EAT LOCAL(s) - Rate, wer zum Essen kommt. Danny King
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Название: EAT LOCAL(s) - Rate, wer zum Essen kommt

Автор: Danny King

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958353084

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СКАЧАТЬ worauf Sebastian geantwortet hätte: »Ich habe mir auch noch nie mit einem Hammer auf die Hand gehauen, aber ich bin trotzdem ziemlich sicher, dass mir das nicht gefällt.« Einer der Jungs hatte gesagt, er solle sich keine Sorgen machen. Falls sie etwas ausprobieren wollte, wobei Sebastian sich unsicher wäre, müssten sie vorher einfach nur ein Safeword vereinbaren – so was wie »Pfirsich« oder »Rübenkraut« oder »Portillo« oder irgendwas. Anstatt die Nachbarschaft mit Schreien wie »Aah, hör auf! Hör auf! Ich mag das nicht!«, zu wecken – was in manchen Kreisen durchaus bedeuten könne: »Ich bin ein böser Junge, hör bloß nicht auf und dreh daran, während du es reinrammst!« – müsste er dann bloß »Rübenkraut« sagen und sie würde ihn sofort losbinden, die Krokodilklemmen abziehen und sich die Hände waschen gehen. Das erfüllte Sebastian zwar nicht gerade mit Zuversicht, aber es war immerhin ein Plan.

      »Wer bist du?«, unterbrach eine Stimme aus dem Nichts seinen Gedankenfluss. Sebastian erschrak fast zu Tode und hätte beinahe mit einem spontanen Boxhieb geantwortet.

      »Jesus! Warum zur Hölle schleicht ihr euch so an jemanden an? Wollt ihr unbedingt die Fresse poliert kriegen?«, fragte er die beiden acht und zehn Jahre alten Jungen, die direkt hinter ihm standen.

      »Wartest du auf jemanden?«, erkundigte sich der Zehnjährige.

      »Sieht man das?«, erwiderte Sebastian.

      »Du wohnst nicht in der Gegend, oder?«, stellte der Junge fest.

      »Gottseidank nicht.« Sebastian ließ seinen Blick über den Parkplatz hinweg auf die mondbeschienenen Felder und skelettartigen Bäume schweifen. »Was für ein Scheißkaff!«

      Jeder Ort mit so wenig Neonlicht konnte nur ein Drecksloch sein.

      Die Jungs waren nicht für das Landleben angezogen. Sie sahen mit ihren Pseudo-Designerlabels und gefälschten Markenklamotten eher wie die Straßenkids in seiner Wohnsiedlung in Hackney aus, und doch standen sie hier, unbeaufsichtigt und unbekümmert trotz des Fremden in ihrer Mitte. Vielleicht warteten sie auch auf Vanessa?

      »Solltet ihr nicht längst im Bett sein, Jungs?« Sebastian zeigte auf die Bahnhofsuhr, deren Stundenzeiger schon die Neun erreicht hatte und keine Anstalten machte, langsamer zu werden.

      »Ich muss erst um zehn ins Bett«, erklärte der Ältere.

      »Zehn Uhr! Das ist ja unerhört. In deinem Alter durfte ich nie so lange aufbleiben.« Augenblicklich wurde Sebastian peinlich bewusst, dass es Äußerungen wie diese waren, die ihn langsam in Richtung »mittleres Lebensalter« schoben.

      »Was für ein Arschgesicht!«, schlussfolgerte der Jüngere auch prompt.

      Ohne weitere Umstände stellte der Ältere sich und seinen Bruder als Mick und Nick vor, Generalbevollmächtigte für Christ’s Hospital und alles, was darin war. Außerdem berichtete Mick, dass er und sein Bruder sich momentan auf der Flucht vor ihrer Mutter befänden, da ein kleiner familiärer Streich etwas aus dem Ruder gelaufen sei.

      »Gib uns ein Pfund«, forderte Mick schließlich, als ob das die logische Konsequenz aus dem gerade Erzählten wäre.

      »Wofür? Dass ihr eure Schwester in einen Teich geschubst habt?«, fasste Sebastian die Anekdote knapp zusammen.

      »Nein, für was Süßes«, stellte Mick klar.

      »Hat euer alter Herr euch nie gesagt, dass man nicht mit Fremden spricht?«

      »Und deiner?«, konterte der kleine Nick.

      »Der war nicht da, um mir irgendwas zu sagen. Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen. Ich kannte ihn noch nicht mal«, erklärte Sebastian. Ein verständnisvoller Ausdruck geteilten Schmerzes verdunkelte Micks Gesicht.

      »Mein Dad ist in Afghanistan«, sagte er leise und blickte ins Leere. In diesem Moment erschien es Sebastian, als trüge Mick eine größere Last auf seinen schmalen Schultern, als einem Jungen seines Alters aufgebürdet werden sollte.

      »Oh, tatsächlich?« Sebastian schämte sich ein wenig, weil er so abweisend zu den Jungs gewesen war. Er griff in die Hosentasche und holte eine glänzende Ein-Pfund-Münze hervor, um sein Verhalten wiedergutzumachen. Die beiden konnten damit sowieso mehr anfangen als er. »Hier, für euch.«

      Mick griff nach dem Geldstück und schenkte Sebastian ein dankbares Lächeln.

      »Euer Dad ist also in der Army?«, fragte Sebastian.

      »Nein«, lachte Mick, »bei den Taliban.«

      Sebastian war gleichzeitig empört und peinlich berührt, dass er von einem Zehnjährigen übers Ohr gehauen worden war. Normalerweise ließ er sich nur von Leuten übervorteilen, die mindestens fünf Jahre älter als Mick waren.

      »Hey, gib mir mein Geld zurück!«, verlangte Sebastian, aber Mick schüttelte bloß den Kopf und reichte es an seinen grinsenden Bruder weiter.

      »Tut mir leid, Kumpel, keine Rückzahlungen«, informierte er Sebastian über die Firmenpolitik. Aber der war nicht bereit, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen. Es ging ihm nicht um das Geld, es ging ums Prinzip … na gut, es ging auch um das Geld. Aber vor allem ums Prinzip. Und das Geld. Er war vielleicht klein für sein Alter, aber er war immer noch fast doppelt so groß wie Mick und Nick, und er hatte nicht übel Lust, den Parkplatz mit den beiden aufzuwischen, um ihnen alles Kleingeld abzunehmen, das sie bei sich haben mochten. Als er ein Kind gewesen war, war das mit ihm ständig gemacht worden, und ihm hatte es schließlich auch nicht geschadet. Und da der Stationsvorsteher in seiner Bude mit einem durchgeweichten Exemplar des Playboys beschäftigt war, das er auf den Schienen gefunden hatte, gab es sowieso niemanden, der ihn hätte aufhalten können. Doch die aufstrebende Jugend von Christ’s Hospital hatte ihren Coup perfekt getimt. Ein grell strahlendes Paar Scheinwerfer erhellte den Parkplatz genau in dem Moment, als Sebastian Mick beim Kragen packte, und plötzlich gab es Wichtigeres zu tun.

      »Hier, nimm das.« Sebastian drückte Mick die halb leere Bierdose als Abschiedsgeschenk in die Hand, griff nach seiner Tasche und schritt auf die metallicblaue Autotür zu, die gerade geöffnet worden war.

      Nachdem er die Tasche auf den Rücksitz geworfen hatte, machte Sebastian einen unbeholfenen Versuch, Vanessa zu umarmen. Das hatten sie noch nie getan. Tatsächlich hatten sie bis jetzt überhaupt noch nichts getan, und Sebastian hatte den leisen Verdacht im Hinterkopf, dass Vanessa ihn nur eingeladen hatte, um ihn zu einer Scientology-Sitzung mitzuschleppen.

      Vanessa erwiderte Sebastians Umarmung enthusiastisch, presste ihre rubinroten Lippen auf seine und erfüllte seine Sinne mit ihrem süßen Duft. Sie war sogar noch verführerischer als in seiner Erinnerung, mit ihrer perfekten milchweißen Haut und einigen pechschwarzen Haarsträhnen, die vor dem Blitzen ihrer durchdringend blauen Augen herabhingen. Auch wenn sie nicht unbedingt die Frau aus Sebastians Fantasien war, so war er nur zu gern bereit, seine Fantasien für Vanessa umzuschreiben. Sie war alles und noch mehr: selbstsicher, schön und hungrig. Heute Nacht würde sie ihn verschlingen. Und er konnte es kaum erwarten.

      »Du riechst köstlich«, sagte er, als ob sie ein Teller Schweinerippchen wäre.

      »Und du riechst nach Bier«, gab Vanessa das Kompliment ungebraucht zurück.

      »Was? Oh nein.« Innerlich schalt Sebastian sich dafür, dass er nicht an Pfefferminzbonbons gedacht hatte. »Ich habe mit den Jungs noch ein bisschen was getrunken, weißt du, beim Warten.«

      Sebastian hatte die paar Biere СКАЧАТЬ