Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane - Arthur Conan Doyle страница 51

Название: Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026850861

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СКАЧАТЬ der Straße rennen.

      »Wenn das Boot über Wasser ist, so werden sie es finden,« sagte Holmes, indem er vom Tische aufstand und seine Pfeife anzündete. Sie kommen überall hin, wo es etwas zu sehen und zu hören giebt, und wir brauchen nur den Erfolg abzuwarten. Erst wenn wir entweder die ›Aurora‹ oder Mordecai Smith entdeckt haben, können wir unsere Forschungen wieder aufnehmen.«

      »Die Reste hier werden Toby gut schmecken, denke ich. – Gehen Sie jetzt zu Bett, Holmes?«

      »Nein, ich bin nicht schläfrig. Ich habe eine sonderbare Konstitution. Ich erinnere mich nicht, bei der Arbeit je müde geworden zu sein; nur das Nichtsthun erschöpft mich vollständig. Ich werde noch bei meiner Pfeife über dies seltsame Geschäft nachdenken, das ich meiner schönen Klientin verdanke. Mir scheint, die Lösung unserer Aufgabe sollte ein Kinderspiel sein. Männer mit hölzernen Beinen sind doch nicht so gewöhnlich, und den andern Mann halte ich für vollkommen einzig in seiner Art.«

      »Wieder der andere Mann!«

      »O, Ihnen gegenüber will ich gar kein Geheimnis aus seiner Person machen. Sie hätten übrigens schon längst von selbst darauf kommen können. Rufen Sie sich doch einmal alle Einzelheiten ins Gedächtnis. Winzig kleine Fußspuren, Zehen, die niemals in einen Stiefel gepreßt wurden, nackte Füße, ein hölzerner Knüttel mit Steingriff, ungewöhnliche Gewandtheit, kleine vergiftete Dornen. Was läßt sich aus dem allem zusammensetzen?«

      »Ein Wilder!« rief ich aus. »Vielleicht einer von den Hindus, welche die Genossen Jonathan Smalls waren.«

      »Kaum,« sagte er. »Als ich die fremdartige Waffe sah, war ich auch zuerst geneigt, das zu denken; aber die merkwürdige Form der Fußstapfen belehrte mich eines Bessern. Es giebt zwar kleine Leute unter den Bewohnern der indischen Halbinsel, aber keiner von ihnen hätte diese Spuren hinterlassen können. Der eingeborene Hindu hat lange, schmale Füße. Bei den sandalentragenden Muhamedanern ist die große Zehe vollständig von den andern getrennt, weil der Riemen gewöhnlich dazwischen durchgezogen ist. Die kleinen Bolzen aber lassen sich nur auf eine einzige Weise abschießen, nämlich durch ein Blasrohr. Nun also, wo wird unser Wilder zu suchen sein?«

      »In Süd-Amerika,« schlug ich vor. Er streckte die Hand aus und nahm einen dicken Band vom Bücherbrett herunter.

      »Dies ist der erste Band einer Völkerkunde, welche soeben erscheint und als neueste Autorität angesehen wird. – Was steht nun hier? – ›Die Andamanen, eine Inselgruppe, 340 Meilen nördlich von Sumatra, in der Bai von Bengalen gelegen.‹ – Hm! Hm! – Feuchtes Klima, Korallenriffe, Haifische, Port Blair, Sträflings-Baracken, Insel Rutland, Baumwollenwälder. – A, da haben wir’s. – ›Die Eingeborenen der Andamanen werden von den meisten Anthropologen für die kleinste Menschenrasse auf unserer Erde gehalten. Ihre Durchschnittshöhe ist vier Fuß, doch giebt es viele Erwachsene, die bedeutend kleiner sind. Es ist ein wilder, grimmiger, widerspenstiger Volksstamm; doch sind sie, wenn ihr Vertrauen einmal gewonnen ist, auch einer hingebenden Freundschaft fähig.‹ Merken Sie sich das, Watson, nun hören Sie weiter: ›Sie sind von Natur abschreckend häßlich, haben unförmige Köpfe, kleine funkelnde Augen, verzerrte Gesichtszüge. Auch ihre Füße und Hände sind merkwürdig klein. Sie sind so störrig und unlenksam, daß alle Bemühungen der britischen Beamten, sie auch nur im geringsten zu ihren Gunsten zu stimmen, fehlgeschlagen sind. Für die Mannschaft gestrandeter Schiffe sind sie von jeher ein Schrecken gewesen, da sie den Ueberlebenden mit ihren Steinknütteln den Schädel einschlagen oder sie mit ihren vergifteten Pfeilen erschießen. Dergleichen Metzeleien werden dann regelmäßig mit einem kannibalischen Fest beschlossen.‹ Ein nettes, liebenswürdiges Volk, Watson! Was? Wenn dieser Kerl ganz nach eigenem Gutdünken hätte handeln können, würde die Geschichte noch eine viel gräßlichere Wendung genommen haben. Ich denke, daß selbst wie die Sachen jetzt liegen, Jonathan Small viel darum gäbe, wenn er seine Hilfe nicht in Anspruch genommen hätte.« »Wie mag er nur zu dem absonderlichen Gefährten gekommen sein?«

      »Darüber weiß ich nichts. Da Small jedoch von den Andamanen kommt, so ist es gerade kein Wunder, daß dieser Insulaner ihn begleitet. Aber Watson, Sie sehen aus, als wären Sie halbtot vor Müdigkeit. Legen Sie sich aufs Sofa und ich will versuchen, Sie einzuschläfern.«

      Er nahm seine Violine aus der Ecke und fing an, während ich mich behaglich ausstreckte, eine leise, träumerische Melodie zu spielen – ohne Zweifel nach eigener Eingebung, denn er besaß eine ungewöhnliche Gabe zu phantasieren. Zuerst sah ich noch seine hagern Gliedmaßen, sein ernstes Gesicht und das Auf-und Niedergleiten seines Bogens; dann schien ich dahinzuschweben auf sanften Tonwellen, bis ich im Traumlande ankam, wo Mary Morstans liebes Gesicht auf mich hernieder blickte.

       Inhaltsverzeichnis

      Erst spät am Nachmittag erwachte ich, neu gestärkt und erfrischt. Sherlock Holmes saß noch immer auf demselben Platze; er hatte jedoch die Violine beiseite gelegt und sich in ein Buch vertieft. Als ich eine Bewegung machte, sah er auf; seine Miene war düster und unruhig.

      »Wie fest Sie geschlafen haben,« sagte er, »ich fürchtete schon, unsere Stimmen würden Sie wecken.«

      »Ich habe nichts gehört. Sind neue Nachrichten gekommen?«

      »Leider nein. Ich erwartete um diese Zeit schon Bestimmtes und bin sehr enttäuscht. Wiggins war eben hier um Bericht abzustatten. Er sagt, daß keine Spur von dem Boot zu finden sei. Mich ärgert dies Hindernis um so mehr, als jede Stunde von Wichtigkeit ist.«

      »Könnte ich nichts thun? Ich bin jetzt vollkommen ausgeruht und bereit zu jeder nächtlichen Unternehmung.«

      »Nein, uns bleibt nichts übrig als zu warten. Wenn wir das Haus verlassen, könnte die Botschaft in unserer Abwesenheit einlaufen und eine Verzögerung entstehen. Thun Sie, was Sie wollen, aber ich muß auf Wache bleiben.«

      »Dann möchte ich in Camberwell Frau Cäcilie Forrester besuchen. Sie bat gestern darum.«

      »Frau Forrester?« fragte Holmes, mit bedeutsamem Lächeln.

      »Je nun, natürlich auch Fräulein Morstan. Die Damen waren auf den weiteren Verlauf der Sache gespannt.«

      »Erzählen Sie ihnen nur nicht zu viel,« sagte Holmes. »Auf eine Frau darf man sich niemals verlassen – selbst auf die beste nicht.«

      Ich nahm mir nicht die Zeit, dieser abscheulichen Ansicht zu widersprechen.

      »In ein bis zwei Stunden bin ich wieder da,« rief ich.

      »Ganz recht! Viel Vergnügen. Aber halt, wenn Sie so wie so auf die andere Seite des Flusses gehen, könnten Sie wohl den Toby zurückbringen. Höchst wahrscheinlich werden wir ihn nicht mehr brauchen.«

      So nahm ich denn unsern Köter mit und lieferte ihn unter Beifügung einer halben Guinee an den alten Sherman in der Pinchinstraße ab. In Camberwell fand ich Fräulein Morstan etwas angegriffen von den Abenteuern der verflossenen Nacht, aber sehr begierig, die neuen Nachrichten zu hören. Ich erzählte den Damen alles, was wir gethan, behielt jedoch die schrecklichsten Einzelheiten für mich. So erwähnte ich zwar Scholtos Tod, aber nicht die genaue Art und Weise, wie derselbe erfolgt war. Immerhin blieb noch genug des Seltsamen, um sie in Staunen und Verwunderung zu setzen.

      »Ein vollkommener Roman,« rief Frau Forrester. »Eine um ihr Recht betrogene Dame, ein Schatz von einer halben Million, ein schwarzer Kannibale und ein Spitzbube mit СКАЧАТЬ