Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 22

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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      »Und wenn auch alles fest geordnet ist, und wenn auch ein Herzog auf dem Stuhle sitzt, und recht und rechtlich waltet«, sagte Witiko, »so hindert das gar nicht, daß ein anderer sich denke, er möchte Herzog sein, und was er täte, wenn der Stuhl in seiner Macht wäre.«

      »Dann haben wir eine Million Herzoge«, rief der Scharlachreiter, »die sich alle denken, wie sie es zur Lust und Freude machen würden, wenn sie den Fürstenstuhl inne hätten. Ich habe dir aber gesagt, daß wir alle und jeder, die da reiten, etwas Höheres vor uns haben, das uns beschäftigt, das Reich der Freude, welches die ganze Welt umspannt, und gegen welches so ein Herzogstuhl nur ein kleines Gesiedel ist, auf welches niemand denkt. Oder möchtest du ein anderer Krok werden, wenn nämlich die, welche von ihm durch seine Tochter Libuša und ihren Mann Premysl abstammen, es gelten ließen, und möchtest du in Weisheit herrschen, und ein unabsehliches Geschlecht hinter dir bis zum Ende der Welt gründen?«

      »Ich habe daran nie gedacht«, entgegnete Witiko, »wenn aber im Kriege oder durch Verhängnis alle, die von Premysl stammen, zu Ende wären, und die Länder Böhmen und Mähren mich zu Rechte zu ihrem Herzoge machen wollten, würde ich, wenn ich dächte, daß ich es könnte, Herzog sein, und recht und gerecht herrschen wollen.«

      »Nun, die Nachkommen des alten Premysl könnten in Gefahr kommen«, sagte der Scharlachreiter, »unser Herzog Sobeslaw ist mit dem verblichenen Kaiser Lothar immer in Freundschaft gewesen, hat ihm Leute zu seinen Kaiserfahrten gegeben, hat ihn besucht, und ist einmal mit fünftausend Männern in großem Putze und mit vielen Geschenken zu dem Tage des Kaisers nach Merseburg geritten. Er wird auch mit dem Könige Konrad in Freundschaft sein, der sein Söhnlein belehnt hat, und wenn zwischen dem Könige Konrad und dem stolzen Herzoge Heinrich in Sachsen oder irgendwo ein Krieg zu Stande kömmt, so wird der Herzog Sobeslaw mit den Seinigen zu dem Könige als Hilfebringer reiten, und so ein Krieg kann sehr lange dauern.«

      »Bist du auch in Sadska gewesen?« fragte Witiko.

      »Ich bin nicht dort gewesen, und alle, die da reiten, sind nicht dort gewesen«, sagte der Scharlachreiter, »dahin sind nur die Erfahrenen gegangen, und die es sonst gewollt haben.«

      »Ich will dir nun auch etwas von unsern Absichten offenbaren«, fuhr der Scharlachreiter nach einem Weilchen fort, »ich und alle, welche mit mir sind, reiten nach Morgen zu, siehst du, auf dem Blachfelde gerade vor uns, wo der kleine Baum ist, dort geht der Weg seitwärts nach dem Lande zu, das Mähren heißt, und weil du uns auch so freimütig geoffenbaret hast, daß du gegen Mitternacht reitest, so werden wir dort wahrscheinlich Abschied nehmen.«

      »So wird es auch sein«, sagte Witiko.

      »Und wenn du uns wieder triffst«, sagte der Scharlachreiter, »so reite uns zu, und halte Geselligkeit mit uns.«

      »Eines muß er sich aber abgewöhnen«, rief Welislaw nach vorwärts, »daß er im Schritte reitet.«

      »Ich reite nur im Schritte, wenn ich reise«, sprach Witiko zurück, »ich kann es zu andern Zeiten auch anders tun.«

      »Wir tun es nicht einmal auf Reisen«, antwortete Welislaw.

      »Dann habt ihr Pferde zum Wechseln«, sagte Witiko.

      »Der Ledermann hat recht«, sagte der Scharlachreiter, »er schont seine Pferde, wir verderben sie, er ist klug, und wir sind leichtfertig.«

      Indessen waren die Reiter bei dem kleinen Baume angekommen, an dem der Weg sich teilte.

      »Siehst du, wir reiten auf diesem Wege rechts«, sagte der Scharlachreiter.

      »Und ich reite auf dem andern gerade fort«, entgegnete Witiko.

      »So lebe wohl, du lederner Mann«, sagte der Scharlachreiter.

      »Lebe wohl«, sagte Witiko.

      »Reite glücklich deiner Wege, und suche nicht gleich Kampf mit Männern, die du auf der Straße findest«, rief Odolen.

      »Wenn sie ihn nicht hervorrufen, suche ich ihn nicht«, sagte Witiko.

      »Reite fröhlich«, rief Welislaw.

      »Du auch«, sagte Witiko.

      »Lebe wohl«, rief Ben.

      »Komme bald zu uns zurück«, rief der Sohn des Nacerat.

      »Lebet wohl«, sagte Witiko.

      Die von hinten kamen nun auch hervor, und riefen: »Lebe wohl.« »Reite glücklich.«

      »Lebet wohl«, antwortete Witiko.

      Dann hielt er ein Weilchen stille, und sagte zu dem Scharlachreiter: »Ich habe dir gesagt, wie ich heiße, und woher ich komme, du hast mir manches erzählt, und hast mir die genannt, welche dich begleiten, sage mir, wer bist denn du, daß du dich um dieses Land so kümmerst, und was darin geschieht.«

      »So höre, du Ledermann«, sagte der Scharlachreiter, »ich bin der Sohn des edlen großmütigen hohen Herzoges Wladislaw, der in seiner Herrschaft keinen Tropfen Blut vergossen hat, ich bin der Enkel des ruhmreichen Königs Wratislaw, ich bin der Neffe jenes Herzogs Bretislaw, der im Walde von Bürglitz wie ein Stern zur Erde gesunken ist, ich bin der Neffe des unglücklichen Boriwoy, der vor Swatopluk weichen mußte, und bin der Neffe des jetzigen Herzoges Sobeslaw. Mein Name ist Wladislaw.«

      »Wenn du das alles bist«, sagte Witiko.

      »Nun, Witiko?« antwortete der Scharlachreiter.

      »So solltest du ernster sein«, sagte Witiko.

      »Mein Sohn«, sagte der Scharlachreiter, »hier führt mein Weg nach Morgen, dem Lande Mähren zu, der deine führt nach Mitternacht. Lebe wohl, und finde dein Glück.«

      Nach diesen Worten setzte er und setzten die Seinen ihre Pferde in Bewegung, und ritten im schnellen Trabe auf dem Wege gegen Morgen hin, daß der Staub über sie aufwirbelte.

      Witiko ritt langsamen Schrittes gegen Mitternacht fort.

      3

       Es war ein großer Saal.

       Inhaltsverzeichnis

      Als man das Jahr des Heiles 1140 zählte, lag der böhmische Herzog Sobeslaw krank. Er war im Herbste des vorhergegangenen Jahres an die Morgengrenze seines Reiches gegangen. Um ein Jahr früher war in derselben Jahreszeit sein Freund der polnische König Boleslaw Schiefmund gestorben. Er befestigte nun das Reich gegen Polen, baute noch an Hostas Burg, und wohnte nahe dabei in seinem Hofe zu Chwoyno. Da erkrankte er gegen das Fest der Weihnacht, und ließ sich auf Hostas Burg tragen. Es war die Weihnacht gekommen, es war das Fest des Neuen Jahres und der Heiligen Drei Könige vorüber gegangen, und man näherte sich dem Monate Hornung. Der Herzog lag in einem Gemache, dessen Wände weiß getüncht waren, und das drei Fenster enthielt. Zwei davon waren mit Linnen verhangen, durch das dritte sah der Herzog in der Richtung hin, in welcher die Länder seines verstorbenen Freundes Boleslaw lagen. Man hatte ihm des Frostes wegen eine Bärendecke über den Leib gedeckt, und gegen sie reichte der ergrauende Bart, und die Hände lagen auf ihr. Eine Frau in dunkelm Gewande saß von dem Kranken abseits auf einem hölzernen Gesiedel. Da sprach der Herzog: »Adelheid, sorge zu erfahren, ob der Jüngling, СКАЧАТЬ