Название: Gesammelte Werke
Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813475
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»Ich glaube nicht, dass wir das Sonomatal vor Schlafenszeit erreichen«, sagte er und maß mit den Augen den Abstand der Sonne vom Horizont. »Dies ist das Bennettal. Hier setzt man über eine Wasserscheide und kommt dann bei Glen Ellen heraus. Sieh, das ist nun ein mächtig schönes Tal, wenn jemand dich danach fragen sollte. Und ein prachtvoller Berg dort drüben.«
»Der Berg ist wirklich schön«, erklärte Saxon. »Aber die anderen Höhen sind zu kahl. Und ich sehe keine großen Bäume. Es gehört reicher Boden dazu, dass die Bäume so groß werden.«
»Ich will ja nicht behaupten, dass es das Mondtal ist – das würde mir nicht einfallen. Aber doch, Saxon, der Berg dort ist keine Kleinigkeit. Sieh nur all das Holz darauf. Ich möchte wetten, dass es dort Hirsche gibt!«
»Ich möchte wissen, wo wir dieses Jahr den Winter verbringen werden«, meinte Saxon.
»Weißt du – ich habe auch gerade darüber nachgedacht. Lass uns im Winter nach Carmel gehen. Mark Hall ist wiedergekommen und Jim Hazard auch. Was meinst du dazu?«
Saxon nickte.
»Aber diesmal brauchst du doch nicht alle mögliche Gelegenheitsarbeit zu verrichten?«
»Nein, wir können uns damit begnügen, Pferde aufzukaufen, wenn das Wetter gut genug zum Ausfahren ist«, bestätigte Billy, und sein Gesicht strahlte vor Zufriedenheit. »Und wenn dieser herumspazierende Dichter aus dem Marmorhaus in der Nähe ist, dann werde ich schon die Boxhandschuhe an ihm versuchen, nur um ihn daran zu erinnern, dass er mir einmal beinahe die Beine in den Leib getrabt hat.«
»Oh, Oh!« rief Saxon. »Sieh nur, Billy! Sieh!«
Bei einer Wegbiegung kam ein Mann in einem mit einem schweren Pferd bespannten Wagen gefahren. Das Tier war von schimmernder kastanienbrauner Farbe, mit weißgelber Mähne und Schweif. Der Schweif fegte fast den Boden, und die Mähne war so schwer, dass sie sich wie ein Kamm am Halse hob und über die Seiten wogte. Das Tier witterte die Stuten und blieb stehen, warf den Kopf zurück, das große Büschel der gelbweißen Mähne wogte im Winde. Es beugte den Kopf, bis die weitgeöffneten Nüstern die zitternden Knie berührten, und zwischen den stark gespitzten Ohren kam ein mächtiger, fast unglaublich gebogener Hals zum Vorschein. Dann warf es wieder den Kopf zurück und zerrte zornig am Gebiss, während der Kutscher weit ausbog, um keine Gefahr zu laufen. Sie konnten den blauen Glanz in den wildschimmernden Augen des Pferdes sehen, und Billy griff vorsichtig nach den Zügeln und hielt selbst weit ab. Er hob die Hand, um dem Mann mit dem Hengst ein Zeichen zu machen, und als sie aneinander vorbei waren, hielt er an, und sie plauderten über Arbeitspferde.
Unter anderm erfuhr Billy, dass der Hengst Barbarossa hieß, dass es sein Besitzer war, der ihn fuhr, und dass er in Santa Rosa zu Hause war. »Es gibt von hier zwei Wege nach dem Sonomatal«, sagte der Mann. »Wenn Sie an den Kreuzweg kommen, müssen Sie links über Bennet Peak nach Glen Ellen abbiegen – es ist dort drüben.«
Hoch über weitgedehnte Stoppelfelder erhob sich der Bennet Peak in der warmen Sonne, zwischen einer Reihe von Höhen, die sich an seinen Fuß lehnten. Aber Höhen und Berge an dieser Seite waren kahl und verbrannt, wenn auch von der schönen, sonnenverbrannten, gelbbraunen Farbe, die für Kalifornien eigentümlich ist.
»Der Weg rechts führt auch nach Glen Ellen, aber er ist weiter und steiler. Nun, Ihre Pferde sehen nicht aus, als ob sie das stören würde.«
»Welcher von den Wegen ist der schönere?« fragte Saxon.
»Oh, der rechts – das ist kein Zweifel«, sagte der Mann. »Das ist der Sonomaberg, und der Weg geht ein gutes Stück hinauf und dann durch Coopers Grove.«
Als sie sich verabschiedet hatten, fuhr Billy nicht gleich weiter. Er und Saxon sahen über die Schulter nach dem erregten Barbarossa zurück, der steigend und in sehr aufrührerischer Stimmung nach Santa Rosa davonsetzte.
»Nun«, meinte Billy, »hier möchte ich schon nächstes Frühjahr sein.«
Beim Kreuzweg machte Billy halt und sah Saxon an. »Was tut es, wenn der Weg auch etwas länger ist?« sagte sie. »Sieh, wie schön es ist – alles mit grünen Bäumen bedeckt, und ich bin sicher, dass es Riesentannen in den Canyons gibt. Man kann es nie wissen. Das Mondtal könnte doch irgendwo dort oben liegen. Und wir dürfen es uns doch nicht entgehen lassen, nur um eine halbe Stunde zu sparen.«
Sie bogen nach rechts ab und fuhren über eine Reihe steiler Anhöhen. Als sie sich näherten, sahen Sie, dass das Wasser immer reichlicher floss. Sie fuhren an einem Bach vorbei, und obwohl die Weinberge trocken von der Sommerhitze waren, standen doch große, prachtvolle Baumgruppen auf den Bauernhöfen und rings auf der Ebene.
»Es mag merkwürdig klingen«, sagte Saxon, »aber ich habe den Berg schon richtig liebgewonnen. Es ist fast, als hätte ich ihn früher schon irgendwo gesehen, und – nun ja, er ist ganz herrlich.«
Sie fuhren über eine Brücke, bogen plötzlich um eine Ecke und standen inmitten einer geheimnisvollen kühlen Dunkelheit. Auf allen Seiten erhoben sich stattliche Riesentannen. Der Wald war ein rosiger Teppich von Herbstfarnen. Hin und wieder durchbrach ein Sonnenstrahl den tiefen Schatten und erwärmte das düstere Dunkel des Hains. Verlockende Pfade wanden sich zwischen den Bäumen hindurch und verschwanden in den anheimelnden Winkeln, gebildet von roten Säulen, die im Kreise um den Staub verschwundener Vorfahren wuchsen – ein Zeugnis von den titanenhaften Dimensionen jener Vorfahren durch eben den Durchmesser der Kreise, in denen sie standen.
Aus dem kleinen Walde kamen sie heraus, gelangten zur Wasserscheide, und von hier ging der Weg über wogende Ebenen und durch kleine Einschnitte und Canyons, die alle bewaldet waren und von Wasser troffen. Stellenweise war der Weg von Quellen am Wegrande benetzt.
»Dieser Berg ist ja der reine Schwamm«, sagte Billy. »Da steht er nun hier nach einem langen, trockenen Sommer, und der Boden ist so undicht wie ein Sieb.«
»Ich weiß, dass ich noch nie hier gewesen bin«, sagte Saxon laut vor sich hin. »Aber es ist mir alles so wohlbekannt. Ich muss es geträumt haben. – Und da sind Madronjos! – Ein ganzer Wald! Und Manzanitas! Mir ist, als sei ich heimgekommen. – Ach, Billy, wenn es sich nun zeigt, dass dies unser Tal ist!«
»An СКАЧАТЬ