Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 6

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237647

isbn:

СКАЧАТЬ Reiter ritt nun langsam von der Gasse weg, den Krauskopf, und die ihm nachsahen, hinter sich lassend. Er ritt in der Richtung zwischen Morgen und Mitternacht fort. Er ritt wieder eine Lehne hinan, eine Lehne hinab, ein Wäldchen aus, ein Wäldchen ein, der Boden wurde immer unwirtlicher und war endlich mit Wald bedeckt. Der Weg hatte Wurzelgeflechte und Granitsteine, und das Pferd setzte behutsam seine Hufe.

      Da es Abend geworden war, kam der Reiter auf der Schneide eines langen von Abend gegen Morgen gestreckten Berges an. Derselbe ging mit lauter Wald in ein enges Tal hinab, und unten blitzte ein Wässerlein. Jenseits ging wieder ein noch höherer und mächtigerer Wald empor, und auf seinem Rande ragte ein Steinblock in die Höhe. – Der Reiter hielt ein Weilchen an, und sah auf den Steinblock hin.

      Dann ritt er in dem Walde, der vor ihm lag, hinunter. Er ritt unter den Ästen der Bäume, die um ihn waren, dahin, und mußte sich vor manchem bücken, welcher zu niedrig war. Nach einer Zeit kam er bei einem roten Kreuze an. Er hielt an dem Kreuze stille, und tat ein kurzes Gebetlein. Dann ritt er wieder weiter. Als es ganz finster geworden war, stieg er vom Pferde, nahm ihm die Zügel über den Hals nach vorwärts, ging vor ihm, und führte es hinter sich her. Von dem Kreuze hatte er noch eine kurze, aber sehr steile Stelle zu dem Wasser hinunter. An dem Wasser verbreitete sich ein Feuergeruch, der Reiter ging auf eine offene Stelle hinaus, auf welcher aus mehreren dunkeln Erhöhungen Feuerzünglein empor gingen, die die nächtlichen Tannen beleuchteten, und aus denen sich ein lichter Rauch über den Wald erhob. Seitwärts dieser Erhöhungen waren mehrere Hütten, aus denen manches Lichtlein glänzte. Der Reiter führte sein Pferd zu einer der Hütten. Als er dort angekommen war, öffnete sich die Tür der Hütte, und ein Mann und ein Weib und zwei Kinder traten heraus.

      »Seid Ihr da«, sagte der Mann, »wir haben Euch schier nicht mehr erwartet.«

      »Sei gegrüßt, Mathias«, entgegnete der Reiter, »von Passau kann ich wohl nicht in kürzerer Zeit da sein.«

      »So bringt nur Euer Pferd herein«, sagte der Mann, und öffnete nicht weit von der Tür ein Tor.

      »Margaretha, leuchte mit einem Span«, sagte er.

      Das Weib lief in die Hütte, und kam bald mit einem brennenden Buchenspan zurück. Sie ging mit dem Span durch das Tor ein, der Reiter mit dem Pferde folgte ihr, und hinter ihm gingen der Mann und die Kinder. Sie kamen in einen Stall. Zwei Kühe hingen in einer Ecke dicht bei einander, und für das Pferd hatte man einen freien Platz gemacht. Es wurde dort angebunden, und der Reiter und der Mann befreiten es von Zaum und Sattel. Der Reiter deckte seinen Mantel über dessen Rücken. Die Kinder schauten zu. Dann ging man von dem Stalle durch eine kleine Tür in die Stube. In der Stube stand ein hoher Pflock, der mehrere eiserne Schleifen hatte. In zweien dieser Schleifen staken brennende Buchenspäne. Die Frau steckte ihren Span in eine dritte Schleife. Der Reiter setzte sich auf einen hölzernen Stuhl. Die Frau deckte ein Linnen auf einen Tisch von weichem Holze und stellte dann eine Schüssel mit Suppe auf den Tisch. Der Reiter, der Mann, die Frau und die Kinder aßen von der Suppe. Dann sagte der Mann: »Ich werde Euch Euer Pferd besorgen, da Ihr müde sein mögt.«

      »Wir werden es beide besorgen«, antwortete der Reiter.

      Der Mann nahm einen Span, ging dem Reiter voran in den Stall, und dieser folgte ihm. In dem Stalle gab der Reiter dem Pferde von dem Futter, das schon vorgerichtet war. Dann ging man wieder in die Stube. Als dieses so oft geschehen war, als sich nötig zeigte, bis das Pferd seine völlige Pflege erhalten hatte, sagte der Mann: »Jetzt begeben wir uns zur Ruhe, und ruhet Euch recht gut.«

      »Ihr auch«, sagte der Reiter.

      Die Frau brachte die Kinder in ein Seitenkämmerlein der Stube, und der Mann folgte der Frau und den Kindern.

      Der Reiter schnallte sein Schwert ab, nahm seine Haube von dem Kopfe, löschte die Späne aus, legte sich angekleidet auf ein Bett, das in einer Ecke der Stube stand, legte sein Schwert neben sich, und bereitete sich zum Schlummer.

      Als des andern Tages die Sonne über den Wald empor ging, stand der Reiter wieder mit seiner Haube auf dem Kopfe und mit dem Schwerte an der Lende vor der Hütte. Es war ein Stückchen Feld und Wiese um diese wie um die anderen Hütten. Die schwarzen Erhöhungen, welche Kohlenmeiler waren, brannten und rauchten wie gestern.

      Aus der Hütte kam die Frau mit den Kindern, die heute morgens schöner angekleidet waren, und sagte: »Kommt zur Suppe, lieber Herr.«

      Der Reiter ging in die Stube, und alle zusammen verzehrten eine Schüssel voll warmer Milch mit Roggenbrot.

      Der Reiter ging dann in den Stall, und vollendete die Morgenpflege seines Pferdes.

      Als dieses vorüber war, sagte er: »Weil heute Sonntag ist, soll das Pferd ruhen. Ich werde in den Wald hinauf und zu dem Fels der drei Sessel gehen. Ich habe ihn gestern von dem Rande des breiten Berges aus betrachtet. Am Nachmittage werde ich wieder zurückkehren. Du, Mathias, besorge die Mittagpflege des Pferdes, wie du schon weißt.«

      »Ich werde es betreuen, wie das schöne milchweiße Pferd in Plan, welches Ihr gehabt habt«, sagte der Mann.

      »Das weiße Pferd wäre mir zu dem, was ich jetzt vorhabe, doch zu schwach«, entgegnete der Reiter.

      »So steckt doch wenigstens ein Stück Brot zu Euch«, sagte die Frau.

      Der Reiter nahm das dargereichte Stück Brot, und barg es in seinem Wamse.

      Dann ging er gegen das Wasser, welches in der Nähe der Hütte vorüber floß. Die Bewohner der Hütte begleiteten ihn bis an das Wasser.

      »Euer Mihelbach fließt recht schön an deiner Hütte vorüber«, sagte der Reiter.

      »Ja«, erwiderte der Mann, »zuweilen aber nicht oft auch in dieselbe hinein.«

      »Nun gehabe dich wohl, Mathias, und Ihr auch, Frau, mit Euern Kindlein«, sagte der Reiter.

      »Gehabt Euch wohl, junger Herr«, antwortete der Mann.

      »Erhitzt Euch nicht zu sehr, und kommt gesund wieder zurück«, sagte die Frau.

      »Es wird schon so geschehen«, erwiderte der Reiter.

      Dann ging er auf dem flachen Holzstege über das Wasser, die andern gingen gegen die Hütte zurück.

      Jenseits des Wassers ging er in dem Walde empor. Der Himmel war ganz blau, und man konnte die Waldglocken von Rindern und manchen Schrei eines Vogels hören. Der Reiter wich zuweilen von dem Pfade ab, und ging auf eine Waldblöße hinaus.

      Auf einer solchen Waldblöße, auf welcher kurzes Gras und kleine weiße Blümchen waren, und an deren Rande große Ahorne standen, lag, als die Ahorne endeten, ein sehr großer Stein, fast so groß als ein Haus, als wäre er von Menschenhänden hingelegt worden, und an dem Steine stand eine ungemein hohe Tanne. Der Reiter kniete an der Tanne nieder, und verrichtete ein Gebet. Als er gebetet hatte, stand er wieder auf, und ging am Rande der Blöße weiter. Er kam wieder zu Ahornen, unter denen abermals Steine lagen, aber kleine, als wären sie zum Sitzen hergelegt worden. Der Reiter versuchte die Steine als Sitze, und sie taugten. Da er wieder aufgestanden war, und weiter gehen wollte, hörte er plötzlich Stimmen. Es war ein Gesang so klar und schmetternd wie von Lerchen. Es waren aber nicht Lerchenstimmen, sondern Menschenstimmen, Mädchenstimmen. Sie sangen jenes Lied ohne Worte, in welchem im Walde und in Bergen das Herz sich in allerlei Schwingungen der Stimme, im Stürzen und Heben derselben, im Wandeln und Bleiben ausspricht. Es waren zwei Stimmen, die im Vereine und in Verschlingungen klangen. Sie erklangen, hoben sich, senkten СКАЧАТЬ