fußgängerzone standen und sich wie ein Liebespaar zärtlich umarmten, wurde ihnen überhaupt nicht bewußt. Sich so nahe wie möglich zu sein, war ihnen in dieser Minute ein inniges Bedürfnis.

      »Wir müssen gleich hin«, drängte Jens, als er bemerkte, daß er einem bisher unterdrückten Wunsch nachgegeben hatte.

      »Begleitest du mich?« Schlagartig war Gudrun klargeworden, was sie zuvor in nüchternen Überlegungen ablehnte: Sie liebte Jens, obwohl er weder Connys Vater war noch der richtige Mann fürs Geschäft.

      »Wohin du willst, bis ans Ende der Welt«, antwortete Seeger, und es klang nicht theatralisch, sondern aufrichtig und ehrlich. »Ich weiß es, seit ich dich zum ersten Mal sah. Mein Herz, mein Leben, meine Zukunft, alles gehört dir. Conny hat mich Papa genannt, und das möchte ich auch für sie sein. Du wirst mich auslachen, weil es für dich einen anderen gibt.«

      Gudrun hatte Mühe, an Seegers Seite zu bleiben, obwohl er den Arm um sie legte. Seine СКАЧАТЬ