Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane - Arthur Conan Doyle страница 136

Название: Gesammelte Werke: Kriminalromane + Detektivgeschichten + Historische Romane

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026850861

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СКАЧАТЬ die Stelle an meinem eigenen Kopf. Offenbar mußte ein solcher Schlag von rückwärts geführt worden sein. Gewissermaßen war das für den Angeklagten ein entlastender Umstand, denn als man ihn mit dem Vater streiten sah, stand er diesem gegenüber. Ganz stichhaltig war es freilich nicht, denn der Alte konnte sich auch umgedreht haben, ehe der Hieb fiel. Dennoch lohnte es sich vielleicht, Holmes darauf aufmerksam zu machen. Dazu kam die sonderbare Hinweisung des Sterbenden auf eine Ratte. Was mochte das bedeuten? Delirium war es nicht. Ein Mann, der einen plötzlichen Tod erleidet, spricht nicht leicht irre. Nein – wahrscheinlicher ist’s, daß er damit angeben wollte, wie ihn das Schicksal ereilt habe. Aber worauf konnte es sich beziehen? Ich zerbrach mir den Kopf hierüber; – und nun noch das graue Tuch, das der junge Mc Carthy gesehen haben wollte. Beruhte das nicht auf Täuschung, so mußte der Mörder auf der Flucht ein Kleidungsstück, wahrscheinlich den Überzieher, verloren und die Frechheit gehabt haben umzukehren, um das Vermißte zu holen, in dem Augenblick, wo der Sohn kaum zwölf Schritte entfernt am Boden kniete und ihm den Rücken zuwandte. Welch ein geheimnisvolles Gewebe von Unwahrscheinlichkeiten bot die ganze Geschichte! Lestrades Auffassung wunderte mich nicht, und doch traute ich so fest auf meines Freundes Einsicht, daß ich die Hoffnung nicht aufgab; schien doch jeder neue Nebenumstand ihn in seiner Überzeugung von der Unschuld des jungen Mannes zu bestärken.

      Sherlock Holmes kehrte erst spät zurück; er kam allein, denn Lestrade hatte sein Quartier in der Stadt genommen.

      »Der Barometer steht noch sehr hoch«, bemerkte er sich niederlassend. »Es ist wichtig, daß wir den Schauplatz besuchen, ehe es regnet; andererseits ist es aber auch vonnöten, daß sich der Mensch frisch und gestärkt an eine so peinliche Arbeit macht. Von langer Fahrt ermüdet, möchte ich sie nicht unternehmen. Ich habe indessen den jungen Mc Carthy gesehen.«

      »Und was erfuhrst du von ihm?«

      »Nichts.«

      »Vermochte er nichts aufzuklären?«

      »Gar nichts. Erst neigte ich zu der Annahme, er kenne den Täter und wolle ihn oder sie nur schonen, jetzt aber bin ich überzeugt, er weiß so wenig davon, wie die andern. Er scheint nicht gerade aufgeweckt zu sein, macht aber einen angenehmen und gutherzigen Eindruck.«

      »Sein Geschmack aber imponiert mir wenig«, warf ich ein, »wenn er wirklich nicht geneigt sein sollte, ein so reizendes Geschöpf wie Fräulein Turner zu heiraten.«

      »Das hängt freilich mit einer mißlichen Geschichte zusammen. Der junge Mensch ist bis über die Ohren in sie verliebt, aber vor zwei Jahren, noch ehe er das junge Mädchen recht kannte, welches fünf Jahre in der Pension war, fiel das Bürschchen (das damals kaum die Kinderschuhe ausgetreten hatte) in die Netze einer Kellnerin in Bristol und heiratete diese vor dem Standesamt. Kein Mensch weiß davon, und nun begreifst du, in welcher heillosen Lage der junge Mann steckt. Es geschah aus reiner Verzweiflung, daß er seine Hände gen Himmel erhob, als ihn sein Vater bei ihrer letzten Begegnung drängte, um Fräulein Turner anzuhalten. Sein Vater – wie ich allgemein hörte, ein harter Mann – würde ihn einfach verstoßen haben, hätte er die Wahrheit erfahren. Der Junge hatte sich die letzten drei Tage bei seiner Frau Kellnerin in Bristol aufgehalten, und sein Vater wußte nicht, wo er war. Beachte diesen Umstand wohl; er ist wichtig. Die Sache nahm jedoch für den jungen Mc Carthy einen glücklichen Verlauf; denn kaum hatte die Kellnerin aus der Zeitung vernommen, in welcher mißlichen Lage sich ihr Gatte befand, und daß er möglicherweise gehenkt würde, so gestand sie ihm, daß sie bereits einen Ehemann in den Bermuda-Dockyards habe, ihre Ehe also ungültig sei. Ich glaube, diese angenehme Nachricht hat den jungen Mann für alles Erlittene getröstet.«

      »Aber wenn er unschuldig ist, wer hat es dann getan?«

      »Ja, wer? Ich möchte dich nur auf zwei Punkte aufmerksam machen. Erstens hatte der Ermordete eine Verabredung mit jemand unten am Teich, sein Sohn konnte dieser jemand nicht sein, denn er war abwesend, und der Vater wußte nicht, wann er zurückkehren würde. Zweitens wurde der Ruf ›Cooee‹ aus dem Munde des Ermordeten vernommen, ehe er von der Rückkehr des Sohnes wußte. Das sind die beiden Angelpunkte, um die sich der Fall bewegt. Und nun laß uns, bitte, von anderen Dingen reden und alles übrige auf morgen verschieben.«

      Wie es Holmes vorausgesehen, regnete es nicht, und der Morgen brach klar und wolkenlos an. Lestrade holte uns um neun Uhr mit dem Wagen ab, und wir fuhren nach dem Pachthof von Hatherley und dem Bascombe-Teich.

      »Heute morgen ist eine ernste Nachricht eingetroffen«, sagte Lestrade, »es heißt, Herr Turner sei so krank, daß man an seinem Aufkommen zweifelt.«

      »Wohl ein älterer Mann?« fragte Holmes.

      »Vielleicht ein Sechziger. Der überseeische Aufenthalt hat seine Konstitution zerrüttet, und er kränkelt seit geraumer Zeit. Dieser Unglücksfall hat ihn übel mitgenommen. Er war ein alter Freund Mc Carthys und, wie mir scheint, sein Wohltäter, denn, wie ich hörte, überließ er ihm Hatherley pachtfrei.«

      »Wirklich? Das ist recht interessant!« sagte Holmes.

      »Ja, er hat Mc Carthy auch sonst in jeder Weise geholfen. In der Umgegend rühmt jeder, was er alles für ihn tat.«

      »Wirklich? Kommt es Ihnen nicht etwas sonderbar vor, daß dieser Mc Carthy, der doch sehr unvermöglich war und Turner so viel verdankte, in so zuversichtlicher und bestimmter Weise von einer Verbindung seines Sohnes mit Turners Tochter – der künftigen Gutsherrin – gesprochen hat, als ob dies die einfachste Sache von der Welt wäre. Und dies wird um so befremdlicher, als bekanntlich Turner der Heirat abgeneigt war. Die Tochter gab uns das deutlich zu verstehen. Läßt Sie das nicht auf etwas schließen?«

      »Da wären wir also schon glücklich bei den Schlüssen und Folgerungen angelangt«, sagte Lestrade und zwinkerte mir zu. »Ich finde es schon schwer genug, Herr Holmes, die bloßen Tatsachen festzuhalten, ohne ausgedachten Theorien nachzujagen.«

      »Sie haben recht«, sagte Holmes spöttisch, »es fällt Ihnen sehr schwer, die Tatsachen zu fassen.«

      »Und doch ist mir eine Tatsache klar, die Sie nur schwer festzuhalten vermögen, wie mir scheint«, meinte Lestrade etwas erregt.

      »Und das wäre?«

      »Daß Mc Carthy senior seinen Tod von der Hand Mc Carthys juniors erlitt, und daß alle gegenteiligen Annahmen eitel Mondschein sind.«

      »Zum Glück ist Mondschein heller als Nebel«, versetzte Holmes lachend, »doch irre ich nicht, so ist hier zur Linken der Pachthof von Hatherley.«

      »Ja, allerdings.« – Vor uns lag ein geräumiges, hübsch ausgestattetes Wohnhaus, zwei Stockwerke hoch und mit Schiefer gedeckt. Indessen verliehen die herabgelassenen Jalousien und die rauchlosen Kamine dem Gebäude ein totes Aussehen, es war, als laste die begangene Freveltat darauf. Wir klopften an, und auf Holmes’ Nachfrage zeigte uns die Magd die Stiefel, welche ihr Herr am Todestag getragen, sowie ein Paar des Sohnes, wenn auch nicht diejenigen, die er damals angehabt hatte. Nachdem Holmes diese sehr genau nach sieben bis acht Richtungen gemessen hatte, ließ er sich in den Hof führen, von wo aus wir den gewundenen Pfad nach dem Teich von Bascombe folgten.

      Sherlock Holmes war geradezu verwandelt, wenn er sich, wie eben jetzt, auf frischer Fährte befand. Wer nur den ruhigen Denker und Logiker aus der Bakerstraße kannte, hätte ihn hier für einen andern Menschen gehalten. Sein Gesicht war gerötet und schien dunkler. Seine Augenbrauen liefen in zwei scharfe, schwarze Linien zusammen, unter welchen die Augen mit stählernem Glanze hervorleuchteten. Sein Blick war zur Erde gerichtet, seine Schultern nach vorn gebeugt, die Lippen zusammengepreßt, und an seinem langen, sehnigen Hals traten die Adern wie gespannte Saiten hervor. Seine Nasenflügel schienen vor wilder Jagdlust zu beben, СКАЧАТЬ