EAT LOCAL(s) - Rate, wer zum Essen kommt. Danny King
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу EAT LOCAL(s) - Rate, wer zum Essen kommt - Danny King страница 6

Название: EAT LOCAL(s) - Rate, wer zum Essen kommt

Автор: Danny King

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958353084

isbn:

СКАЧАТЬ informierte Henry.

      Das war Boniface neu. Das letzte Mal, als sie diese Meinungsverschiedenheit gehabt hatten, war Berwick in Schottland gewesen. Wann war es übergewechselt?

      »Gentlemen, Gentlemen, einen Streitpunkt nach dem anderen bitte. Ich glaube, ich bin immer noch der Ranghöchste«, unterbrach der Duke, um etwas Ordnung in die Sitzung zurückzubringen. Aber Boniface hatte seinen Standpunkt noch nicht durchgesetzt. Er lief im Raum hin und her wie ein eingesperrtes Tier, während die meisten der anderen ihn mit den Augen verfolgten. Bis auf Alice. Sie wandte sich wieder ihrem Strickzeug zu. Sie strickte nichts Bestimmtes und war sowieso nicht gerade begabt darin. Wenn sie fertig war, würde sie nur ein paar Wollknäuel zu einem formlosen Lappen zusammengewurschtelt haben, den sie dann ins Feuer warf, aber mehr als alles andere war ihr das Stricken zur Gewohnheit geworden. Sie tat es, weil es ihren Händen etwas zu tun gab und ihr half, sich einzufügen. Es war Teil ihrer äußeren Erscheinung, Teil ihrer Tarnung, und inzwischen strickte sie schon so lange, dass es Teil ihrer Identität geworden war. Wenigstens fühlte es sich für Alice so an.

      »Sechzig Millionen, Duke. Sechzig Millionen und kein Ende in Sicht«, verkündete Boniface. »Dabei erinnere ich mich noch daran, wie die Bevölkerung bei nur sechs Millionen lag. Und wir waren damals acht und sind heute immer noch acht.«

      »Denkst du etwa an Fortpflanzung, Peter?«, lächelte der Duke, wobei er Bonifaces Angewohnheit übernahm, Fragen zu stellen, deren Antwort er bereits kannte.

      »Oh nein, ich bin zufrieden mit den Freunden, die ich habe, vielen Dank«, schnaubte Boniface, der den Sarkasmus im Ton des Dukes nicht bemerkt hatte.

      »Das bin ich auch«, schnappte Alice. »Aber ich würde es gern vermeiden, morgen mit euch allen hier festzusitzen, also kommt zur Sache.«

      Boniface machte eine dramatische Pause und wartete, dass sich stille Ehrfurcht über den Raum senkte, oder jedenfalls etwas, das ihr möglichst nahekam.

      »Quoten«, fasste er dann endlich das heiße Eisen an.

      »Was sagt denn unsere Tagesordnung?« Angel drehte das Blatt Papier um, das sie fast für die gesamte Dauer von Bonifaces Vorrede in der Hand gehalten hatte. Darauf stand nur ein Wort: QUOTEN.

      Henry grinste. Der Duke seufzte. Thomas stöhnte. Alice murrte. Und Boniface machte ein finsteres Gesicht.

      Draußen blieb Chen weitgehend gleichgültig. Er kannte die Diskussion, die gerade ohne ihn stattfand, auswendig. Es war die gleiche, die sie bei ihrem letzten Treffen geführt hatten, und ebenso bei dem davor. Tatsächlich hatten sie schon so lange, wie sie sich trafen, diesen immer gleichen Streit.

      Und doch änderte sich nie etwas. So viele Worte. Immer dasselbe Ergebnis. Die Zeiten änderten sich und dennoch änderten sie sich nicht. Vielleicht war das das Problem. Sie waren eine vom Aussterben bedrohte Art. Ihre Zeit war gekommen, zwischen den Seiten der Geschichtsbücher zu verschwinden, doch ein paar von ihnen konnten sich immer noch halten – gerade eben. Und nur, wenn sie die Regeln befolgten.

      Vor langer Zeit hatten sie einmal gejagt wie Löwen. Jetzt schlichen sie herum wie … nun, wie Füchse eigentlich, fand Chen, als er einen Blick auf den anderen Gast der Thatchers erhaschte, der an der Scheune vorbeiflitzte und sich unter den Stall drückte, immer noch in der Hoffnung, heute Nacht eine Mahlzeit zu ergattern.

      Chen hätte dem Fuchs gerne den Hühnerstall geöffnet, damit er sich bedienen konnte, aber der Fuchs war zu argwöhnisch. Er hatte die Schusswaffe gesehen und wusste, was sie anrichten konnte. Er würde seine Zeit abwarten. Nur zuschlagen, wenn es sicher war. Und lange genug leben, um im Morgengrauen seinen Bau wiederzusehen.

      Chen konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen. Er selbst hatte in den letzten tausend Jahren ziemlich genau das Gleiche getan, und es gab keinen Grund, dieses Erfolgsrezept zu ändern. Er fragte sich, weshalb es Boniface dazu drängte.

      In 180 Metern Entfernung presste sich 18 auf die Erde und wagte kaum zu atmen. Er lag in einer kleinen Senke, hinter einer ausladenden Eiche, zugedeckt von der Nacht. Nicht einmal der Mond vermochte ihn hier zu sehen, doch 18 konnte seine Paranoia nicht so leicht abschütteln wie Chen. Er wusste, wozu diese Wesen in der Lage waren, obwohl er noch nie in seinem Leben so nahe an eins herangekommen war. Sein gesamtes Wissen stammte aus den endlosen Briefings, die Mr. Larousse im Basisstützpunkt durchgeführt hatte. Es war schwer gewesen, nicht zu grinsen, als der fromme Geistliche ihnen – vierzig ruppigen, derben Veteranen, Ehemaligen der Special Forces – Vorträge über Themen wie das Höllenfeuer und unsterbliche Dämonen gehalten hatte, als ob es das alles wirklich gäbe. Offensichtlich war es Blödsinn. Buhmänner und Märchen für Denkbehinderte. Aber dafür, was er ihnen zahlte, waren sie willens, das Geschwätz von Larousse in Kauf zu nehmen. Die meisten Privatarmeen mussten für ein Gehalt, wie Larousses »Synode« es zu bieten hatte, mindestens die Regierung eines kleineren afrikanischen Staates stürzen. Aber 18 und seine Kollegen hatten so gut wie gar nichts dafür machen müssen. Ein paar beschissene Patrouillen durch die nächtliche Landschaft, gelegentlich eine Razzia, die nie etwas brachte, und einige Sonntagsschulpredigten über Feuer und Schwefel. Es war leichtverdientes Geld, für das man sich nicht vor einem einzigen böswillig abgefeuerten Schuss ducken musste.

      18 hatte damit gerechnet, auf diese Weise gemütlich in den vorzeitigen Ruhestand zu schippern, bis er das Ziel der heutigen Nacht überprüft hatte: einen chinesischen Kerl, der sich selbst auf diese Farm eingeladen hatte. Und der, obwohl er im Freien stand, nur ein paar hundert Yards entfernt, und eine dünne Jacke und Jeans trug, überhaupt keine Signatur auf dem Wärmebildscanner zeigte. Nicht einmal seine Hände. Nicht einmal sein Gesicht. Und warum zum Teufel trug er bei Nacht eine Sonnenbrille?

      Oh Scheiße!

      Was 18 zum Wegrennen veranlasste, war weniger die Erkenntnis, dass der Buhmann wirklich existierte, als vielmehr seine eigene Torheit. Er hatte sich nämlich dem Ziel von heute Nacht genauso genähert, wie er an die letzten fünfzig herangegangen war: auf eine alles andere als professionelle Weise. Er hatte auf dem Feldweg hinter der Farm geparkt, war durchs Unterholz gestampft und getrampelt, hatte sich am Waldrand aufgebaut und die Titelmelodie von Star Wars gesummt, während er seinen Wärmebildscanner herauskramte. Denn soweit es 18 betraf, war er bloß hier, um Bilder von ein paar Bauern zu machen und sie von seiner Liste abzuhaken. Job erledigt, zurück zur Basis für einen heißen Kakao und Marshmallows. Beim Auskundschaften eines Trainingslagers in Helmand oder einer Waffenfabrik im Sudan wäre er das Ziel mit Sicherheit anders angegangen. Aber das hier war eine Farm in Sussex, bemannt mit ein paar vom Traktor tauben Kartoffelfressern. Wie viel Tarnung sollte man da schon brauchen? Das war sein erster Fehler gewesen. Ohne dass er es ahnte, hatte 18 bereits einen zweiten gemacht, und dieser war noch fataler. Weil er weggerannt war, hatte er die Ankunft des Dukes und der anderen verpasst. Nun waren sie im Haus, außerhalb der Reichweite seines Nachtsichtgeräts.

      Alles, was 18 sah, war Chen, der mit einer Flinte über der Schulter am Grundstückszaun auf und ab ging. Und das Beste, worauf er hoffen konnte, war, dass Chen ihn nicht sah.

      

      Kapitel 4

      Sebastian war tief in Gedanken versunken, von denen sich die meisten darum drehten, wie pervers Vanessa wohl war. Sie war in einem Alter, in dem sie wahrscheinlich die meisten Sachen schon gesehen und getan hatte. Und diese Börsen-Strippenzieher-Überfliegertypen standen alle auf echt abgefahrenen Kram, das wusste jeder. Zumindest behaupteten das die Jungs in Sebastians Putzkolonne: Bondage, SM, Latex und Gruppensex. Und das war noch das harmlosere Ende des Spektrums. Die waren einfach anders drauf als normale Leute. Sie brauchten extremere Reize, um auf Touren zu kommen.

      Sebastian СКАЧАТЬ